Zentralhandelsgesellschaft Ost für landwirtschaftlichen Absatz und Bedarf
Die Zentralhandelsgesellschaft Ost für landwirtschaftlichen Absatz und Bedarf m.b.H. (ZHO) war eine Monopolgesellschaft für den landwirtschaftlichen Einkauf und Absatz in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten der Sowjetunion während des Zweiten Weltkrieges.
Gründung
Die Gründung der Gesellschaft erfolgte am 17. Juli 1941 in Berlin auf Initiative des Beauftragten für den Vierjahresplan. Die Gesellschaft war Teil der Wirtschaftsorganisation Ost und eine von vielen privaten oder halbstaatlichen Ostgesellschaften, die als befristete Treuhänder eingesetzt waren und Monopole für ganze Branchen in den besetzten Ostgebieten erhielten. Das Gründungskapital wurde mehrheitlich aus staatlichen Mitteln und minderheitlich aus privaten Mitteln der halbstaatlichen Reichsgruppe Handel gestellt.[1]
Generaldirektor der ZO war Leonhard Fleischberger[2]. Vorsitzender des Aufsichtsrates war ein Beauftragter aus dem Ostministerium namens Küper[3]. Ein Mitglied des Aufsichtsrats war unter anderen Gustav Schlotterer.
Aufgaben und Tätigkeit
Geschäftszweck war die geschäftliche und technische Durchführung der Ernährungswirtschaft in den von Deutschland besetzten Gebieten der Sowjetunion. Neben der zentralen Erfassung, Lagerung und dem Transport der landwirtschaftlichen Produkte gehörten die Betreuung der be- und verarbeitenden ernährungswirtschaftlichen Betriebe zu Ihrem Aufgabenbereich. Des Weiteren verantwortete sie die Versorgung der Landwirtschaft mit Produktionsmitteln und Bedarfsgütern. Die politische Lenkung der Ernährungswirtschaft lag für den Zivilbereich beim Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete bzw. seinen nachgeordneten Dienststellen und für den unter Militärverwaltung stehenden Teil beim Wirtschaftsstab Ost bzw. den Wirtschaftsinspektionen und -kommandos. Von hier erfolgten die wirtschaftspolitischen Anweisungen hinsichtlich der Ablieferungsmengen und ihrer Verwendung sowie der Führung der Treuhandbetriebe.
Im Sommer 1943 beschäftigte die Gesellschaft ca. 6500 deutsche und ca. 500 000 russische Arbeitskräfte[4]. Der Chemiker August Becker war nach 1942 für die Gesellschaft tätig.
Beteiligungen
Die Zentralhandelsgesellschaft Ost für landwirtschaftlichen Absatz und Bedarf m.b.H. war unter anderem Gesellschafter der Ost-Faser-Gesellschaft m.b.H.
Einzelnachweise
- ↑ Gustavo Corni: Brot - Butter - Kanonen. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015, ISBN 978-3-050-07249-4, S. 537 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ „Leistungen der ZO im Osteinsatz – Ein Rechenschaftsbericht - Einschaltung der Privatwirtschaft“, in: Deutsche Ukraine-Zeitung, Nr. 148, 27. Juni 1943, https://libraria.ua/en/numbers/875/32333/
- ↑ Bundesarchiv Potsdam, Bestand R 6; siehe Gustavo Corni, Horst Gies, „Brot - Butter - Kanonen: Die Ernährungswirtschaft in Deutschland unter der Diktatur Hitlers“, Verlag Walter de Gruyter, April 2015, S. 537, Fn. 705
- ↑ Gustav Corni, Horst Gies: Brot - Butter - Kanonen. Die Ernährungswirtschaft in Deutschland unter der Diktatur Hitlers. S. 537.
Literatur
Gustavo Corni, Horst Gies: Brot - Butter - Kanonen. Die Ernährungswirtschaft in Deutschland unter der Diktatur Hitlers. De Gruyter, 1997, ISBN 3-05-002933-1, S. 644.