Maria Altmann

österreichisch-US-amerikanische Erbin von Adele Bloch-Bauer
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Maria Altmann (* 18. Februar 1916 in Wien) ist die Nichte und die Erbin der Bankierstochter Adele Bloch-Bauer, Ehefrau des Zuckerindustriellen Ferdinand Bloch, die Gustav Klimt zweimal portraitiert hatte. Die Bilder hingen zeitweilig mit drei anderen Bildern aus dem Besitz der Familie in der Österreichischen Galerie im Wiener Schloss Belvedere und wurden 2006 an die Erbin zurückgegeben (Restitution). Die Wiener nennen das erste Portrait oft Die Goldene Adele oder nur kurz „Adele“.

Leben und Familie

Maria Altmann ist die Tochter des jüdischen Rechtsanwalts Dr. Gustav Bloch-Bauer (geb. 22. September 1862 in Jungbunzlau, Böhmen, gest. 2. Juli 1938 in Wien) und dessen Ehefrau Therese Bauer (geb. 26. Mai 1874 Augsburg (Bayern), gest. 1961 Kanada) aus Wien. Ihr Vater war der Bruder Ferdinand Bloch-Bauers und ihre Mutter war die Schwester von Adele Bloch-Bauer geb. Bauer. Beide Brüder Bauer, Ferdinand und Gustav, änderten ihren Familiennamen 1917 von Bloch in Bloch-Bauer, weil alle Söhne der Familie Bauer entweder kinderlos geblieben waren oder nur Töchter hatten. Sie war neun Jahre alt, als ihre Tante starb. Im Dezember 1937 heiratete Maria in Wien Fritz Altmann, einen Bruder des Textilfabrikanten Bernhard Altmann. Ferdinand Blochs Hochzeitsgeschenk, ein Diamantcollier samt Ohrringen aus dem Besitz Adeles, wurde von den Nationalsozialisten geraubt und gelangte in den Besitz der Familie von Hermann Göring. Fritz Altmann wurde ins KZ in Dachau gebracht. Maria Altmann kam nach Berlin und wurde von der Gestapo gezwungen, der Arisierung des Betriebes von Bernhard Altmann zuzustimmen. Fritz Altmann kam nach einiger Zeit frei, wurde aber unter Hausarrest gestellt, aus dem er mit Maria flüchten konnte. Zuerst kamen sie in die Niederlande und dann weiter nach England. Später verließen die Altmanns England in Richtung USA, 1942 erreichten sie Los Angeles. 1945 erhielt Maria Altmann die US-Staatsbürgerschaft. Sie lebt zur Zeit in Los Angeles, hat vier Kinder und sechs Enkelkinder. Bis zu ihrem Ruhestand betrieb sie eine Boutique in Beverly Hills.

Die Restitution der Klimt-Bilder

 
Adele Bloch-Bauer I (1907)

Maria Altmanns Name ist durch die Restituierung der enteigneten Kunstschätze, die ehemals im Besitz der Familie waren und ihr in der NS-Zeit abhanden kamen, in den Medien präsent. Bis jetzt wurden schon 36 Bilder an die Familie Altmann zurückgegeben, 16 davon waren Klimt-Zeichnungen. 2006 bekam Maria Altmann, die von ihrem Anwalt Randol E. Schoenberg vertreten wurde, einem Enkel des Komponisten Arnold Schönberg, durch einen Schiedsgerichtsspruch fünf teilweise sehr bedeutende Klimt-Bilder zurück, die in der NS-Zeit der Familie enteignet worden waren. Es waren die Gemälde Adele Bloch-Bauer I, Adele Bloch-Bauer II, Apfelbaum, Buchenwald/Birkenwald und Häuser in Unterach am Attersee. Österreich hatte die Rückgabe der Bilder lange Zeit verweigert.

Das weitere Schicksal der fünf Klimt-Bilder

Vor Zurückgabe der Kunstwerke stand die Frage der Leihgabe an Österreich, denn es handelte sich hier um österreichisches Kulturgut, aber Maria Altmann schloss diese Möglichkeit aus. Dagegen bot sie dem österreichisches Staat ein Vorkaufsrecht an. Die Kunstwerke sollten einen Schätzpreis von 300 Millionen Dollar besitzen, etwa 250 Millionen Euro, verlangte sie. Bundesministerin Elisabeth Gehrer und der Direktor der österreichischen Galerie, Gerbert Frodl suchten nach Mäzenen, die die Gemälde kaufen und dem Staat zur Verfügung stellen sollten. Einen Verkauf direkt an Sponsoren schloss der Rechtsanwalt Maria Altmanns jedoch aus. Nach Altmanns Wunsch sollten die Bilder auch nach einem Verkauf der Öffentlichkeit zugänglich sein, weshalb sie Museen oder Galerien als Käufer vorzog. Am 2. Februar 2006 beschloss die österreichische Regierung von ihrem Vorkaufsrecht keinen Gebrauch zu machen. Die Bilder wurden am 14. Februar 2006 aus dem Depot der österreichischen Galerie nach Los Angeles gebracht.

"Goldene Adele"

Im Juni 2006 erwarb der US-amerikanische Unternehmer und Philantrop Ronald S. Lauder für die von ihm gegründete Neue Galerie in Manhattan, New York, das wohl berühmteste der fünf Bilder, die „Adele Bloch-Bauer I“, bekannt auch als „Goldene Adele“. Er bezahlte nach Angaben der New York Times 135 Millionen Dollar (106,7 Mio. Euro) und damit den bislang höchsten Preis, der je für ein Gemälde gezahlt wurde.

Die Restitution ihrer Aktien

In einer namentlich nicht genannten Zürcher Bank deponierte ihre Familie ein Aktienpaket der Österreichischen Zuckerindustrie AG (ÖZAG), das auf Druck der Nationalsozialisten weit unter Wert an den Investor Clemens Auer verkauft werden musste. Mit 21,9 Mio. Dollar erhielt sie und weitere Erben der Familien Ferdinand Bloch-Bauer, sowie Otto Pick die größte Einzelrestitution aus dem Schweizer Bankvergleich vom zuständigen New Yorker Bundesrichter Edward Korman zugesprochen. Das so genannte "Claims Resolution Tribunal" hat damit gut 254 Mio. Dollar an anspruchsberechtigte Kontoinhaber ausbezahlt.

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