Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes

Chemieunfall im Oppauer BASF-Werk (1921)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Juli 2006 um 23:10 Uhr durch 80.228.64.149 (Diskussion) (Ursache). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes ereignete sich am 21. September 1921 in Ludwigshafen am Rhein (heute Rheinland-Pfalz).

Datei:Oppau1921.jpg
Luftbild des Explosionsareals mit dem „Trichter“

Die Katastrophe

Im Zweigwerk Ludwigshafen-Oppau der „Anilin“ (Badische Anilin- und Soda-Fabrik - kurz BASF), wo damals Düngemittel nach dem Haber-Bosch-Verfahren hergestellt wurden, kam es an diesem Tag um 7:30 Uhr zu einer sehr schweren Explosion. Diese kostete 565 Menschen das Leben, und mehr als 2.000 wurden verletzt. Sie zerstörte fast sämtliche Gebäude in Oppau und richtete auch in den übrigen Ludwigshafener Stadtteilen sowie in Mannheim große Schäden an. Von 1.000 Wohnungen in Oppau wurden 900 zerstört, wodurch 7.500 Menschen obdachlos wurden. An der Stelle des Lagergebäudes O 110 entstand ein Krater von 125 m Länge, 90 m Breite und 19 m Tiefe. Der Explosionsknall soll bis in das 80 km entfernte Frankfurt am Main zu hören gewesen sein.

Armin Otto Huber, bekannt unter seinen Pseudonymen Armin Frank und Fred Larsen, beschreibt seine Beobachtungen der Katastrophe so:

„Am 21. September fliegt das Werk Oppau der Badischen Anilin- und Sodafabrik mit einem gewaltigen Knall in die Luft. Auch bei Brechtels, deren Werk mehrere Kilometer von der durch das Unglück zerstörten Fabrik entfernt liegt, kommen sämtliche Glasdächer in tausend kleinen Scherben herunter. Es gibt einige Verwundete, doch mir passiert nichts. Im Pfarrhaus sind einige Fenster samt den Fensterrahmen zerstört und durch die Prinzregentenstraße fluten endlose Züge von leichter verwundeten Arbeitern, die zu Fuß aus der Anilinfabrik kommen. In entgegengesetzter Richtung hat sich ein Strom von Neugierigen nach Oppau in Bewegung gesetzt, dem auch ich mich anschließe, um das Unheil aus nächster Nähe zu besichtigen. Um Oppau herum liegen die Leichen in langen Reihen auf Stroh oder auf die nackte Erde gebettet.“

Zitiert nach
Marianne Ertel (Hg.): Ludwigshafen am Rhein. Eine literarische Spurensuche. Stadtbibliothek Ludwigshafen am Rhein, 2003, ISBN 3924667365

Ursache

Eine sehr plausible Theorie besagt, dass Auflockerungssprengungen des Düngemittelgemisches, die an der Tagesordnung waren, zusammen mit einem weiteren, aber sehr seltenen, ungüstigen Faktor die Initialzündung der gesamten Menge von 4500 Tonnen auslöste. Es könnte die Entmischung der Stoffe im Silo ausschlaggebend gewesen sein, da Ammoniumnitrat zusätzlich stark hygroskopisch ist. Beim Verladen kamen die Arbeiter mit ihren Spitzhacken nicht sehr weit, außerdem bestand im inneren Teil des Silos Einsturzgefahr durch nachrutschenden Dünger, weshalb man den Dünger mit dem Sprengstoff Dynamit auflockerte. Das energetische Äquivalent der Detonation entsprach der Stärke einer kleinen Atombombe von ungefähr 1 –  2 Kilotonnen TNT-Äquivalent. Es gingen bis zu einer Entfernung von 90(!)km Fensterscheiben zu Bruch.

 
Gedenkstein

Gedenken

Zur Erinnerung an die Katastrophe von 1921 wurde eine Straße innerhalb der BASF „Trichterstraße“ benannt. Noch heute liegen entlang dieser Straße viele Fertigungsstätten, in denen Düngemittel produziert werden.

Ausstellungen zum Thema finden sich im Karl-Otto-Braun-Museum in Ludwigshafen-Oppau sowie im Archiv der Stadt Ludwigshafen.

Siehe auch

Literatur

  • Otto Köhler: ... und heute die ganze Welt. Die Geschichte der IG Farben und ihrer Väter. Rasch und Röhring, Hamburg, Zürich 1986, ISBN 3-89136-081-9