Erich Loest (Pseudonyme: Hans Walldorf, Bernd Diksen, Waldemar Naß; * 24. Februar 1927 in Mittweida) ist ein deutscher Schriftsteller.
Leben
Erich Loest besuchte in Mittweida die Oberschule und nahm
1945 als sog. "Werwolf" an der Endphase des
Zweiten Weltkriegs teil. Nach einer kurzen amerikanischen
Kriegsgefangenschaft arbeitete Loest in der Landwirtschaft
und als Hilfsarbeiter im Leuna-Werk. Er holte sein Abitur
nach und wurde 1947 Mitglied der
SED. Von 1947 bis
1950 war er als Journalist bei der Leipziger Volkszeitung
tätig. Seit dem Erscheinen seines ersten Buches "Jungen, die übrig
blieben" im Jahre 1950 ist er
freier Schriftsteller. Mitte der Fünfzigerjahre
studierte er am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in Leipzig.
1957 wurde Loest wegen angeblicher
"konterrevolutionärer
Gruppenbildung" im Zusammenhang mit Diskussionen über
die Entstalinisierung [[Verhaftung|verhaftet] und anschließend zu siebeneinhalb
Jahren Zuchthaus verurteilt. Er verbüßte diese Strafe im Zuchthaus
Bautzen II. Während dieser Zeit war ihm ein striktes Schreibverbot
auferlegt. Nach seiner Haftentlassung 1964 arbeitete Loest wieder
als Schriftsteller und veröffentlichte in der DDR eine Reihe von
Romanen (darunter sehr populäre
Kriminalromane unter dem
Pseudonym "Hans Walldorf") und
Erzählungen. 1979 geriet
er erneut in Konflikt mit der DDR-Staatsführung, als er sich
mit anderen Autoren gegen die Zensur in der DDR
engagierte. Loest wurde in der DDR inzwischen derart massiv von der Stasi überwacht und behindert, dass ihm nur der Weg der
Ausreise (mit einem Dreijahresvisum) in
Bundesrepublik blieb.
Er kehrte nach Ablauf des Visums nicht wieder in die DDR zurück.
Inzwischen wohnte er in Osnabrück und seit 1987 in
Bonn-Bad Godesberg. Seine Bücher veröffentlichte er nur
noch in westdeutschen Verlagen. In den Achtzigerjahren
engagierte
sich Loest im westdeutschen Verband Deutscher Schriftsteller (VS),
dessen nachgiebige Haltung gegenüber den DDR-Machthabern
er jedoch missbilligte. 1989 gründete er mit seinem
Sohn und seiner Schwiegertochter den Linden-Verlag in
Künzelsau, der vorwiegend Loests eigene Werke publiziert
und seit 1989 seinen Sitz in Leipzig hat. Auch Loest, der nach
der Wende vom Obersten Gericht der DDR im April 1990 voll
[[Rehabilitierung|rehabilitiert)) wurde, hatte seit 1990 seinen zweiten Wohnsitz in Leipzig. Von 1994 bis 1997 war Loest Vorsitzender des
Verbandes Deutscher Schriftsteller. Seit 1998 ist er wieder ausschließlich in Leipzig ansässig.
Erich Loest erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter
1981 den Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster,
1984 den Marburger Literaturpreis, 1992 den
Karl-Hermann-Flach-Preis, 1997 das Kommandeurskreuz
der Republik Polen und 1999 das Große Bundesverdienstkreuz.
Seit 1992 ist er Ehrenbürger von Mittweida, seit 1996 von
Leipzig, seit 2001 Ehrendoktor der
Technischen Universität Chemnitz.
Erich Loest ist ein bedeutender Vertreter der
realistischen
deutschsprachigen Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Während seine Werke vor seiner Verhaftung
meist die Parteilinie der SED vertreten, sind die nach der Haftentlassung entstandenen mehr und mehr von Kritik an den Zuständen in der DDR geprägt. Seit den Achtzigerjahren
ist Loests Thema vor allem die deutsche Teilung und
Wiedervereinigung sowie die Geschichte der Stadt Leipzig.
Neben seinen politischen Romanen hat Loest auch zahlreiche
[[Kriminalroman|Kriminalromane und Reisefeuilletons
verfasst.
Werke
- Jungen, die übrig blieben, Leipzig 1950
- Nacht über dem See und andere Kurzgeschichten, Leipzig 1950
- Liebesgeschichten, Leipzig 1951
- Die Westmark fällt weiter, Halle (Saale) 1952
- Sportgeschichten, Halle (Saale) 1953
- Das Jahr der Prüfung, Halle (Saale) 1954
- Aktion Bumerang, Halle (Saale) 1957
- Sliwowitz und Angst, Berlin 1965
- Der Mörder saß im Wembley-Stadion, Halle (Saale) 1967 (unter dem Pseudonym Hans Walldorf)
- Waffenkarussell, Berlin 1968 (unter dem Pseudonym Hans Walldorf)
- Hilfe durch Ranke, Berlin 1968 (unter dem Pseudonym Hans Walldorf)
- Der Abhang, Berlin 1968
- Öl für Malta, Berlin 1968
- Der elfte Mann, Halle (Saale) 1969
- Gemälde mit Einlage, Berlin 1969 (unter dem Pseudonym Hans Walldorf)
- Schöne Frau und Kettenhemd, Berlin 1969 (unter dem Pseudonym Hans Walldorf)
- Mit kleinstem Kaliber, Halle (Saale) 1973 (unter dem Pseudonym Hans Walldorf)
- Schattenboxen, Berlin 1973
- Das Vorurteil, Berlin 1974 (unter dem Pseudonym Bernd Diksen)
- Wildtöter und Große Schlange, Berlin 1974
- Ins offene Messer, Berlin 1974
- Eine Kugel aus Zink, Berlin 1974 (unter dem Pseudonym Hans Walldorf)
- Etappe Rom, Berlin 1975
- Oakins macht Karriere, Berlin 1975
- Rotes Elfenbein, Halle (Saale) 1975 (unter dem Pseudonym Hans Walldorf)
- Die Oma im Schlauchboot, Berlin 1976
- Ich war Dr. Ley, Berlin 1976 (unter dem Pseudonym Waldemar Naß)
- Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene, Halle [u.a.] 1977
- Rendezvous mit Syrena, Halle [u.a.] 1978 (zusammen mit Gerald Große)
- Pistole mit sechzehn, Hamburg 1979
- Swallow, mein wackerer Mustang, Berlin 1980
- Durch die Erde ein Riß, Hamburg 1981
- Harte Gangart, Köln 1983
- Völkerschlachtdenkmal, Hamburg 1984
- Der vierte Zensor, Köln 1984
- Geordnete Rückzüge, Hannover 1984
- Herzschlag, Niddatal 1984
- Zwiebelmuster, Hamburg 1985
- Leipzig ist unerschöpflich, Paderborn 1985
- Saison in Key West, München [u.a.] 1986
- Bruder Franz, Paderborn [u.a.] 1986
- Ein Sachse in Osnabrück, Freiburg i. Br. 1986
- Froschkonzert, München [u.a.] 1987
- Eine romantische Reise um die Welt, Künzelsau 1988
- Fallhöhe, Künzelsau 1989
- Eine romantische Reise durch Europa, Künzelsau 1989
- Bauchschüsse, Künzelsau 1990
- Der Zorn des Schafes, Künzelsau 1990
- Die Stasi war mein Eckermann oder: mein Leben mit der Wanze, Göttingen 1991
- Heute kommt Westbesuch, Göttingen 1992
- Katerfrühstück, Leipzig 1992
- Inseln der Träume, Künzelsau, 1993
- Zwiebeln für den Landesvater, Göttingen 1994
- Nikolaikirche, Leipzig 1995
- Als wir in den Westen kamen, Stuttgart 1997
- Gute Genossen, Leipzig 1999
- Reichsgericht, Leipzig 2001
- Träumereien eines Grenzgängers, Stuttgart 2001
- Werkausgabe, Künzelsau [u.a.]
- Bd. 1. Jungen, die übrig blieben, 1991
- Bd. 2. Der elfte Mann, 1992
- Bd. 3. Schattenboxen, 1993
- Bd. 4. Zwiebelmuster, 1994
- Bd. 5. Swallow, mein wackerer Mustang, 1996
- Bd. 6. Die Mäuse des Dr. Ley, 2000
Literatur
- Sabine Brandt: Vom Schwarzmarkt nach St. Nikolai, Leipzig 1998