Thành phố Hồ Chí Minh | |
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Basisdaten | |
Region: | Südost |
Geografische Lage: | 10° 45' N, 106° 40' O |
Höhe: | 19 m ü. NN |
Fläche: | 2.095 km² |
Einwohner: | 6.117.251 (1. Oktober 2004) |
Bevölkerungsdichte: | 2.920 Einwohner/km² |
Telefonvorwahl: | 848 |
Stadtgliederung: | 24 Bezirke |
Offizielle Website: | www.hochiminhcity.gov.vn/ |
Politik | |
Ratsvorsitzender | Huynh Dam |
Vors. d. Volkskomitees | Le Thanh Hai |
Karte | |
Datei:LocationVietnamHoChiMinh.png |
Thành phố Hồ Chí Minh, auf deutsch Hồ-Chí-Minh-Stadt ist die größte Stadt Vietnams. In der eigentlichen Stadt - dem geografischen Stadtgebiet - leben 5.140.412 Menschen. Das gesamte Verwaltungsgebiet hat 6.117.251 Einwohner (Volkszählung 2004).
Die Stadt liegt etwas nördlich des Mekong-Deltas, auf dem Westufer des Saigon-Flusses. Unter ihrem alten Namen Saigon war sie bis zum April 1975 Hauptstadt der Republik Südvietnam. Sie ist Industriestadt, Verkehrsknoten und Kulturzentrum mit Universitäten, Theater, Kinos, Museen und Baudenkmälern.
Der Name der Stadt
Hồ-Chí-Minh-Stadt bekam diesen Namen im Jahre 1976, nachdem Nord- und Südvietnam wiedervereinigt worden waren. Sie ist im Ausland nach wie vor unter ihrem alten Namen Saigon bekannt. Da auch der vietnamesische Name Thành Phố Hồ Chí Minh etwas sperrig ist, wird auch in Vietnam die Stadt häufig Sài Gòn genannt, obwohl dies offiziell nur den ersten Bezirk von Saigon-Stadt bezeichnet.
Als Abkürzung sieht man oft TPHCM bzw. HCMC oder HCM City (vietnamesisch beziehungsweise englisch).
Die Stadt wurde nach Hồ Chí Minh benannt, welcher im September 1945 die Demokratische Republik Vietnam proklamierte und später die Führung des Landes als Staats- und Ministerpräsident übernahm. Nach der Teilung Vietnams als Folge des Indochinakriegs 1954 wurde er Präsident der Volksrepublik Vietnam (Nordvietnam).
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt liegt etwas nördlich des Mekong-Deltas, auf dem Westufer des Saigon-Flusses rund 40 Kilometer vom Südchinesischen Meer entfernt durchschnittlich 19 Meter über dem Meeresspiegel. Das administrative Stadtgebiet hat eine Ausdehnung von 2.095 Quadratkilometer.
Die Distanz vom nördlichsten Teil (Dorf Phu My Hung, Bezirk Cu Chi) zum südlichsten Teil des Stadtgebietes (Dorf Long Hoa, Bezirk Can Gio) beträgt 120 Kilometer, vom östlichsten Teil (Stadtteil Long Binh, Bezirk 9) zum westlichsten Teil (Dorf Binh Chanh, Bezirk Binh Chanh) 46 Kilometer.
Südlich der Stadt münden die Zwillingsflüsse des Mekong, auch Tiền Giang oder sông Tiền („Oberer Mekong“) und Hậu Giang oder sông Hậu („Unterer Mekong“) genannt, in das über 70.000 Quadratkilometer ausgehnte Mekong-Delta verbreitert, in das Südchinesische Meer.
In der Gegend herrscht eine flache, üppige und grüne Vegetation vor. Durch den fruchtbaren Schwemmlandboden ist intensive Landwirtschaft in der dicht bevölkerten Region möglich, durch die jährlich die Produktion von Reis in drei Ernten sichergestellt ist. Zudem werden Nahrungsmittel wie Fisch, diverse tropische Früchte, Zuckerrohr und Kokosnüsse produziert.
Stadtgliederung
Die Stadt ist in 24 Bezirke unterteilt. 19 Bezirke sind Stadtbezirke, wobei nur die sieben Bezirke des Stadtzentrums Namen haben (Quận Bình Tân, Quận Bình Thạnh, Quận Gò Vấp, Quận Phú Nhuận, Quận Tân Bình, Quận Tân Phú, Quận Thủ Đức ) und die anderen einfach durchnumeriert sind (Quận 1, Quận 2, Quận 3, Quận 4, Quận 5, Quận 6, Quận 7, Quận 8, Quận 9, Quận 10, Quận 11, Quận 12).
Weitere fünf Bezirke sind Landbezirke, welche außerhalb dem geografischen Stadtgebiet, aber innerhalb der administrativen Stadtgrenzen liegen. Diese sind Huyện Bình Chánh, Huyện Cần Giờ, Huyện Củ Chi, Huyện Hóc Môn und Huyện Nhà Bè.
Klima
Die Stadt befindet sich in der tropischen Klimazone. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 27,2 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge 1.904 Millimeter im Mittel. Hauptregenzeit ist zwischen Mai und Oktober, in einzelnen Stadtgebieten muss dann mit Überschwemmungen gerechnet werden. Der meiste Niederschlag fällt im Juli mit 344 Millimeter im Mittel, der wenigste im Februar mit durchschnittlich zwei Millimeter.
Die durchschnittlichen Temperaturen liegen das ganze Jahr über zwischen 25,6 und 28,9 Grad Celsius. Die mittlere Tagestemperatur beträgt maximal 32 Grad Celsius, minimal 24 Grad Celsius bei hoher Luftfeuchtigkeit. Die heißesten Monate sind April mit 28,9 Grad Celsisus im Mittel und Mai mit durchschnittlich 28,7 Grad Celsisus.
Wärmster Monat ist der April mit maximal 35 Grad Celsius und minimal 25 Grad Celsius mittlere Tagestemperatur. Der kälteste Monat ist in der Gegend um Hồ-Chí-Minh-Stadt der Januar mit maximal 30 Grad Celsius und minimal 20 Grad Celsius Tagesmitteltemperatur. Die Trockenzeit geht von Dezember bis April.
Geschichte
Herrschaft der Khmer
Zur Zeit, als Saigon gegründet wurde, wurde Südvietnam noch nicht von Vietnamesen bewohnt. Saigon wurde wahrscheinlich zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert als Fischerdorf von einem Khmer-Volk gegründet. Die Herrschaft über das Gebiet besaß nominell das weiter im Westen liegende Reich Funan. Später wurde Funan von dem Volk der Kambuja eingenommen, die zum Reich Chenla gehörten, das seinerseits später in Angkor aufging. Diese machtpolitischen Verschiebungen hatten aber nur wenig Einfluss auf das kleine Fischerdorf.
Das Land war von derart unzugänglichen Wäldern und Sümpfen umgeben, dass die dort lebenden Khmer-Fischer ihre Siedlung Prei Nokor (Dorf im Wald) nannten. Doch aufgrund ihrer Lage auf festem Boden unmittelbar nördlich des sumpfigen Deltas und auf drei Seiten von schiffbaren Wasserwegen umgeben, begann der Aufstieg des Ortes.
Als Chenla vom Khmer-Reich Angkor vereinnahmt wurde, das bis zum 15. Jahrhundert die Herrschaft über die Region hatte, erlebte Prei Nokor eine erste Blüte als Umschlaghafen für kambodschanische Schiffe, die den großen Mekong-Fluss befuhren. Bis zum 17. Jahrhundert entstand dort eine Garnison und eine Handelsgemeinde, zu der auch malaiische, chinesische und indische Händler gehörten.
Eroberung durch die Nguyễn-Dynastie
Die Entwicklung einer derart dynamischen Siedlung musste zwangsläufig die Aufmerksamkeit des Nordens auf sich ziehen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatten die Viet auf ihrem Marsch nach Süden das an das Khmer-Reich angrenzende Champa erobert, und im Verlauf des folgenden Jahrhunderts wurde die gesamte Region von der in Huế herrschenden Nguyễn-Dynastie eingenommen. Es wird dem vietnamesischen Adeligen Nguyen Phuc Chu zugeschrieben, aus dem Ort wieder eine nennenswerte Siedlung gemacht zu haben. Er wurde 1698 in die Region entsandt, um Verwaltungsstrukturen aufzubauen. Mit den neuen Herrschern kam auch ein neuer Name, Saigon, der vermutlich von dem vietnamesischen Wort für den Kapokbaum abgeleitet ist.
Als 1771 die Tây Sơn-Rebellion ausbrach, flüchtete Nguyễn Phúc Ánh, der geschasste Machthaber der Nguyễn-Dynastie, von Huế Richtung Süden nach Saigon. Nachdem er die Stadt zu seiner vorläufigen Hauptstadt erklärt hatte, ließ er sie vollständig mit Mauern umgeben und zur Festung ausbauen. Die achteckige Zitadelle Gia Dinh wurde auf den Rat seiner Geomantiker hin nach dem Vorbild einer blühenden Lotusblume gestaltet. Als Nguyễn Phúc Ánh nach der Niederschlagung des Aufstandes 1802 als Kaiser Gia Long nach Huế zurückkehrte, blieb Saigon sein regionales Verwaltungszentrum im Süden.
Die Armee, von der die Tây Sơn-Brüder bezwungen wurden, umfasste auch eine militärische Einheit der Franzosen, die in der Folge sieben Jahrzehnte mit den Vietnamesen um die Kontrolle über die Region rangen, um einen festen Handelsposten in Asien zu errichten.
Französische Kolonialzeit
Schließlich gelang der französischen Armee am 17. Februar 1859 die Einnahme Saigons unter dem Vorwand, unter Kaiser Tự Đức würden die französischen Missionare verfolgt. Durch den am 5. Juni 1862 geschlossenen Vertrag von Saigon wurde die Stadt zur Hauptstadt der französischen Kolonie Cochinchina erklärt.
Das heutige Hồ-Chí-Minh-Stadt verdankt sein Erscheinungsbild und seinen Charakter vor allem den französischen Kolonisten. Im Rahmen eines breit angelegten Programms öffentlicher Bauvorhaben wurden Kanäle zugeschüttet und Sumpfgebiete trockengelegt. Dampfstraßenbahnen verkehrten auf dem strengen Gitternetz der von Tamarinden gesäumten Straßen, die in den 1930er Jahren solch „unvietnamesiche“ Namen trugen wie Boulevard de la Somme oder Rue Rousseau.
Es entstanden auffällige Beispiele europäischer Architektur, während zahlreiche Cafés und Boutiquen eröffnet wurden, um die Bedürfnisse der Europäer zu befriedigen. Die Stadt war so sehr von einer gallischen Atmosphäre durchdrungen, das der englische Schriftsteller Somerset Maugham, der Saigon in den 1930er Jahren besuchte, sie mit einer kleinen Provinzstadt in Südfrankreich verglich und als unbekümmerte und fröhliche Kleinstadt beschrieb. Peter Scholl-Latour beschrieb Saigon in seinem Buch Der Tod im Reisfeld: 30 Jahre Krieg in Indochina als die eleganteste und kulitivierteste Stadt Asiens in jener Ära.
Die großen Gewinne, die die colons (Siedler) aus dem Export von Kautschuk und Reis über Saigons rasch wachsenden Überseehafen abschöpften, investierten sie teilweise wieder in die Entwicklung der Stadt. Die Lebensbedingungen der Vietnamesen waren während der französischen Kolonialherrschaft indes sehr schwer. Ihr Widerstand äußerte sich vor allem in Form zahlreicher Streiks in den 1920er und 1930er Jahren. Die Nationalbewegung erstarkte allerdings erst, nachdem der Zweite Weltkrieg Südostasien erreicht hatte. Am 28. Juli 1941 nahmen japanische Truppen Saigon ein.
Unabhängigkeit
Nach der Ausrufung des Waffenstillstands zwischen Japan und den Alliierten am 19. August 1945 begannen die Việt Minh-Guerillas die Macht in Vietnam zu übernehmen. Dieser Prozess, der als Augustrevolution in die vietnamesische Geschichte einging, war mit der Befreiung Saigons am 28. August 1945 abgeschlossen. Die nun gewonnene Freiheit wurde von Hồ Chí Minh dazu genutzt, am 2. September 1945 in Hanoi die Unabhängigkeit Vietnams zu verkünden.
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, bekam die britische Armee den Auftrag, die japanischen Truppen im südlichen Vietnam zu entwaffnen. Als die Briten am 13. September 1945 in Saigon antrafen, verhalfen sie den Franzosen sogleich wieder an die Macht und schufen damit die Grundlage für 30 Jahre Krieg. Nach anfänglichen Zugeständnissen an die Việt Minh entschloss man sich im Dezember 1946 auf französischer Seite, die Organisation militärisch zu beseitigen und den alten Status der Kolonie wieder herzustellen.
Vom Indochinakrieg gegen die Franzosen blieb Saigon weitestgehend verschont, denn die Kämpfe wurden überwiegend in ländlichen Regionen ausgetragen. Der Krieg endete mit der Kapitulation der Franzosen am 7. Mai 1954 nach der Schlacht von Dien Bien Phu, als sie durch die Việt Minh besiegt wurden. Davor hatten sie aber Kaiser Bảo Đại installiert, welcher Saigon zur Hauptstadt seines Reiches machte. Nach der Teilung Vietnams in Nord- und Südvietnam blieb Saigon Hauptstadt des südlichen Teils unter der Regierung von Präsident Ngô Đình Diệm.
Während des Vietnamkriegs waren ab 1965 zehntausende US-amerikanischer Soldaten in Saigon stationiert, wovon die lokale Wirtschaft profitierte, was aber auch zur Entwicklung von ausufernder Prostitution führte. Die Kriegsjahre forderten einen schweren Tribut: Durch die Flächenbombardements der US-Amerikaner in den ländlichen Regionen kamen mehrere Millionen Flüchtlinge in die relativ sichere Stadt. Bombenangriffe der Kommunisten sowie Demonstrationen von Studenten und Mönchen störten den Frieden immer wieder. Mit dem Abzug der US-amerikanischen Soldaten 1973 ging die wirtschaftliche Aktivität spürbar zurück.
Kommunistische Machtübernahme
Der Vietnamkrieg endete am 30. April 1975 mit der Einnahme von Saigon durch die nordvietnamesischen Streitkräfte und ihrem Verbündeten, der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams. Während die Kommunisten dieses Ereignis als „Befreiung Saigons“ bezeichnen, nennen es die Südvietnamesen und US-Amerikaner den Fall Saigons. Am 2. Juli 1976 wurden Nord- und Südvietnam unter dem Namen Sozialistische Republik Vietnam wiedervereint, Saigon nach dem früheren Präsidenten Nordvietnams Hồ Chí Minh umbenannt.
Unkluge politische Entscheidungen im Anschluss an die Wiederveinigung hatten eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Stagnation zur Folge, deren Auswirkungen auch heute noch zu sehen sind. Erschwerend kam hinzu, dass mehrere tausend Südvietnamesen, die vorher mit den US-Amerikanern kooperiert hatten, in Umerziehungslager geschickt wurden, während Millionen Menschen auf dem Seeweg als Boat People das Land verließen.
Erst 1986, als mit der Erneuerungspolitik Đổi mới die Liberalisierung der Wirtschaft eingeleitet wurde und die Marktwirtschaft eine neue Chance erhielt, hat sich Hồ-Chí-Minh-Stadt rasant zum Finanz- und Wirtschaftszentrum Vietnams entwickelt, wovon einige schimmernde Wolkenkratzer und Nobelhotels im Stadtzentrum zeugen.
Die andere Seite ist die steigende Kriminalitätsrate. Korruption, Prostitution, Drogenhandel und organisierte Kriminalität sorgen regelmäßig für Schlagzeilen in der vietnamesischen Presse. Nach einem spektakulären Prozess kam es 2004 zur Hinrichtung von Năm Cam, einem berüchtigten Mafia-Boss in Hồ-Chí-Minh-Stadt. Auch die Zahl der HIV-Infektionen hat sich in der Stadt in den letzten Jahren dramatisch vervielfacht: 2004 wurden offiziell 12.000 HIV-Fälle genannt. Betroffen sind vor allem Prostituierte (viele haben im benachbarten Kambodscha gearbeitet) und Drogenabhängige (gemeinsames Benutzen von Injektionsnadeln). Landesweit steht Hồ-Chí-Minh-Stadt an der Spitze der HIV-Infektions-Statistik.
Einwohnerentwicklung
Seit Beginn der französischen Kolonialisierung verzeichnete das ehemalige Saigon ein schnelles Bevölkerungswachstum. Von 7.000 Einwohner 1862 verzehnfachte sich diese Zahl bis 1911 auf 68.000. Schon 1914 wurde die Grenze von 100.000 erreicht und 1939 lebten in der Stadt bereits eine halbe Million Menschen. Während des Zweiten Weltkriegs verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf rund eine Million, bis 1974 noch einmal auf zwei Millionen.
Laut Volkszählung vom 1. Oktober 2004 lebten im gesamten Verwaltungsgebiet der Stadt 6.117.251 Menschen, davon 5.140.412 in den 19 städtischen Bezirken und 976.839 in den fünf ländlichen Bezirken. Damit ist sie die bevölkerungsreichste Stadt Vietnams sowie die bevölkerungsreichste administrative Einheit des Landes. Ein erheblicher Teil des Bevölkerungswachstums wird seit Beginn der kolonialen Entwicklung durch Zuwanderung aus dem Hinterland verursacht.
Neben ethnischen Vietnamesen (87 Prozent) sind elf Prozent der Einwohner Überseechinesen (Hoa). Auch Menschen von anderen ethnischen Minderheiten Vietnams (Khmer, Cham, Nung, Rhade) leben in der Stadt. Sie besitzen einen Anteil von zusammen zwei Prozent an der Gesamtbevölkerung. Laut Volkszählung 2004 verteilen sich die Religionen wie folgt: Buddhisten 50 Prozent, Katholiken zwölf Prozent, Protestanten zwei Prozent, andere (Caodisten, Hoa Hao, Muslime, Hindus) zwei Prozent, keiner Religion zugehörig sind 34 Prozent der Einwohner von Hồ-Chí-Minh-Stadt.
Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf die eigentliche Stadt ohne die Bevölkerung der ländlichen Bezirke. Bis 1975 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse.
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Politik
Stadtregierung
Hồ-Chí-Minh-Stadt besitzt den Status einer Provinz Vietnams. Sie wird auch ähnlich wie eine Provinz verwaltet, wobei der Volksrat und das Volkskomitee die wichtigsten verwaltungstechnischen Einheiten sind. Ratsvorsitzender ist Huynh Dam, Vorsitzender des Volkskomitees Le Thanh Hai.
Artikel 4 der Verfassung legt die führende Rolle der Kommunistischen Partei Vietnams fest und verbietet somit alle Oppositionsparteien. Über die Politik und die Zukunft der Stadt wird daher von der KP-Führung entschieden.
Die Verfassung Vietnams räumt zwar allen Bürgern Grundrechte wie Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und Glaubensfreiheit ein. Es ist den Bürgern jedoch nicht möglich, diese Grundrechte ins Anspruch zu nehmen aufgrund der staatlichen Zensur und Kontrolle durch die Kommunistische Partei.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
An der Ostseite des Lam Son-Platzes steht das um 1900 errichtete Stadtteather, dessen kolossaler, kuppelförmiger Eingang Richtung Südwesten auf die Le Loi weist. 1955 war dort vorübergehend die Nationalversammlung untergebracht, doch heute werden in dem restaurierten Gebäude wieder Modenschauen, Theaterstücke und Tänze dargeboten.
Im Hoa Binh-Theater, 3 Thang 2, bietet regelmäßig Aufführungen moderner und klassischer vietnamesischer Musik, traditionelle Theaterstücke und Tänze, Modenschauen, Konzerte (manchmal auch von Künstlern aus dem Westen) und sychronisierte Filme.
Das Binh Quoi Cultural Village in der Xo Viet Nghe Tinh zeigt ein von Saigontourist organisiertes Programm aus Volksmusik, traditionellen Tänzen und Wasserpuppenspiel, das auch mit einer abendlichen Kreuzfahrt auf dem Saigon-Fluss kombiniert werden kann.
Museen
Im Kriegsopfermuseum gibt es eine Sammlung von Panzern, Flugzeugen und anderen Waffen, die von der US-Armee erbeutet wurden, sowie eine – in Teilen sehr drastische – Fotogalerie, die unter anderem die Folgen des Einsatzes von Napalm sowie des Entlaubungsmittels Agent Orange verdeutlicht, von dem Millionen von Litern über Vietnam versprüht wurden. Das Museum veranschaulicht die Schrecken des Krieges sehr einprägsam. Es zeigt schonungslos die Gräuel der Kriegshandlungen sowie die Folgen des Einsatzes von Agent Orange wie Missgeburten und Umweltzerstörung.
Man sollte jedoch bedenken, dass hier die Geschichte nur sehr einseitig aus Sicht der Sieger dargestellt wird. Die vielen Gräueltaten der Vietcong an der südvietnamesischen Zivilbevölkerung, wie beispielsweise das Massaker von Hué, dem 1968 Tausende zum Opfer fielen, bleiben unerwähnt. Ebenso das Schicksal hunderttausender Soldaten, die auf der Seite des Südens gekämpft haben, und nach dem Krieg noch jahrelang in sogenannten Arbeits- und Umerziehungslagern unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten wurden.
Der Wiedervereinigungsplast (früher Präsidentenpalast Südvietnams) ist heute Museum und wird gelegentlich für Staatsempfänge genutzt. Er wurde in den 1960er Jahren gebaut. Berühmtheit erlangte das Gebäude, als am 30. April 1975 Panzer der NLF die Umzäunung des Palastes durchbrachen und mit dem Hissen der Flagge Nordvietnams der Vietnamkrieg offiziell beendet war. Kurze Zeit zuvor hatte der letzte US-amerikanische Hubschrauber das Gebäude verlassen; die Ausrüstungsgegenstände der US-Amerikaner und der südvietnamesischen Regierung, die damals in der Eile zurückgeblieben waren, können heute im Museum besichtigt werden.
Das Revolutionsmuseum ist im früheren Palast des Gouverneurs von Cochinchina untergebracht, welches während des Vietnamkriegs auch als Residenz von Präsident Diem genutzt wurde. Es zeigt viele Gegenstände aus dem Krieg. Das Saigon-Museum befindet sich im 1863 errichteten früheren Sitz der Zollverwaltung. Zu sehen sind zahlreiche Fotos aus dem Leben und Werk von Hồ Chí Minh.
Straßen und Plätze
Dong Khoi war unter dem Namen Rue Catinat schon während der französischen Kolonialherrschaft die Flaniermeile Saigons. Während des Vietnamkriegs war sie Standort von zahlreichen Bars und Bordellen, die die Bedürfnisse der US-amerikanischen Soldaten befriedigten. Seit Doi Moi wird die Straße des Aufstands, wie die deutsche Übersetzung lauten würde, wieder ihrem alten Ruf gerecht und man findet hier viel Bars, Restaurants und teure Designerläden.
Nguyen Hue ist die Parallelstraße zu Dong Khoi; sie wurde als Boulevard Charner errichtet und war die Champs Elysées des Ostens. Nguyen Hue ist heute leider aber eher eine laute Durchzugsstraße; sehenswert ist jedoch der Blumenmarkt während des Tet-Fests. Am nördlichen Ende von Nguyen Hue befindet sich das ehemalige Rathaus, ein Kolonialbau aus dem Jahre 1906, wo heute das Volkskomitee untergebracht ist.
Etwa 200 Meter südlich der Kathedrale, wo die Dong Khoi kurzzeitig etwas breiter wird, befindet sich der Lam Son-Platz mit dem Hotel Continental. Das berühmte Bauwerk mit seiner weißen Fassade, dem rotierenden Globus und seinen ockerfarbenen Dach war einst eine Bation der feinen französischen Gesellschaft und zählt auch heute noch zu den renomiertesten Adressen der Stadt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Frontterrasse des Hotels der Ort zum Sehen und Gesehenwerden.
Daher überrascht es auch nicht, das auch Somerset Maugham Mitte der 1920er Jahre hierher kam: Es ist sehr angenehm, mit einem harmlosen Getränk unter der Markise auf der Terrasse des Hotel Continental zu sitzen [und] in der Lokalzeitung von den hitzigen Kontroversen über die Angelegenheiten der Kolonie zu lesen, schreibt er. In unmittelbarer Nähe steht gegenüber dem wesentlich kleineren Hotel Continental das 1958 gebaute und inzwischen renovierte Hotel Caravelle. In früheren Zeiten war das Gebäude die bevorzugte Adresse westlicher Journalisten und Kriegsberichtserstatter.
Der Le-Duan-Boulevard, in französischem Stil wie Nguyen Hue errichtet, verbindet den Stadtkern mit dem Botanischen Garten. Er ist heute (wieder) der Sitz mehrerer diplomatischer Vertretungen. Auch die US-amerikanische Botschaft befand sich hier; während des Vietnamkriegs war sie Schauplatz eines spektakulären Überfalls während der Tet-Offensive. In den letzten Kriegstagen flogen Hubschrauber die letzten verbliebenen US-Amerikaner auf ein Kriegsschiff vor der Küste aus. Das US-amerikanische Generalkonsulat ist mittlerweile neu gebaut und nur Gedenktafeln erinnern an jene dramatischen Ereignisse.
Bauwerke
Überblick
Die zwischen 1877 und 1883 aus Backstein errichtete neoromanische Kathedrale Notre-Dame ist eines der bedeutendsten Kolonialgebäude der Stadt und das Zentrum der katholischen Kirche in Südvietnam. Notre-Dame befindet sich am Nordende von Dong Khoi. Jeden Sonntag werden Messen in englischer Sprache gehalten. Auf dem davor liegenden Platz der Pariser Kommune steht eine Statue der Jungfrau Maria. Diese Kirche wird auch Notre-Dame des Ostens genannt.
Gegenüber der Notre-Dame liegt das Hauptpostamt (1886-1891). Abgesehen von einer Renovierung und Modernisierung der Schalter erfolgten seit der Entstehung fast keine Änderungen. Die Stahlkonstruktion des Gebäudes wurde vom französischen Ingenieur Gustave Eiffel entworfen. Von einem riesigen Gemälde in der Halle wacht Hồ Chí Minh über die Arbeit der Postangestellten.
Die Jade-Pagode ist die bunteste Pagode der Stadt. Sie wurde 1909 von der kantonesischen Gemeinde der Stadt errichtet und verehrt mehrere taoistische und buddhistische Gottheiten. Sie ist voll von Statuen und Schnitzereien asiatischer Gottheiten und Heldenfiguren. Im von Blumen gesäumten Hof vor dem Gebäude befindet sich ein Teich, dessen Bewohnern der Tempel seinen Beinamen „Schildkrötenpagode“ zu verdanken hat.
An der Dong Du steht die in den 1930er Jahren erbaute Zentralmoschee mit weiß und blau getünchten Mauern und vier Minarette. Südlich des Hotel Rex befindet sich der Tempel Sri Thendayyuthapani, dessen gopuram (ornamentaler Torturm) in der Ton That Thiep emporragt. Die aufwendigen Wandmalereien, die normalerweise in einem Hindu-Tempel zu finden sind, wurden durch Gemälde von Jawaharlal Nehru, Mahatma Gandhi sowie diversen Gottheiten aus dem hinduistischen Pantheon ersetzt, während die farbenfrohe Decke mit Lampen besetzt ist.
In der Truong Dinh steht der Hindu-Tempel Sri Mariamman. Die imposanten gelben Mauern des Gebäudes werden manchmal von Händlern belagert, die dort Öl, Räucherstäbchen und Jasminblüten anbieten. Das Dach wird von einem farbenfrohen gopuram mit aus Stein gehauenen Götterfiguren geziert. Im Innern sind Skulpturen der Gottheiten Mariamman, Maduraiveeran und Pechiamman in Heiligtümern aus Stein untergebracht. Im Hof befinden sich weitere Darstellungen sitzender Götter.
Westlich des Kriegsmuseums in der Ba Huyen Thanh Quan befindet sich die Xa Loi-Pagode, die 1963 im Zentrum des buddhistischen Widerstands gegen die Regierung von Präsident Diem stand. Der schlichte, 1956 erbaute Komplex besitzt als auffälligstes Merkmal einen hohen Turm, der mit beigefarbenen Bausteinen ausgestattet ist und ein sechsstufiges Dach im fernöstlichen Stil. Hinter einer überdimensionierten, fantasievoll mit Murmeln und Porzellanscherben dekorierten Urne mit Räucherstäbchen öffnet sich eine hohe Halle mit einem großen, vergoldeten Buddha und 14 Wandmalereien mit Geschichten aus seinem Leben. Hinter dem Rücken des Buddha gelangt man zu einem Schrein zum Gedenken an Thich Quang Duc und die anderen Mönchen die sich 1963 in Saigon selbst verbrannten.
Cholon
Cholon, der 5. Bezirk, ist das Chinatown von Hồ-Chí-Minh-Stadt. Ursprünglich war Cholon - zu deutsch großer Markt - eine Stadt für sich selbst, ist jedoch vor allem durch den hohen Zuzug von Flüchtlingen mit dem früheren Saigon verschmolzen. Cholon wird von einer halben Million ethnischer Chinesen bewohnt, die durch ihre chinesischen Apotheken, Restaurants und Geschäfte das Viertel dominieren. Es ist auch der Bezirk, wo es (getreu dem Namen) die meiste geschäftliche Aktivität gibt. Die Vorfahren der Bewohner sind aus verschiedenen Regionen Südchinas nach Vietnam eingewandert und haben ihre Dialekte und Sitten behalten. Es gibt eigene Tempel für die Leute, die aus Chaozhou abstammen und eigene Tempel für jene aus Guangzhou.
Um die Jahrhundertwende war Cholon auch ein verruchtes Vergnügungsviertel, wo der Konsum von Opium nur eines der angebotenen Vergnügen war. Der britische Schriftsteller Graham Greene war unter den Besuchern. Seit den 1950er Jahren waren die verstopften Straßen Cholons ein ideales Versteck für Viet Minh und später die NLF, während nach der Wiedervereinigung mit Nordvietnam und speziell während des Krieges mit der Volksrepublik China 1979 die Chinesen einen großen Anteil der Boat People ausmachten. Cholon beherbergt auch die sehenswerte Quan-Am-Pagode und die Thien-Hau-Pagode.
Cu Chi
Cu Chi ist ein Tunnelsystem, in dem sich vietnamesische Partisanen im Vietnamkrieg von 1965 bis 1975 versteckt hielten. Das Dorf Cu Chi, nachdem die Tunnel benannt sind, liegt im gleichnamigen Bezirk. Die ersten Tunnel sind 1948 entstanden. In den 1960er Jahren gruben nordvietnamesische Partisanen immer weiter und immer tiefer, bis das Tunnelsystem auf eine beachtliche Länge von 200 Kilometern auf drei Ebenen angewachsen war.
Unter der Erde entstanden richtige Städte mit Schulen, Lazaretten, Büros und Schlafgelegenheiten. Alle unterirdischen Gebäude waren mit Tunneln von circa 0,80 Metern Höhe und 0,60 Metern Breite verbunden. Zur Außenwelt konnte man durch Klapptüren, die mit Laub und Gras bewachsen waren, gelangen. Alle Eingänge waren durch primitive, aber wirkungsvolle Fallen gesichert.
Parks
Der 1864 von zwei Franzosen, einem Tierarzt und einem Botaniker errichtete Botanische Garten nahe dem Thi Nghe-Kanal beherbergt eine Sammlung tropischer Pflanzen. Im Innern befindet sich der Zoo, in dem Kamele, Elefanten, Krokodile, Großkatzen und sogar Komodo-Warane zu besichtigen sind. Attraktiv sind auch das Aquarium und der Vergnügungspark.
Westlich des Wiedervereinigungspalastes liegt der öffentliche Stadtpark Cong Vien Van Hoa. Während der Kolonialzeit war der nördliche Bereich des Parks ein beliebter Treffpunkt der in Vietnam lebenden Franzosen, denn dort befand sich der elitäre Cercle Sportif, ein nur Ausländern aus dem Westen vorbehaltener Sportklub, wo sich die colons zum Schwimmen und Tennisspielen trafen. Mit der Zeit wurden die französischen Namen auf der Mitgliederliste durch US-amerikanische ersetzt, und heute befindet sich dort der Arbeitersportverein.
Sport
In der Stadt finden selten große Sportereignisse statt. Dies liegt daran, dass Sport in Vietnam eher ein Massenphänomen ist, der Leistungssport aber aufgrund fehlender Infrastruktur und finanzieller Mitteln nur sehr wenig entwickelt ist.
Populärster Sport ist Fußball. Daneben sind asiatische Sportarten wie Thai Cuc Quyen, Kung Fu, Vovinam, Taekwondo, Judo, Karate und Badminton sehr populär. In den letzten Jahren kommen, speziell in den vermögenderen Bevölkerungsteilen, europäische Sportarten wie Tennis oder Golf zunehmend in Mode.
Gastronomie
Hồ-Chí-Minh-Stadt gilt als die kulinarische Metropole des Landes. Die Zahl der in Vietnam lebenden Ausländer ist mittlerweile derart gestiegen, das immer neue Restaurants mit Schwerpunkt auf ausländische Küche aufmachen. So kann man Tex-Mex, Tandoori, Schichkebab oder Sushi bekommen, wenngleich die französischen Restaurants nach wie vor dominieren.
Das französische Erbe zeigt sich auch in der großen Anzahl von Cafés. Aber auch zahlreiche Gaststätten, die vietnamesische Küche anbieten, findet man in der Stadt. Die meisten Lokale sind ganzjährig geöffnet, nur einige machen während des Tet-Festes zu. Die Bedürfnisse der Touristen sorgen zunehmend für flexiblere Öffnungszeiten.
Die einfachen Speiselokale servieren Mahlzeiten wie com und pho in großen Portionen. Die Touristen-Cafés in der Umgebung der De Tham und Pham Ngu Lao bieten preiswertes Steak mit Pommes oder eine Portion gebratene Nudeln.
Die Spezialitätenrestaurants sind für vietnamesische Verhältnisse sehr teuer - bei einem Essen kann man dort so viel ausgeben, wie eine vietnamesische Familie im Monat zur Verfügung hat -, doch nach westlichem Standard sind sie immer noch günstig, und die Qualität der Küche ist sehr hoch. Dazu werden stets frische Zutaten verwendet, beispielsweise Gemüse aus Da Lat und häufig aus Australien eingeflogenes Fleisch.
Einkaufen
Der 1914 errichtete und 1986 renovierte Ben-Thanh-Markt ist eines der Wahrzeichen des alten Saigon. Er ist heute ein große Markthalle für Bekleidung, getrocknete Lebensmittel, Elektronik und Souvenirs. Angeboten werden ebenfalls allerlei frische Handelswaren wie Gemüse, Obst, Fische und Blumen.
Der Ben-Thanh-Markt ist ein Geviert von der Größe eines Wohnblockes mit einem an einen Kirchturm erinnernden Türmchen, das zu einem der großen stark frequentierten Verkehrskreisel - es treffen dort circa sieben Straßen zusammen - der Stadt hin orientiert ist. Eine weitere Attraktion des Marktes: hier werden allerlei einheimische Kulinaria angeboten, die in Europa nicht oder zumindest nicht frisch erhältlich sind.
In der gegenüber dem Kunstmuseum abzweigenden Le Cong Kieu befinden sich zahlreiche Antiquitätengeschäfte mit fernöstlichen und kolonialen Waren. Memorabila zu Vietnams jüngster Geschichte finden sich an den Ständen hinter dem Dan Sinh-Markt, wo überschüssige Armeebestände verkauft werden. Der Markt liegt an der Nguyen Cong Tru. Unter den angebotenen Waren befinden sich Khaki-Uniformen, Tropenhelme der Vietcong, alte Kompasse und Zippo-Feuerzeuge der US-Amerikaner.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Die Stadt ist ein Handels- und Industriezentrum mit einem modernen Seehafen. Nahrungsmittel, Glas, Textilien, Papierwaren, Kunststoffe, Chemikalien, Baustoffe und Maschinen werden hergestellt. Seit der Machübernahme durch die Kommunisten 1975 wurden viele Unternehmen verstaatlicht, um die Stadt von ausländischen Importen unabhängig zu machen. Zahlreiche neue Industrien und Firmen, wie beispielsweise Möbel- und Teppichfabriken, die Rohstoffe aus dem eigenen Land verwendeten, entstanden.
Unter Nguyễn Văn Linh wurde 1986 Đổi mới (Erneuerung) eingeführt, was bedeutete, dass die zentrale Planung aufgegeben und marktwirtschaftliche Reformen eingeführt wurden. Ausländischen Firmen wurde erlaubt in Hồ-Chí-Minh-Stadt zu investieren. Zahlreiche ausländische Konzerne eröffneten Nierderlassungen. Die Stadt entwickelte sich zum wirtschaftlichen Wachstumsmotor Vietnams.
Die staatlichen Unternehmen stellen für die Wirtschaft nach wie vor ein Problem dar: sie sind meist unrentabel, international nicht konkurrenzfähig und haben eine hohe Menge an Krediten, die sie wahrscheinlich nicht zurückzahlen werden können und damit das ganze Bankensystem bedrohen. Eine Anzahl von Staatsbetrieben wurde bereits mit anderen Staatsbetrieben fusioniert, andere geschlossen. Der Prozess läuft aber wegen der sozialen Auswirkungen (Arbeitslosigkeit) recht schleppend.
Verkehr
Fernverkehr
Der Flughafen von Hồ-Chí-Minh-Stadt heißt Tan Son Nhat und befindet sich etwas nördlich des Stadtzentrums. Er wird von einigen Fluglinien direkt von Europa aus angeflogen, ansonsten bestehen Verbindungen in alle größeren Städte Asiens; Inlandsflüge gibt es ebenso von und in alle größeren Städte Vietnams.
Per Bahn kann man Hồ-Chí-Minh-Stadt von allen nördlich gelegenen Städten erreichen. Mehrere Züge fahren täglich von Hanoi nach Süden und enden in Hồ-Chí-Minh-Stadt. Die gesamte Reise dauert 30 bis 40 Stunden, von einigen Städten Mittelvietnams sind die Reisezeiten jedoch attraktiv.
Hồ-Chí-Minh-Stadt verfügt über mehrere Fernbusbahnhöfe, die sich über die ganze Stadt verteilen. Die Busse Richtung Norden nach Vung Tau, ins zentrale Hochland und nach Nha Trang fahren vom weitläufigen Mien Dong-Busbahnhof ab, der fünf Kilometer nordöstlich des Zentrums in der Xo Viet Nghe liegt. Wer eine Fahrt durch das Mekong-Delta unternehmen möchte, kann sich mit dem Bus zum Busbahnhof Cholon begeben, von wo den ganzen Tag über Busse nach My Tho, My Thuan und in andere kleine Städte im Mekong-Delta fahren.
Die meisten Busse Richtung Nordwesten von und nach Tay Ninh und Cu Chi halten am westlich des Zentrums im Bezirk Tan Binh gelegenen An Suong (oder auch Tay Ninh)-Busbahnhof an der Nationalstraße 22. Es besteht Pendelbusverkehr mit dem Ben Thanh, der seinerseits auch Direktverbindungen nach Cu Chi bietet, und mit den anderen Busbahnhöfen. Direktbusse nach Kambodscha und in die Hauptstadt Phnom Penh fahren täglich von der 145 Nguyen Du südwestlich der Kathedrale Notre Dame ab.
Nahverkehr
Am 27. Dezember 1881 verkehrte die erste Dampfstraßenbahn in Saigon. Elektrische Straßenbahnen fuhren seit 4. August 1923 in der Stadt. Das Netz hatte eine Länge von 72 Kilometern mit Überlandstrecken nach Hoc-Mon und Thudaumot. 1953 wurde der Betrieb eingestellt.
Die Stadt verfügt seitdem über kein schienengebundenes Massentransportmittel (U-Bahn, S-Bahn, Straßenbahn). Auch das Busnetz gilt als völlig unzureichend. Die Stadtbewohner sind deshalb gezwungen, auch auf das Moped(taxi), Cyclo (Fahrradtaxi) oder das motorisierte Taxi zurückzugreifen.
Eine Fahrt mit dem Stadtbus bietet sich nur in Richtung Cholon an. Die klimatisierten Busse von Saigon Star Co verkehren täglich auf einer Strecke zwischen der Südseite des Mei Linh-Platzes und der Huyunh Thoai Yen unterhalb des Binh Tay-Marktes.
Die Zahl der Taxis ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Mehrere Unternehmen bieten Fahrzeuge mit Klimaanlage an, die in der Regel erschwinglich sind. Die sogenannten Airport Taxis und Vinataxis kann man auch an der Straße heranwinken oder telefonisch bestellen.
Zwei U-Bahn-Linien werden derzeit mit Hilfe eines 800 Millionen US-Dollar Kredites gebaut. Bis 2007 soll ein Streckennetz mit einer Gesamtlänge von 21 Kilometern fertiggestellt sein und in Betrieb gehen. Linie 1 wird den Benh Than-Markt mit Than Luong (10,6 Kilometer), Linie 2 den Ben Than-Markt mit dem Mien Tay-Busbahnhof verbinden. Prognosen erwarten rund 70 Millionen Fahrgäste im ersten Jahr, rund 200 Millionen Fahrgäste im zweiten Jahr der Betriebsaufnahme.
Medien
Die Medien werden in der Stadt allesamt vom Staat und damit der Kommunistischen Partei Vietnams kontrolliert. Es gibt englischsprachige Printmedien. Dies sind entweder Zeitschriften, die sich an Touristen richten und Reise- oder Unterhaltungsmöglichkeiten bewerben.
Die meisten englischsprachigen Publikationen richten sich jedoch an Geschäftsleute und verkünden die neuesten Errungenschaften der Wirtschaftspolitik. Ausländische Publikationen werden nicht zensiert, da sie für die durchschnittlichen Vietnamesen sowieso nicht bezahlbar sind. Man findet sie dort, wo sich die Ausländer konzentrieren. Alte Exemplare von ausländischen Zeitungen werden häufig von Straßenhändlern angeboten.
Wichtige Tageszeitungen, die in Hồ-Chí-Minh-Stadt erscheinen, sind Sai Gon Giai Phong (Liberated Saigon), Tuoi Tre, Nguoi Lao Dong (Labourer), The Thao (Sports) und Saigon Times Daily. Das Radio und Fernsehen strahlt mehrere Programme aus. Die Voice of HCMC People ist die größte Radiostation der Region. Im Fernsehen Vietnam TV gibt es am späteren Abend englische Kurznachrichten, der Rest des Programmes wird mit vietnamesischen Shows und einigen wenigen ausländischen Filmen bestritten.
Bildung
In der Stadt befinden sich zahlreiche Universitäten, Hoch- und Fachschulen, Forschungsinstitute und Bibliotheken. Es gibt staatliche und private Einrichtungen. Die Pflichtschulbildung ist in zwei Phasen unterteilt, nämlich die fünfjährige Grundstufe und die vierjährige untere Sekundarstufe. Der Abschluss der oberen Sekundarstufe berechtigt nicht automatisch zum Universitätsstudium beziehungsweise einer anderen höheren Ausbildung. Für ein Universitätsstudium ist eine Aufnahmeprüfung nach der oberen Sekundarstufe Pflicht.
Bedeutende Universitäten sind: HCMC National University, University of Natural Sciences (früher Saigon College of Sciences), University of Social Sciences and Humanities (früher Saigon College of Letters), University of Polytechnic (früher Phu Tho National Institute of Technology), International University, Faculty of Economics, University of Information Technology.
Weitere wichtige Universitäten sind: HCMC University of Pedagogy, University of Economics, University of Architecture, University of Medicine and Pharmacy, University of Agriculture and Forestry, University of Law, University of Technical Education, University of Banking, University of Transport, University of Industry, Open University, University of Sports and Physical Education, University of Fine Art und University of Culture.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Linh Dan Pham (* 1974), vietnamesisch-französische Schauspielerin
- René Le Hénaff (1902-2005), französischer Filmregisseur
Filme
- 1956 - Mort en Fraude (dt. "Halbblut von Saigon", Regie: Marcel Camus, literarische Vorlage: Jean Hougron: Es begann in Saigon)
- 1958 - The Quiet American (dt. "Vier Pfeifen Opium", Regie: Joseph L. Mankiewicz, literarische Vorlage: Graham Greene: "The quiet American")
- 2002 - The Quiet American (dt. "Der stille Amerikaner", Regie: Philip Noyce, literarische Vorlage von Graham Greene
Literatur
Sachbücher
- Horst Berger u.a. (Hrsg.): Stadtbauwelt - Thema: Saigon (Ho Chi Minh Stadt). In: Bauwelt 36/2001, Bertelsmann, Berlin 2001
- David Butler: The Fall of Saigon. Scenes from the sudden end of a long war. Simon & Schuster, New York 1985, ISBN 0-671-46675-5
- Börries Gallasch (Hrsg.): Ho-Tschi-Minh-Stadt, die Stunde Null. Reportagen vom Ende eines 30jährigen Krieges. Rowohlt, Reinbek 1975, ISBN 3-499-11948-X
- Rita Schneider-Sliwa: Städte im Umbruch. Neustrukturierung von Berlin, Brüssel, Hanoi, Ho Chi Minh Stadt, Hongkong, Jerusalem, Johannesburg, Moskau, St. Petersburg, Sarajewo und Wien. Reimer, Berlin 2002, ISBN 3-496-01245-5
- Peter Scholl-Latour: Der Tod im Reisfeld: 30 Jahre Krieg in Indochina, Ullstein, Berlin 1981, ISBN 3-548-33022-3
- Tiziano Terzani: Giai Phong! The Fall and Liberation of Saigon. St. Martin's Press, New York 1976, ISBN 0-207-95712-6
- Harry Thürk: Saigon - Tatsachenbericht über das Ende des amerikanischen Krieges in Indochina. Militärverlag der DDR, Berlin 1985, ISBN 3-327-00430-7
Belletristik
- Christie Dickason: Saigon. Roman (OT "The Dragon Riders"). Heyne, München 1993, ISBN 3-453-06368-6
- Graham Greene: Der stille Amerikaner. Dtv, München 2005, ISBN 3-423-13129-2
- Anthony Grey: Saigon. Pan Books, London 1997, ISBN 0-330-28042-2
- Jean Hougron: Das Mädchen von Saigon. Rowohlt, Reinbek 1966
- Jean Hougron: Es begann in Saigon. Rowohlt, Reinbek, 1958
- Chris Mullin: The Last Man out of Saigon. A novel. Corgi Books, London 1988, ISBN 0-552-13259-4
- Morris L. West: Der Botschafter. Roman. Pawlak, Herrsching 1991, ISBN 3-88199-811-X
Weblinks
- Offizielle Homepage (in vietnamesischer und englischer Sprache)