Julien Offray de La Mettrie (* 23. November 1709[1] in Saint-Malo; † 11. November 1751 in Potsdam) war ein französischer Arzt, Schriftsteller, Pamphletist und « philosophe des Lumières ».

« Sous ces traits vifs, tu vois le Maître
Des jeux, des ris & des bons mots
Trop hardi d’avoir de son être,
Osé débrouiller le Cahos [sic],
Sans un Sage il étoit la victime des sots. »
In diesen lebhaften Zügen siehst Du den Meister
Des Spiels, des Lachens und des Bonmots;
Er war so kühn zu wagen, die Fragen des Seins
Aus dem Chaos zu entschlüsseln
Ohne einen Weisen wäre er das Opfer der Dummmen geworden.[4]
Bekanntheit erlangte er vor allem durch sein konsequent materialistisches Menschenbild, weswegen er als enfant terrible, als „Prügelknabe der französischen Aufklärung“ galt.[5] In Anspielung auf sein monistisches, mechanistisches Weltbild und seine für die damalige Zeit kühne, unverhohlen atheistisch-naturalistische Kampfschrift « L’Homme-Machine » (Maschine Mensch), 1748, verbreitete sich sein Spitzname « Monsieur Machine »[6], den der « médecin-philosophe », der Arzt und Philosoph, in seinen späteren Werken selbst gerne benutzten sollte. Wegen seiner polemischen ärztekritischen und seiner „gottlosen“ philosophischen Veröffentlichungen musste er aus Frankreich und anschließend sogar aus den vergleichsweise toleranteren Niederlanden fliehen. Friedrich der Große bot ihm, „dem verfemtesten Autor des Kontinents“[7], Asyl an und stellte ihn in Sanssouci als seinen Leibarzt und Vorleser ein und ist Gaste der Tafelrunde in Sanssouci.
Im preußischen Exil publizierte Monsieur Machine 1748 die Schrift, die er persönlich für sein Hauptwerk[8] hielt: Über das Glück oder Das Höchste Gut, »Anti-Seneca« (« Discours sur le bonheur ou Le Souverain Bien, Anti-Sénèque »). Die atheistischen und amoralistischen Thesen[9], die er im Vorwort dieses Buches vertrat: „ Wider die Religion – Negierung der Sünde“[10] riefen die allgemeine Empörung der angeblich so freigeistigen, aufgeklärten Tafelrunde des Philosophenkönigs Friedrich des Großen hervor. Es kam zur Zensur und La Mettrie fürchtete wieder um sein Leben. Im August 1751, schreibt er im Vorwort zur 3. Auflage des « Discours sur le bonheur » von seiner Befürchtung, er werde wohl wie einst Sokrates, als philosophischen Märtyrer sterben: Vorlage:Zitat-fr Drei Monate später, am 11. November 1751, kommt es zu dem „sonderbaren“ Ende des berühmten Arztes de la Mettrie, das der fabulierfreudige Satiriker selbstironisch in einer gleichlautenden fiktiven Autobiographie 1750 angedeutet hatte.[11] Den Philosophen ereilt im Alter von nur 42 Jahren – bei attestiert bester Gesundheit – ein tragikomischer Tod (Pastetentod):
Leben
Julien Offray de La Mettrie, als Sohn eines wohlhabenden Textilkaufmanns im bretonischen St. Malo geboren, besuchte zunächst einige jansenistische Schulen, studierte von 1725 an Medizin in Paris und promovierte 1733 in Rennes.[13] Er praktizierte zunächst als Landarzt, ging dann ins niederländische Leiden, wo er bei dem damals in Europa führenden Mediziner Herman Boerhaave arbeitete und dessen Schriften aus dem Lateinischen ins Französische übersetzte. Nachdem er als Schiffschirurg China bereist hatte, kehrte er 1735 nach Saint Malo zurück und ließ sich dort als Arzt nieder. Er heiratete 1739 und wurde im Jahre 1741 Vater einer Tochter.
1742 ging er nach Paris, wo er sich als Arzt niederließ. Er fand neben seiner medizinischen Praxis noch Zeit, um kritische Essays über die fachlichen Defizite und die „Geschäftspraktiken“ der dort etablierten Ärzte zu schreiben. In den Jahren 1743 bis 1744 nahm La Mettrie in den Diensten des Herzogs Louis de Gramont am Österreichischen Erbfolgekrieg teil.
1746 wurden einige seiner provokativen Schriften, darunter „Die Naturgeschichte der Seele“ (« L'Histoire naturelle de l‘âme »), in der er die Eigenständigkeit und Unsterblichkeit der Seele leugnete, sowie seine Satiren auf die Scharlatanerie und die Unwissenheit der Ärzte[14] per Gerichtsbeschluss verboten und öffentlich verbrannt. Obwohl sie anonym erschienen waren, fühlte sich ihr Autor in Frankreich nicht mehr sicher. La Mettrie floh – ohne seine Familie – aus Frankreich in die tolerantere niederländische Universitätsstadt Leiden. Dort schrieb er das Werk, das ihn berühmt machte: « L’Homme-Machine » (1748). Dieses „skandalöse“ Traktat brachte ihn jedoch selbst in den liberalen Niederlanden, wo verbotene Bücher für ganz Europa gedruckt wurden, in Gefahr. Er musste erneut fliehen, also auch die Niederlande verlassen.[15]
1748 erhielt er durch Vermittlung seines Maloenser Landsmannes Maupertuis, seit 1746 Präsident der Königlich Preußischen Akademie, die Einladung Friedrichs II. in dessen Potsdamer Residenz Sanssouci. Er wurde dort Leibarzt und Vorleser des Königs sowie Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und sollte völlig frei publizieren können. Bald wurde ihm jedoch eine subtile Form der Zensur auferlegt. Als er in seinem « Discours sur le bonheur » (1748), auch als « Anti-Sénèque » bekannt, das System Epikurs pries und vor überflüssigen Gewissensbissen warnte, konnte er diese „skandalöse“ Schrift, die er selbst für sein Hauptwerk hielt, im Jahre 1750 nur drucken lassen, indem er sie als Einleitung zu einer Übersetzung von Senecas De vita beata tarnte. Die Folge war eine nachhaltige Verstimmung bei Hofe, allerdings – da man Toleranz hochhielt – ohne direkte Sanktionen für La Mettrie.
Zum allgemeinen Erstaunen unternahm der König nach La Mettries frühem Pastetentod den Versuch, diesen wegen seiner Pamphlete und Satiren von der Ärzte- und Philosophenwelt geschmähten hedonistischen und sensualistischen Radikalaufklärer zu rehabilitieren, „der seiner Zeit zu weit voraus war“[17]. Dazu verfasste der Preußenkönig 1752 eigenhändig eine Laudatio, die berühmte « Éloge de La Mettrie ».[18] Darin hebt der König La Mettries fröhliches Naturell und seinen epikureischen Lebensstil hervor. Als Verdienste La Mettries lobt Friedrich II., dass er als Arzt „mutig die leuchtende Fackel der Empirie in das Dunkel der Metaphysik getragen“ habe (« Il porta hardiment le flambeau de l’expérience dans les ténèbres de la métaphysique »)[19] und dass er als « philosophe des Lumières », also als Aufklärer, die These vertreten habe, dass Denken eine Organfunktion des Körpers, dass Geistiges eine Funktion der Materie sei: « Que la faculté de penser n'étoit qu’une suite de l'organisation de la machine … ; et il ne trouva que de la mécanique où d'autres avoient supposé une essence supérieur à la matière. »[20]
Der materialistische Philosoph, ein „Meister der Ironie und der Maskarade“, rettete sich in die Rolle eines Hofnarren.
Voltaire, der zu dieser Zeit wieder am Hofe Friedrichs weilte, berichtet:
„Damals lebte ein Arzt namens La Mettrie in Berlin, der freimütigste Atheist aller medizinischen Fakultäten Europas, sonst ein heiterer, witziger, unbekümmerter Mann, in der Theorie so beschlagen wie nur sonst einer seiner Kollegen und in der Praxis unbestreitbar der schlechteste Arzt auf Erden. Gottlob praktizierte er nicht. Er hatte sich über die ganze Pariser Fakultät lustig gemacht und gegen die Ärzte viel Anzügliches geschrieben, das sie ihm nicht verziehen. Sie hatten einen Haftbefehl gegen ihn erwirkt. La Mettrie hatte sich also nach Berlin zurückgezogen, wo seine Ausgelassenheit amüsierte; im übrigen schrieb und druckte er alle nur erdenklichen Frechheiten über die Moral. Seine Bücher gefielen dem König, der ihn - nicht zu seinem Arzt, aber zu seinem Vorleser machte. La Mettrie sagte dem König alles, was ihm durch den Kopf schoß; eines Tages erzählte er ihm nach dem Vorlesen, wie sehr man auf die Gunst, die ich genoß, und meine Stellung neidisch sei. Lassen Sie nur, sagte der König zu ihm, man preßt die Orange aus und wirft sie weg, wenn man den Saft getrunken hat. La Mettrie verfehlte nicht, mir dieses schöne Apophthegma zu hinterbringen, das eines Dionys von Syrakus würdig gewesen wäre.“
Tragikomischer „Pastetentod“
Monsieur Machine verstarb kurz darauf im November 1752 im Alter von nur 42 Jahren unter ungeklärten Umständen. Ironischerweise gilt als registriertes Todesdatum der 11.11., der Beginn des Karnevals. La Mettrie starb „gerade an jenem Tag, an dem die Narren Auslauf haben – ein Treppenwitz der Geschichte, wollte man das glauben.“[23]
Der Legende nach verstarb der „Prügeljunge des Materialismus“[24], der allerseits angefeindete und gehasste Herr Maschine im Alter von 42 Jahren bei attestiert bester Gesundheit an einem „gastronomischen Unfall“, nach dem Verzehr einer übergroßen, getrüffelten Fasanen-Pastete, die er:
„in der Absicht, seine Genussfähigkeit zur Schau zu stellen, zu sich genommen haben soll. Die Geschichte ist vermutlich erfunden, passt aber natürlich bestens zu dem überaus negativen und gehässigen Bild, das man sich von dem radikalen Materialisten und Atheisten La Mettrie in bigotten höfischen und bürgerlichen Kreisen gemacht hatte.“
Allerdings greift auch Voltaire in seinen Memoires die Geschichte mit der Pastete auf, wonach La Mettrie gestorben sei wie er gelebt habe: „Das freut mich sehr, sagte der König zu uns, für den Frieden seiner Seele; wir brachen in Lachen aus, und er desgleichen“. Voltaire fährt fort: „Man behauptete, er habe gebeichtet, ehe er starb; der König war entrüstet; er unterrichtete sich genau, ob das wahr sei; man versicherte ihm, es sei eine abscheuliche Verleumdung und La Mettrie sei gestorben, wie er gelebt habe: Gott und die Ärzte verleugnend. Seine Majestät war befriedigt, verfasste auf der Stelle seine Leichenrede, ließ sie bei der öffentlichen Akademie-Versammlung in seinem Namen von Darget, seinem Sekretär, verlesen und setzte einem Freudenmädchen, das La Mettrie aus Paris mitgebracht hatte, als er seine Frau und seine Kinder verließ, eine Pension von 600 Livres aus.“[25]
Nicht zuletzt aufgrund von Andeutungen, die der Ironiker und Spötter La Mettrie an mehreren Stellen gemacht hat, kam immer wieder der Verdacht auf, der Provokateur sei vergiftet worden:
Und der Titel seiner fiktiven autobiographischen Satire, die 1750 in Potsdam erschienen ist, spricht ebenfalls Bände: Die zu Boden gestürzte Maschine. Oder glaubwürdige Nachricht von dem Leben und sonderbaren Ende des berühmten Arztes de La Mettrie.[26]
Der Philosophenkönig Friedrich der Große schreibt indes in seiner Eloge folgendes:
„Herr La Mettrie starb im Hause des Milord Tirconnel, des französischen Bevollmächtigten, dem er das Leben wiedergegeben hatte. Es scheint, dass die Krankheit, wohl wissend mit wem sie es zu tun hatte, die Geschicklichkeit besaß, ihn zuerst beim Gehirn anzupacken, um ihn desto sicherer umzubringen. Er zog sich ein hitziges Fieber mit heftigem Delirium zu. Der Kranke war gezwungen, zu der Wissenschaft seiner Collegen seine Zuflucht zu nehmen, und er fand darin nicht die Hülfe, welche er so oft, sowohl für sich als für das Publicum, in seinen eigenen Kenntnissen gefunden hatte.“
In einem vertraulichen Brief vom 21. November 1751 an seine Schwester, die Markgräfin von Bayreuth, berichtet der Preußenkönig über den Verzehr einer Fasanenpastete und einen Aderlass, den der Arzt La Mettrie sich selbst verordnet habe:
„ Hier wird erwähnt, dass sich Lamettrie durch Verzehren einer Fasanpastete eine Indigestion zugezogen habe. Als eigentliche Todesursache scheint jedoch der König einen Aderlass zu betrachten, den Lamettrie (sic) sich selbst verordnete, um den deutschen Ärzten, mit denen er in diesem Punkt im Streite lag, die Zweckmäßigkeit des Aderlasses in diesem Falle zu beweisen.“
Was nun die wahre Todesursache war, wird freilich nicht mehr geklärt werden können.[27]
Philosophisches Werk
„Gegen Descartes’ Dualismus hält La Mettrie einen Monismus: Materie existiert nur in Bewegung und in bestimmten Formen. Das Prinzip der Bewegung und Empfindung trage sie in sich selbst. Die Annahme eines Gottes als die Welt bewegendes Prinzip ist damit verzichtbar. Wie andere Funktionen ist das Denken eine natürliche Funktion der Materie. Dabei geht es La Mettrie vor allem um eine Kritik an bestehenden Systemen und nicht darum, ein neues System zu errichten. La Mettries Skepsis zielt gegen jeden umfassenden Wahrheitsanspruch. Seine Metaphysikkritik richtet sich gegen die Theologie ebenso wie gegen den Glauben an eine aufklärerische Vernunft, sofern er sektiererische Züge annimmt. Damit erteilt La Mettrie jedem Fanatismus, auch dem säkularen der Aufklärung, eine klare Absage. Erfahrung und Beobachtung führen ihm zufolge nicht zu Wahrheiten, wie sie sämtliche philosophischen Systeme versprechen, sondern zu Wahrscheinlichkeiten. Jedes Wissen, das wir erlangen können, ist vorläufig.“
- Histoire naturelle de l'Âme (Naturgeschichte der Seele)
La Mettries Thesen über „die Seele als einem leeren Wort“[30] und über „den Menschen als seelenlose Maschine “ bilden das absolute Gegenmodell zu den theologischen Vorstellungen über die Natur als göttliche Schöpfung und über den beseelten menschlichen Organismus. Der gottlose Autor setzt diesem christlichen Natur- und Menschenbild anti-metaphysische, mechanistische, monistische Vorstellungen der Natur als einem Uhrwerk, das sich selbst aufzieht, entgegen. La Mettrie lässt nur empirische Beobachtungen gelten:
„So wie Descartes die Tiere als Maschinen bezeichnet hatte, so beschreibt La Mettrie nun den Menschen als eine »vortrefflich eingerichtete Maschine« und vergleicht den menschlichen Körper mit einer Uhr.“
Wie Preußenkönig Friedrich II. berichtet, verfasste La Mettrie 1745 sein erstes philosophisch-materialistisches Werk Histoire de l'Âme (Naturgeschichte der Seele) unter dem Eindruck eines Schlüsselerlebnisses:
„Während des Freiburger Feldzugs wurde Monsieur de La Mettrie von einem heftigen Fieber befallen; für den Philosophen ist Krankheit eine Körperschule; er glaubte zu erkennen, dass das Denkvermögen nichts anderes sei als eine Folge der Organisation der Maschine und dass eine Störung der Triebfedern erheblichen Einfluss auf jenen Teil von uns ausübt, den die Metaphysiker Seele nennen. Während seiner Genesung von diesen Ideen durchdrungen, trug er beherzt die Flamme der Erfahrung in die Finsternis der Metaphysik; mit Hilfe der Anatomie versuchte er, das feine Gewebe des Verstandes zu erklären, und fand dort, wo andere ein der Materie überlegenes höheres Wesen vermutet hatten, nur Mechanik.“
In diesem „häretischen“ Buch deutete der skandalöse Arzt und philosophe alles Geistige als bloße Funktion des Gehirns und bestritt die Unsterblichkeit der Seele, wie es schon das Motto auf dem Titelblatt, ein Zitat aus Lukrezens De rerum natura (Drittes Buch, Vers 462), verkündet:
„Participem lethi quoque convenit esse.“
„Darum stimmt es, dass auch sie [die Seele] teilhat am Tode.“
Er widmete die Naturgeschichte der Seele dem einflussreichen Naturforscher und baldigen Präsidenten der Königlich Preußischen Akademie Maupertuis, der wie La Mettrie aus Saint-Malo stammte und der nur wenige Jahre später bei dem Preußenkönig Friedrich II. Asyl für den von der Zensur Verfolgten erwirken sollte.
- LHomme-Machine (Maschine Mensch)
La Mettrie ist insbesondere durch seine Schrift mit dem eingängigen Titel « L’Homme-Machine » (1748; dt.: Maschine Mensch) in die Geschichte der Philosophie eingegangen: Vorlage:Zitat-fr Dieses blasphemische Buch beginnt mit einem aufklärerischen Postulat: „wage selber zu denken und habe den Mut, das als wahr erkannte auch zu verkünden“, welches Kants späteren Wahlspruch der Aufklärung aus dem Jahre 1784 quasi vorwegnimmt: Vorlage:Zitat-fr
Monsieur Machine hat den Mut, in diesem Buch den Menschen als eine sich selbst steuernde biologische Maschine zu beschreiben und den Dualismus von Leib und Seele, sowie die Willensfreiheit zu leugnen. Er stellt Mensch und Tier auf eine Stufe. Ausgehend von René Descartes entwickelte La Mettrie einen streng erfahrungsorientierten Materialismus, der jegliche metaphysische Vorannahmen oder Schlussfolgerungen verneint. So bestimmt er die Seele – einen zentralen Streitgegenstand der Frühaufklärung – als Resultat komplexer Körperfunktionen. Damit wich La Mettrie radikal von Descartes ab, der einen Dualismus von Geist und Materie angenommen hatte. Er war also materialistischer Monist und somit auch konsequenter Atheist, aber anders als manche seiner aufklärerischen Zeitgenossen kein gemäßigter, sondern ein rigoroser Vertreter der Radikalaufklärung.
Im Gegensatz zu fast allen prominenten Aufklärern seiner Zeit, die die Gleichwertigkeit ihrer Morallehre mit der christlichen beteuerten, verkündete La Mettrie offensiv, freilich mit den Worten eines fingierten „abscheulichen“ Menschen: Vorlage:Zitat-fr Hatte sich La Mettrie schon zuvor durch einige heftige Polemiken gegen die französischen Ärzte – die seiner Meinung nach den medizinischen Fortschritt ignorierten, solange ihre Geschäfte gut liefen – viele mächtige Feinde geschaffen, so kamen jetzt weitere hinzu, nämlich jene Aufklärer, die eigentlich seine Verbündeten gegen die klerikalen und politischen Mächte des Ancien Régime hätten sein können. Voltaire, Diderot, Holbach, auch Rousseau u. a. stellten sich gegen ihn, indem sie ihn erst über Jahrzehnte hinweg totschwiegen und dann „als einen in seinen Sitten und Anschauungen verdorbenen Menschen“ aus der Gemeinschaft der « philosophes » ausschlossen.[31] Voltaire nannte den am Hofe des aufgeklärten Herrschers Friedrich II. lebenden La Mettrie auch spöttisch den „Hofatheisten“. Es gibt keine argumentative Auseinandersetzung der aufklärerischen «philosophes» mit jenen Gedanken La Mettries, die sie so verächtlich fanden.
- « Discours sur le bonheur ou Le Souverain Bien, Anti-Sénèque » (Über das Glück oder Das Höchste Gut, »Anti-Seneca«)
Aus Andeutungen in zeitgenössischen Briefen geht jedoch hervor, dass La Mettries „Lehre von der Entstehung der Gewissensbisse“ (« théorie des remords ») der unverzeihliche Stein des Anstoßes war. Diese Lehre von der Entstehung der Schuldgefühle entwickelte er in seinem « Discours sur le bonheur ou Le Souverain Bien, Anti-Sénèque » (Über das Glück oder Das Höchste Gut, »Anti-Seneca«), den er selbst für sein Hauptwerk hielt und den er 1748 im preußischen Exil veröffentlichte. Bei dieser Theorie, die La Mettrie als seine einzige originäre philosophische Leistung betrachtete,[32] handelt es sich, wie erst in der jüngeren Rezeption deutlich wurde, um ein Vorwegnahme der freudianischen Über-Ich-Bildung und der dabei auftretenden Schädigungen der Persönlichkeit.[33]
Die Ursachen der Gewissensbisse sieht La Mettrie in der frühkindlichen Enkulturation angelegt. In ihr liege die Wurzel der Glücksunfähigkeit und der Aufklärungsresistenz:
„Die weitgehend „unbewusst und ungeprüft“ erfolgende Weitergabe von Wert- und Charakterhaltungen – also die Errichtung eines Über-Ichs, welche das werdende Ich als innere Instanz „über sich“ bereits vorfindet, wenn es sich zu entfalten beginnt, bezeichnet La Mettrie als ‘unheilvollste Mitgift’, als ‘Unkraut im Kornfeld des Lebens’, als ‘grausames Gift’, das dem Menschen ‘das Leben vergällt’. Weil es in aller Regel ihm die Fähigkeit zu authentischem Glückserleben beeinträchtigt und ihm den Weg versperrt, die ‘Kunst, Wollust zu empfinden’ auszubilden.“
Der Radikalaufklärer bringt seine Kernideen in einer griffigen Formel auf den Punkt und propagiert die Abschaffung von Schuldgefühlen, damit nichts mehr dem Glücklichsein entgegenstünde.
„L’homme porte ainsi en lui-même le plus grand des ennemis.… Ne soyons plus en guerre avec nous. Enfin détruisons les remords ; que les sots soient les seuls qui en aient : qu’il n’y ait plus d’ivraie mêlée au bon grain de la vie, et que ce cruel poison soit enfin chassé pour jamais.“
„Der Mensch trägt also größten Feind in sich selbst.… Führen wir nich länger Krieg gegen uns selbst. Befreien wir uns endlich von den Schuldgefühlen; auf dass die Dummen die einzigen sind, die sie noch haben: auf dass kein Unkraut mehr sei im Kornfeld des Lebens, auf dass dieses grausame Gift endlich für immer verbannt sei.“
- L'Art de jouir (Die Kunst, Wollust zu empfinden)
Die Fragestellung in diesem lyrischen Prosatext lautet: Worin beruht die Unfähigkeit der meisten Menschen, genuine Wollust und authentisches Glück zu empfinden?
„La Mettries Einsichten kann man zu Recht tiefenpsychologisch nennen: zum Unbewussten, zum Sexuellen, zur Gewissens- bzw. und Über-Ich-Bildung. Ihretwegen ist La Mettrie gelegentlich als Vorläufer Freuds ausgezeichnet worden.“
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Wirkung
La Mettries Wirkung im 18. Jahrhundert war infolge der beschriebenen Ächtung durch die « philosophes » der Aufklärung trotz der elf Auflagen seiner « Œuvres philosophiques » eher beschränkt.
Friedrich Albert Lange, Verfasser einer umfangreichen Geschichte des Materialismus (1866 und 1873/75<), war der erste renommierte Autor, der La Mettrie, „einen der geschmähtesten Namen der Literaturgeschichte“, mehr als ein Jahrhundert nach seinem Tod zu rehabilitieren versuchte. Er widmete dort La Mettrie ein 33-seitiges Kapitel. In den Schriften der Aufklärungsphilosophen stellte er verbreitetes stillschweigendes Plagiieren fest, das manche Autoren auch La Mettrie vorwarfen:
„In Schlossers Weltgeschichte kann man lesen, La Mettrie sei ein sehr unwissendere Mensch gewesen, welcher die Keckheit hatte, fremde Erfindungen und Wahrnehmungen für die seinigen auszugeben. Wenn nur nicht in allen Fällen, wo wir eine auffallende Ähnlichkeit der Gedanken bei La Mettrie und einem berühmteren Zeitgenossen finden, der erstere die unbestreitbare Priorität für sich hätte!“
Langes Buch ist es zu verdanken, dass La Mettrie nun ernsthaft diskutiert wurde und dass sein « L’Homme-Machine » 1875 erstmals in deutscher Übersetzung erschien. Dessen eingängiger Titel sorgte einerseits für eine gewisse Popularität des Autors und mehrere Neuauflagen dieses Buches, andererseits aber auch, wegen Missachtung seiner sonstigen Schriften, für die oberflächliche Klassifizierung La Mettries als Vertreter eines kruden philosophischen Standpunkts, des „mechani(sti)schen Materialismus“.
Diese Klassifizierung hat sich über die Jahrzehnte hinweg stabilisiert und ist noch heute weit verbreitet, obwohl seit 1981, mit dem Erscheinen von Panajotis Kondylis’ Studie über die Aufklärung,[34] eine differenziertere Sicht auf La Mettrie vorliegt, deren Zusammenführung von La Mettrie mit dem Marquis de Sade unter dem Titel „Die Konsequenten“ (der Aufklärung) allerdings umstritten ist.[35] Kondylis’ Studie gab auch den Anstoß für eine vierbändige deutsche Werkausgabe La Mettries (1985ff)[36], die außer einer Neuübersetzung des bekannten « L’Homme-Machine » erstmals auch jene Schriften enthält, die La Mettrie selbst für seine wichtigeren hielt.[37]
Eine weitere Folge waren einige umfangreiche Monographien (Sutter, Christensen, Jauch; s. u.) sowie die literarische Verarbeitung zentraler Ideen La Mettries durch Martin Walser in seinem Roman Der Augenblick der Liebe.[38]
Im Rousseau-Jahr 2012 legte der deutsche Herausgeber und Übersetzer La Mettries, Bernd A. Laska, eine Studie vor, in der er argumentiert, „dass Jean-Jacques Rousseaus berühmte « illumination » (Erleuchtung) vom Oktober 1749 – die Geburt des Philosophen Rousseau – weder einem unerklärlichen Zufall zuzuschreiben ist noch eine von Rousseau nachträglich erfundene Phantasie war, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach von einem kurz zuvor erschienenen Buch ausgelöst wurde, dem « Discours sur le bonheur ou Anti-Sénèque » (Diskurs über das Glück oder Anti-Seneca) von Julien Offray de La Mettrie.“[39]
L'Homme-Machine im Lichte der Neurowissenschaften
„Mit der Indienstnahme der Wissenschaften für seine Maschinenanthropologie kam La Mettrie reichlich zu früh. Doch inzwischen scheinen es die Wissenschaften selbst zu sein, die La Mettries Gleichung zum Thema machen. Umso mehr müssen wir fragen: Ist sie tatsächlich ein Angriff auf Vernunft, Moralität, Freiheit und Glück? Sehen wir zu.“
Bibliographie (Auswahl)
Primärliteratur (Auswahl)
„Über die mehr als 5000 Druckseiten, die irgendwann einmal erschienen sein dürften, existiert nicht allenthalben gesicherte Überlieferung. Manche sind verschollen, andere in so geringer Anzahl noch vorhanden, dass auch die La-Mettrie-Forscher sie nicht immer genau bezeichnen können, weil sie fast unzugänglich sind. Viele sind anonym verlegt worden. Zwischen 1733 und 1774 (einige noch nach seinem Tode) sind 46 Schriften erschienen, auch in verschiedenen Ausgaben. Dazu gibt es umfangreiche Bibliographien bei Pia Jauch und Birgit Christensen.“
Medizinische Schriften
- Medizinische Abhandlungen
- Traité du vertige avec la description d’une catalepsie hystérique. Rennes 1737
- Lettres de M.D.L.M Docteur en Médecine sur l'Art de conserver la Santé & de prolonger la vie, Paris 1738
- Nouveau traité des maladies vénériennes par M. de La Mettrie, Docteur en médecine, Paris 1739
- Traité de la Petite Vérole, avec la Manière de Guérir cette Maladie Suivant les principes de Mr. Hermann Boerhaave & ceux des plus habiles Médecins de notre temps. Paris 1740
- Vie de M. Hermann Boerhaave , Paris 1740
- Observations de médecine pratique. Paris 1743
- Mémoire sur la Dyssentrie, Paris 1750
- Übersetzungen Hermann Boerhaaves
- Système de Monsieur Hermann Boerhaaves, Sur les maladies vénériennes, Paris 1735
- Discours sur le Feu, 1737
- Discours sur l'Eau, 1737
- Discours sur l'Air, 1737
- Discours sur la Terre, 1738
- Ärztekritische Pamphlete, Satiren & Komödien
- Essais sur l'Esprit et les Beaux Esprits, Amsterdam 1740
- Saint Cosme vengé, Strasbourg 1744 (anonym)
- Politique du médecin de Machiavel ou le Chemin de la Fortune ouvert aux médecins, Amsterdam 1746
- La Faculté vengé. Comédie en trois actes, Paris 1747
- postum wiederaufgelegt 1762 zu Paris unter dem Titel Les Charlatans démasqués ou Pluton Vengeur de la de la Société de Médecine. Comédie ironique en trois actes, en prose.
- Le chirurgien converti, Den Haag 1748
- Ouvrage de Pénélope ou Machiavel en médecine, Leiden 1748 (anonym)
Philosophische Schriften
- Histoire naturelle de l’Âme ou Traité de l'Âme. 1745 (anonym)
- (École de) La Volupté. 1746 (anonym)
- Politique du Médecin de Machiavel. 1746 (anonym)
- L’Homme-Machine. 1748 (anonym)
- L’Homme-Plante. 1748 (anonym)
- L'Homme plus que machine 1748
- Ouvrage de Pénélope ou Machiavel en Médecine. 1748 (Pseudonym: Aletheius Demetrius)
- Discours sur le bonheur ou Anti-Sénèque [Traité de la vie heureuse, par Sénèque, avec un Discours du traducteur sur le même sujet]. 1748 (anonym)
- Les animaux plus que machine. 1750
- Discours préliminiaire aux Œuvres philosophiques, 1750
- Die zu Boden gestürzte Maschine. Oder glaubwürdige Nachricht von dem Leben und sonderbaren Ende des berühmten Arztes de La Mettrie. Aus dem Französischen übersetzt, in drei Teilen. 1750 in deutscher Sprache erschienen. Drei Teile. Die französischen Originale heißen:
- Épître à Mlle A.C.P. Ou la Machine terrassée. Teil I, 1749 (anonym)
- Réponse à l’auteur de la machine terrassée. Teil II, 1749 (anonym)
- Épître à mon Esprit ou l’Anonyme persiflé. Teil III, 1750 (anonym)
- L’Art de Jouir. 1751 (anonym)
- Le Petit Homme à longue Queue. Ridendo dicere verum. 1751 (anonym)
Ausgaben
- Kritische Editionen der Hauptwerke
- Aram Vartanian (Hrsg.): La Mettrie’s L’homme machine. A Study in the Origins of an Idea, Princeton: Princeton University Press 1960
- John F. Falvey (Hrsg.): La Mettrie. Discours sur le bonheur, Banbury, Oxfordshire: The Voltaire Foundation 1975 (Studies on Voltaire and the Eighteenth Century, vol. cxxxiv)
- Ann Thomson (Hrsg.): La Mettrie’s Discours préliminaire. Materialism and Society in the Mid-Eighteenth Century, Genève: Librairie Droz 1981
- Théo Verbeek (Hrsg.): Le Traité de l’Ame de La Mettrie, 2 Bde., Utrecht: OMI-Grafisch Bedrijf 1988
- Ältere französische Werkausgaben
- Œuvres philosophiques de Mr. de La Mettrie. 1751 (unvollständig)
- Œuvres philosophiques de Mr. de La Mettrie. Nouvelle édition. 1752, 1753 (2×), 1764 (3×), 1774 (2×), 1775, 1796 (Digitalisat)
- Neue französische Werkausgabe
- Œuvres philosophiques, 2 Bände, Fayard, Paris 1984 und 1987, ISBN 2-213-01839-1 und ISBN 2-213-01953-5
- Ouvrage de Pénélope ou Machiavel en Médecine, Fayard, Paris 2002, ISBN 2-213-61448-2
- Œuvres philosophiques, 1 Band, Coda, Paris 2004, ISBN 2-84967-002-2
- Zweisprachige Ausgaben französisch-deutsch
- Der Mensch eine Maschine / L’Homme-Machine. Übers. v. Theodor Lücke. Nachw. u. Anmerkungen v. Manfred Starke. Reclam, Leipzig 1965. RUB Nr. 110.
- L’Homme-Machine / Die Maschine Mensch. Übers. u. hrsg. v. Claudia Becker, Meiner, Hamburg 2009, ISBN 978-3-7873-1931-2
- L’Homme-Plante / Der Mensch als Pflanze. Übers. v. Gabriele Blaikner-Hohenwart / Hans Goebl. VDG – Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2008. ISBN 978-3-89739-606-7
- Deutsche Werkausgaben
hrsg., übers., m. Einleitungen v. Bernd A. Laska – im Rahmen des LSR-Projektes
- Der Mensch als Maschine, LSR, Nürnberg 1985/1988/2002, ISBN 3-922058-28-0 (Einleitung)
- Über das Glück („Anti-Seneca“), LSR, Nürnberg 1985/2002, ISBN 3-922058-30-2 (Einleitung)
- Philosophie und Politik, LSR, Nürnberg 1987, ISBN 3-922058-29-9 (Einleitung)
- Die Kunst, Wollust zu empfinden, LSR, Nürnberg 1987, ISBN 3-922058-31-0 (Einleitung)
hrsg., mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Ulrich Richtmeyer: Maschinentexte aus Sanssouci:
- (Bd. I) Die zu Boden gestürzte Maschine, Kulturverlag Kadmos Berlin 2019, ISBN 978-3-86599-415-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Sekundärliteratur (Auswahl)
- Biographie
- Bernd Schuchter: Herr Maschine oder vom wunderlichen Leben und Sterben des Julien Offray de La Mettrie. Wien : Braumüller, 2018 ISBN 978-3-99200-201-6, [Romanbiographie]. Rezension von Carsten Jaehner: Von halb Europa gehasst – eine wahre Geschichte. online.
- Bibliographien
- In der Dissertation von Birgit Christensen: Ironie und Skepsis: Das offene Wissenschafts- und Weltverständnis bei Julien Offray de la Mettrie, Würzburg: Königshausen & Neumann 1996, ISBN 3-8260-1271-2, Fünftes Kapitel, die Seiten: 269−310.
- Bernd A. Laska: Die Rezeption von La Mettrie nach 1985 – Online Bibliographie (Stand: 29. März 2017).
- Roger E. Stoddard: Julien Offray de La Mettrie, 1709-1751. A Bibliographical Supplement. In: Papers of the Bibliographical Society of America, 89,1 (March 1995), pp. 85-92.
- Julien Offray de La Mettrie, 1709-1751: A bibliographical inventory. Together with a facsimile reprint of La Mettrie's long-lost thesis Epistolaris de vertigine dissertatio (Rennes, 1736). Verlag Dinter, Köln 2000, ISBN 978-3-924794-42-2.
- Analysen
- Arno Baruzzi: La Mettrie, in: Aufklärung und Materialismus im Frankreich des 18. Jahrhunderts, Paul List Verlag 1968, S. 21–62.
- Philipp Blom: Böse Philosophen. München: Hanser Verlag 2011, darin über La Mettrie S. 63–66 und Seiten 241/242, sowie S. 299, ISBN 978-3-534-24403-4.
- Olivier Côté : Les plaisirs de l’amoralisme. Pour une compréhension de l’hédonisme lamettrien. In : Ithaque, Revue de l’Université de Montréal : PDF
- Birgit Christensen: Ironie und Skepsis: Das offene Wissenschafts- und Weltverständnis bei Julien Offray de la Mettrie, Würzburg: Königshausen & Neumann 1996, ISBN 3-8260-1271-2, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- Helmut Dressler: Der verfemte Visionär. Anmerkungen zur Nachwirkungsgeschichte von Julien Offray de La Mettrie. In: Lichtenberg-Jahrbuch 2010, S. 303-323. Erweiterte Fassung des Essays unter dem Titel: Der erste Agnostiker. Anmerkungen zur Wirkungsgeschichte von Julien Offray de La Mettrie. – online
- Christof Goddemeier: Julien Offray de La Mettrie (1709-1752): Lob des Selbstdenkens, in: Deutsches Ärzteblatt, 11. Dezember 2009.
- Ronald Hinner: La Mettrie Gegenspieler Sade. Zur Aufklärung über die Aufklärung, Wien Dezember 2012 online.
- Ursula Pia Jauch: Jenseits der Maschine. Philosophie, Ironie Und Ästhetik bei bei Julien Offray de La Mettrie (1709–1751). München: Hanser 1998. ISBN 3-446-19485-1.
- Ursula Pia Jauch: Herr Maschine im Jenseits von Gut und Böse: Festvortrag in der BBAW, am 8. November 2001.
- Ursula Pia Jauch: Friedrichs Tafelrunde & Kants Tischgesellschaft. Ein Versuch über Preußen zwischen Eros, Philosophie und Proaganda. Berlin 2013, ISBN 978-3882215892.
- Panajotis Kondylis: Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus. Stuttgart: Klett-Cotta 1981. ISBN 3-12-915430-2 (Kap. Die Konsequenten: La Mettrie und Sade, S. 503–518, passim).
- Friedrich Albert Lange: Geschichte des Materialismus (1866). Neuaufl. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1974. ISBN 3-518-07670-1 (2 Bände, stw 70/71, Kap. La Mettrie, S. 344–376).
- Bernd A. Laska: Die Negation des irrationalen Über-Ichs bei La Mettrie. La Mettrie als ‘anarchistischer’ ‘Pädagoge’, 1999: Volltext.
- Bernd A. Laska: La Mettrie und die Kunst, Wo(h)llust zu empfinden. Porträt eines verfemten Denkers. In: Der Blaue Reiter. Journal für Philosophie. Band 16, 2003, S. 98–103: Volltext.
- Bernd A. Laska: La Mettrie – ein gewollt unbekannter Bekannter. Zur Thematik ‘Aufgeklärter Hedonismus’ und ‘Zweite Aufklärung’, in: Aufklärung und Kritik, Sonderheft 14, 14/2008: S.64–84.
- Richard Reschika: Julien Offray de La Mettrie oder das maschinelle Glück. In: Philosophische Abenteurer. Elf Profile von der Renaissance bis zur Gegenwart, Mohr Siebeck, (UTB), Tübingen 2001, ISBN 3-8252-2269-1, S. 41–67.
- Lutz Rössner: Maschinenmensch und Erziehung, Frankfurt/M u. a.: Peter Lang 1990. ISBN 3-631-42370-5.
- Alex Sutter: Göttliche Maschinen, Frankfurt/M: Athenäum 1988. ISBN 3-610-08511-8.
- Barbara I. Tshisuaka: La Mettrie, Julien Offray de. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 819.
- Rudolf Walther: Weder Gott noch Zufall, ein Porträt. In: Die Zeit, 19. November 2009.
- Kathleen Wellman: La Mettrie. Medicine, Philosophy, and Enlightenment. Durham / London: Duke University Press 1992.
Weblinks
- Biographisches
- Allgemeine Deutsche Biographie, Bernhard von Poten: La Mettrie, Julien Offray de, 17 (1883), S. 566–568, Online-Version.
- Bibliographisches
- Literatur von und über Julien Offray de La Mettrie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Julien Offray de La Mettrie in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke im Volltext
- Titelseiten (Abbildungen)
- Histoire naturelle de l'Âme, 1745 (Gallica)
- L’École de la Volupté, 1746 (Gallica)
- La Faculté Vengée. Comédie en trois actes, 1747 (Gallica)
- L’Homme-Machine, 1748 (Digitalisat).
- L’Homme plus que machine, 1748 (Digitalisat)
- L’Homme-Plante, 1748 (Digitalisat)
- Système d’Épicure, 1750 (Gallica)
- Anti-Sénèque ou Discours sur le bonheur, 1750 (Gallica)
- Die zu Boden gestürzte Maschine, Oder glaubwürdige Nachricht von dem Leben und sonderbaren Ende des berühmten Arztes de La Mettrie, Aus dem Französischen übersetzt in drey Theilen. Frankfurt und Leipzig, 1750 (SLUB – Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden).
- L'Art de joüir (sic!), 1751 (Gallica)
- deutsche Ausgabe: Die Kunst, die Wollust zu empfinden. Aus dem Französischen des Herrn Alethejus Demetrius übersetzt., 1751 (BSB – Bayerische Staatsbibliothek digital)
Eponym
Im April 1997 wurde der Asteroid (7095) Lamettrie nach ihm benannt.[40]
Quellen
- ↑ Als Geburtsdatum La Mettries findet man in der Literatur mindestens drei verschiedene Angaben. Das hier angegebene ist wahrscheinlich das korrekte. Vgl. dazu: Birgit Christensen: Ironie und Skepsis, Würzburg 1996, S. 245, Fn. 2. : „Das Geburtsdatum ist ungesichert. Die Akademie der Wissenschaften zu Berlin verzeichnet den 23. November. Vermutlich ist dies das richtige Datum, da La Mettrie es selbst angegeben haben könnte. In der Eloge Friedrichs II. erscheint als Geburtsdatum der 25. Dezember; doch der König hat sich getäuscht, wie die Akten des État-civil aux Archives de la ville de Saint-Malo belegen, die als Taufdatum bereits den 19. Dezember nennen.“
- ↑ Bernd Schuchter: Herr Maschine oder vom wunderlichen Leben und Sterben des Julien Offray de La Mettrie. Wien: Braumüller, 2018, ISBN 978-3-99200-201-6, S/ 32.
- ↑ siehe: Damien Desormes (französische Wikipedia) und Bildbeschreibung – Porträtsammlung der HAB.
- ↑ Richard Reschika: Julien Offray de La Mettrie oder das maschinelle Glück. In: Philosophische Abenteurer. Elf Profile von der Renaissance bis zur Gegenwart, Mohr Siebeck, (UTB), Tübingen 2001, ISBN 3-8252-2269-1, S. 43.
- ↑ Rolf Löchel: Luminose Botanik. Julien Offray de La Mettrie erkennt den Menschen als Pflanze. – literaturkritik.de , 8. August 2009.
- ↑ Arno Baruzzi: La Mettrie, in: Aufklärung und Materialismus im Frankreich des 18. Jahrhunderts, Paul List Verlag 1968, S. 23.
- ↑ Bernd Schuchter: Herr Maschine oder vom wunderlichen Leben und Sterben des Julien Offray de La Mettrie. Wien : Braumüller, 2018 ISBN 978-3-99200-201-6, S. 152
- ↑ Bernd A. Laska (Herausgeber): Über das Glück oder Das Höchste Gut (»Anti-Seneca«), LSR-Quellen Bd2, 2. Auflage Nürnberg 2004, ISBN 3-922058-30-2 (Einleitung)
- ↑ Olivier Côté : Les plaisirs de l’amoralisme. Pour une compréhension de l’hédonisme lamettrien. In : Ithaque, Revue de l’Université de Montréal : pdf
- ↑ Helmut Dressler: Der verfemte Visionär. Anmerkungen zur Nachwirkungsgeschichte von Julien Offray de La Mettrie. In: Lichtenberg-Jahrbuch 2010, S. 303-323. Erweiterte Fassung des Essays unter dem Titel: Der erste Agnostiker. Anmerkungen zur Wirkungsgeschichte von Julien Offray de La Mettrie. – online, S. 21
- ↑ Titelbild der Satire – auf SLUB.
- ↑ Birgit Christensen: Ironie und Skepsis: Das offene Wissenschafts- und Weltverständnis bei Julien Offray de la Mettrie, Würzburg: Königshausen & Neumann 1996, ISBN 3-8260-1271-2, S. 272–274: eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑ Bis vor kurzem nahm man – wohl aufgrund eines immer wieder reproduzierten Lesefehlers – Reims als Promotionsort an. Nun wurde jedoch La Mettries Dissertation aufgefunden, die von der Universität Rennes akzeptiert wurde. Vgl. Roger E. Stoddard: Julien Offray de La Mettrie. A bibliographical inventory. Together with a facsimile reprint of La Mettrie’s long-lost thesis, Epistolaris de vertigine dissertatio. (Rennes, 1736). Köln: Dinter 2000, S. 82
- ↑ Zum Beispiel: « Politique du médecin de Machiavel, ou Le chemin de la fortune ouvert aux médecins », 1746 und La Faculté Vengée. Comédie en trois actes, Paris 1747.
- ↑ Julien Offray de La Mettrie: Philosophie und Politik. Herausgegeben und eingeleitet von Bernd A. Laska, LSR-Quellen: Band 3), LSR-Verlag Nürnberg 1987, ISBN 3-922058-29-9, S. V.
- ↑ Salomon des Nordens, so nennt Voltaire schmeichlerisch den Preußenkönig Friedrich den Großen in seinem Briefwechsel mit dem Monarchen.
- ↑ Christof Goddemeier: Julien Offray de La Mettrie. Lob des Selbstdenkens. In: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 106, Heft 50, 11. Dezember 2009
- ↑ Éloge de M. Julien Offroy La Mettrie, prononcé par Sa Majesté le Roi de Prusse, 1752: Éloge-Volltext (französisch) – auf Gallica.
- ↑ Éloge-Volltext (französisch), S. 10 – auf Gallica.
- ↑ Éloge-Volltext (französisch), S. 10/11 – auf Gallica.
- ↑ Rudolf Walther: Weder Gott noch Zufall, ein Porträt, in: Die Zeit, 19. November 2009: in fine
- ↑ Voltaire über den König von Preußen, Memoiren, hg. u. übersetzt von Anneliese Botond (Titel der Originalausgabe: Memoires pour servir à la vie de M. de Voltaire, écrits par lui-même), Frankfurt/M. (Insel Verlag), 1981 (Erstausgabe 1967), Seite 41.
- ↑ Bernd Schuchter: Herr Maschine oder vom wunderlichen Leben und Sterben des Julien Offray de La Mettrie. Wien : Braumüller, 2018 ISBN 978-3-99200-201-6, S. 19.
- ↑ Richard Reschika: Julien Offray de La Mettrie oder das maschinelle Glück. In: Philosophische Abenteurer. Elf Profile von der Renaissance bis zur Gegenwart, Mohr Siebeck, (UTB), Tübingen 2001, ISBN 3-8252-2269-1, S. 63.
- ↑ Voltaire über den König von Preußen, Memoiren, hg. u. übersetzt von Anneliese Botond (Titel der Originalausgabe: Memoires pour servir à la vie de M. de Voltaire, écrits par lui-même), Frankfurt/M. (Insel Verlag), 1981 (Erstausgabe 1967), Seite 42, 109
- ↑ eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ vgl. Ursula Pia Jauch: Jenseits der Maschine. München: Hanser 1998, S. 567.
- ↑ Bernd Schuchter: Herr Maschine oder vom wunderlichen Leben und Sterben des Julien Offray de La Mettrie. Wien : Braumüller, S. 113
- ↑ Als Motto sind der Schrift sechs Schluss-Zeilen eines Vers-Briefes Voltaires an Monsieur La Falulère de Genonville, 1719, vorangestellt
(vollständiger französischer Brieftext, in fine):
Est-ce là ce rayon de l’essence suprême
Qu’on nous peint si lumineux ?
Est-ce là cet Esprit survivant à nous-même ?
Il naît avec nos sens, croît, s’affaiblit
comme eux.
Hélas ! il périra de même.Gibt es ihn, den Lichtstrahl des höchsten Wesens,
Den man uns so leuchtend ausmalt?
Gibt es ihn, den Geist, der uns selbst überlebt?
Er wird mit unseren Sinnen geboren, wächst und erschlafft
wie sie
Und ach, er wird genauso vergehen! - ↑ « L’âme n’est donc qu’un vain terme dont on n’a point d’idée, & dont un bon esprit ne doit se servir que pour nommer la partie qui pense en nous»: L'Homme-Machine, [69]
- ↑ Denis Diderot (1782): Essay über die Herrschaft der Kaiser Claudius und Nero sowie über das Leben und die Schriften Senecas. In: Philosophische Schriften II. Berlin (Ost): Aufbau-Verlag 1961, S. 429
- ↑ In: Über das Glück, oder Das Höchste Gut (»Anti-Seneca«). Nürnberg: LSR-Verlag 1985, S. 11
- ↑ Bernd A. Laska: Die Negation des irrationalen Über-Ichs bei La Mettrie. Nürnberg: LSR-Verlag 1999
- ↑ Panajotis Kondylis: Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus. Stuttgart: Klett-Cotta 1981, S. 490–536
- ↑ Vgl. Bernd A. Laskas Einleitung zu Der Mensch als Maschine, S. xxiv, sowie Ursula Pia Jauch: Jenseits der Maschine, München: Hanser, S. 348
- ↑ Die vierbändige deutsche Werkausgabe: La Mettrie im LSR-Projekt – herausgegeben von Bernd A. Laska, LSR-Verlag 1985–1988
- ↑ Dies waren Über das Glück und Die Kunst, Wollust zu empfinden, von denen er selbst noch Übersetzungen ins Deutsche veranlasste, die jedoch kaum Verbreitung fanden und bis ins 20. Jahrhundert als verschollen galten und der « Discours prélimaire aux œuvres philosophiques » (bei Laska als Philosophie und Politik betitelt).
- ↑ vgl. dazu: Bernd A. Laska: Warum ausgerechnet La Mettrie? Über den „eigentlichen Helden“ in Martin Walsers Roman »Der Augenblick der Liebe« . In: literaturkritik.de, Jg. 6, Nr. 10, Oktober 2004, S. 60–71
- ↑ Bernd A. Laska: 1750 – Rousseau verdrängt La Mettrie. Eine ideengeschichtliche Weichenstellung. In: Aufklärung und Kritik. Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie. 19. Jg. 2012, Band 4/2012, S. 174–185; frz. Version: « 1750 – Rousseau évince La Mettrie. D’une orientation des Lumières lourde des conséquences ». In: Rousseau Studies, Revue annuelle, [octobre] 2013, p. 313–326.
- ↑ Minor Planet Circ. 29672
Personendaten | |
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NAME | La Mettrie, Julien Offray de |
ALTERNATIVNAMEN | Aletheius Demetrius (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Arzt und Philosoph |
GEBURTSDATUM | 23. November 1709 |
GEBURTSORT | Saint-Malo |
STERBEDATUM | 11. November 1751 |
STERBEORT | Potsdam |