Die Ubier wohnten zuerst am rechten Rheinufer, also in Germania Libera, dem freien Germanien wie es die Römer nannten. Die Ubier waren aber auch einer der ersten germanischen Stämme, die sich auf regen Handel mit den Römern einließen, ihre Söhne in die Ausbildung gaben und schließlich auch dazu übergingen (in gewisser Weise auch durch höheren Zwang) Tribute an die Römer zu zahlen. Außerdem begannen sie den Römern Hilfstruppen (bevorzugt Reiterei, da die Germanen für ihre Reitkunst berühmt waren) zur Verfügung zu stellen, welche diese wiederum benutzten, um andere Germanenstämme zu unterdrücken und tributpflichtig zu unterwerfen.
Dieses Verhalten der Ubier brachte ihnen das Misstrauen, den Neid und schließlich auch den Hass der anderen benachbarten Stämme ein, weshalb es in der Folge zu zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen den Ubiern und ihren Nachbarn kam. Die Römer sahen das natürlich gerne gemäß ihrer alten politischen Devise "Divide et impera" (übrigens ein klassischer Wesenszug von Weltmächten, wie wir ja auch bei den Amerikanern im Bezug auf den zweiten Irakkrieg gesehen haben. Thema "Altes und Neues Europa". "Sähe Zwietracht und herrsche", funktioniert unter solchen Bedingungen sehr vorteilhaft).
Die Ubier gerieten jedenfalls unter Druck und zwischen die Fronten der Römer und der anderen Germanen und drohten quasi aufgerieben zu werden.
Daher wurden sie "erst" von Augustus am linken Rheinufer, der römischen Provinz Germania Inferior, angesiedelt; sprich aus Sicherheitsgründen umgesiedelt. Das ist deswegen von Bedeutung, da immer die Rede davon ist, die Ubier seien römerfreundliche, linksrheinische Germanen gewesen. Das sind sie erst geworden!
Die Umsiedlung der Ubier
Der erste Germanienfeldzug nach Caesar fand 39/38 v. Chr. unter dem Statthalter M. Vipsanius Agrippa statt. Er bekämpfte die aufständischen Gallier, überschritt den Rhein, unterwarf den Stamm der Ubier und erhielt einen Triumph zugebilligt, den er jedoch nicht ausführte (Tac. ann. XII 27,1; Cass. Dio XXXXVIII, 49, 3-4; vgl. Strab. IV 3,4 p. 194 C; Tac. Germ. 28).
Die Angabe bei Tacitus vermerkt als Zeitpunkt der Umsiedlung der unterworfenen Ubier auf das linke Rheinufer in das Gebiet des heutigen Köln nur eine Statthalterschaft des Agrippa. Wahrscheinlich handelte es sich bei der Übersiedlung der Ubier um einen längeren Prozess, der durch Agrippa seine offizielle Bestätigung oder seinen Abschluss fand.
Durch neuere dendrochronologische Untersuchungen ist seine zweite Amtszeit in Gallien im Jahre 19 v. Chr. (vgl. Cass. Dio LIV 11,1) als Datum für die Umsiedlung ausgeschlossen.
Agrippa entwickelte das Konzept, die Rheinlinie durch unmittelbare Präsenz von römischen Truppen, vor allem aber durch Ansiedlung zuverlässiger romfreundlicher Stammesgruppen auf dem linken Rheinufer (Ubier und Bataver; Begründung des Zentralorts oppidum Ubiorum) sowie durch feste Vertragsbeziehungen zu den rechts des Rheins angrenzenden Stämmen zu schützen. Roms Politik zielte hauptsächlich darauf ab (von wenigen Ausnahmen abgesesehen), Landsuchende aus dem gesicherten Provinzialbereich herauszuhalten.
Literatur
- Ralf G. Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg (9-16 n. Chr.). Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Bonn 2001.