International Centre for Missing & Exploited Children
Das International Centre for Missing & Exploited Children (ICMEC), mit Hauptsitz in Alexandria, Virginia, ist eine internationale Non-Profit-Organisation.
International Centre for Missing & Exploited Children | |
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Rechtsform | 501(c)(3) |
Gründung | 1998 |
Schwerpunkt | Schutz von Kindern vor Sexuellem Missbrauch, Pornografie und Entführung |
Vorsitz | Franz B. Humer |
Website | www.icmec.org |
Sie verschreibt sich dem Kampf gegen sexuellen Missbrauch an Kindern, Kinderpornografie und Kindesentführung.[1][2][3][4]
Gegründet in den Jahren 1998, hat die ICMEC Büros bzw. Kontakte zu gleichgesinnten Organisationen in über 22 Ländern weltweit. Die Organisation arbeitet mit Gesetzgebern und Strafverfolgungsbehörden aus über 100 Ländern zusammen, um Gesetze zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexueller Ausbeutung von Kindern zu verabschieden.
Geschichte
1998 genehmigte der Verwaltungsrat der US-amerikanischen Organisation National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) die Schaffung einer internationalen Organisation. Die beiden agieren seitdem als Schwesterorganisationen.[5][6][7][8]
Die erste Sitzung des ICMEC-Vorsitzenden fand im Mai 1998 statt.[9] Es wurde im April 1999 von Hillary Clinton, der damaligen First Lady der Vereinigten Staaten und Cherie Blair, dem damaligen Premierminister Tony Blair in der britischen Botschaft in Washington, D.C. lanciert.[8][10]
2003 unterzeichnete ICMEC mit der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht das Memorandum of Understanding.[11]
2007 wurde der rumänische Ableger das Romanian Center for Missing and Exploited Children in Bukarest eröffnet.[12]
Im August 2008 wurde ICMEC vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen der Status eines "Special Consultative" verliehen, damit diese die UN mit ihrem Fachwissen in Bezug auf den Kampf gegen sexuelle Ausbeutung und Kindesentführung unterstützt.[13] ICMEC kooperiert mit Interpol, der Interkontinentalen Organization of American States und der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht.[14][15]
2009 wurde eine Niederlassung in Singapur für die Asien-Pazifik-Region errichtet.[16] Im Jahr 2011 wurde ein Office, das für Lateinamerika und die Karibik zuständig ist, in Brasilien eröffnet.[17]
2010 wurde der osteuropäischen Ableger, das Southeastern European Centre for Missing and Exploited Children eingeweiht.[18]
2012 wurde ein Rat gegründet, das sich aus Experten und Führungskräften aus dem Gesundheitssektor zusammensetzt.[19][20] Das ICMEC möchte den Gesundheitssektor ermutigen, sexuellen Kindesmissbrauch in die Lehrpläne der medizinischen Fakultäten aufzunehmen, die rechtzeitige Erkennung von Opfern durch medizinische Schulung und Ausbildung zu verbessern und epidemiologische Studien durchzuführen, um die Gesundheitsversorgung der Opfer zu verbessern. Mitglieder des Rates sind unter anderem Merck, GlaxoSmithKline, die Harvard Medical School, die American Academy of Pediatrics und das Center for Disease Control and Prevention.[19][21]
Im Jahr 2013 veranstalteten ICMEC und Thomson Reuters Corporation mit der Digital Economy Task Force eine Konferenz mit Experten und Führungskräften, um die Vorteile und Risiken der sich entwickelnden Digitalisierung beim Kampf gegen Kinderpornografie zu untersuchen.[22][23][24]
Global Missing Children’s Network
Das Global Missing Children’s Network (GMCN) wurde 1998 als Joint Venture von NCMEC und ICMEC ins Leben gerufen und ist ein Netzwerk von Ländern, die Informationen und Bilder vermisster Kinder zusammenführen, bewährte Verfahren austauschen und verbreiten, um die Wirksamkeit von Untersuchungen vermisster Kinder zu verbessern.[25][26][27] Das Netzwerk hat 22 Mitgliedsländer: Albanien, Argentinien, Australien, Weißrussland, Belgien, Brasilien, Kanada, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Mexiko, die Niederlande, Neuseeland, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Südafrika, Südkorea, Spanien, Großbritannien und die USA.[27]
Jedes Land kann auf eine anpassbare Website-Plattform zugreifen und Informationen über vermisste Kinder in eine zentralisierte, mehrsprachige Datenbank eingeben, die Fotos und Informationen über vermisste Kinder enthält, die angezeigt und verteilt werden können, um die Ortung zu unterstützen.[25][26][28] GMCN-Mitarbeiter schulen neue Länder, die dem Netzwerk beitreten, bspw. durch eine von der Stiftung der Motorola Solutions gesponserte jährlich Mitgliederkonferenz, auf der bewährte Verfahren, aktuelle Probleme, Trends, Richtlinien und mögliche Lösungen erörtert werden.[29][30][31]
Die Eltern von Madeleine McCann wandten sich an ICMEC, um sie bei der Bekanntmachung ihres Falls zu unterstützen. Der YouTube-Kanal von ICMEC, "Don'tYouForgetAboutMe", mit dem Personen Videos, Bilder und Informationen über ihre vermissten Kinder veröffentlichen können, wurde im Rahmen dieser Bemühungen gestartet und zählte im November 2014 2.200 Mitglieder.[32][33][34] ICMEC überprüft die Postings, um sicherzustellen, dass ein Kind in einem geposteten Video tatsächlich fehlt und dass die Bilder nicht unangemessen sind.[32]
Ausbildung von Strafverfolgern
Die Kinderschutzarbeit von ICMEC umfasst unter anderem die Ausbildung von Strafverfolgungsbeamten.[35][36] Seit 2003 hat ICMEC zusammen mit Interpol und der Microsoft Corporation, die 1,5 Millionen US-Dollar für das weltweite Schulungsprogramm für Strafverfolgungsbehörden bereitstellte, Beamte in Methoden zur Untersuchung von Fällen sexuellen Missbrauchs und sexueller Ausbeutung von Kindern geschult.[29][35][37] Bis September 2012 hatte das ICMEC mehr als 50 solcher Strafverfolgungsschulungen mit mehr als 5.000 Strafverfolgungsbeamten aus mehr als 120 Ländern durchgeführt.[29][15]
Finanzielle Koalition gegen Kinderpornografie
Im Jahr 2006 gründeten ICMEC, NCMEC und 34 Finanzinstitute die Financial Coalition Against Child Pornography (FCACP).[38][39][40] Die Financial Coalition, auf deren Mitglieder 90% des US-amerikanischen Zahlungsverkehrs entfallen, zielt darauf ab, die Möglichkeit des Handels von Kinderpornografie zu beseitigen.
Im Jahr 2007 entwickelte und veröffentlichte die FCACP einen Leitfaden mit dem Titel "Best Practices für die Akquise und Überwachung von Internethändlern zur Prävention und Aufdeckung kommerzieller Kinderpornografie" (übersetzt).[41][26][42][43][44] Der Leitfaden wurde vom Comptroller of the Currency und der Federal Deposit Insurance Corporation an Banken in den USA verteilt.[45][46][47] Im Jahr 2008 veröffentlichte die Koalition ein zweites Papier mit dem Titel "Trends in Migration, Hosting und Bezahlung für kommerzielle Websites für Kinderpornografie".[38][40][45][43]
Diese Bemühungen mit Sitz in den USA wurden mit der Gründung der Asia Pacific Financial Coalition im August 2009 regional ausgeweitet. Das ursprüngliche Ziel der Koalition bestand darin, Menschen und Unternehmen auf das Problem des sexuellen Missbrauchs von Kindern und auf die Art und Weise aufmerksam zu machen, wie der Verkauf und die Verteilung von Kindern über das Internet abgewickelt wurden.[38][48]
Project Vic bzw. Technologische Fortschritte bei der Strafverfolgung
ICMEC verwaltet und unterstützt das Project Vic, eine Initiative, die den Einsatz von neuen Technologien, bspw. von Hashfunktionen, bei der weltweiten und nationalen Strafverfolgung verbessern möchte.[49][50][51][52]
Die Initiative nutzt gespendete Technologien wie die Photo DNA von Microsoft.[49][52][53] Die Technologie unterstützt auch Internetdienstanbieter, indem sie ihnen hilft, auf ihren Websites veröffentlichte Bilder von sexuelle missbrauchten Kindern zu erkennen und deren weitere Verbreitung zu blockieren.[42][53][54] Darüber hinaus spendete das britische Unternehmen Friend MTS Ltd. im April 2014 seine Daktyloskopie-Technologie an ICMEC, um die Effizienz von Kinderpornografie-Ermittlungen zu steigern und den kontinuierlichen Austausch ähnlicher Dateien über das Internet zu stoppen.[52][55] ICMEC verteilt die Technologie an Strafverfolgungsbehörden, Softwareanbieter und Onlinedienstleister.[42][49][56]
Project Vic entwarf zusammen mit dem Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten ein Cloud Computing-Archiv, um größere Datenmengen an kinderpornografischen Material konsolidieren zu können.[56]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Donald F. Sprague: Investigating Missing Children Cases: A Guide for First Responders and Investigators. CRC Press, 2012, S. 167–68 (google.com).
- ↑ Babak Akhgar, Andrew Staniforth, Francesca Bosco: Cyber Crime and Cyber Terrorism Investigator's Handbook. Syngress, 2014, S. 138 (google.com).
- ↑ Contact Us. ICMEC
- ↑ About the International Centre for Missing & Exploited Children. ICMEC
- ↑ Missing Children Website.
- ↑ National Center for Missing and Exploited Children; Law & Legal Definition. uslegal.com
- ↑ Missing Children Organizations; ICMEC (International Centre for Missing and Exploited Children). Find Madeleine
- ↑ a b The Creation of ICMEC. ICMEC
- ↑ Weekends in the Hamptons, weekdays in Manhattan. In: New York Social Diary. 22. Juni 2010 .
- ↑ Christopher Meyer: DC Confidential. Orion Publishing Group, 2011 (google.com).
- ↑ Permanent Bureau (Februar 2004), "Strategic Plan Update, submitted by the Permanent Bureau", Hague Conference on Private International Law, Preliminary Document # 14, p. 6
- ↑ The Romanian Center for Missing and Exploited Children | Child Abuse and Neglect in Eastern Europe. Abgerufen am 2. Juli 2019.
- ↑ International Centre for Missing & Exploited Children Granted Special Status with United Nations. ICMEC
- ↑ Rhona Schuz: The Hague Child Abduction Convention: A Critical Analysis. A&C Black, 2014, S. 82–83 (google.com).
- ↑ a b Spotlight. In: The Technology Coalition.
- ↑ ICMEC Singapore. Abgerufen am 2. Juli 2019 (englisch).
- ↑ ICMEC Latin America & Caribbean. Abgerufen am 2. Juli 2019 (englisch).
- ↑ Southeastern European Center for Missing and Exploited Children (SEEC). Abgerufen am 2. Juli 2019.
- ↑ a b Global Health Leaders Launch Unique Initiative to Address a Growing Public Health Crisis Caused by Sexual Exploitation of Children. Foundation Child News
- ↑ Nicola von Lutterotti: Schutz, Hilfe, Prävention: Eine Stimme für missbrauchte Kinder. In: Neue Zürcher Zeitung. (deutsch).
- ↑ Caroline Copley (11. Oktober, 2012). “Drug makers tackle health crisis of child sex abuse,” Chicago Tribune
- ↑ "Family Time: Protect kids from online dangers", Taft Midway Driller, 23. September, 2014
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- ↑ A New Virtual Economy Poses New Challenges In Fighting Child Pornography And Child Exploitation. ICMEC
- ↑ a b Global Missing Children's Network. NCMEC
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- ↑ "New Zealand Police joins Global Missing Children's Network", New Zealand Police25. Mai, 2012.
- ↑ a b c ICMEC to Train Officers in Bangkok September 18–21. Virtual Global Taskforce
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- ↑ "Funding a Missing Children's Conference in Brazil", Motorola Solutions Foundation, Solutions Grants
- ↑ a b Ellen Tumposky: Madeleine McCann's Parents Create Missing Kids Site on Youtube. In: People.
- ↑ DontYouForgetAboutMe. YouTube
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