Randstimmfunktion

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juli 2006 um 01:57 Uhr durch Ri st (Diskussion | Beiträge) (-Leerzeichen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Bezeichnung der Randstimmfunktion, oder kurz der Randstimme, charakterisiert die randkantenverschobene Muskelmassenkonfiguration der Stimmlippen, wodurch sich die Stimmlippenschwungmasse verringert.

Eigenschaften

Die Randkanten der Stimmlippen schwingen in dem Gesangsmodus der Randstimme periodisch. Durch ihre relative Feinheit und Leichtigkeit sind sie essentielles Mittel um im klassischen Gesang die gewünschten Höhen zu erreichen, die durch die schwermassigere Vollstimmfunktion nicht erreichbar sind.

Gesangliche Bedeutung

Weit vor dem umstrittenen Belting, der Pfeif und der Fistelfunktion der Stimmlippen ist die Randstimme das verbreitetste, wenn auch wenig verstandene Konzept zum Gesang in stimmlich höheren Lagen. Die Randstimme kann mit anderen gesanglichen Registern wie dem Schnarregister, dem Brustregister und dem (harten) Mittelstimmregister gemischt werden. Begeht man diesen Weg, so verringert sich im oberen Passagio (Registerübergang) die Tonveränderung.

Im Optimalfall hat die gemischte Randstimme oberhalb des oberen Passagios einen dunkleren Klang, dass von der vermehrten Verwendung der Nasenresonanzen herrührt. Je nach Gesangstechnik ist dieser Übergang mehr oder weniger hörbar. Unvermeidbar ist bei der Höhe allerdings eine Vokalangleichung, da einige Vokale die Tiefstellung des Kehlkopfes und die Weite der Kehle beeinflussen. Aus diesem Grund mischt man in der Regel "u" und "o" mit zunehmender Höhe stärker in den Klang.

Um die Randstimme optimal erklingen zu lassen sind geöffnete Resonanzräume, eine Weite Kehle, eine tiefe Kehlkopfposition, eine unabhängig arbeitende Zunge, ein leicht nach hinten unten geneigtes und entspanntes Kinn, und eine runde, gespannte, möglichst kleine Lippenöffnung und ein gesunder Stimmbandschluss (auch "coup de glotte") unbedingt notwendig. Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, hat der Sänger Probleme Balance in die Muskeln um und in dem gesamten Gesangsapparat zu bringen und diverse technische Fehler folgen.

Verwendung

Die Randstimme wird auf zwei verschiedene, ähnlich verbreitete Weisen gebraucht:

1. Die Randstimme wird erst im oberen Passagio aktiviert (bei Bässen um h-cis', bei Baritonstiommen um d'-es' und bei Tenören um f' bis g'), wodurch ein deutliches "Umknacksen", also eine Resonanz und Klangfarbenveränderung hörbar ist.

2. Die Randstimme lässt sich auch in der tiefe schon mit anderen Registern verbinden, so dass der Übergang lediglich eine gewisse Verschiebung des Mischungsverhältnisses darstellt, die bis zur Unhörbarkeit ausgebildet werden kann.

Klanglicher Einfluss der Randstimme

Durch das Einbinden der Randstimme, die nur von wenigen Sängern wirklich beherrscht, und von noch weniger Gesangspädagogen erklärt werden kann gewinnt das Klangspektrum des gesungenen Tones an Oberklang (von 3,5 bis 5 kHz). Dadurch gewinnt die Stimme an Größe und Tragfähigkeit, was in großen Konzertsälen und Theatern unabdingbar ist.