Zauberpilze, Narrische Schwammerl, Magic Mushrooms und Shrooms sind umgangssprachliche Bezeichnungen für psychoaktive Pilze. Meist handelt es sich dabei um die psilocybin- bzw. psilocinhaltigen Gattungen der Kahlköpfe (Psilocybe), Risspilze (Inocybe) und Düngerlinge (Panaeolus). Seltener werden ibotensäurehaltige Arten der Wulstlinge (Amanita) so bezeichnet. Es sind mehr als 100 psychoaktiv wirkende Arten weltweit bekannt.


Ein bekannter Pilz ist der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe semilanceata), der häufig auf gedüngten Weiden in Mitteleuropa anzutreffen ist. Zum Kauf (legal oder illegal) werden häufig Kubanische Träuschlinge (Psilocybe cubensis) angeboten.
Wirkung
Neben den hauptsächlich wirkenden Tryptaminen Psilocybin und Psilocin enthalten diese Pilze oft auch Baeocystin und Norbaeocystin.
Die halluzinogene Wirkung ähnelt derjenigen von LSD, ist aber von kürzerer Dauer. Sie tritt je nach Pilzart und -menge zwischen 10 - 120 Minuten, meist jedoch nach ca. 45 Minuten, der Einnahme auf. Der Höhepunkt des Rausches hält ca. 3 - 5 Stunden an. Die in Mittelamerika vorkommenden Arten (z. B. Psilocybe cubensis oder Psilocybe mexicana) wurden und werden noch immer in schamanistischen Ritualen verwendet. Psilocybe cubensis wurde wahrscheinlich erst mit dem Dung der Haustiere der spanischen Eroberer eingeschleppt, was sich auch in der häufigen Ablehnung der Indianer hinsichtlich der Verwendung des Pilzes zeigt. Auch auf Nordsumatra rund um den Tobasee werden Zauberpilze von den Batak rituell verwendet.
Geschichte
Die ersten Hinweise auf einen Gebrauch von Zauberpilzen entstanden circa 9000-7000 v. Chr. In der Tassiliebene im heutigen Algerien wurden Felszeichnungen entdeckt, die maskierte mit Pilzen bedeckte „Götter“ zeigten. Das erste schriftliche Zeugnis einer Nutzung der Zauberpilze ist das Buch Historia general de las cosas de Nueva España von Bernardino de Sahagún.
Am Bekanntesten ist die schamanische Nutzung von Zauberpilzen in Südamerika. Diese Nutzung wurde 1953 von Richard Gordon Wasson und seiner Frau Valentina in Mexiko entdeckt. Vorher wurde den Zauberpilzen nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet, die Wirkstoffe in den Zauberpilzen (hauptsächlich Psilocybin und Psilocin) waren nicht bekannt und viele hielten die Existenz vieler psychoaktiver Pilzarten für unwahrscheinlich oder einen Mythos. Heute sind über 100 psychoaktive Arten rund um die Welt mit Ausnahme der Trockengebiete und der Eisgebiete bekannt. Ihre Erforschung ging von den Mykologen und Chemikern Wasson, Heim, Albert Hofmann, R. Singer und G. Guzman aus.Bekannte heutige Forscher mit vielen Fachartikeln und Büchern sind P.Stamets,J.Gartz,J.Ott sowie der Ethnomykologe G.Samorini.
Fliegenpilze wurden zum Beispiel bei den Korjaken für Vorausdeutungen, die Kontaktaufnahme mit Ahnen und Geistern und das Reisen in fremde Welten benutzt.
Abhängigkeitspotential
Körperliche Entzugsymptome sind nicht bekannt, eine körperliche Sucht entsteht somit nicht. Psychische Abhängigkeiten sind theoretisch denkbar, in wissenschaftlichen Texten jedoch nicht erfasst und auch aufgrund der sich schnell aufbauenden Toleranz und auch der Wirkung der Droge selber schwer vorstellbar.
Gefahren
Die Stärke eines Trips auf Pilzen sollte nicht unterschätzt werden. Einerseits können aus der völlig veränderten Wahrnehmung der Umwelt im Psilocybinrausch für den Konsumenten Risiken entstehen, z.B. die falsche Einschätzung von Gefahren beim Überqueren stärker befahrener Straßen oder beim Lenken eines Fahrzeugs.Allerdings wird meist Inaktivität erzeugt und solche Tätigkeiten werden gar nicht probiert. Des Weiteren kann bei Aufnahme größerer Pilzmengen eine Verkennung der Umgebung mit Angst eintreten, die allerdings nach spätestens 5 Stunden abklingt und durch die Inaktivität mit muskulärer Schwäche fast immer völlig unproblematisch abläuft. Gerade solche Reaktionen bewirken,da die Pilze nur experimentell und sporadisch verwendet werden,so z.B.einmal pro Monat. Der Bewusstseinsforscher Ronald Siegel als Sachverständiger der WHO und anderer internationaler Organisationen beschrieb schon 1981, daß die Pilze in der Regel höchstens zehnmal in Abständen von mehreren Wochen bis zur Beendigung der Verwendung benutzt werden. Damit tritt nur eine sehr geringe oder keine psychische Abhängigkeit auf, was die WHO in der Charakteristik der Drogentypen und ihres Abhängigkeitspotentials schon so 1964 festgestellt hat.
Rechtliche Aspekte
Derzeit bestehen mehrere sich widersprechende Regelungen zum Rechststatus.
In Deutschland sind die Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin als nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel in Anlage 1[1] des Betäubungsmittelgesetzes erfasst. Besitz von und Handel mit diesen Pilzen sind daher, unabhängig von z.B. ihrem Trocknungsgrad oder dem Zweck des Besitzes (mit eng begrenzten Ausnahmen, z.B. zum Zweck pilzkundlicher Sammlungen), in Deutschland strafbar. Irrtümliches Sammeln kann straffrei bleiben, ist vom Beklagten aber meist nur schwer nachweisbar.
Im Widerspruch dazu steht ein Spruch des Oberlandesgerichts Koblenz vom 15. März 2006, nach dem Pilze in keiner Form durch das BtMG erfasst und somit in trockenem als auch in frischem Zustand legal sind.[2] Dieses Urteil bezieht sich allerdings nur auf die Fassung des BtMG vor der letzten Änderung im Frühling 2005.
Auf Unwissenheit oder Unkenntnis des BtMG bei einer Bestellung oder Kauf von "Frischpilzen" in den Niederlanden kann sich auch kein potentieller Konsument herausreden. Zwar sind psilocybinhaltige Pilze aus den Niederlanden dort in frischen Zustand als Lebensmittel zugelassen, frei handelbar und käuflich. Durch Artikel 28 und 29 EG-Vertrags könnte man eine EU-weite Handelsfreiheit annehmen. Doch diese lässt sich durch den Widerspruch mit nationalen Gesetzgebungen nicht eindeutig herleiten, zumal Artikel 30 des EG-Vertrags Ausnahmen von der Freizügigkeit u. a. zum Schutz der Gesundheit der Menschen zulässt.
Fehlende empirische Daten zur Gesundheitsschädlichkeit
Jedoch kann nicht belegt werden, dass Zauberpilze gesundheitsschädlich sind. Hier besteht eine rechtlich nicht ganz eindeutige Grauzone, die im Streitfall langwierige juristische Verfahren mit einem für den Konsumenten wahrscheinlich negativen Ausgang nach sich ziehen kann.
Verbreitung
Psychoaktive Pilze sind auf der ganzen Welt verbreitet. Im Spätsommer und Herbst sind sie auch in Deutschland und in den Nachbarländern zu finden. Am häufigsten kommt wahrscheinlich der Spitzkegelige Kahlkopf und der Fliegenpilz in Deutschland vor. Jedoch breitet sich die sehr potente und große Psilocybe cyanescens auf Holzresten in den letzten 15 Jahren stark aus und ist lokal in Massen zu finden,wie z.B.in Mitteldeutschland. Ihre starke Blauverfärbung bei Druck und im Alter ist für den Pilz sehr charakteristisch und sonst in Europa nur noch bei den Röhrlingen zu finden, die jedoch inaktiv sind. Beim Sammeln von Pilzen der Gattung Psilocybe sollte man gut vertraut mit der Identifikation dieser Pilzgattung sein und Bücher zur Pilzidentifikation besitzen, denn Psilocybe-Pilze können verhältnismäßig leicht mit anderen Arten verwechselt werden. Im Rahmen der feldmykologischen Forschung, so z.B.in Pilzvereinen, fallen diese Pilze bei den allgemeinen Bestimmungen nebenbei natürlich auch mit an und sind so auch nicht verboten.
Quellen
- ↑ Anlage I des BtMG von 1981
- ↑ Quellen angeben!
Literatur
- Jochen Gartz: Narrenschwämme – Psychotrope Pilze in Europa, Nachtschatten-Verlag, Solothurn 1999
- Jochen Gartz: "Halluzinogene in historischen Schriften- Eine Anthologie von 1913- 1968", Nachtschatten-Verlag, Solothurn1999
- Gastón Guzman: The Genus Psilocybe, Gossmann, Kassel 2000, ISBN 3768254747
- Christian Rätsch, Roger Liggenstorfer: Pilze der Götter, AT Verlag, 1996 ISBN 3855026270
- Bert Marco Schuldes, Sam Lanceata: Das Pilz-Zuchtbuch, Grüne Kraft, 1999, ISBN 3930442388
- Paul Stamets: Psilocybinpilze der Welt, AT Verlag, 1999 ISBN 3855026076
Weblinks
- EMCDDA Thematic Paper: Hallucinogenic mushrooms - an emerging trend case study , June 26, 2006
- Geschichte, Chemie, Zucht, Wirkung, Buchempfehlungen uvm.
- Pilzbroschüre der LAG Drogen bei Bündnis90/Die Grünen
- Pilzbestimmung, Bilder, Berichte über Zauberpilze
- Zauberpilze. In: Erowid. (englisch)
- Großes Archiv, FAQs, Anleitungen (englisch)
- Pharmakeia.com: der rituelle und religiöse Gebrauch psychoaktiver Pflanzen - Weiterführende wissenschaftliche Informationen zu rituellem Zauberpilz-Gebrauch und weiteren entheogenen Pflanzen