Paulicius

erster Doge Venedigs
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Paulicius, in der Historiographie der neuzeitlichen Republik Venedig oftmals Anafestus Paulucius oder Paoluccio Anafesto genannt, war nach der Tradition der erste Doge von Venedig. Nach der ab dem 14. Jahrhundert dominierenden, staatlich gesteuerten Geschichtsschreibung wurde er als Dux der Siedlungen der Lagune von Venedig und der näheren Umgebung im Jahr 697 gewählt, um die Verteidigung gegen die Langobarden zu koordinieren. Die älteste erzählende Quelle lässt für den Zeitpunkt der Wahl nur die Zeit zwischen 713 und 715 zu. Folgt man der jüngeren Überlieferung, so starb der erste Doge im Jahr 717 nach etwa zwanzigjähriger Herrschaft. Die älteren historischen Werke geben allerdings stark divergierende Herrschaftsdaten an.

Wappen mit „Paulutio Anafesto“. Es zeigt die Form des Dogennamens, wie sie im 17. Jahrhundert gängig war, als man ein Wappen erfand, das dem der Familie Falier entsprach. Diese beanspruchte den ersten Dogen als ihren Ahnen.

Die Historizität des Dogen wurde seit den Forschungen des frühen 20. Jahrhunderts bestritten. Er zählt seit den Arbeiten von Roberto Cessi nicht mehr als erster Doge, eine Auffassung, die sich seither durchgesetzt hat. Ähnliches gilt auch für seinen angeblichen Nachfolger Marcellus, der noch später zu den insgesamt angeblich 120 Dogen gezählt wurde, die gegen Ende der Republik Venedig Anerkennung durch die offizielle Geschichtsschreibung fanden. Mit der Umdeutung der ersten beiden angeblichen Dogen, etwa als Stellvertreter der oströmischen Macht, gilt Orso Ipato inzwischen als erster Doge. In der jüngsten Forschung gilt eher Marcellus, der angebliche Nachfolger des Paulicius, als Beherrscher zumindest von Teilen der Lagune und ihrer näheren Umgebung, während Paulicius vielleicht Treviso dominierte, das zum Langobardenreich gehörte.

Name

In den zeitlich näheren Quellen erscheinen die Namen Paulucius oder Paulitius, in der Überlieferung ab den 1360er Jahren Paulucio prenomado Anafesto, dann Paolo Lucio Anafesto oder Paoluccio Anafesto aber auch Paolicio. In der zeitlich nächsten erzählenden Quelle, der Istoria Veneticorum des Johannes Diaconus, erscheint „Paulicius“ als erster Doge, aber ohne Beinamen. Der Name Anafestus Paulucius wurde in der späteren Tradition so aufgefasst, dass Anafestus oder Anafesto der Familienname wurde. Darüber hinaus wurde angenommen, Anafesto sei der ursprüngliche Name der adligen Familie Falier. Daher wurde der Namensteil „Anafesto“ nachgestellt, der Vorname italianisiert als „Paolo Lucio“ geschrieben, bzw. im Venezianischen als „Paoluccio“. Daher erscheint sein Name bereits in den spätmittelalterlichen Darstellungen als „Paoluccio Anafesto“ oder „Paolo Lucio Anafesto“.

Nach Giovanni Monticolo (Le vite dei dogi, S. 99 f.) erscheint der Name „Anafesto“ erstmals in der Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo, die seit 2010 ediert ist.[1] Sie entstand in der Zeit zwischen 1360 und 1362/65, wie der Herausgeber Roberto Pesce vermerkt.[2] Der Namensteil „Anafestus“ taucht ebenfalls in der nur wenig jüngeren Chronik auf, die angeblich von Nicolò Trevisan stammt, und die Heinrich Kretschmayr noch in das 15./16. Jahrhundert datierte.[3] Diese Chronik wurde inzwischen in das spätere 14. Jahrhundert datiert, da sie ausführlich über den Aufstand der venezianischen Siedler auf Kreta (1363–1366) berichtet. In der hoch- und spätmittelalterlichen Geschichtsschreibung hingegen erscheint der Name „Paulucius“ ansonsten ohne den (angeblichen) Familiennamen. Das von Fiori Luca transkribierte Autograph von Piero Giustinian[4] erweist dies noch im 16. Jahrhundert, ebenso wie das Chronicon Altinate oder Chronicon Venetum[5] aus dem späten Frühmittelalter.

In der lateinischen Geschichtsschreibung der Frühen Neuzeit etablierte sich der Name Paulucius Anafestus, so etwa 1502 bei Pietro Marcello[6] und auch in der zweibändigen Historia Veneta des Alessandro Maria Vianoli von 1680, die ins Deutsche übersetzt unter dem Titel Der Venetianischen Hertzogen Leben / Regierung, und Absterben / Von dem Ersten Paulutio Anafesto an / biss auf den itzt-regierenden Marcum Antonium Justiniani, Nürnberg 1686 erschien,[7] hieß der erste Doge weiterhin „Anafestus Paulucius“. Hingegen wurde er in der italienischen Fassung von Vianolis Werk aus dem Jahr 1680 „Paoluccio Anafesto“ (ab S. 21) genannt,[8] ähnlich wie bereits 1602 in Francesco Sansovino, Girolamo Bardi: Delle Cose Notabili Della Città Di Venetia, Libri II, Salicato, Venedig 1606, wo er „Paolo Lucio Anafesto“ hieß[9].

Chronikalische Überlieferung und Datierung

Die Nachrichten über Paulicius sind noch rarer, als über die nachfolgenden Dogen. Nach Johannes Diaconus,[10] dem venezianischen Geschichtsschreiber,[11] Kaplan und Diplomaten des Dogen Pietro II. Orseolo (991–1009), stammte Paulicius aus Eraclea, der Hauptstadt der Venezia marittima, die unter dem oströmisch-byzantinischen Kaiser Herakleios (610–641) gegründet worden war. Paulicius sei von der Volksversammlung der Venetici zum dux gewählt worden, die mit den erwachsenen Männern der Lagune gleichgesetzt wurde. Von dieser Wahl berichtet die Geschichtsschreibung seit Johannes Diaconus. Zweifel an der Wahl rief die Tatsache hervor, dass die nächste überlieferte Dogenwahl erst wieder im Jahr 887 stattfand, als Giovanni II. Particiaco gewählt wurde.[12]

 
Langobardischer Schildbuckel, 7. Jahrhundert

Paulicius sollte demnach die (angebliche) Herrschaft der Tribunen, die seit 150 Jahren die Inseln beherrschten, beenden. Nach Johannes Diaconus wurden diese Tribunen jährlich gewählt, doch war ihre Macht zu gering, um dem Druck der „Barbaren“ standzuhalten. Daher entschied man sich, alle Macht in eine Hand zu geben, da dies „honorabilius“ sei, was annähernd mit ‚ehrenhafter‘ zu übersetzen wäre. Dabei hat der honor im Frühmittelalter eine spezifische Bedeutung, denn er bezeichnet eher die Wahrung äußerlich sichtbarer Anzeichen für die Ehre der Venedig tragenden Gemeinschaft, vor allem der führenden Mitglieder, bei der die Symbolische Kommunikation von zentraler Bedeutung war. Johannes lässt durch diese Begründung eine Parallele zum Denken der Langobarden aufscheinen, denn es handelte sich dabei um das gleiche Motiv, aus dem die Langobarden ihre Herzogszeit durch Einsetzung eines Königs beendet hatten, nämlich von König Authari im Jahr 584. Womöglich wollte Johannes Diaconus, der vielfach von Paulus Diaconus abgeschrieben hat, die Venezianer auf eine Ebene mit den Langobarden stellen, oder er wollte ihnen die gleiche Ehre zuteil werden lassen. Die Notiz bei Paulus bezieht sich auf das Pactum Lotharii von 840, erwähnt aber keine Wahl.

Nach einer langen Debatte einigte sich die vielleicht vom Patriarchen von Grado einberufene Volksversammlung, gemeinsam mit diesem und den Bischöfen, auf Paulicius, der als überaus erfahren und illuster galt. Man schwor ihm Treue und proklamierte ihn in Eraclea zum Dux. Damit begann entsprechend der venezianischen Tradition eine Reihe von insgesamt 120 Dogen, die bis 1797 reichte, und die nur von 737 bis 742 unterbrochen wurde, als fünf magistri militum in der Lagune herrschten. Nach Johannes Diaconus – und damit weicht er von der bis heute gängigen Datierung ab – fand die Wahl zur Zeit des Kaisers Anastasius (713–715/16) und des Langobardenkönigs Liutprand (712–744) statt, also zwischen 713 und 715.

Nach späteren Chronisten fand die Wahl 706 statt, doch wurde im Allgemeinen das Jahr 697 akzeptiert, da dieses in der Chronica extensa des Dogen Andrea Dandolo (1343–1354) angegeben wird. Diese erste der staatlich gesteuerten Chroniken Venedigs wurde als verlässlicher erachtet als die zeitlich nähere Chronik des Johannes Diaconus. Dandolo schreibt zur Dogenwahl, dass „Tribuni et omnes primates et plebei cum patriarcha et episcopis et cuncto clero in Heraclea hiis diebus pariter convenerunt“ (‚Die Tribunen und sämtliche Herren und das Volk versammelten sich mit dem Patriarchen, den Bischöfen und dem gesamten Klerus‘). Wie so häufig in der venezianischen Staatsgeschichtsschreibung wurden die Konflikte und Interessen hinter diesem Vorgang verschleiert (oder waren schon gar nicht mehr bekannt), um eine von Anfang an bestehende Einigkeit über die Machtordnung zu suggerieren. Zudem wurde durch Dandolo die Trennung zwischen Klerus und Laien rhetorisch hervorgehoben, die für die venezianische Geschichte eine größere Bedeutung besaß als für die anderer Staaten. In der Chronica brevis aus derselben Feder heißt es hingegen: „Paulucius dux ab universis tribunis maioribus ac populi multitudine laudatus fuit Dux in Civitate nova, elapsus ab incarnacione Domini Nostri Yesu Christi annis septingentis quinque.“[13], er wurde also im Jahr 705 akklamiert, jedoch nicht vom Klerus. Das Jahr 697 als Wahljahr für „Paulucius Anafestus Heracleanus“ begründete Willem Theodor Graswinckels Libertas Veneta von 1634 explizit mit einem Zitat aus der Chronik des Andrea Dandolo.[14]

Die Datierung in der ersten Chronik Venedigs, die in Volgare verfasst wurde, der sogenannten Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo (hier ist nicht der gleichnamige Doge gemeint), steht in Widerspruch zur bis weit ins 20. Jahrhundert anerkannten Chronologie. Einerseits glaubt der Verfasser, die Wahl habe während der Regierungszeit Papst Gregors (II.) stattgefunden, der von 715 bis 731 im Amt war, und zugleich während derjenigen des Kaisers „Anostasio II“, also Anastasius' II., der von 713 bis 716 herrschte. Andererseits gibt er, obwohl damit nur die Jahre 715 und 716 in Frage kommen, explizit das Jahr „DCCV“ an, also das Jahr 705.[15]

Einordnung

 
Langobardische und oströmische Gebiete in Italien

In Ravenna wurde, um die ab 568 in Italien ansässig werdenden Langobarden zu bekämpfen, durch die oströmische Regierung ein Exarchat eingerichtet. Der Exarch wurde von Konstantinopel eingesetzt und von dort an seinen Amtsort geschickt, wobei er über umfassende zivile und militärische Rechte verfügte, Rechte, die ansonsten üblicherweise getrennt gehalten wurden. Diese Rechtebündelung hing mit der prekären Situation der oströmischen Gebiete in Italien zusammen, die oftmals durch langobardische Gebiete voneinander getrennt waren. Die Kontrolle über die einzelnen, häufig isolierten Territorien erhielten duces oder magistri militum. Dux konnte dabei Ausdruck einer eher zivilen, von dem jeweiligen lokalen Adel abgeleiteten Funktion sein, während der magister militum eher einem militärischen Rang entsprach. Diesen magistri wurden gelegentlich Aufgaben eines dux zugeordnet. Unterhalb dieser Ebene rangierten die tribuni oder comites, die Siedlungen vorstanden oder Kastelle befehligten.

Die ersten Dukate wurden im 6. Jahrhundert eingerichtet, so dass auch Venedig ein solcher Fall gewesen sein könnte, was aus den Quellen allerdings nicht belegbar ist. Es könnte dementsprechend ein Zusammenhang zur Übertragung der Macht von den Tribunen auf die Duces bestehen. Doch auch die Abtrennung Venetias von Histria, die bis dahin eine gemeinsame Regio bildeten, könnte damit in Zusammenhang stehen. Wahlberechtigt waren nach oströmischen Regularien alle bewaffneten Männer, insbesondere der exercitus. Diese Männer bildeten gemeinsam den Kern der Volksversammlung. Diese wurde als concio generalis oder arengo bezeichnet. Zu ihr gehörten neben dem Patriarchen und den Bischöfen auch Äbte, so dass die Versammlung, wie in anderen Reichsregionen auch, einen wichtigen Kern der politischen Assoziation bildete. Allerdings taucht diese Volksversammlung explizit erst 887 in den Quellen auf, wenn auch bereits 819 eine Versammlung von Volk und Klerus anlässlich einer Schenkung des Dogen Agnello Particiaco und seines Sohnes Giustiniano abstimmte.[16]

Unklar bleibt bei der Wahl von (vielleicht) 697 darüber hinaus die Rolle des Exarchen. Es gibt dabei weder eine erhaltene Zustimmung oder Amtsübertragung. Dies mag seine Ursache im tendenziellen Schweigen der venezianischen Quellen über die ursprüngliche oströmisch-byzantinische Herrschaft über die Lagune haben, oder aber in der Schwäche des Exarchats um 700.

Dabei ist die Quellenlage noch ungünstiger als im Rest Italiens. Die erzählenden Quellen Venedigs setzen erst um 1000 ein, und selbst diese Annahme ist mit großer Unsicherheit behaftet. Die älteste venezianische Quelle überhaupt stammt nach Roberto Cessi aus dem Jahr 819 und ist nur in einer Abschrift überliefert.[17]

Als einzige Quellen, die Paulicius explizit nennen, bleibt einerseits das Pactum Lotharii von 840, andererseits die Chronik des Johannes Diaconus, die Istoria Veneticorum.

Herrschaft des Paulicius

Während der Herrschaft des Paulucius oder Paulicius kam es zu nicht näher bestimmbaren Auseinandersetzungen mit dem Patriarchen von Grado. Paulicius schloss Frieden mit dem Langobardenkönig Liutprand (König von 712 bis 744), ein Vertrag, der noch zur Zeit des Johannes Diaconus gültig war. Dazu gehörte auch die Grenzziehung, die sogenannte Terminatio Liutprandina, die von König Aistulf (749–756) bestätigt wurde. Das Pactum Lotharii von 840 nimmt in Abschnitt 26 darauf Bezug: „De finibus autem Civitatis novae statuimus, ut, sicut a tempore Liuthprandi regis terminatio facta est inter Paulitionem ducem et Marcellum magistrum militum, ita permanere debeat, secundum quod Aistulfus ad vos Civitatinos novos largitus est“. Demnach wurde die Grenzziehung zur Zeit Liutprands durch „Paulitius“ und „Marcellus“ (der traditionell als Nachfolger des ersten Dogen gilt), der eine Dux, der andere Magister militum, ausgehandelt. In Abschnitt 28 heißt es zudem mit Bezug auf die Weiderechte für Schafe: „Peculiarumque vestrarum partium greges pascere debeat cum securitate usque in terminum, quem posuit Paulitius dux cum Civitatinis novis, sicut in pacto legitur, de Plave maiore usque in Plavem siccam, quod est terminus vel proprietas vestra“. Hierbei wird auf venezianischer Seite ausschließlich „Paulitius“ genannt. In der Überlieferung wurde lange übersehen, dass im Pactum Lotharii rückblickend die Rollenverteilung zwischen Liutprand auf der einen und Paulitius und Marcellus auf der anderen Seite keinesfalls einen Vertrag zwischen Langobarden und den beiden genannten Männern meint, sondern, dass zur Regierungszeit des Langobarden zwischen einem Dux Paulitius und einem Magister militum namens Marcellus ein Vertrag abgeschlossen wurde.

Johannes Diaconus schreibt zum Vertrag von 840: „Hoc tempore Lotharius imperator anno sui primo, pactum, initum inter Venetos et vicinos subiectos imperii super jure redendo et solutione datiorum, requirente duce, per quinquenium confirmavit terras que ducatus distinsit a terris Ytalici regni; et terminationem factam inter Paulucium ducem et Marcelum magistrum militum de finibus Civitatis Nove sub Liutprando rege et ab Astulffo confinatam comprobavit.“ Er sah also im ersten Jahr des Kaisers Lothar eine vertragliche Grenzregelung, die ihren Ausgangspunkt zwischen Venezianern und in der Nähe lebenden „subiectos“ des Kaiserreichs genommen habe.

 
Übersichtskarte der heutigen Lagune

Außer dieser Angabe und der Behauptung, Paulicius habe zwanzig Jahre und sechs Monate geherrscht, und dass er unter dem neuen Duca Marcellus, der im Pactum Lotharii ebenfalls genannt wird (wenn es sich bei dem Magister militum der Quelle um dieselbe Person handelt) in Eraclea beigesetzt worden sei, erfahren wir jedoch nichts über Paulicius. Folgt man dem Chronicon Altinate aus derselben Zeit, so herrschte er im übrigen neunzehn Jahre und sechs Monate, wenn man den Angaben von Antonio Rossi aus dem Jahr 1845 folgt.[18] Folgt man hingegen der Edition von Roberto Cessi, so waren es entweder 20 Jahre, 6 Monate und 9 Tage, wenn man der Dresdener Handschrift des Chronicon Altinate vertraut, oder 18 Jahre, dazu eine nicht mehr lesbare Zahl von Monaten, sowie 8 Tage, wenn man sich auf die in Venedig liegende Handschrift derselben Chronik beruft.[19]

Möglicherweise kam es gegen seine Herrschaft, geführt von Maiores aus Malamocco und Equilio (Iesolo) zu einem Aufstand, in dessen Verlauf Eraclea niedergebrannt wurde und der Dux zu Tode kam.[20] Nur ein Kleriker habe das Blutbad überlebt, der die Abstammungslinie durch zwei Söhne fortgesetzt habe. Doch leitet er die Behauptung, der Doge sei dabei ums Leben gekommen, mit „Dicesi“ ein, „Man sagt“ oder „Es heißt“.

Rezeption und die Frage der Historizität

 
Darstellung des ersten Dogen, Jost Amman 1574[21]

Für Venedig war die Frage nach dem Ursprung seines höchsten Staatsamtes von erheblicher Bedeutung, sodass die führenden Gremien, die sowieso größten Wert auf die Kontrolle über die Geschichtsschreibung legten, der Frage nach der Bedeutung des Paulicius für die Staatsräson und die Verfassung hohen Wert beilegten. Vor allem die Fragen nach der Souveränität zwischen den Kaiserreichen, der Herleitung und Legitimation ihres territorialen Anspruches, aber auch der Art und der Initiatoren der Bestellung des ersten Dogen standen dabei im Mittelpunkt. So ignorierte man vielfach den Einfluss der Volksversammlung, die im 13. Jahrhundert endgültig ihren Einfluss verlor, ohne explizit zu verneinen, dass sie am Anfang des Dogenamtes stand. Zugleich wurde bei der Erhebung des Dogen eine Rolle für den Klerus erst im 14. Jahrhundert eingeführt.

Die besagte Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo aus dem späten 14. Jahrhundert stellt die Vorgänge ebenso wie Andrea Dandolo auf einer in dieser Zeit längst geläufigen, von Einzelpersonen, vor allem den Dogen beherrschten Ebene dar, wobei hier „Paulucio prenomado Anafesto universalmente dagli nobili et tuti altri habitanti in Erecliana fu electo primo Doxe“. Er war also sowohl von den Nobili als auch allen anderen Bewohnern Heracleas zum ersten Dogen gewählt worden, ohne dass hier, wie bei Andrea Dandolo, der Klerus eine erkennbare Rolle spielte. Paulucio habe einen Sieg gegen den Langobardenkönig Liutprand errungen, der Istrien habe erobern wollen. Zum Schutz habe er eine Mauer und einen Graben um sein Territorium gezogen, „una grande cercha et fossa attorno le sue habetancie“. Doch die Bewohner von „Exolo“, „essendo molto acresudi“, wollten sich nicht mehr dem Dogen unterstellen. Es kam zu Kämpfen, zu „molta discordia“, die beiden Parteien schweren Schaden zufügten („grandissimo dano“), die der Doge aber durch eine Abmachung („alcun concordia“) beenden konnte. Diese „concordia“ war jedoch nur von kurzer Dauer. Nach einer Regierungszeit von „anni VIII, mexi I, di V“, nach acht Jahren, einem Monat und fünf Tagen also, starb Paulucius und er wurde in Heraclea beigesetzt.[22]

Pietro Marcello vermerkte in seinen später ins Volgare unter dem Titel Vite de'prencipi di Vinegia übersetzten Werk lakonisch auf den ersten beiden Seiten, dass „Paoluccio Anafesto“ im Jahr 697 nach der incarnatione Christi „fu creato“ erster Doge, er hält sich also bezüglich der Herleitung des Amtes und des Zusammenhangs zur Volksversammlung und des Klerus' neutral. Zudem meint er, die Tribunen hätten zuvor die Lagune über 230 Jahre beherrscht. Auch Marcello war der Vertrag mit Liutprand bekannt, zudem hätten sich die „Equilini“ oder „Iesolani“ gegen Venedig erhoben. Die Bewohner Torcellos hätten eine Kirche zu Ehren Mariens errichtet, wo sie „Eliodoro d'Altino“[23] sowie die Reliquien vieler Heiliger aufbewahrten.[24] In der zugrundeliegenden lateinischen Ausgabe von 1502 lautete der Eintrag zum ersten Dogen noch „Paulucius Dux Primus“. Lapidar heißt es dort „dux est declaratus“; eine Wahl durch die Volksversammlung erscheint hier gleichfalls nicht.[25] Deutlich wird nur, dass der Übersetzer aus „dux est declaratus“ ein „fu creato“ machte. Insgesamt ist Marcello, wie die meisten Chroniken nach Andrea Dandolo, weitgehend von dessen Werk abhängig.

Nach der Chronik des Gian Giacomo Caroldo, die bis 1532 entstand, waren die Angriffe der Langobarden der Auslöser für die erste Dogenwahl.[26] „Tribuni, cittadini et plebei, con il Patriarcha, Vescovi e tutto il Clero, convennero insieme in Heraclea“, die Tribunen, die Cittadini und das einfache Volk, zusammen mit dem Patriarchen, den Bischöfen und dem gesamten Klerus kamen also zusammen, um einen Dogen zu wählen, der die besagte Gefahr abwenden sollte. Dieser sollte mit „giustitia et equità“ herrschen, aber auch mit der Macht („con auttorita“), für allgemeine Angelegenheiten die Volksversammlung („la general concione“) einzuberufen, sowie „Tribuni“ und „Giudici“ einzusetzen. Zudem projiziert der Verfasser der Chronik die Verhältnisse des 13. Jahrhunderts in das Frühmittelalter zurück, wenn er glaubt, der Doge habe die Prälaten nach der Wahl durch entsprechende Versammlungen in ihr Amt eingesetzt („investitura“). Nachdem all dies geregelt war, wurde „Paolucio de gl'Anafesti“, „cittadino“ von Heraclea, in sein Amt eingesetzt. Er handelte mit den Langobarden einen Vertrag aus, um seinen Dukat zu festigen („stabilir il Ducato suo“). Im Gegenzug erhielten er und der „Popolo Veneto“ „molte esentioni et immunità“. Mit „Marcello Maestro di Cavallieri“ legte er die Grenzen Heracleas fest, die vom „Piave sin alla Piave secca overo Piavicella“ reichten. Hier lässt der Autor durchaus ein tieferes Verständnis des Pactum Lotharii durchblicken, denn er erkennt in Paulucius und in Marcello die Vertragspartner, nicht den Langobardenkönig. Bei Caroldo herrschte Paulucius deutlich länger als in der Cronica di Venexia, nämlich „anni XX, mesi VJ, giorni VIIJ“, also 20 Jahre, 6 Monate und 8 Tage (S. 47), also genau einen Tag kürzer als in der Dresdener Handschrift des Chronicon Altinate, jedoch etwa zwei Jahre länger als in der venezianischen Handschrift[27]. Die Wahl seines Nachfolgers erfolgte, weil die ‚Bewohner der genannten venezianischen Inselchen‘ („habitatori delle dette Venete isolette“) aus eigener Erfahrung den Wert eines Dogen für Frieden, Ruhe und Vorteile für jedermann kannten („conoscendo per esperienza di quanta pace, tranquillità et beneficio di ciascuno“).

Alessandro Maria Vianolis Historia Veneta von 1680 (Band 1), die sechs Jahre später auf Deutsch erschien,[28] versucht den Lesern zu verdeutlichen, dass Anafestus als gewählter Bürger die Staatsführung in die Hände bekam, während Fürsten und Monarchen zur Zeit des Verfassers die Herrschaft durch bloßes Ererben oder durch „bey ihren Lebens-Zeiten / durch stattliche Meriten und heroisch-verrichtete Thaten“ erlangten. Ersteren wiederum sei durch entsprechende Taten für ihr Geschlecht die Tür zur Macht geöffnet worden.[29] Nach ihm bemühte sich Anafestus um „das allervornehmste Stuck / so einen Staat beglückseligen mag / welches der Friede ist“ (S. 35). Dazu habe er „die Bündnuß mit Aritperto, dem König der Langobarden“ gesucht und auch mit seinem Nachfolger „Luitprando“ geschlossen. Die Vorstellung von einer souverän Verträge mit externen Mächten schließenden Macht hatte sich längst fest etabliert.

Dabei entstanden erheblich abweichende Deutungen des Gesamtprozesses, durch den es zur Wahl eines ersten Dogen kam. In seiner deutschen Übersetzung einer englischen Ausgabe des Reiseberichtes von Blainville, die 1765 erschien, schreibt Johann Tobias Köhler, dass die Stadt Padua sich die Orte der Lagune bereits früh als Zuflucht erwählt habe, um ihre Bewohner notfalls dort in Sicherheit bringen zu können. Dieser Fall trat ein, als der Hunnenkönig Attila 452 Oberitalien verheeren ließ. Nach dieser Erfahrung sollen die Paduaner in der Lagune „Tribunen oder Zunftmeister“ eingesetzt haben, um die Kontrolle über die Zuflucht zu wahren. Nach Blainville erreichten die in der Lagune verbliebenen Adligen, dass sie „durch allerhand gefällige Dienste und gute Worte“ von den Nichtadligen zu „Beschützern des Volkes erkläret wurden“. So geschah es, dass „jedes Eyland seine eigenen Tribunen aus sich selbst erwählete, die nach und nach alle Macht und Ansehen an sich zogen“. Diese Tribunen der einzelnen Inseln verbanden sich demnach und ersuchten beim Kaiser um Erlaubnis, ein gemeinsames Oberhaupt einsetzen zu dürfen, um so von Padua unabhängig zu werden. Dies taten sie, nach Blainville, in Erinnerung daran, dass sich die Paduaner schon 552 beim oströmischen Feldherrn Narses beschwert hätten, dass die Inselbewohner ihnen, den Paduanern, „ihre Sümpfe und Hafen widerrechtlich“ vorenthalten hätten. Die Tribunen also hatten demnach im Jahr 697 „Paulum Anafestum zu ihrem ersten Doge“ „erkohren“[30] Ursache der Wahl des Anafestus war demnach, dass sich diese (adligen) Tribunen, die ein hohes Maß an Autonomie erlangt hatten, auf diese Weise – gemeinsam und unter Legitimation seitens des Kaisers in Konstantinopel – durch die Wahl eines Dogen dem Zugriff Paduas entziehen wollten.

Edward Gibbon deutete die Entwicklung romantischer, ohne näher auf die Ursache für den Übergang zum Dogenamt einzugehen: „Inmitten der Gewässer, frei, arm, fleißig, unzugänglich, verschmolzen sie allmählig zu einer Republik … und an die Stelle der jährlichen Wahl von zwölf Tribunen trat das lebenslängliche Amt eines Herzoges oder Dogen“.[31]

Eine weitere Deutung der Vorgänge, die zur Wahl des ersten Dogen führten, fand Verbreitung bis in populäre Darstellungen hinein. So nahm August Daniel von Binzer 1845 an, dass es die Zerstrittenheit der Tribunen war, die dazu zwang, „zur Wiederherstellung der Einigkeit und Bewahrung der Unabhängigkeit des Staates“ eine „Wahl-Monarchie zu gründen“.[32] Samuele Romanin dehnte, im Gegensatz zu den äußerst knappen Quellen, in seinen Lezioni di Storia Veneta, die 1875 in Florenz erschienen, die über Jahrhunderte wuchernde, phantasievolle, aber auch gezielt zu politischen Zwecken eingesetzte Überlieferung über den ersten Dogen auf epische 23 Seiten aus.[33]

1861 beschrieb Francesco Zanotto in seinem Il Palazzo ducale di Venezia in einer Fußnote die legendären Zusammenhänge näher. So nahm man zu dieser Zeit an, die Familie des ersten Dogen stamme aus Padua. Sie habe zu dieser Zeit Antenorea geheißen, nach Antenor, dem legendären trojanischen Gründer der Stadt. Diese Familie führte man zugleich auf die römische Familie Asconia zurück, die nach und nach den Namen Anafesta, Anapesta oder Anasesia übernommen habe.[34] Wilhelm Obermüller legte in seinem Deutsch-Keltischen, geschichtlichgeographischen Wörterbuch eine andere These vor: „697 wurde Paulitius Anafestus, Bürger aus Heraklea zum ersten Herzog (Dux oder Doge) gewählt und ihm die vollziehende Gewalt übertragen, während die Tribunen den Adel vorstellten, und zu Gerichte sassen, das Volk aber die gesetzgebende Gewalt behielt.“[35] Während also demnach der Doge in der Verfassung Venedigs die Exekutive darstellte, stand dem Volk die Legislative zu. Die Tribunen hingegen stellten den Adel.

Die Historizität des Paulucius wurde von nachfolgenden Historikern erstmals in Frage gestellt, allen voran von Roberto Cessi.[36] Für ihn begann die Reihe der Dogen erst mit dem der Legende nach dritten Dogen, mit Orso Ipato, denn auch die Überlieferung zum zweiten Dogen basierte auf denselben Quellen wie die zum ersten. Darüber hinaus ergeben die Quellen noch nicht einmal eine sichere Aussage darüber, ob der zweite Doge überhaupt mehr war, als ein Magister militum. Nach Cessi wurde der dritte Doge in einem Aufstand gegen Byzanz gewählt, nachdem Kaiser Leo III. versucht habe, durch ein Dekret seine bilderfeindliche Politik auch in Venedig durchzusetzen. Für Cessi war die Wahl eines Dogen unter dem seiner Ansicht nach dafür zu strikten Regime Konstantinopels davor nicht denkbar. Während Cessi in Marcellus einen möglichen Vertreter der byzantinischen Herrschaft sah, vermeinte er, dass ein lokaler Vertreter gar nicht die imperiale Macht besessen haben könne, derart souverän Grenzen zu bestimmen, wie sie im Pactum Lotharii genannt werden. Cessi schloss die Existenz eines Dogen Paulucius daher aus und identifizierte den im Pactum genannten Unterzeichner mit dem Exarchen Paulus. Dessen Titel eines „patricius“, den die kaiserlichen Statthalter regelmäßig trugen, sei in der korrupten Überlieferung mit einem Eigennamen verschmolzen, in der Form Paulus patricius = Paulicius. Damit erst sei ein „Paulicius“ erfunden worden. Es sei möglich, dass der Patricius Paulus, zuvor Duca Siziliens, diesen Titel beibehalten habe. Dieser Auffassung schloss sich Gino Luzzatto in einer Festschrift für Cessi verklausuliert nur insofern an, als er Paulucius für einen der in byzantinischer Zeit üblichen Duces hielt, die im Auftrag des Ravennater Exarchen nun eben die Lagune militärisch-administrativ kontrollierten. Zweifel an seiner Existenz äußerte er dabei nicht.[37]

Zuletzt Stefano Gasparri widersprach Cessi. Gasparri stimmt ihm zwar insofern zu, als er eine Existenz des Paulicius gleichfalls für unwahrscheinlich hält, aber die Gleichsetzung mit dem Ravennaten scheint ihm doch Ausdruck des „Isolationismus“, der Sonderrolle Venedigs zu sein, bei der die gesamte Geschichte von derjenigen der Nachbarn abwich. Cessi habe praktisch jeden Einfluss vom Festland, sei es durch Langobarden, sei es durch Franken, zurückgewiesen. Dabei glaubt Gasparri zudem, dass die pacta mit den Langobarden gleichfalls eine Erfindung des Johannes Diaconus seien. Die Nennung des Langobardenkönigs Liutprand habe nur der Datierung gedient, der Vertrag sei keineswegs mit dem König geschlossen worden, sondern er gehöre in eine Reihe anderer Verträge der langobardischen Herrscher unterhalb der Königsebene. Es habe keinen Dogen Paulicius gegeben: „Paulicio non fu il primo doge“ (S. 35). Paulicius könne, wie es schon Gian Piero Bognetti vorgeschlagen hatte,[38] der Duca von Treviso gewesen sein, oder einer seiner Nachbarn, möglicherweise ein Langobarde (S. 38).[39] Damit wurde aus dem Pactum Lotharii eine bloße Abstimmung der Grenzen zwischen zwei aneinandergrenzenden Territorien, nämlich des ursprünglich langobardischen Dukates Treviso und des Exarchats Ravenna.

Anna Maria Pazienza folgte 2017 einer ähnlichen Linie.[40] Dabei spielt der Autor der Chronica de singulis patriarchis Nove Aquileie eine entscheidende Rolle, dem eine Reihe von Dokumenten aus dem Patriarchenarchiv noch vorgelegen haben müsse. Unter diesen befand sich eine Art Brief, den Patriarch Fortunatus II. an seine Kleriker in Grado schickte, möglicherweise aus dem byzantinischen Exil, und der einem Testament ähnelt. Fortunatus listet darin seine Verdienste um die Gradenser Kirche auf, und er gibt seiner Hoffnung auf eine baldige Rückkehr Ausdruck. Seit Giordano Brunettin (1991) wird diese Quelle eher als Exzerpt einer Gerichtsakte aufgefasst, in der der Patriarch versuchte, seine Verdienste in den Vordergrund zu rücken, während er beschuldigt wurde, die Gradeser Kirche bestohlen zu haben.[41] Pazienza führt angesichts dieses weit reichenden Zugriffs auf heute meist verlorene Dokumente aus, wie der Chronist die Wahl zum ersten Dogen schildert. Er setzt sie, wie schon erwähnt, zu Zeiten des Kaisers Anastasius und des Langobardenkönigs Liutprand (also um 713) an, und führt aus, wie dieser Paulicius einen Vertrag schloss und sich Cittanova vom Langobardenkönig zusichern ließ. Dies erinnere, so Pazienza, an den Text des Pactum Lotharii, worin der Kaiser den Grenzverlauf anerkennt, den einst Liutprand dem Paulicius und dem Magister militum Marcellus zugesichert habe. Für Pazienza handelte es sich also nicht um einen langobardisch-venezianiscchen Vertrag auf höchster Ebene, sondern Liutprand garantierte einen Vertrag zwischen Paulicius und Marcellus (der zugleich die Grenze von der Piave Maggiore zur Piave Secca verschob). Für die Autorin wurde damit die Grenze zwischen dem Langobardenreich und der byzantinischen Provinz Venedig festgelegt. Für sie ist Paulicius also ebenfalls nicht der erste Doge Venedigs, wie es die venezianische historiographische Tradition seit einem Jahrtausend behauptet, sondern der Dux von Treviso. Die byzantinische Provinz hingegen wurde von jenem Marcellus regiert, einem Magister militum. „No peace agreement was ever concluded between King Liutprand and Venice, nor was Paulicio ever the duke of the lagoon city, as the chronicler states, misinterpreting – if deliberate or not is difficult to say – the evidence at his disposal: the pactum Lotharii or its following renevals“ (S. 42). Damit wäre ein Gründungsmythos Venedigs, abgeleitet aus dem Pactum Lotharii, eine bloße Rückprojektion des Verfassers einer der ältesten Chroniken Venedigs, abgeleitet aus dem Pactum.

Den ersten Dogen als Protagonisten eines historischen Romans präsentierte 2017 ungerührt Lodovico Pizzati.[42]

Quellen

Zu den wenigen erzählenden Quellen gehört die von Roberto Cessi edierte Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 28,[43] 46 (Zeile 2),[44] 115 (Herrschaftsdauer),[45] 127 (Zeile 22 f.),[46] 154–157 (Zeile 26–28, 1 und 18–19 sowie 22–24 und 27),[47] 165 (Zeile 14–27),[48] 166 (Zeile 1–11),[49] 169 (Zeile 3–5)[50] und S. 170 (Zeile 30)[51].

Für die spätere staatlich kontrollierte Überlieferung ist vor allem Andrea Dandolos Chronica per extensum descripta wichtig, die von Ester Pastorello herausgegeben wurde (Rerum Italicarum Scriptores XII), Bologna 1938–1958, S. 104 f., ebenso wie die Chronica brevis desselben Verfassers. Wichtige Editionen sind zudem die gleichfalls von Roberto Cessi herausgegebenen Documenti relativi alla storia di Venezia anteriore al Mille, Bd. I, secoli V-IX, Venedig 1991 (eigentlich eine korrigierte Ausgabe der von Carlo F. Polizzi 1942 besorgten Edition), S. 28 und schließlich Luigi Andrea Berto (Hrsg.): Giovanni Diacono, Istoria Veneticorum, Bologna 1999.[52]

Literatur

Dieser Beitrag beruht vor allem, wo nicht anders angegeben, auf Giorgio Ravegnani: Paoluccio, Anafesto, in: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 81 (Pansini-Pazienza), Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2014. Noch nicht verfügbar ist Valeria Favretto: Paulicius dux. Le origini del potere ducale a Venezia, tesi di laurea, Venedig 2006.

  • Anna Maria Pazienza: Archival Documents as Narrative: The Sources of the Istoria Veneticorum and the Plea of Rižana, in: Sauro Gelichi, Stefano Gasparri (Hrsg.): Venice and Its Neighbors from the 8th to 11th Century. Through Renovation and Continuity, Brill, Leiden und Boston 2018, S. 27–50.
  • Stefano Gasparri: Anno 713. La leggenda di Paulicio e le origini di Venezia, in: Uwe Israel (Hrsg.): Venezia. I giorni della storia, Venedig 2011, S. 27–45.
  • Fiori Luca: Il codice autografo di Piero Giustinian: un esempio di genesi ed evoluzione della cronachistica medievale, dottorato di ricerca, Bologna 2014 (zur venezianischen Geschichtsschreibung). (online, PDF)
  • Stefano Gasparri: Venezia fra i secoli VIII e IX. Una riflessione sulle fonti, in: Gino Benzoni, Marino Berengo, Gherardo Ortalli, Giovanni Scarabello (Hrsg.): Studi veneti offerti a Gaetano Cozzi, Vicenza 1992. (online, PDF)
  • Girolamo Arnaldi: Le origini dell’identità lagunare, in: Storia di Venezia, Bd. 1: Origini. Età ducale, Rom 1992, S. 431.
  • Antonio Carile, Giorgio Fedalto: Le origini di Venezia, Bologna 1978, ab S. 226.
  • Andrea Da Mosto: I dogi di Venezia con particolare riferimento alle loro tombe, Venedig 1939, S. 33.
  • Giuseppe Maranini: La costituzione di Venezia, Bd. 1: Dalle origini alla serrata del Maggior Consiglio, Venedig 1927, S. 30 f. (Nachdruck Florenz 1974).
  • Roberto Cessi: Paulicius dux, in: Archivio veneto-tridentino 10 (1926) 158–179.
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Anmerkungen

  1. Robert Pesce (Hrsg.): Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo. Origini-1362, Centro di Studi Medievli e Rinascimentali Emmanuele Antonio Cicogna, Venedig 2010, S. 14.
  2. Roberto Pesce (Hrsg.): Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo. Origini-1362, Centro di Studi Medievli e Rinascimentali Emmanuele Antonio Cicogna, Venedig 2010, S. XLI.
  3. Heinrich Kretschmayr: Geschichte von Venedig, Bd. 1, Gotha 1905, S. 417.
  4. Fiori Luca: Il codice autografo di Piero Giustinian: un esempio di genesi ed evoluzione della cronachistica medievale, tesi di laurea, Bologna 2014, S. 21.
  5. MGH, Scriptores XIV, Hannover 1883, S. 60, Chronicon Venetum (vulgo Altinate) und Roberto Cessi (Hrsg.): Origo civitatum Italie seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Tipografia del Senato, Rom 1933 (= Fonti per la storia d’Italia, 73). (Digitalisat).
  6. Pietro Marcello: De vita, moribus et rebus gestis omnium Ducum Venetorum, Venedig 1574 (Digitalisat).
  7. Alessandro Maria Vianoli: Der Venetianischen Hertzogen Leben / Regierung, und Absterben / Von dem Ersten Paulutio Anafesto an / biss auf den itzt-regierenden Marcum Antonium Justiniani, Nürnberg 1686, Übersetzung (Digitalisat).
  8. Alessandro Maria Vianoli: Historia Veneta, Giovanni Giacomo Hertz, Venedig 1680 (Digitalisat).
  9. Francesco Sansovino, Girolamo Bardi: Delle Cose Notabili Della Città Di Venetia, Libri II, Salicato, Venedig 1606 (Digitalisat).
  10. Der Name des Verfassers erscheint nirgendwo in der Chronik. Eine Zeit lang wurde sie einem Giovanni Sagornino zugeschrieben, weshalb sie als Sagornina bekannt war. Auf die Autorschaft des Johannes Diaconus weist hin, dass der mysteriöse Besuch Ottos III. in Venedig von ihm stammt, und dass einige der Ereignisse nur ihm bekannt sein konnten, sowie den beiden Herrschern, dem Kaiser und dem seinerzeitigen Dogen. Außerdem erscheint sein Name unter den Firmatoren der Verträge zwischen Venedig und Otto III. (Giovanni Monticolo: Cronache veneziane antichissime, Rom 1890, S. XXIX-XXXV).
  11. Die Cronaca des Johannes Diaconus umfasst die Zeit von der Entstehung Venedigs bis 1008. Zuerst erscheint Johannes in den Quellen im Privileg Ottos III. vom 1. Mai 995, zuletzt belegt ist er für das Jahr 1018 (Antonio Menniti Ippolito: Johannes Diaconus. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 5. Artemis & Winkler, München/Zürich 1991, ISBN 3-7608-8905-0, Sp. 569 f.).
  12. Stefano Gasparri: Anno 713. La leggenda di Paulicio e le origini di Venezia, in: Uwe Israel (Hrsg.): Venezia. I giorni della storia, Venedig 2011, S. 27-45, hier: S. 30 f. Die Kleriker tauchen bei den Wahlen überhaupt erst im 11. Jahrhundert auf.
  13. Andreae Danduli chronica brevis (Rerum Italicarum Scriptores, 12), S. 351–373, hier: S. 353 (Digitalisat).
  14. Willem Theodor Graswinckel Libertas Veneta, ex officinâ Abrahami Commelini, Leiden 1634, S. 411 (Digitalisat).
  15. Roberto Pesce (Hrsg.): Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo, Centro di studi medievali e rinascimentali ‘Emmanule Antonio Cicogna’, Venedig 2010, S. 14.
  16. Stefano Gasparri: The First Dukes and the Origins of Venice, in: Sauro Gelichi, Stefano Gasparri (Hrsg.): Venice and Its Neighbors from the 8th to 11th Century. Through Renovation and Continuity, Brill, Leiden/Boston 2018, S. 5–26, hier. S. 11.
  17. Roberto Cessi (Hrsg.): Documenti relativi alla Storia di Venezia anteriori al Mille, Bd. I: Secoli V-IX, Padua 1942, n. 44, S. 71–75.
  18. Antonio Rossi: Sulla Cronaca Altinate, in: Archivio Storico Italiano 8 (1845) 3-228, hier: S. 20 (Digitalisat).
  19. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo civitatum Italie seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Tipografia del Senato, Rom 1933 (Digitalisat). Cessi weist dort in Fußnote (b) auf S. 115 nach, dass in der Handschrift S, also der im Patriarchenseminar zu Venedig liegenden Handschrift, „a. .XVIIII. et m. ** et d. .viii.“ zu finden sei (Digitalisat).
  20. Dies behauptet etwa N. Stivieri: Storia di Venezia dalla sua origine fino ai giorni nostri, Mailand/Venedig/Triest 1870, S. 4 (Digitalisat).
  21. Pietro Marcello, Silvester Girellus, Heinrich Kellner: De vita, moribus, et rebus gestis omnium ducum Venetorum, Paul Reffeler für Sigismund Feyerabend, Frankfurt, 1574.
  22. Roberto Pesce (Hrsg.): Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo. Origini - 1362, Centro di Studi Medievali e Rinascimentali «Emmanuele Antonio Cicogna», Venedig 2010, S. 14 f.
  23. Heliodorus von Altino, um 335-404.
  24. Pietro Marcello: Vite de'prencipi di Vinegia in der Übersetzung von Lodovico Domenichi, Marcolini, 1558, S. 1 f. (Digitalisat).
  25. Petri marcelli De uitis principum et gestis Venetorum compendium, Venedig 1502, o. S. (Digitalisat).
  26. Șerban V. Marin (Hrsg.): Gian Giacomo Caroldo. Istorii Veneţiene, Bd. I: De la originile Cetăţii la moartea dogelui Giacopo Tiepolo (1249), Arhivele Naţionale ale României, Bukarest 2008, S. 46 f. (online).
  27. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo civitatum Italie seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Tipografia del Senato, Rom 1933 (Digitalisat). Cessi weist dort in Fußnote (b) auf S. 115 nach, dass in der Handschrift S, also der im Patriarchenseminar zu Venedig liegenden Handschrift, „a. .XVIIII. et m. ** et d. .viii.“ zu finden sei (Digitalisat).
  28. Alessandro Maria Vianoli: Der Venetianischen Hertzogen Leben / Regierung, und Absterben / Von dem Erstem Paulutio Anafesto an / biss auf den itzt-regierenden Marcum Antonium Justiniani, Nürnberg 1686, Übersetzung (Digitalisat).
  29. Alessandro Maria Vianoli: Der Venetianischen Hertzogen Leben / Regierung, und Absterben / Von dem Erstem Paulutio Anafesto an / biss auf den itzt-regierenden Marcum Antonium Justiniani, Nürnberg 1686, S. 30.
  30. Johann Tobias Köhler (Übers.): Des Herrn von Blainville ehemaligen Gesandtschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung besonders durch Italien enthaltend eine Beschreibung von Venedig, dem Wege nach Rom und von Rom selbst mit der umliegenden Gegend, Bd. 2, Abt. 1, Meyersche Buchhandlung, Lemgo 1765, S. 47 (Digitalisat).
  31. Zitiert nach: Johann Sporschil: Gibbon's Geschichte des Verfalles und Unterganges des römischen Weltreiches, Leipzig 1837, S. 2277.
  32. August Daniel von Binzer: Venedig im Jahre 1844, Gustav Heckenast, Leipzig 1845, S. 11 f.
  33. Samuele Romanin: Lezioni di Storia Veneta, Bd. 1, Florenz 1875, S. 23–45 (Digitalisat).
  34. Francesco Zanotto: Il Palazzo ducale di Venezia, Bd. 4, Venedig 1861, S. 7, Anm. (1).
  35. Wilhelm Obermüller: Deutsch-Keltisches, geschichtlichgeographisches Wörterbuch, Bd. 2, 7. Lieferung, Denicke, Leipzig 1868, S. 901.
  36. Roberto Cessi: Paulicius dux, in: Archivio veneto-tridentino 10 (1926) 158–179.
  37. Gino Luzzatto: L'opera storica di Roberto Cessi, in: Miscellanea in onore di Roberto Cessi, 3 Bde., Bd. 1, Rom 1958, S. XIII–XXIV, hier: S. XX.
  38. Stefano Gasparri meint Piero Bognetti: Natura, politica e religione nelle origini di Venezia, in: Le origini di Venezia, Florenz 1964, S. 15 und 32.
  39. Stefano Gasparri: Anno 713. La leggenda di Paulicio e le origini di Venezia, in: Uwe Israel (Hrsg.): Venezia. I giorni della storia, Venedig 2011, S. 27–45.
  40. Anna Maria Pazienza: Archival Documents as Narrative: The Sources of the Istoria Veneticorum and the Plea of Rižana, in: Sauro Gelichi, Stefano Gasparri (Hrsg.): Venice and Its Neighbors from the 8th to 11th Century. Through Renovation and Continuity, Brill, Leiden und Boston 2018, S. 27–50.
  41. Giordano Brunettin: Il cosiddetto testamento del patriarca Fortunato ii di Grado (825), in: Memorie storiche forogiuliesi 71 (1991) 51–123.
  42. Lodovico Pizzati: Venetians. The First Doge, AuthorHouse, Bloomington 2017.
  43. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 28 (Digitalisat).
  44. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 46, Z. 2 (Digitalisat).
  45. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 115 (Digitalisat).
  46. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 127, Z. 22 f. (Digitalisat).
  47. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 154 (Digitalisat).
  48. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 165 (Digitalisat).
  49. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 166 (Digitalisat).
  50. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 169 (Digitalisat).
  51. Roberto Cessi (Hrsg.): Origo Civitatum Italiae seu Venetiarum (Chronicon Altinate et Chronicon Gradense), Rom 1933, S. 170, Z. 30 (Digitalisat).
  52. Dazu auch Luigi Andrea Berto: Il vocabolario politico e sociale della “Istoria Veneticorum” di Giovanni Diacono, Il poligrafo, Padua 2001.
VorgängerAmtNachfolger
Doge von Venedig
697–717
Marcello Tegalliano