Die Hohlwelttheorie hat mehrere Ausformungen.
Hohle-Erde-Theorie
Eine Variante ist die, dass die Erde hohl ist und wir auf der Außenseite leben. Diese Variante ist in vielen Legenden und Mythen in aller Welt verbreitet – der früher im christlichen Brauchtum verbreitete Glaube an eine lokalisierbare Hölle ist eine Variante davon.
In neuerer Zeit wurde diese Idee von einem Hauptmann der US-Armee namens John Cleves Simmes aufgebracht, der in den 1820er Jahren sogar den Kongress dazu brachte, eine Expedition an den Südpol zu finanzieren, wo seiner Berechnung nach eine Öffnung ins Innere der Erde sein sollte. Die Expedition wurde sogar begonnen, scheiterte aber unterwegs an Meutereien.
Diese Theorie ist bis heute bei einzelnen Ufologen sehr beliebt, allerdings häufig mit einigen der folgenden Veränderungen:
- das Innere der Erde sei von der so genannten Erdsonne, die sich beim Erdmittelpunkt befindet, erhellt
- im Inneren lebe eine höhere Lebensform. Durch die Löcher in den Erdpolen könnten Ufos aufsteigen
- diese Löcher seien verschließbar. Dadurch wird erklärt, warum sie bis heute nicht entdeckt wurden
Innenweltkosmos
Die andere, noch viel spektakulärere Variante, welche auch Innenwelttheorie oder Innenweltkosmos genannt wird, besagt, dass wir auf der Innenseite einer hohlen Erde mit dem Durchmesser von 12740 km leben.
Die Planeten, die Sonne und die Sterne befinden sich im Inneren dieser Kugel. Der Mond kreist ca. 3000 km hoch über der Erdoberfläche als nächster Himmelskörper mit der größten Bahn um die Innenweltachse der fest stehenden Erdschale, dann kommt die Sonne in ca. 4500 km Höhe über der Erdoberfläche.
Im Gegensatz zum Inversionsweltbild verkleinern sich hier die Längen nicht, je weiter sich ein Körper dem Zentrum zubewegt.
Diese Hohlwelttheorie wurde erstmals 1870 von dem Amerikaner Cyrus Reed Teed entwickelt. In Deutschland trat 1901 Karl Neupert erstmals für diese Idee ein. In den dreißiger Jahren wurde die Hohlwelttheorie u.a. von Johannes Lang als "neues Weltbild" der Öffentlichkeit präsentiert. Auch Adolf Hitler war angeblich Anhänger dieses Weltbildes.
Diese Hohlwelttheorie basiert auf drei Axiomen:
- Die Erde ist eine Hohlkugel, auf deren Innenfläche wir leben.
- Der Lichtstrahl breitet sich nicht geradlinig aus, sondern ist gekrümmt ähnlich der Feldlinien des elektro-magnetischen Feldes.
- Die Lichtgeschwindigkeit ist nicht konstant 300000 km/sec.
Inversionsweltbild
Diese Variante besagt, dass wir auf der Innenseite einer hohlen Erde mit dem Durchmesser von 12740 km leben. Die Planeten, die Sonne und die Sterne befinden sich im Inneren dieser Kugel.
Diese Hohlwelttheorie basiert auf folgenden Axiomen:
- Alle Längen verkürzen sich umso mehr, je näher sich etwas dem Mittelpunkt der Hohlwelt zubewegt.
- Nur die Lichtstrahlen, die sich exakt auf den Mittelpunkt zubewegen, sind geradlinig.
- Die Lichtgeschwindigkeit nimmt ab, je näher sich das Licht dem Mittelpunkt zubewegt.
Da die Strecken zum Zentrum immer kürzer werden, folgt aus Axiom 1, dass sich alles verlangsamt, je näher man zum Zentrum der Kugel gelangt, auch das Licht. Die Lichtgeschwindigkeit ist also nicht konstant. Das Zentrum selbst kann nicht erreicht werden. Die Auswirkungen dieser Axiome kann der Betrachter innerhalb der Welt jedoch nicht wahrnehmen.
Mathematisch können diese Axiome so formuliert werden, dass sie in keinem Punkt der Physik widersprechen. Es handelt sich dann rein mathematisch um eine Inversion bezüglich der Erdoberfläche. Die Formeln zur Berechnung von Planetenbahnen werden dabei allerdings kompliziert und unanschaulich. Vergleichbar zum geozentrischen Weltbild kommt der Erde eine herausragende Stellung im Universum zu. Nur eben nicht im Zentrum, sondern am Rand. Die Hohlwelttheorie und das geozentrische Weltbild verzichten also zugunsten einer speziellen Stellung der Erde, und damit des Menschen, auf eine einfache mathematische Darstellung physikalischer Zusammenhänge.
Rein mathematisch steht die Theorie mit keiner klassischen physikalischen Theorie im Widerspruch, da jedes Koordinatensystem entsprechend umgerechnet werden kann (siehe Link unten). Allerdings verlieren durch die Hohlwelttheorie einige der Prinzipien (Symmetrien), aus denen die Theorie hergeleitet wurde ihre Gültigkeit (so zum Beispiel die Annahme Galileis und Newtons, dass die physikalischen Gesetze in allen Punkten des Raums die selben sind). In der allgemeinen Relativitätstheorie ist es dagegen im allgemeinen nicht möglich, ein das Universum umspannendes Koordinatensystem anzugeben, so dass eine Umformulierung im Sinne der Hohlwelttheorie unmöglich wird. Auch die spezielle Relativitätstheorie basiert auf der Annahme, dass es kein absolutes Koordinatensystem gibt, so dass die Hohlwelttheorie in der oben genannten Form keine relativistischen Effekte erklären kann. Um relativistische Effekte zu erklären, sind die obigen Axiome also nicht ausreichend und es müssten weitere Regeln eingeführt werden, um die Hohlwelttheorie zu stützen.
Philosophisch könnte die Annahme der Hohlwelttheorie die neue Frage aufkommen lassen, was denn außerhalb der Kugel sei, in der wir uns befinden. Wenn man sich die Theorie jedoch anschaut, wird man feststellen, dass dort im Endlichen nichts ist, sondern sich die Erde gegen unendlich erstreckt (man kann jedoch trotzdem ein Loch durch die Erde bohren, da diese unendliche Strecke in endlicher Zeit durchgangen werden kann; man landet also letztendlich auf der gegenüberliegenden Seite der Erde). Allerdings kann man mit mathematisch ähnlichen Methoden in jedem Stein und sogar in jedem Atomkern ein unendlich großes Universum postulieren, dessen Inhalt diskutiert werden könnte, was die Theorie wieder in den Bereich des Fragwürdigen treibt.
Pauschale klassische Gegenargumente
- Ein Beweis, dass die Erde eine Kugel ist, ist folgende Beobachtung: Erscheint ein Segelschiff am Horizont, so sieht man aufgrund der Erdkrümmung zuerst die Mastspitze des Schiffes. Je näher das Schiff kommt, um so mehr tauchen die tiefer gelegenen Aufbauten aus dem Horizont heraus. Sollten wir auf der Innenseite dieser Hohlkugel leben, so müsste man den Eindruck haben, dass das Schiff von oben runtergefahren kommt.
- Dieser Einwand widerspricht aber Axiom 2.
- Alleine schon die obskuren Entfernungsangaben sprechen gegen diese Theorie, denn die extremen Temperatur der Sonne dürfte dafür sorgen, dass diese Hohlkugel Erde gar nicht existieren kann.
- Entgegnung: Es war noch niemand auf der Sonne, um deren Temperatur zu messen. Warum noch nie die 4500km zur Sonne überwunden wurden? Nun, je weiter man sich von der Erdoberfläche entfernt, umso langsamer bewegen sich Raumschiffe. (Axiom 3)
- Würde die Zeit auf einer Strecke von 4500km (dem Sonnenabstand) praktisch zum Stillstand kommen, so wäre sie in Mondhöhe, also auf 3000km Höhe, bereits um 2/3 abgebremst - oder zumindest um die Hälfte, wenn man eine logarithmische Skala zugrunde legt. Eine Echtzeit-Kommunikation mit Sonden oder Astronauten in dieser Höhe (wie sie in der Vergangenheit mehrfach stattgefunden hat) wäre so nicht möglich.
- Würde alles Licht zum Zentrum der Hohlerde hin abgelenkt werden, so dürften wir bei einem Blick direkt nach oben lediglich ein schwarzes Loch sehen, und keine Wolken, Sterne oder die Sonne.
- Ockhams Rasiermesser: Von mehreren äquivalenten Theorien ist die einfachste allen anderen vorzuziehen. Mit den oben genannten Axiomen lässt sich zwar eine Theorie aufstellen, die mit den Beobachtungen der Wirklichkeit größtenteils übereinstimmt, diese Theorie ist jedoch komplizierter als das klassische Weltbild.
Weblinks
- Hohle-Erde-Theorie
- Innenweltkosmos
- Inversionsweltbild
- www.langw.de Hohlwelttheorie (Innenwelttheorie) (ausführlich illustriert)
- Kritiker und Gegner
- Kritik an der Hohlwelttheorie (Hohle-Erde-Theorie)
- Das Weltall in der Christbaumkugel (sachliche Auseiandersetzung mit der Innenwelttheorie)