Wikipedia:Meinungsbilder/Geschlechtergerechte Sprache

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Mit diesem Meinungsbild soll geklärt werden, ob:

  1. für das Verfassen von Artikeltexten relevante Schreibweisen der geschlechtergerechten Sprache zulässig sein sollen;
  2. künftig für Lemmata und Kategorien weiterhin das generische Maskulinum ausschließlich gelten soll.

Initiatoren und Unterstützer

Initiatoren
Unterstützer

Die Unterstützer*innen sind mitverantwortlich dafür, dass dieses Meinungsbild nur startet, wenn es zur Abstimmung geeignet ist. Bitte trage dich deshalb erst ein, wenn das Meinungsbild startbereit und auch grundsätzlich sinnvoll ist. Solltest du das Meinungsbild unterstützen wollen, es aber noch unfertig vorfinden, beteilige dich stattdessen an der Fertigstellung, bevor du dich einträgst. Falls du feststellen solltest, dass du dich bereits vor Ausformulierung des Meinungsbildes eingetragen hast, solltest du deinen Eintrag hier zurückziehen. Nach Start des Meinungsbildes ändern Ein- oder Austragungen nichts mehr an der Gültigkeit des Meinungsbildes. Die Unterstützung ist unabhängig von der Befürwortung oder Ablehnung der Fragen im inhaltlichen Teil des Meinungsbildes (mind. 10 stimmberechtigte Unterstützer*innen erforderlich; Stimmberechtigung überprüfen, dabei gilt der Eintragungszeitpunkt, diesen beim Tool in UTC-Zeit eintragen).

  1. --Nardole (Diskussion) 11:39, 2. Apr. 2019 (CEST)[Beantworten]
  2. --Ciao • Bestoernesto 06:15, 5. Apr. 2019 (CEST)[Beantworten]
  3. --Blubbdidupp (Diskussion) 15:16, 5. Apr. 2019 (CEST)[Beantworten]
  4. --mats (Diskussion) 13:58, 5. Mai 2019 (CEST)[Beantworten]

Begründung

In Wikipedia gilt das generische Maskulinum als Standard (vergleiche Wikipedia:Generisches Maskulinum). Artikel werden laut Namenskonvention unter dem maskulinen Bezeichner angelegt. Dies führt zu Problemen, da Frauen in Artikeln, Listen und Kategorien mit Lemma im generischen Maskulinum nicht oder nur schwer über gängige Suchmaschinen auffindbar sind, wenn nach der weiblichen Form gesucht wird. Weibliche Berufsbezeichnungen werden gefunden, wenn eine Weiterleitung von der weiblichen Form (Beispiel: KünstlerinKünstler) angelegt wurde (vergleiche Wikipedia:Meinungsbilder/Weibliche Berufsbezeichnungen). Das Wikipedia-Meinungsbild von 2014, das eine Regelung vorschlug, nach der dem generischen Maskulinum gegenüber den typischen Alternativformen aus dem Bereich der geschlechtergerechten Sprache grundsätzlich der Vorzug zu geben ist, wurde formal abgelehnt sowie inhaltlich von 65,3 % der abstimmenden Wikipedianerinnen und Wikipedianer.

Personenbezeichnungen im generischen Maskulinum werden überwiegend nicht geschlechtsneutral oder „generisch“ verstanden. Das zeigten empirische Studien, welche die Verarbeitung von Personenreferenzen im Deutschen untersuchten.

Der Begriff „geschlechtergerechte Sprache“ entstand in den Diskussionen um die Sichtbarmachung von Frauen in der geschriebenen Sprache. Die ersten Richtlinien zu geschlechtergerechtem Schreibgebrauch wurden universitätsweit ab den 1980er Jahren eingeführt.[2] Sie wurden sprach-ethisch mit der auf Gleichberechtigung beruhenden Gleichstellung begründet. Frauen und Männer sollen in der geschriebenen Sprache repräsentiert sein.[3][4][5] Seit dem 1. Januar 2019 gibt es in Deutschland offiziell die Möglichkeit als dritte Geschlechtsoptiondivers“ im Personenstandsregistern eintragen zu lassen. Der Rat für deutsche Rechtschreibung stellte im November 2018 in einer Pressemitteilung fest:[6] „dass der gesellschaftliche Diskurs über die Frage, wie neben männlich und weiblich ein drittes Geschlecht oder weitere Geschlechter angemessen bezeichnet werden können, sehr kontrovers verläuft. Dennoch ist das Recht der Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, auf angemessene sprachliche Bezeichnung ein Anliegen, das sich auch in der geschriebenen Sprache abbilden soll.“

Die Auffassung, dass geschlechtergerechte Sprache sinnvoll ist und dass das generische Maskulinum diese Funktion nicht oder unzureichend erfüllt, zeigt sich in der Suche nach Lösungen im Sprachgebrauch[7] und der Etablierung von Alternativen, insbesondere Paarformen (Beispiele: Schülerinnen und Schüler, jede und jeder) sowie geschlechtsneutrale Ausdrücke (Beispiele: Teilnehmende, Lehrkräfte, Direktion) oder Umschreibungen (Beispiel: Teilnehmer → Personen, die teilnehmen).[2][8] Bei den orthografischen Lösungen hat sich am stärksten die Schrägstrichvariante mit Ergänzungsstrich (Beispiel: Lehrer/-in) und bei jenen, die neben männlich und weiblich auch andere Geschlechter einschließen, das Gendersternchen (Beispiel: Lehrer*in) durchgesetzt. Das ergab die Analyse großer Textkorpora durch den Rat für deutsche Rechtschreibung im Jahr 2018.[9]

Vorschläge

Abstimmung 1: Artikeltexte

Wenn der Vorschlag angenommen wird, gilt ab dem Zeitpunkt der Annahme folgende Regelung, die auf Wikipedia:Artikel in einem neuen Abschnitt „Sprache und Stil“ eingefügt werden soll:

Artikel können sowohl unter Verwendung des generischen Maskulinums als auch in geschlechtergerechter Sprache verfasst werden.
Welche typische Form aus dem Bereich der geschlechtergerechten Schreibweise für Personenbezeichnungen gewählt wird, liegt im Ermessen der Autorinnen und Autoren. Die gewählte Form soll auch bei späteren Änderungen der Artikel beibehalten werden. Wünschenswert und machbar ist ein einheitlicher Schreibstil innerhalb eines Artikels (WP:Korrektoren).

Bereits bestehende Artikel und Listen dürfen nur dann umgestellt werden,

  • wenn dies im Zuge einer erheblichen Überarbeitung erfolgt, so dass das Resultat inhaltlich den Charakter eines neuen Artikels oder einer neuen Liste mit neuer Hauptautorschaft hat. Davon ausgenommen sind Umformulierungen durch die jeweiligen Erstautoren oder Autoren, die einen Artikel oder eine Liste bereits wesentlich überarbeitet haben.

Bei Ablehnung dieses Vorschlags bleibt der Status Quo erhalten.

Abstimmung 2: Artikeltitel/Lemma

Wenn der Vorschlag 2 angenommen wird, gilt ab dem Zeitpunkt der Annahme folgende Anpassung des ersten Absatzes im Abschnitt Männliche und weibliche Bezeichnungen der Namenskonventionen:

Artikeltitel von zukünftig angelegten Artikeln dürfen die männliche und weibliche Form beinhalten.

Bereits bestehende Lemmata dürfen auf Beidnennung umgestellt werden,

  • wenn dies im Zuge einer erheblichen Überarbeitung erfolgt, so dass das Resultat inhaltlich den Charakter eines neuen Artikels oder einer neuen Liste mit neuer Hauptautorschaft hat.

Beispiel: [[Raumfahrer]] wird zu [[Raumfahrerin und Raumfahrer]]

Ausgenommen von dieser Regelung sind Lemmata, die aufgrund der geschlechtlichen Differenzierung existieren.

Beispiel: Die Artikel Mann und Frau könnten nicht sinnvoll in ein gemeinsames Lemma überführt werden.

Einen Sonderfall bilden Lemmata von Artikeln, von denen bisher nur eine männliche oder eine weibliche Form existiert: Das Lemma „Papst“ kann erst in „Päpstin und Papst“ umbenannt werden, wenn es eine Päpstin gibt.

Bei Ablehnung dieses Vorschlags bleibt der Status Quo erhalten.

Abstimmung 3: Personen-Kategorien

Zukünftig angelegte Kategorien dürfen die männliche und weibliche Form beinhalten.

Bereits bestehende Kategorien dürfen auf Beidnennung umgestellt werden. Wurde dafür ein Konsens erzielt, sollen sie nicht wieder in das generische Maskulinum umformuliert werden.

Beispiele:

Ausgenommen von dieser Regelung sind Kategorien, die aufgrund der geschlechtlichen Differenzierung existieren.

Einen Sonderfall bilden Kategorien, von denen bisher nur eine männliche oder eine weibliche Form existiert: Die Kategorie „Papst“ kann erst in „Päpstin und Papst“ umbenannt werden, wenn es eine Päpstin gibt.

Argumente

bezüglich Implementierung

Folgende Argumentlisten beziehen sich auf die formale Umsetzung (sowohl prozessual, als auch organisatorisch).

Pro Umsetzungsweise

  1. Es wird vorgeschlagen, dass neben dem generischen Maskulinum auch geschlechtergerechte Schreibung verwendet werden kann.
  2. Welche typischen Alternativformen gewählt werden, bleibt dem Stilempfinden der Verfasser*innen überlassen. Niemandem wird eine bestimmte Schreibweise aufgezwungen.
  3. Der amtlichen Rechtschreibung entsprechen Beidnennungen, Neutralisierungen und Schrägstrichformen. Das Binnen-I ist seit Jahrzehnten etabliert und aus Zeitungen wie taz und Woz bekannt. Als orthografische Variante, die der Inklusion von nicht-binären Geschlechtsidentitäten in der geschriebenen Sprache dient, hat sich das Gendersternchen am stärksten durchgesetzt.
  4. Ziel des Meinungsbildes ist die Akzeptanz von Pluralität.

Kontra Umsetzungsweise

  1. Durch Verwendung bestimmter Sprache maßen sich Wikipedianer eine Macht an, die durch das De-facto-Monopol unter frei verfügbaren deutschsprachigen Enzyklopädien begünstigt wird. Um die Zukunftsfähigkeit des Projektes zu wahren, ist es wichtig, sich aus politischen und sozialen Fragen herauszuhalten (sofern nicht eigene Belange berührt werden [Beispiel EU-Urheberrechtsreform]).
  2. Dadurch, dass sich noch keine Form geschlechtergerechter Sprache durchgesetzt hat, käme es zu einem Wildwuchs verschiedener Formen geschlechtergerechter Sprache. Als Enzyklopädie ist es wichtig, eine zumindest einigermaßen einheitliche Ausdrucksweise an den Tag zu legen.
  3. Wer weiterhin das generische Maskulinum verwendet läuft künftig Gefahr, als Sexist gebrandmarkt zu werden. Dies schürt Ressentiments und hilft der Gemeinschaft eher weniger.

bezüglich geschlechtergerechte Sprache

Folgende Argumentlisten beziehen sich auf sogenannte geschlechtergerechte Sprache allgemein. Folgende Begrifflichkeiten werden wie folgt verwendet:

Umsetzungsvorschlag
Die konkrete graphische Form, die geschlechtergerechte Sprache umsetzen soll.

Pro

  1. Das generische Maskulinum ist schon rein logisch betrachtet keine geschlechtergerechte Form. Es ist ausschließlich die männliche Variante bezeichnet, die übrigen Geschlechter werden nicht sichtbar. Somit kann diese Form also nicht den anderen Geschlechtern gerecht werden.
  2. In den Wikipedia-Namenskonventionen ist festgelegt: Es „sollte stets darauf geachtet werden, dass eindeutig zum Ausdruck gelangt, ob im jeweiligen Zusammenhang beide Geschlechter gemeint sind oder nur eines“. Das generische Maskulinum erfüllt diese Funktion nur unzureichend, denn „mitgemeint“ ist nicht gleich „mitgedacht.“
  3. Für das Gros deutscher Wörter macht die Verwendung movierter Formen die nicht-maskulinen Geschlechter sichtbar. Dadurch werden diese nicht bloß mit der maskulinen Form „abgespeist.“ Der „generische“ Gebrauch der Grundform repräsentiert im Alltag ausschließlich das männliche Geschlecht.
  4. Das generische Maskulinum ist ein Relikt vergangener Zeiten, in der die Frauen nicht gleichberechtigt waren. Bei Berufsbezeichnungen zeigt sich das besonders deutlich: Bei vielen Berufen war es undenkbar, dass Frauen sie ausübten. Dies spiegelte sich darin wieder, dass es von diesen Berufen dann auch ganz selbstverständlich nur eine maskuline Form gab. In einer modernen Gesellschaft sollte die Gleichberechtigung der Geschlechter selbstverständlich sein. Das generische Maskulinum zementiert jedoch sprachlich den überholten Zustand.
  5. In der Realität dient das Genus sehr wohl der impliziten Bestimmung von Sexus oder Gender eines Subjekts und unterliegt selbst einem Sprachwandel. Dass beides klar zu unterscheiden sei – etwa männliche Lehrer und Lehrer allgemein –, ist inzwischen in der Linguistik umstritten.
  6. Wikipedia existiert nicht im luftleeren Raum. Wenn es in der Gesellschaft eine Tendenz zur Verwendung geschlechtergerechter Schreibweisen gibt, sollte Wikipedia nicht Schlusslicht sein.
  7. Wegen des generischen Maskulinums muss mensch zusätzlichen (Schreib-)aufwand betreiben, wenn tatsächlich allein Männer gemeint sind.
  8. Es ist unwahrscheinlich, dass die Wikipedia durch die Verwendung geschlechtergerechter Sprache plötzlich von breiten Bevölkerungskreisen nicht mehr akzeptiert werden würde.
  9. Die Verwendung geschlechtergerechter Sprache führt zu keiner wesentlichen Verkomplizierung der Texte.
  10. Screenreader lassen sich anpassen und weiterentwickeln. Technische Hürden sollten kein Vorwand sein, Fortschritt zu verhindern. Screenreader-Hersteller werden die Gunst der Stunde nutzen und durch Weiterentwicklung einen Marktvorteil erlangen, sobald ein so wichtiges Dokument wie die Wikipedia Anlass dazu gibt.
  11. Für Gender-Sternchen, Schrägstrichvariante und Gender-Lücke gibt es längst etablierte Ausspracheformen.
  12. Geschlechtergerechte Sprache führt nur zu wenig Textverlängerung. Platzmangel war noch nie ein Argument in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia; wir haben genug Platz.
  13. Die Gendersternvariante und einige andere Formen umfassen alle Geschlechtsidentitäten und heben kein Geschlecht besonders hervor (Beispiel: „der*die Lehrer*in“).
  14. Wikipedia ist nicht an die Hausorthographien von Leitmedien gebunden, die großteils weiterhin anders verfahren. Zudem hält auch in diesen das Bewusstsein für geschlechtergerechte Sprache immer mehr Einzug.

Kontra

  1. Genus (grammatisches Geschlecht) dient nicht der Bestimmung von Sexus oder Gender eines Subjekts.[10]Der Tisch“ ist ein Gegenstand und hat weder ein biologisches, noch ein soziales Geschlecht. „Die Dragqueen“ bezeichnet ein Mann, der sich abseits der performance als nicht-feminines Subjekt verstehen kann. „Das Fräulein“ ist keine Sache und versteht sich wahrscheinlich auch nicht als ein seelenloses „Objekt.“
  2. Es ist nicht die Aufgabe der deutschen Wikipedia, die Semantik (und die Grammatik) des Deutschen zu ändern oder neue Varianten auszuprobieren, sondern sie zu beschreiben. Aber mit den hier vorgeschlagenen Maßnahmen soll die Semantik erheblich geändert werden: wenn zum Beispiel dem Kritiker, dem Linksabbieger, dem Bauern automatisch das biologische Geschlecht männlich zugeordnet werden soll. Durch eine solche Verschiebung der Semantik leidet die Prägnanz und Ausdrucksfähigkeit des Deutschen erheblich, wie unter vielen auch das Beispiel „Frauen sind die besseren Autofahrerinnen und Autofahrer“ von Claudia Wirz in der Neuen Züricher Zeitung zeigt. Zur Beschreibung von Versuchen, die Semantik zu ändern, – und die gendersensitive Sprache ist ein solcher – bietet die Wikipedia ausreichend Platz in Lemmata wie Geschlechtergerechte Sprache. Wie der Stern schreibt, scheinen die gewünschten Änderungen in der Allgemeinheit aber keine breite Zustimmung zu finden.[11][12]
  3. Die meisten Umsetzungsvorschläge sehen eine Verlängerung der Texte vor. Durch diese wird der wissenschaftlich relevante Informationsgehalt nicht gesteigert. Es geht primär um eine Veränderung des subjektiven Leseempfindens.
  4. Manche Umsetzungsvorschläge beeinträchtigen die Vorlesbarkeit. Die meisten gängigen Screenreader produzieren bei diesen holprige bis unverständliche Aussprachen (ausgabemediumspezifische Anweisungen könnten dem entgegenwirken, müssten aber zusätzlich eingerichtet werden). Im gesprochenen Wort ist eine Binnenmajuskel nicht wahrnehmbar. Die Doppelnennung propagiert ein binäres Geschlechtersystem, welches der Intention des Meinungsbildes zuwiderläuft. Für Gender-Sternchen, Schrägstrichvariante und Gender-Lücke gibt es noch keine etablierten Aussprachen, die nicht das eine oder andere Genus bevorzugen.[13] Zwar ist es meist die längere Form, dies ist aber nicht im Sinne dieses Meinungsbildes.
  5. Die Verwendung des generischen Maskulinums ist bereits geschlechtergerecht.[13]
  6. Die meisten Umsetzungsvorschläge sehen eine Verkomplizierung der Texte vor. Während es für die Englische Wikipedia das Schwesterprojekt Simple-English-Wikipedia (SEWP) gibt, gibt es nichts Vergleichbares für die deutschsprachige Wikipedia (DWP) (und wird es auch nicht). Zwar ist weder in der SEWP, noch in der DWP einfache Sprache ein Hauptaugenmerk beim Schreiben, aber die allgemeine Verständlichkeit sollte gewahrt bleiben. Das Meinungsbild ist bestrebt, alle Geschlechter ins Bewusstsein zu rufen. Das bedeutet, dass durch die jeweils gewählte Schreibweise beim Lesen die Gedanken hervorgerufen werden sollen: „Aha! Da gibt's noch weibliche und diversgeschlechtliche, neben männlichen Individuen, die dies-und-jenes tun.“ Diese zusätzlichen Gedanken können, müssen aber nicht, Menschen, die bereits jetzt schon behindert werden, noch mehr belasten.
  7. Die Verwendung des generischen Maskulinums beabsichtigt zumeist keine vorsätzliche Unterrepräsentation von Frauen (oder generell Nicht-Männern).
  8. Es ist im Moment schwierig, eine eindeutige Tendenz zur Verwendung geschlechtergerechter Sprache festzustellen. Es gibt das Potential, dass die Zustimmungsbereitschaft von Störvariablen wie den sozioökonomischen Status beeinflusst wird. Wikipedia soll und muss weiterhin von allen „Schichten“ akzeptiert werden, nicht bloß vom 0815-Wikipedianern, für die Wissen bereits in ihrem eigenen Leben einen hohen Stellenwert hat, und die sich entsprechend rege an Meinungsbildern beteiligen.
  9. Das Meinungsbild sieht keine Lösungen für Fälle vor, in denen es im Gesetz oder auch in der Literatur keine weibliche Form gibt. Diese werden voraussichtlich fehlerhaft umgestellt werden, was die Überwachung von Artikeln und erneute Korrekturen notwendig macht, die mangels Autoren nicht zu leisten und auch nicht erwünscht sind.
  10. Es ist eine Diskriminierung der Frauen, wenn die ursprüngliche, nichtmovierte Form einer Bezeichnung nur männlichen Personen vorbehalten wird und die Frauen mit der daraus abgeleiteten movierten Form abgespeist werden. Nur der generische Gebrauch der ursprünglichen Form repräsentiert beide Geschlechter gleichwertig.
  11. Viele Formen der „geschlechtergerechten Formen“ haben einen Singular allenfalls für das Femininum (bspw. „die Lehrer*in“, nicht aber „der Lehr*er“ oder „der Lehrer*in“) und heben in der Form das Maskulinum (-er) und das Femininum (-in) besonders heraus, womit sie nicht gerecht für alle Geschlechter wären.[13]
  12. In den Hausorthographien der deutschsprachigen Leitmedien wird weiterhin ausschließlich das generische Maskulinum verwendet. Die einzige deutschsprachige Zeitung, bei der in einem Teil der Artikel geschlechtergerechte Sprache verwendet wird, ist (traditionellerweise) die taz.

Auswertung

Die Abstimmung über das Meinungsbild gliedert sich in zwei Abstimmungen. Stimmberechtigt sind nur allgemein stimmberechtigte Benutzer*innen.

Formale Gültigkeit
Hier wird über die Zulässigkeit, die formale Korrektheit des Verfahrens und die inhaltliche Korrektheit des Antragstextes entschieden. Alle allgemein stimmberechtigten User der Wikipedia haben in dieser Teilabstimmung genau eine Stimme. Entfallen auf die Annahme des Meinungsbildes mehr Stimmen als auf die Ablehnung, so ist dieses Meinungsbild formal angenommen (einfache Mehrheit). Wird diese Mehrheit verfehlt, so hat die in der inhaltlichen Abstimmung getroffene Entscheidung keine Gültigkeit. Enthaltungen werden nicht berücksichtigt. Selbstverständlich können auch diejenigen, die bei der Abstimmung über die formale Gültigkeit mit Nein abstimmen, an der inhaltlichen Abstimmung teilnehmen.
Inhaltliche Abstimmung
Zur Abstimmung stehen xx Vorschläge zur Änderung … Für alle Vorschläge kann jeweils mit „Pro“ oder „Kontra“ abgestimmt werden …

Abstimmung

Formale Gültigkeit

Ich nehme das Meinungsbild an

Ich lehne das Meinungsbild ab

Enthaltung

Inhaltliche Abstimmungen

Abstimmung 1: Artikeltexte

Zustimmung
Ablehnung
Enthaltung

Abstimmung 2: Artikeltitel

Zustimmung
Ablehnung
Enthaltung

Abstimmung 3: Kategorien

Zustimmung
Ablehnung
Enthaltung

Diskussion

zur Diskussionsseite

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Gabriele Diewald: Zur Diskussion: Geschlechtergerechte Sprache als Thema der germanistischen Linguistik – exemplarisch exerziert am Streit um das sogenannte generische Maskulinum. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik. Band 46, Heft 2, 2018, S. 295 (doi:10.1515/zgl-2018-0016). Volltext zum Download auf der Website der Leibniz-Universität Hannover
  2. a b Hanna Acke: Sprachwandel durch feministische Sprachkritik. Geschlechtergerechter Sprachgebrauch an den Berliner Universitäten. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (2019), doi:10.1007/s41244-019-00135-1.
  3. Anja Steinhauer, Gabriele Diewald: Richtig gendern. Wie Sie angemessen und verständlich schreiben, Duden-Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-411-74357-5, S. 5
  4. Gerd Antos in: Bettina M. Bock et. al. (Hrsg.): „Leichte Sprache“ im Spiegel theoretischer und angewandter Forschung, Verlag Frank & Timme, ISBN 978-3-7329-0282-8, Berlin 2017, S. 133
  5. Henning Lobin, Damaris Nübling: Tief in der Sprache lebt die alte Geschlechterordnung fort. In: Süddeutsche Zeitung, 7. Juni 2018
  6. Empfehlungen zur „geschlechtergerechten Schreibung“. Beschluss des Rats für deutsche Rechtschreibung vom 16. November 2018
  7. Gabriele Diewald; Anja Steinhauer: Duden. Richtig gendern. Wie Sie angemessen und verständlich schreiben, Dudenverlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-411-74357-5 (Einleitung, S. 5)
  8. Rat für deutsche Rechtschreibung: Varianten geschlechtergerechter Markierung in Sprache und Schreibung (ermittelt auf der Basis von Texten verschiedener IDS-Korpora und von Internet-Belegen). In: Bericht und Vorschläge der AG „Geschlechtergerechte Schreibung“ zur Sitzung des Rats für deutsche Rechtschreibung am 16. November 2018. Revidierte Fassung aufgrund des Beschlusses des Rats vom 16. November 2018. S. 2/3. Synopse aktueller Publikationen zu geschlechtergerechtem Schreiben, S. 4-7 (online veröffentlicht am 20. Dezember 2018; PDF als Download auf rechtschreibrat.com).
  9. Kathrin Kunkel-Razum (Leiterein der Duden-Wörterbuchredaktion) im Interview mit Elisa von Hof, in: Spiegel Online, 16. November 2018
  10. Daniel Scholten: Bürger und Bürgerinnen. 14. Oktober 2014, abgerufen am 30. April 2019 (Die wissenschaftliche Erforschung des deutschen und indogermanischen Genus­systems im Gegensatz zum ideologischen Gendersprech.).
  11. Claudia Wirz: Gendern in aller Herrlichkeit. 6. Februar 2018, abgerufen am 4. Mai 2019.
  12. Umfrage: Die Mehrheit der Deutschen ist gegen eine genderneutrale Sprache. In: Der Stern. 3. April 2019, abgerufen am 4. Mai 2019.
  13. a b c Peter Eisenberg: Das Deutsche ist eine geschlechtergerechte Sprache –ohne Zwang und ohne Manipulation. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 3. Mai 2019.