Friedberg (Hessen)

Kreisstadt des Wetteraukreises in Hessen
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Wappen Karte
Wappen von Friedberg Deutschlandkarte, Position von Friedberg (Hessen) hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Wetteraukreis
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 140 m ü. NN
Fläche: 50,17 km²
Einwohner: 27.142 (31. Dezember 2005)
Bevölkerungsdichte: 541 Einwohner je km²
Postleitzahl: 61169
Vorwahl: 06031
Kfz-Kennzeichen: FB
Gemeindeschlüssel: 06 4 40 008
Stadtgliederung: 6 (7) Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Mainzer-Tor-Anlage 6
61169 Friedberg
Offizielle Website: www.friedberg-hessen.de
E-Mail-Adresse: stadt@friedberg-hessen.de
Bürgermeister: Michael Keller (SPD)

Friedberg (Hessen) ist eine Stadt in Hessen, Deutschland und der Verwaltungssitz des Wetteraukreises.

Geographische Lage

Friedberg liegt etwa 30 km nördlich von Frankfurt am Main in der Wetterau. Sie befindet sich nur etwas oberhalb der Einmündung der Usa in die Wetter.

Nachbargemeinden

Friedberg grenzt im Norden an die Gemeinde Ober-Mörlen, die Stadt Bad Nauheim und die Gemeinde Wölfersheim, im Osten an die Stadt Reichelsheim, die Gemeinde Florstadt und die Stadt Niddatal, im Süden an die Gemeinde Wöllstadt und die Stadt Rosbach vor der Höhe, sowie im Westen an die Gemeinde Wehrheim (Hochtaunuskreis).

Einwohner

(jeweils zum 31. Dezember)
Die Einwohnerzahlen zeigen die Einwohnerzahlen mit Hauptwohnung in Friedberg inklusive der Stadtteile.

Stadtgliederung

Friedberg besteht aus den Stadtteilen Bruchenbrücken, Dorheim, Friedberg, Ockstadt, Ossenheim und Bauernheim. Der Stadtteil Fauerbach nimmt dabei eine Sonderstellung ein, dieser wurde bereits 1901 der Stadt Friedberg eingemeindet.


Geschichte

 
Der Adolfsturm in Friedberg ist ein Butterfassturm

Auf einem Basaltfelsen mitten in der Wetterau befinden sich Burg und Stadt Friedberg. Sie wurden vermutlich beide im Auftrag Kaiser Barbarossas, zwischen 1171-1180 von Kuno von Münzenberg gegründet. Erste urkundliche Nennung der Burg aber erst 1216 und der Stadt 1219. Das war einzigartig, da sich zwei reichsunmittelbare Gewalten quasi den selben Berg teilten, was sonst nirgends sonst vorkam. Die sich daraus ergebenden Reibereien zwischen beiden bestimmten jahrhundertelang die Geschichte Friedbergs.


Burg Friedberg

 
Eingang zur Burg

Die Burg Friedberg ist eine der größten Anlagen dieser Art in Deutschland. Sie wurde als Adelsrepublik mit ca. 100 Burgmannen des niederen Landadels gegründet, später hatte sie eine eher oligarchische Spitze. Die Aufgabe der Burg war die Burghut. Um der Residenzpflicht zu genügen, wurden innerhalb der Burg Burgmannenhäuser gebaut. Aber nicht nur die Burg war zu schützen, sondern die ganze Wetterau, zusammen mit den anderen Gründungen dieser Zeit in Gelnhausen, Frankfurt, Wetzlar, Glauburg und Büdingen.

Heute beherbergt die Burg verschiedene öffentliche Einrichtungen. So befindet sich unter anderem das Medienzentrum des Wetteraukreises und das Finanzamt innerhalb der Burgmauern. Auch das Burggymnasium, ein Oberstufengymnasium, befindet sich innerhalb der historischen Mauern.


Stadt Friedberg

 
Die Friedberger Altstadt mit Stadtkirche

Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Friedberg war die Tuchproduktion. In Friedberg fanden jährlich zwei Messen statt, die schon 1332 von 8 auf 14 Tage verlängert wurden. Das begehrte Friedberger Tuch erreichte Handelsplätze von Lübeck bis Wien, von Schlesien bis in die Niederlande. Im 14.Jahrhundert gab es dennoch nur ca. 3000 Einwohner. Eine jüdische Gemeinde bestand schon seit 1241, sie umfasste einige hundert Mitglieder zusätzlich.

Ende des 14. Jahrhunderts hatten die Friedberger Messen nur noch lokale Bedeutung, die Tuchproduktion ging zurück. Die für Begleitschutz anfallenden Kosten führten bald zu einer hohen Verschuldung, insbesondere gegenüber Frankfurt. Den Niedergang beschleunigt hat ein verheerender Stadtbrand 1447.

Nach Konflikten mit der Burg, in deren Verlauf sich die Stadt vergeblich unter die Schirmherrschaft des Landgrafen von Hessen flüchten wollte, kam es 1483 endgültig zur Vorherrschaft der Burg über die Stadt. 1497 gab es endlich in Friedberg nur noch etwa 1300 Einwohner, reichere Bürger sind vielfach nach Frankfurt gezogen. 1615 schließlich: "Die Bürgerschaft nährt sich von Feldgütern und Viehzucht; hat sonst kein Gewerbe oder Handel, welchen sie nach Frankfurt in die Messen schickte"...

Die Burg behielt ihre staufische Verfassung bis 1806, dann wurde sie vom Großherzogtum Hessen mediatisiert.
Die Stadt war eine frühmittelalterliche Messestadt, deren Tuche in ganz Europa bekannt und geschätzt waren. Sie fiel bereits 1802 an das Großherzogtum. 1834 wurde die Burg in die Stadt eingemeindet.
Nach dem Niedergang des Handels im 15. Jahrhundert litt die Stadt besonders unter den kriegerischen Ereignissen vom Dreißigjährigen Krieg bis zu den französischen Revolutionskriegen. Erst der Bau der Main-Weser-Bahn (1850-52) führte langsam zum wirtschaftlichen Wiederaufstieg. Wegen der verkehrsgünstigen Lage siedelten sich auch internationale Firmen hier an.

Heute ist Friedberg kultureller Mittelpunkt der Wetterau mit vielen weiterbildenden Schulen, wie der Augustinerschule (gegr.1543 von Mönchen) und einer Fachhochschule.
Friedberg hat die größte Burganlage Deutschlands mit dem Adolfsturm, einem 58 m hohen Bergfried, dem Wahrzeichen der Stadt.
In der Judengasse befindet sich ein monumentales unterirdisches Ritualbad/Mikwe von ca. 25 m Tiefe; es wurde 1260 von den gleichen Steinmetzen erbaut wie die frühgotische Hallenkirche (1260-1410). Am Ehrenmal, am heutigen Wasserturm, befindet sich das größte steinerne Stadtwappen Deutschlands (1927).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Neubarocke St. Jacobuskirche ("Okschter Dom", Ortsteil Ockstadt)
  • Judenbad, Judengasse 20. Das rituelle Frauenbad (Mikwe), dessen quadratischer, bis zum Grundwasserspiegel reichende Schacht gut 25 Meter tief ist, wurde laut Inschrift 1260 erbaut.
  • Rathaus. Der zweigeschossige Putzbau mit Mansarddach und Dachreiter wurde von 1737 bis 1740 von Johann Philipp Wörrishöfer aus Bad Nauheim errichtet. Das vom Friedberger Stadtwappen bekrönte Portal ist ein Werk des Büdinger Steinmetzen Johann Philipp Mörß. Der Sitzungssaal im Obergeschoss, in dem früher die Stadtverordnetenversammlung zusammentrat, dient seit 2001 der Friedberger Musikschule als Übrungsraum.
  • Theologisches Seminar, Kaiserstraße 2. Der zweigeschossige spätklassizistische Bau mit Walmdach wurde 1848 erbaut. Er präsentiert sich in Formen des so genannten Rundbogenstils.
  • Wohnbauten. An der noch heute die Hauptachse der Innenstadt bildenden Kaiserstraße, die aufgrund ihrer enormen Breite früher als Markt genutzt wurde, hat sich eine größere Anzahl von Fachwerkbauten des 15. bis 18. Jahrhunderts erhalten. Davon sind etliche jedoch mit Schiefer verkleidet oder verputzt. Die Untergeschosse sind fast durchgängig durch Ladeneinbauten entstellt.

Die Front des wohl zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstandenen Hauses Zur Zeit (Kaiserstraße 33) ziert im ersten Obergeschoss ein polygonaler Erker. Erheblich älter ist das verschieferte Doppelhaus Nr. 44: Es soll bereits im frühen 15. Jh. errichtet worden sein. Besonders ansehnlich ist das 1333 bezeugte Haus zum Roseneck (Nr. 59/61), das in seiner jetzigen Form wohl aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt. Es ist jedoch kein reiner Fachwerkbau; seine beiden Untergeschosse sind massiv aufgeführt. Das angeblich 1473 errichtete Haus Zum Bornziegel (Nr. 77) war einstmals das Zunfthaus der Wollweber. Aus dem 16. Jahrhundert dürften Nr. 73 und 75 entstammen. Zu den stattlichsten Bauten zählt das dreigeschossige traufständige Haus Nr. 114. Es ist 1598 bezeichnet und verfügt im Inneren noch über eine hölzerne Spindeltreppe. Zu den wenigen älteren Massivbauten an der Kaiserstraße zählen Nr. 118 und Nr. 120. Ersteres ist wohl der älteste Profanbau der Stadt. Es dürfte noch im ausgehenden 12. Jahrhundert entstanden sein und war im Besitz der Deutschordens-Kommende Sachsenhausen. Das benachbarte Haus Fertsch (Nr. 120) stammt im Kern wohl aus dem frühen 14. Jahrhundert, wurde aber um 1720 in barocken Formen umgestaltet. Es gehörte ebenfalls dem Deutschen Orden und gelangte zu Anfang des 20 Jahrhunderts in den Besitz des Friedberger Kaufmannes Wilhelm Fertsch, der es mit einem neuen Mansarddach und einem Holzerker an der Westseite versehen ließ.

Auch in den schmalen, von der Kaiserstraße abzweigenden Nebengassen haben sich einige ältere Bauten erhalten, darunter Usagasse 15 aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, Nr. 32 aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, sowie Engelsgasse 7. Der dreigeschossige Wandständerbau ist 1471 dendrochronologisch datiert.

  • Stadtbefestigung. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung haben sich vor allem im Westen größere Strecken erhalten, die zum Teil in Häusern verbaut sind. Hier findet sich auch das zur Seewiese führende Armsünderpförtchen mit Spitzbogen, das vermutlich vor 1293 entstanden ist. Im Südosten erhebt sich der so genannte Rote Turm mit Spitzbogenfries und Zinnenkranz.

Musik

In Friedberg findet jedes Jahr das Soundgarden Festival statt, ein Musikfestival, bei dem immer wieder namhafte Musiker und Bands auftreten. In Friedberg befindet sich das Wetterau-Museum, in dem man Fundstücke, z.B. röm. Überreste, aus der Umgebung sehen kann.

Religionen

Friedberg hat einige Kirchen, unter anderem die Stadtkirche, die Burgkirche, die Heilig-Geist-Kirche und zwei Ahmadiyya-Moscheen. Eine freie evangelische Gemeinde gibt es auch. Außerdem existiert eine jüdische Gemeinde mit Sitz im benachtbarten Bad Nauheim.

Politik

Die Stadtverordnetenversammlung hat 45 Abgeordnete. Die CDU stellt mit 18 Abgeordneten die größte Fraktion.

Bei der Kommunalwahl am 26. März 2006 ergab sich folgende Sitzverteilung:

CDU 18 Sitze
SPD 17 Sitze
Grüne 4 Sitze
UWG 2 Sitze
FDP 2 Sitze
Die Linke.WASG 2 Sitze

Wirtschaft

Verkehr

Autobahnen:

Bundesstraßen:

Bahnlinien:

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

1958 bis 1960 leistet Elvis Presley seinen Militärdienst bei der US Army in Friedberg ab. Er wohnte jedoch in Bad Nauheim.

Söhne und Töchter der Stadt

Medien

Literatur

  • Burg und Stadt Friedberg Ein Wegweiser durch ihre Sehenswürdigkeiten und ihre Geschichte von Hermann Roth Friedberg in Hessen 1949
  • Die Stadt Friedberg im Spätmittelalter - Sozialstruktur, Wirtschaftsleben und politisches Umfeld einer kleinen Reichsstadt Reimer Stobbe Darmstadt und Marburg 1992; Dissertation.
  • Die Burg Friedberg im Alten Reich von Klaus-Dieter Rack Darmstadt und Marburg 1988; Dissertation.
  • Friedberg in Hessen Die Geschichte der Stadt Band II Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Alten Reiches von Klaus-Dieter Rack Friedberg (Hessen) 1999
  • Ernst Götz: Die Stadtkirche Unserer Lieben Frau in Friedberg in Hessen, Königstein i. Ts. 2006, ISBN 3-7845-4490-8
Commons: Friedberg (Hessen) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien