Vorlage:Infobox (Polen) Sławno (deutsch Schlawe) ist eine polnische Kreisstadt des Landkreises Sławno in der Woiwodschaft Westpommern, mit 13.525 Einwohnern (2005).
Geografische Lage
Die Stadt liegt im Nordosten der Woiwodschaft Westpommern, auf halben Wege zwischen Koszalin (Köslin) (35 km) und Słupsk (Stolp) (27 km), am Ufer des Flusses Wieprza (Wipper). Das Ostseebad Darłowo ist auf der Straße nach 20 km zu erreichen, es besteht aber auch eine Bahnverbindung.
Geschichte
Der Ort gab über Jahrhunderte dem „Schlawer Land“ seinen Namen, ein Gebiet, das wie kein anderes in Pommern immer wieder von wechselnden Herzogtümern regiert wurde. Das erste überlieferte Herzogtum war Schlawe-Stolp unter Ratibor I., der bis zu seinem Tode um 1155 auf der Burg Schlawe residierte. Seine Nachkommen herrschten dort bis 1227, danach erwarb der Pommerellenherzog Swantopolk II. das Land Schlawe, das fünfzig Jahre später, 1277, von den askanischen Markgrafen erworben wurde. Mit dem Erwerb durch Herzog Wartislaw IV. im Jahre 1316 kam das Land Schlawe unter die Herrschaft des pommerschen Greifengeschlechts bis zu dessem Aussterben 1637. Doch auch während dieser Zeit wechselten sich die Herzogtümer ab, Pommern-Wolgast folgen 1372 Pommern-Schlawe-Stolp, Pommern-Rügenwalde (1403), noch einmal Pommern-Wolgast (1457) und Pommern-Stettin (1532). Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde Schlawe mit großen Teilen Hinterpommerns wieder brandenburgisch, und nach dem Wiener Kongress lag Schlawe in der preußischen Provinz Pommern.
Um 1186 wurde erstmals eine kaschubische Siedlung namens „Zlauinia“ schriftlich erwähnt, bis zum Ende des 13. Jahrhunderts wechseln die Ortsbezeichnung zwischen Slawo, Slauno und Slawe. Nachdem Pommernherzog Wartislaw IV. Schlawe erworben hatte, errichtete er u. a. auch auch dort ein massives Schloss zum Schutz gegen den Deutschen Orden. Am 22. Mai 1317 wurde Schlawe das Stadtrecht verliehen. Um 1360 stiftete die Herzogin Sophia, Gemahlin des Pommernherzogs Barnim IV., die Marienkirche in Schlawe, die im gotischen Stil erbaut wurde. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutsamen Zentrum des Leinwandhandels. Im Dreißigjährigen Krieg geriet Schlawe zwischen die Fronten und wurde fast völlig zerstört. Zum Kriegsende sollen nur noch 40 Menschen dort gewohnt haben.
Die Stadt erholte sich aber wieder, sodass sie 1720 in den Rang einer preußischen Kreishauptstadt erhoben werden konnte. Einen weiteren Fortschritt brachte der Anschluss an die neue Chaussee von Stettin nach Danzig. Als Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland die Industrialisierung begann, machte sich dies auch in Schlawe bemerkbar. In rascher Folge entstanden ab 1850 mehrere Sägewerke und Mühlen, zwei Eisengießereien und eine Landmaschinenfabrik. 1869 öffnete der Bahnhof an der neuen Eisenbahnstrecke Berlin, Stettin, Danzig, und 1878 nahm die Bahnlinie nach Rügenwalde ihren Betrieb auf. Die 1900 5.500 Menschen zählende Einwohnerschaft wurde mit den neuen Energieträgern versorgt, nachdem 1896 ein Gaswerk fertig gestellt war, wurde die Stadt ab 1911 elektrifiziert. 1918 wurde Schlawe Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises.1928 baute sich die kleine katholische Gemeinde die Pfarrkirche zum Hl. Antonius von Padua. Am Ende der Weimarer Republik war Schlawe zu einem kleinen Industriezentrum mit 18 Betrieben herangewachsen.
Zu Beginn des 2. Weltkrieges ermittelte eine Volkszählung 9.746 Einwohner. Sie mussten sich Anfang des Jahres 1945 vor der anrückenden Roten Armee auf die Flucht begeben. Im März 1945 wurde die Stadt von den Sowjets erobert, nachdem sie zuvor zur Hälfte zerstört worden war. Sie kam anschließend unter polnische Verwaltung und erhielt den neuen Namen Sławno.
Als die deutsche Bevölkerung größtenteils die Stadt verlassen hatte, wurden die von ihnen zurückgelassenen Häusern von den polnischen Bürgern geplündert, sodass in vielen Fällen nur noch die nackten Mauern übrig blieben. Diese Häuser wurden anschließend den aus den von der Sowjetunion annektierten ostpolnischen Gebieten ausgesiedelten Polen übergeben. Die noch in der Stadt verbliebenen Deutschen wurden vor die Wahl gestellt, entweder die polnische Staatsangehörigkeit anzunehmen oder sofort ausgewiesen zu werden. Am Ende der Umsiedlungsaktion hatte die Stadt etwa 4.800 Einwohner. Lebensmittel-, Holz- und Konfektionsindustrie wurde eingerichtet. Im Zuge der Neuordnung der polnischen Verwaltung wurde Sławno Kreishauptstadt, verlor diesen Status jedoch 1975 wieder. 1960 begann der polnische Staat, die immer noch zu großen Teilen in Trümmern liegende Stadt wieder aufzubauen. Sie entwickelte sich. Nach dem Ende des Kommunismus wurde es möglich, im Norden der Stadt moderne Wohnsiedlungen zu errichten. 1999 wurde Sławno erneut Kreishauptstadt. Zu dieser Zeit hatte sie ca. 14.000 Einwohner.
Sehenswürdigkeiten
- Stadtpfarrkirche zur Heiligen Jungfrau Maria (gotisch, 14. Jahrhundert);
- Stadtamt, erbaut um 1900, mit interessanten Glasmalereien: Wappen der Orte des deutschen Kreises Schlawe und Adelswappen der Grundbesitzer des Kreises;
- Reste der Stadtmauer mit zwei gotischen Toren: Kösliner (1453) und Stolper Tor (1458) (poln. Brama Koszalińska und Brama Słupska);
- Waldreservat "Schlawer Eichenwald" (Sławieńskie Dęby);
- Schloss Varzin (Warcino), ehemaliger Besitz des Fürsten Otto von Bismarck, 25 km südlich der Stadt gelegen.
Bedeutende Persönlichkeiten
- Hans Bredow, deutscher Fernsehpionier (* 1879)
- Hans-Martin Majewski, Filmkomponist (* 1911)
- Franz Mehring, deutscher Politiker, Historiker und Publizist (* 1846)
- Agnieszka Włodarczyk, polnische Schauspielerin (* 1980)
Literatur
- Sławno: dawne fotografie i pocztówki = Schlawe: alte Fotografien und Ansichtskarten, Sławno 2002, ISBN 83-917381-0-8