Irakkrieg

Krieg unter Führung der USA im Jahr 2003
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Der Dritte Golfkrieg war ein Krieg der USA und verbündeter Staaten (insbesondere Großbritannien Australien und Polen) gegen den Irak. Offiziell haben sich dreißig Staaten der Erde hinter den Angriff, der von den USA am 20. März 2003 ausging, gestellt (insbesondere von Gegnern des Krieges als die "Koalition der Willigen" bezeichnet). Die USA, Großbritannien und Australien legitimieren den Krieg mit der Resolution 687 des UNO-Sicherheitsrats. Die dort verabschiedeten Auflagen seien Grundlage des Waffenstillstandsabkommens mit dem Irak von 1991 gewesen. Der Irak habe sich nicht an diese Auflagen gehalten, dem Waffenstillstand sei damit die Grundlage entzogen und die Kampfhandlungen könnten wieder aufgenommen werden. Zudem berufen sich die USA auf die Resolution 1441, die "ernsthafte Konsequenzen" im Falle einer Nichtabrüstung des Iraks androht. Die Resolution 678 von 1990, durch die der Zweite Golfkrieg legitimiert wurde, erlaubte dagegen den Einsatz von "allen erforderlichen Mitteln".

Viele Staaten und Völkerrechtler gehen davon aus, dass die beiden Resolutionen jedoch keine geeignete Rechtsgrundlage sind und die Kriegshandlungen somit völkerrechtswidrig sind.

Die Resolution 1441 war das Ergebnis intensiver diplomatischer Bemühungen von Kriegsbefürwortern und -gegnern, und bewusst so gehalten, dass jede Seite ihre Sichtweise (Angriffsgenehmigung oder nicht) herauslesen konnte. Insofern ist eine völkerrechtliche Diskussion über die Legitimation des Krieges eher müßig, da sich die Völkergemeinschaft weder zu einem klaren Nein noch einem klaren Ja durchringen konnte.

Der Krieg ist jedoch das erste Beipiel einer neuen Sicherheits-Doktrin der USA, die Präventivkriege als Verteidigung ansieht (siehe Bush-Doktrin). Diese Sichtweise ist durch die UN-Charta in keiner Weise legitimiert. Die USA agieren daher auch offiziell auf Basis der Resolutionen 687 und 1441 und bezeichnen ihren Angriff als "Abrüstung" des Iraks. Das eigentliche Kriegsziel, ein Regimewechsel im Irak, wird zwar informell zugegeben, die amerikanische Regierung hütet sich aber auffällig, dies als formellen Kriegsgrund anzuführen, da dieser in der Tat völkerrechtswidrig wäre.

Es gibt Vermutungen, dass die amerikanische Regierung durch das Einsetzen einer pro-amerikanischen Regierung im Irak die Interessen der auch politisch äußerst einflussreichen amerikanischen Erdölindustrie im Irak zu wahren sucht. Außerdem soll die Erdölversorgung und -unabhängigkeit (Stichwort OPEC) der Vereinigten Staaten, dem größten Ölverbraucher der Welt, auf diese Weise gesichert werden, da die eigenen Reserven in absehbarer Zeit zur Neige gehen.

Der dritte Golfkrieg ist der erste Krieg der Menschheitsgeschichte, dem vor Ausbruch weltweit millionenfache Protestdemonstrationen vorausgingen.

Zahlen

Kosten:

  • USA: 79 Milliarden US-Dollar für den Krieg und seine Folgen davon 62,6 Milliarden US-Dollar reine Kriegskosten
  • Großbritannien: 3 Milliarden Pfund = 4,5 Milliarden Euro
  • Der Wiederaufbau des Irak wird auf mindestens 100.000 Milliarden US-Dollar geschätzt

Soldaten im Einsatz:

  • alliierte: 300.000 Soldaten davon
    • 255.000 US-amerikanische Soldaten
    • 45.000 britische Soldaten
    • 2.000 australische Soldaten
  • Irak: 380.000

Tote:

  • alliierte: 171 Soldaten davon
    • 138 US-amerikanische Soldaten
    • 33 britische Soldaten
  • Irak (US-amerikanische Schätzung)
    • mindestens 2.300 Soldaten
    • 1.200 bis 2.600 Zivilisten
  • 10 Journalisten

Verwundete:

  • 495 US-amerikanische Soldaten

Kriegsgefangene:

  • 7.000 irakische Soldaten

Waffen der Alliierten:

  • 15.000 Präzisionsbomben, 8.000 ungesteuerte Sprengkörper und 800 Marschflugkörper wurden bei 30.000 Einsätzen eingesetzt.

Militärischer Ablauf

Der Krieg begann am 17.März mit gezielten Bombardements in Bagdad; Ziel war nach Angaben der Amerikaner ein Aufenthaltsort Saddam Husseins. Dies war jedoch nur der "offizielle" Auftakt. Bereits vorher (im Grunde genommen seit Einrichtung der Flugverbotszonen im südlichen Irak) hatten die Amerikaner immer wieder gezielt Stellungen der Iraker im südlichen Irak aus der Luft angegriffen und entsprechend geschwächt gehalten. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen waren ebenfalls bereits wenige Tage vor dem 17. März die Grenzzäune zwischen Kuwait und Irak an einigen Stellen durchbrochen worden.

Die Bodenbewegungen kamen etwa am 23. März in Gang. Von Kuwait aus überschritten amerikanische und britische Truppen die Grenzen zum Irak, zudem drangen in Jordanien stationierte amerikanische Einheiten auf irakisches Gebiet vor. Dieser Einmarsch wurde von massiven Luftangriffen insbesondere auf das Regierungsviertel in Bagdad begleitet. Ziel dieser so genannten "Shock-And-Awe"-Kampagne war einerseits die Zerschlagung der irakischen Kommunikations-Infrastruktur, andererseits die Demoralisierung der irakischen Truppen. In den ersten beiden Tagen drangen diese Truppen etwa 200 km ins Landesinnere ein.

Während der folgenden Tage sind fünf wesentliche Hauptschauplätze des Krieges auszumachen: 1) Die britischen Truppen konzentrierten sich im Süden des Irak auf die Einnahme der Hafenstadt Um Kasr, der Sicherung der Ölquellen im Süden des Landes und der Einkreisung und anschließenden Einnahme der Stadt Basra.

2) Die aus Jordanien vorgerückten Truppen übernahmen die Sicherung zweier wesentlicher Flugplätze im Westen des Iraks, und dienten wohl auch dazu, eine Pufferzone zwischen die vermuteten Massenvernichtungswaffen des Iraks und Israel zu legen.

3) Der Hauptteil der amerikanischen Armee stieß vom Süden aus entlang von Euphrat und Tigris in Richtung Bagdad vor. Insbesondere diesem Vormarsch wurden von Seiten der Iraker massiver Widerstand entgegengesetzt.

4) Im Norden des Iraks wurden offenbar die Stellungen der Iraker an der Grenze zu den autonomen Kurdengebieten massiv aus der Luft unter Beschuss genommen. Dort zogen sich die irakischen Truppen zunehmend zurück. In die freiwerdenden Räume rückten kurdische Truppen nach, die von Spezialeinheiten der Amerikaner und einigen Luftlandetruppen unterstützt wurden.

5) Die de facto seit Ende des zweiten Golfkrieges vorhandene Lufthoheit der Amerikaner wurde genutzt, um permanente Angriffe auf die großen Städte zu fliegen sowie die Bodentruppen zu unterstützen.

Auf heftigsten Widerstand stießen diejenigen Truppen, die gegen Bagdad vorrückten. Etwa nach zehn Tagen geriet dieser Vormarsch ins Stocken. Dafür waren mehrere Gründe verantwortlich: Zum einen ein sehr heftiger Sandsturm, der Waffensysteme wie zum Beispiel Hubschrauber stark gefährdete, ein massiver Widerstand irakischer Truppen, die kritische Passagen über den Euphrat zu schützen versuchten, sowie das schnelle anfängliche Vorrücken, das eine lange Nachschublinie relativ ungesichert zurückließ.

Dann jedoch brach der irakische Widerstand schnell zusammen. Basra wurde ca. eine Woche lang von britischen Truppen eingekreist gehalten, dann rückten die Truppen am (ca.) 6. April von relativ wenig Widerstand in die Stadt ein. Nach Spekulationen der französischen Zeitung Le Journal de Dimanche und der ägyptischen Zeitung al Usbu wurde ein enger Vertrauter von Saddam Hussein, General Mahere Sufian al-Tikriti, vom CIA mit 25 Millionen US-Dollar bestochen und habe daraufhin die Truppen der Republikanischen Garde zurückgezogen.

Baghdad wurde durch die amerikanischen Bodentruppen etwa am 3. April erreicht. Der Flughafen der Stadt wurde am 4. April eingenommen. Am 7. April rückten amerikanische Truppen erstmals ins Stadtzentrum vor. Obwohl zunächst ein Häuserkampf in Bagdad befürchtet worden war, fand dieser nicht statt; Bagdad war im Grunde eine offene Stadt. Am 9. April befand sich das Zentrum Bagdads unter der Kontolle der amerikanischen Streitkräfte. Später gaben Offizielle der US Army den Grund für den geringen Widerstand (die high-way Strassen durch die Wüste waren völlig intakt, es gab keine Minen und so gut wie keinen Widerstand um Bagdad) - man hatte einige Offiziere schon im Vorfeld der Kampfhandlungen bestochen.

Am 29. Mai 2003 räumt der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz im britischen Magazin Vanity Fair ein, dass die Frage irakischer Massenvernichtungswaffen vor allem aus politischen Gründen für die Invasion genutzt wurde. Die Massenvernichtungswaffen Bagdads seien nie der wichtigste Kriegsgrund für die USA gewesen. »Aus bürokratischen Gründen« habe sich die US-Regierung auf dieses Thema konzentriert, weil das ein Grund gewesen sei, dem jeder habe zustimmen können.

Siehe: Golfkrieg, Irak-Konflikt, Verlauf des Dritten Golfkrieges (Stand 22. April 2003: unvollständig, bricht mit dem 21. März 2003 ab)