Wertgesetz

in der marxistischen Wirtschaftslehre die Gesetzmäßigkeit, nach der sich Warenproduzenten koordinieren
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Das Wertgesetz bezeichnet in der marxistischen Wirtschaftstheorie die Aussage über das ökonomische Gesetz, das in Marktwirtschaften (1) der Regulierung von Produktion, Austausch und Verteilung zugrunde liegt.

In der Schrift "Das Kapital" von Karl Marx wird u.a an zwei Stellen eine klassische Formulierung des Wertgesetzes vorgenommen:

  • ≈"Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm kristallisierte Arbeitsmasse, desto kleiner sein Wert. Umgekehrt, je kleiner die Produktivkraft der Arbeit, desto größer die zur Herstellung eines Artikels notwendige Arbeitszeit, desto größer sein Wert."(2)

und

  • "In welcher Weise immer die Preise der verschiedenen Waren zuerst gegeneinander festgesetzt oder geregelt sein mögen, das Wertgesetz beherrscht ihre Bewegung. Wo die zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit fällt, fallen die Preise; wo sie steigt, steigen die Preise, bei sonst gleichbleibenden Umständen"(3)

Weiterhin betonte Marx diesbezüglich:"Der Austausch oder Verkauf der Ware zu ihrem Wert ist das Rationelle, das natürliche Gesetz ihres Gleichgewichts; von ihm ausgehend, sind die Abweichungen zu erklären..."(3, S. 197).

Benjamin Franklin: "Da der Handel überhaupt nichts ist als der Austausch einer Arbeit gegen andre Arbeit, wird der Wert aller Dinge am richtigsten geschätzt in Arbeit." Zitiert nach Karl Marx, Das Kapital, Band I. Ausgabe MEW 23, S. 65.

Das Wertgesetz als ökonomisches Gesetz der Warenproduktion:

In der auf Privateigentum beruhendem Wirtschaft, werden die Waren von isoliert produzierenden Produzenten hergestellt. Es herrscht Konkurrenzkampf. Jeder versucht seine Position am Markt zu festigen und zu erweitern. Es liegt in dieser Produktionsform kein Plan zugrunde. Jeder produziert isoliert und niemand weiß, wie groß der Bedarf für die hergestellte Ware ist und ob sie auf dem Markt überhaupt verkauft werden kann und ob der jeweilige Arbeitsaufwand ersetzt wird. Man ist also der Gewalt des Marktes ausgeliefert. Dies heißt, daß in der auf Privateigentum an den Produktionsmitteln herrschenden Warenproduktion das ökonomische Gesetz der Konkurrenz und der Anarchie der Produktion wirksam ist. Unter diesen Bedingungen tritt als Regulator der Produktion das Wertgesetz auf. Diesem Gesetz zufolge tauschen sich die Waren entsprechend der zu ihrer Herstellung aufgewandten gesellschaftlich notwendigen Arbeitsmenge aus.

Das Wertgesetz reguliert die Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit und der Produktionsmittel auf die verschiedenen Zweige der Warenwirtschaft mit Hilfe des Preismechanismus. Unter dem Einfluss der Schwankungen von Angebot und Nachfrage, weichen die Preise der Waren ständig nach oben oder unten von ihrem Wert ab (Der Wert ist die in der Ware verkörperte gesellschaftliche Arbeit der Warenproduzenten). In einer Gesellschaft, in der sich die Produktion in den Händen von Privateigentümern befindet, die auf gut Glück produzieren, lassen nur die Preisschwankungen auf dem Markt erkennen, welche Produkte in zu großer oder in zu geringer Menge im Vergleich zur Nachfrage der Bevölkerung produziert wurden. Unter dem Einfluss der Preisschwankungen wenden sich die Produzenten den Wirtschaftszweigen zu, die günstigere Möglichkeiten bieten.

In Folge der Konkurrenz und Anarchie der Produktion vollzieht sich die Verteilung der Arbeit und der Produktionsmittel auf die einzelnen Wirtschaftszweige nur um den Preis großer Verluste an gesellschaftlicher Arbeit. Diejenigen Warenproduzenten, die als erste eine höherentwickelte Technik einführen,können unter dem durchschnittlich gesellschaftlich notwendigen Aufwand ihre Waren produzieren, sie aber zu den Preisen verkaufen, die dem gesellschaftlich notwendigen Durchschnitt entspricht; sie werden reicher.

Die Abweichungen der Marktpreise um ihren Wert, die Abweichungen der individuellen Aufwendungen an Arbeit für die Produktion von der durchschnittlich gesellschaftlich notwendigen Arbeit, die die Wertgröße der Ware bestimmt, verschärfen den Konkurrenzkampf. Dies führt dazu, daß die einen Warenproduzenten ruiniert werden, während die anderen sich bereichern können.

Siehe auch:

Arbeitswertlehre, Arbeitswerttheorie, Tauschwert

Hinweise

  • (1) Friedrich Engels: Ergänzung und Nachtrag zum III. Buche des "Kapital". In: Karl Marx, Das Kapital. Dritter Band. In: MEW, Band 25, S. 908/909
  • (2) Karl Marx, Das Kapital, Band I, S. 55
  • (3) Karl Marx, Das Kapital, Band III, in: Marx/Engels, Werke, Band 25, Berlin 1964, S. 186)