Gladiator

Berufskämpfer, die im Alten Rom in öffentlichen Schaukämpfen gegeneinander antraten
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Dieser Artikel befasst sich mit Gladiatoren als Schwertkämpfer, andere Bedeutungen unter Gladiator (Begriffsklärung).


Gladiatoren (vom römischen gladius, einem Stoßschwert) waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen auf Leben und Tod gegeneinander kämpften. Ebenso beliebt war es, Gladiatoren gegen wilde Tiere kämpfen zu lassen (sog. venatio). Die Kämpfe, die nicht selten blutig endeten, fanden in der Arena statt. Ein den Gladiatorenkämpfen ähnliches Spektakel waren die Naumachien, bei denen Seeschlachten nachgestellt wurden.
Die Gladiatoren sind, entgegen der heutigen Meinung, keineswegs schlank gewesen.


Ursprung der Gladiatorenkämpfe

Gladiatorenkämpfe hatten ursprünglich religiöse Bedeutung im Rahmen von Totenfeiern. Der Ursprung der Spiele ist nicht vollständig geklärt. Grabmalereien aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. deuten auf eine etruskische Herkunft. Einer anderen Theorie zufolge stammen die Spiele aus Kampanien, wo ebenfalls in Grabmalereien aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Gladiatorenkämpfe dargestellt sind.

Die ersten Gladiatorenspiele in Rom fanden 264 v. Chr. statt. Bei den Kämpfern handelte es sich um Kriegsgefangene. Auch später wurden vor allem Gefangene, verurteilte Verbrecher und Sklaven als Gladiatoren eingesetzt. Ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. konnten sich jedoch auch freie Bürger als Gladiator verpflichten. Obwohl Gladiatoren gesellschaftlich noch niedriger als Sklaven standen, war das Interesse Gladiator zu werden zeitweilig so hoch, dass der Senat dies durch ein Gesetz einschränken musste.


Gladiatoren-Gattungen

Es gab mehrere Gladiatorengattungen, die sich in ihrer Ausrüstung unterschieden. Man kann jedoch sagen, dass die Hauptausrüstung aus einem Schwert, Beinschienen, einem Helm, einem Schild und aus einem Metallgürtel bestand, der den Lendenschutz halten sollte. Selten trugen die Kämpfer einen (Ober-)Körperschutz. Dadurch ist es nicht verwunderlich, dass Gladiatoren häufig nicht lebend aus der Arena maschierten.

Es gab sechs Haupttypen von Gladiatoren: Samnit, Hoplomachus, Secutor, Murmillo, Thraker und Retiarier, auch wenn die Zahl der Gladiatorentypen im Laufe der Zeit immer mehr anwuchs.

Samnit und Hoplomachus

Der Samnit war der prächtigste aller Gladiatoren: Helm mit Wangenklappen, Busch und Federn, Brustplatte aus Metall, Panzerhandschuh, Beinschienen und einem großen Schild. Seine Angriffswaffe war das gerade Schwert, teils auch die Lanze. Zu Beginn der Kaiserzeit verschwand der Samnit aus der Arena, sein Nachfolger wurde der noch prächtigere Hoplomachus. Die Ausrüstung des Hoplomachus war ein prächtiger Visierhelm, Beinschiene, großer rechteckiger Schild und das Kurzschwert.

Murmillo und "Gallier"

Der Murmillo hatte einen Helm mit Fischverzierung, keine Beinschienen, einen großen ovalen Schild und ein gerades, langes Schwert. Der Gallier war ein Gladiator, der weitgehend dem Murmillo glich.

Retiarier, Laquearius und Secutor

Im Gegensatz zu den anderen Typen war der Retiarier kaum gepanzert, deshalb auch sehr wendig. Er hatte nur einen Armpanzer mit Schulterschild als Kopfschutz. Seine Angriffswaffen waren das Wurfnetz, der Dreizack und ein langer Dolch.

Große Ähnlichkeit mit dem Retiarier hatte der Laquearius, er brachte den Gegner aber nicht mit dem Wurfnetz, sondern mit einem Lasso zu Fall. Seine Angriffswaffen waren vermutlich die kurze Lanze und für den Nahkampf ein Dolch.

Der Secutor war ein auf den Kampf mit dem Retiarier spezialisierter Hoplomachus. Um dem Netz seines Gegners aber keinen Angriffspunkt zu bieten, trug er - anders als der gewöhnliche Hoplomachus - einen enganliegenden glatten Helm.

Andabates

Der Andabates hatte einen geschlossenem Helm ohne Augenlöcher, war also blind, und trat gegen einen anderen Andabates an. Über Sieg oder Niederlage entschieden unter diesen Umständen sein Gehör, sein Gespür für die Reaktionen des Publikums und der Zufall. Seine genaue Bewaffnung ist nicht überliefert.

Dimachaerus und Thraker

Der Dimachaerus kämpfte mit zwei Dolchen und trug einen gepolsterten Leibschutz, Bandagen am Dolcharm und an den Beinen, zuweilen auch Beinschienen, aber keinen Helm.

Der Thraker trug nur einen einfachen, offen Helm mit Wangenklappen. Charakteristisch für den Thraker waren der kleine runde Schild, die beiden Beinschienen und das kurze gebogene Schwert.

Eques und Essedarius

Der Eques war ein berittener Gladiator. Seine Schutzwaffen waren ein flacher Helm mit Visier, ein leichter Brustpanzer unter kurzer Tunika, Bandagen am Waffenarm und ein kleiner runder Schild. Solange der Eques im Sattel saß, kämpfte er vor allem mit der Lanze, abgesessen aber auch mit dem Schwert.

Der Essedariuskämpfte von einem Streitwagen, den ein Wagenlenker führte. Er jagte seine Gegner vorzugsweise mit Fernwaffen, also mit Bogen und Speer. Im Nahkampf benutzte er aber auch das Schwert.

Weitere, unüblichere Gladiatorentypen

Der Sagittarius ist keine belegte armatura in der römischen Gladiatur, da Fernwaffen wie Pfeil und Bogen ob ihrer hohen Reichweite (ca. 200 Meter) für den Gebrauch in der Arena zu gefährlich für die Zuschauer gewesen wären. Die Hauptwaffe des Veles war die Lanze. Gewöhnlich kämpfte er gegen einen anderen Veles. Eine weitere, geschichtlich jedoch nur ein Mal eindeutig belegte armatura ist der Scissor oder auch "Schlitzer". Dieser glich weitgehend dem Murmillo, jedoch trug er am Waffenarm eine Art geschlossene Metallröhre, an deren Ende eine wiegemesserförmige Klinge saß. Gegner des Scissor dürfte ein Retiarius gewesen sein.

Tod oder Karriere

Die Lebenserwartung eines Gladiators lag bei etwa 18-25 Jahren. Der Großteil starb jedoch bereits am Anfang ihrer Karriere, da die ersten Kämpfe eine Art Auslese darstellten, die nur die Fähigsten überlebten. Bei jedem Kampf stieg die Selbstsicherheit, Erfahrung und Beliebtheit eines Gladiators. Ein erfahrener und damit ein Gladiator mit hoher Anhängerschaft hatte auch mehr Chancen begnadigt zu werden, als ein Neuling, denn die Entscheidung über Leben und Tod lag in Rom beim Publikum. Gemäß der üblichen, nicht unumstrittenen Ansicht bedeute der Daumen nach oben die Schonung des Besiegten, der Daumen nach unten seinen Tod. Allerdings wurden längst nicht alle Gladiatorenkämpfe auf Leben und Tod ("mit scharfen Waffen") ausgefochten.

Schulen

Gladiatoren wurden in besonderen Schulen (ludi) ausgebildet. Berühmte Gladiatorenschulen befanden sich in Capua und in dem 79 n. Chr. verschütteten Pompeji. Gute Gladiatoren konnten durchaus viele Jahre die blutigen Kämpfe überleben. Da ihnen ein Teil der Einnahmen aus ihren Kämpfen zustand, hatten sie die Chance, sich nach einiger Zeit freizukaufen. Freigelassene Gladiatoren wurden mit einem hölzernen Schwert ausgezeichnet.

Die Arena als Kampfstätte

 
Im Kolosseum wurden Gladiatorenkämpfe veranstaltet

Die Arena, eine Fläche aus Sand, befand sich nicht auf festem Boden, sondern auf einer Fläche von Brettern, welche unterirdische Räume bedeckten. Die Unterbauten enthielten Bereitstellungsräume, Requisitenkammern und Zugangsräume für die Kämpfer, die wilden Tiere und das Hilfspersonal. Es gab sogar Aufzüge, mit deren Hilfe die zwei und vierbeinigen Darsteller für das Publikum überraschend in die Arena befördert werden konnten.

Das Ende der Gladiatorenkämpfe

Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Gladiatorenspiele von Kaiser Honorius zwar endgültig verboten, sie sind aber noch bis ins 6. Jahrhundert bezeugt.

Siehe auch: Spartacus, Gladiator (Film)