Chalcedon | |
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Chemismus | SiO2 |
Mineralklasse | Oxide |
Kristallsystem | mikroskopisch kleines trigonales System |
Kristallklasse | ___ |
Farbe | alle Farben, immer gestreift |
Strichfarbe | weiß |
Härte | 6,5 |
Dichte | 2,6 -2,7 |
Glanz | Glasglanz, Fettglanz |
Opazität | undurchsichtig, dünn durchscheindend |
Bruch | uneben |
Spaltbarkeit | keine |
Kristallhabitus | ___ |
Kristallflächen | ___ |
Zwillingsbildung | ___ |
Kristalloptik | |
Brechungsindices | ___ |
Doppelbrechung | keine |
Pleochroismus | ___ |
optische Orientierung | ___ |
Winkel/Dispersion der optischen Achsen |
2vz ~ ___ |
weitere Eigenschaften | |
chemisches Verhalten | in Fluorwasserstoffsäure löslich |
ähnliche Minerale | Achat, Quarz |
Radioaktivität | keine |
Magnetismus | ___ |
besondere Kennzeichen | ___ |
Chalcedon ist eine faserige Gefügevarietät von mikrokristallinem Tiefquarz, der senkrecht zur kristallohgrafischen c-Achse entlang der Prismenflächen (1 1 0) oder (1 –1 0) faserig gewachsen ist (Flörke et al 1991). Die Fasern können mehrere mm lang werden, weisen aber eine Dicke von unter einem µm auf und sind typischer weise in Längsrichtung verdrillt. Der optische Charakter der Faserrichtung ist „length-fast“. Dies bedeutet, daß die Achse mit dem höheren Brechungsindex im Kristall senkrecht zur Faserrichtung orientiert ist. Dies unterscheidet Chalcedon von einer weiteren faserigen Gefügevarietät des Tiefquarzes, dem Quarzin. Quarzin ist "length-slow", d.h. der höhere Brecungsindex des Quarzes liegt parallel zur Faserrichtung.
Andere, insbesondere ältere Quellen fassen den Begriff Chalzedon weiter. Er dient als Sammelbegriff für alle faserigen Formen von mikrokristallinem Quarz (einschließlich Quarzin), für alle schwach bis gar nicht gefärbten massigen Vorkommen von mikrokristallinem SiO2 oder wird als Oberbegriff für alle Erscheinungsformen von feinkristallinem Quarz verwendet (Flint, Hornstein, Achat, Onyx, Jasper...). Dies sind genau genommen aber Gesteine, die aus verschiedenen Gefügevarietäten des Quarzes bestehen, anderen SiO2- Modifikationen (Moganit) sowie weiteren färbenden Verunreinigungen.
Chalzedon ist farblos, bis bläulich grau. Verunreinigungen bewirken verschiedensten Färbungen, meist brau, rötlich, oder grün. Chalzedon ist durchscheinend, trüb, besitzt einen wächsernen Glanz und ist mit einer Mohshärte von 6,5 – 7 fast so hart wie Quarz.
Bei anderen Farbtönen verwendet man unterschiedliche Bezeichnungen. Rote Chalcedone sind bekannt als Karneol oder Sarder, die grüne Vielzahl, die durch Nickeloxid gefärbt sind, nennt man Chrysoprase (künstlich gefärbte werden grüngebeizter Achat genannt) oder Plasma, die smaragdgrüne Chalcedone sind, die durch Eisenoxid ihre dunkelgrüne Farbe erhalten. Plasma wird manchmal mit kleinen Jaspis - Punkten gefunden die Bluttropfen ähneln weshalb er Blutstein oder Heliotrop (Blutjaspis) genannt wird.
Weitere Bezeichnungen, die für Chalcedon gefunden werden, sind Jasponix, Massik, Quarzin, Zoesit, blauer oder kalifornischer Mondstein und Milchstein.
Mikrogefüge
Ein massiges, granulares Gefüge zeichnet sich durch das Fehlen einer bevorzugten Orientierung der Chalzedonfasern aus. Die einzelnen Chalzedonfasern sind selten länger als 1 – 3 µm. Solcher granularer Chalzedon macht die Hauptmasse von Flint- Knollen aus.
Von sphärolithischen Gefüge spricht man, wenn die Chalzedonfasern ausgehend von einem Kristallistaionskeim radialstrahlig wachsen und kugelige Aggregate bilden. Der Durchmesser dieser Sphärolithe beträgt meist 0,1 – 0,2 mm. Sphärolithischer Chalzedon bildet die horizontal geschichteten Bereiche in Achatdrusen und tritt vereinzelt in Flint und Hornstein auf. Unter dem Polarisationsmikroskop zeigen die Sphärolithe bei gekreuzten Polarisatoren ein charakteristisches Auslöschungsbild, das Bertrand’ sches Kreuz.
Ein parabollisches Gefüge bildet sich, wenn die Chalzedonfasern radialstrahlig auf der Oberfläche eines Gesteinshohlraumes wachsen. Benachbarte Faserbüschel behindern sich in ihrem Wachstum gegenseitig. Schon in geringer Distanz zum Wachstumskeim wachsen so nur nahezu parallel ausgerichtete Faserbündel in den Hohlraum hinein. Die Fasern erreichen hier eine Länge von einigen Millimetern. Parabolisch gewachsener Chalzedon bildet die konzentrischen Bänderungen in Achaten. Unter dem Polarisationsmikroskop zeigt sich in den parabolisch gewachsenen Chalzedonbändern die charakteristische Runzelbänderung. Sie ist charakteristisch für Chalzedon und fehlt beim Quarzin.
Struktur
Strukturell unterscheidet sich Chalzedon vom Tiefquarz kaum. Elektronenmikroskopische Untersuchungen ergaben aber für alle mikrokristallienen Quarzvarietäten eine sehr große Dichte an Gitterdefekten. Charakteristisch ist eine dichte Abfolge von Verzwillingungen nach dem Brasilianer Gesetz. Dies kann man sich als eine Stapelung von (101)-Lagen aus Rechts- und Linksquarz vorstellen. In Mikrokristallinen Quarz weisen diese Lagen variable Dicken von einigen Elementarzellen auf. Strukturell betrachtet nehmen Chalzedon und auch Quarzin somit eine Zwischenposition zwischen unverzwillingten Tiefquarz (Rechts- oder Linksquarz) und Moganit ein. Diese erst 1994 von der IMA als eigene SiO2- Modifikation anerkannte Phase kann man sich als Tiefquarz mit der maximal möglichen Anzahl von Brasilianer Zwillingen vorstellen. Lagen von Rechts- und Linksquarz der kleinstmöglichen Dicke von einer Elementarzelle bilden im Moganit eine regelmäßige Abfolge. Diese enge strukturelle Beziehung macht verständlich, dass Chalzedon immer signifikante Mengen an Moganit enthält. Eine weitere charakteristische strukturelle Eigenschaft von Chalzedon, die Quarzin fehlt, ist die Verdrillung der Fasern um ihre Längsrichtung. Diese Verdrillung findet innerhalb eines kontinuierlichen Kristalls statt und ist auf spiralförmiges Kristallwachstum entlang von Gitterfehlern (Schraubenversetzungen) zurückzuführen.
Geschichte
Das griechische Wort Vorlage:Polytonisch (chalkedon) ist nur in einer einzigen Quelle überliefert, nämlich der griechischen Offenbarung des Johannes. Dort (Offb 21,19 EU) heißt es über das Himmlische Jerusalem:
- Die Grundsteine der Stadtmauer sind mit edlen Steinen aller Art geschmückt; der erste Grundstein ist ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd.
Die Etymologie des Wortes ist ungeklärt. Eine wegen der Homonymie naheliegende Verbindung zur griechischen Stadt Kalchedon ist laut Oxford English Dictionary sehr zweifelhaft. Ebenso ungeklärt ist, welches Mineral in der Offenbarung gemeint war; die heutige Bedeutung verfestigte sich erst in der frühen Neuzeit.
Varietäten
- Achat
- Chrysopras
- Heliotrop (Edelstein) (Blutjaspis)
- Holzstein
- Karneol (Sarder)
- Onyx
Quellen/Vorkommen
Chalzedon bildet sich zusammen mit Quarzin und Moganit oberflächennah sowohl in Spalten und Hohlräumen saurer und basischer Magmatite (Achat), in Spalten metamorpher Gesteine als auch in Sedimenten (Flint, Hornstein, versteinertes Holz). Bei der Bildung von Achaten geht man von einer Kristallisation aus einem SiO2-Gel oder SiO2-übersättigten Lösungen bei Temperaturen zwischen 25 und 200°C aus. Bei sedimentärer Bildung kristallisieren Chalzedon und Quarzin entweder aus SiO2-haltigen Lösungen (z.B. versteinertes Holz) oder bilden sich während der Diagenese aus den Opal-Skeletten von Diatomeen, Radiolarien (Radiolarit) oder Kieselschwämmen (Hornstein).
Bedeutung als Rohstoff
Zählt zu den Halbedelsteinen und dient als Material für Kameen, Ringsteine, Siegelsteine und viele andere Schmuck- und Gebrauchsgegenstände. Wird schon sehr lange verarbeitet und ist deshalb auch vielfach bei Antiquitäten zu finden. Große Stücke sind auch Material für Säulen, architektonischem Zierrat, Tischplatten und Vasen, die eine schöne Politur aufpolierbar sind.
Vorsichtsmaßnahmen
- Bei starkem UV-Licht kann ein Farbverlust die Schönheit des Steins beeinträchtigen, wie auch bei direkter übermäßiger Sonnen- oder Lichtbestrahlung.
Galerie
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Chalcedon, geschliffen
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Selber Chalcedon
Siehe auch: Liste von Mineralen
Weblinks
- Heaney, P.J., Veblen, D.R., Post, J.E. (1994): Structural disparities between chalcedony and macrocrystalline quartz; Am. Mineral., 79: 452-460
- C. Wahl (2002): Charakterisierung innerer Grenzflächen in mikrokristallinem SiO2 mit Transmissionselektronenmikroskopie; Dissertation an der TU Darmstadt
- MinDat.org - Chalcedony (englisch)
- Mineralienatlas Chalcedon
- HP-Wissenschaftliche Themen - Chalcedon
- Animierte Fotos von Mineralien
Literatur
- Flörke, O.W., Graetsch, H., Martin, B., Röller, K., Wirth, R. (1991): Nomenclature of micro- and noncrystalline silica minerals, based on structure and microstructure; Neues Jahrbuch Miner. Abh., 163: 19-42