Kransberg

Stadtteil von Usingen im Hochtaunuskreis
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Wappen Karte
Wappen von Kransberg Deutschlandkarte, Position von Usingen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Hochtaunuskreis
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 248 m ü. NN
Fläche: 5 km²
Einwohner: 786 (31. Dez. 2003)
Bevölkerungsdichte: 157 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 61250
Vorwahl: 06081
Kfz-Kennzeichen: HG
Gemeindeschlüssel: 06 4 34 011
Stadtgliederung: 1 Ortsteil
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hauptstraße 39 A
61250 Usingen-Kransberg
Offizielle Website: usingen.de
E-Mail-Adresse: info@usingen.de
Politik
Ortsvorsteher: Lothar Weinert (CDU)

Kransberg ist ein Dorf im Hochtaunuskreis und Ortsteil der Stadt Usingen.

Geographie

Geografische Lage

Das Dorf liegt ca. 30 km nördlich von Frankfurt am Main und ca. 50 km nordöstlich von Wiesbaden. Der Ortskern liegt auf 243 m Höhe über NN, die umliegenden Höhenzüge erreichen bis zu 386 m Höhe über NN.

Geologie und Klima

Das Gebiet von Kransberg ist gegliedert durch Höhenrücken und Kuppen und wird vom Wiesbach und vom Holzbach sowie - am nördlichen Rand des Dorfes - von der Usa durchflossen. Der Untergrund besteht aus stark gefalteten, überwiegend devonischen Tonschiefern, vereinzelt auch aus Diabas-Schalstein und Masselkalk. Zwar sind die höchsten Erhebungen dieses eher weichen Gesteins im Laufe der Zeit etwas eingeebnet worden, doch weist die Landschaft ähnlich steile Berghänge und schroffe Felsen wie der Hohe Taunus auf. Die dichtgelagerten devonischen Tonschiefer mit ihrem geringen Poren- und Kluftvolumen vermögen nur in geringem Umfang Grundwasser zu speichern.

 
Kletter- und Spielfelsen um 1980

Naturlandschaftlich handelt es sich um ein Luzula-Buchenwaldgebiet, in dem die Eiche aufgrund der mittelalterlichen Hutewald-Nutzung heute noch einen hohen Anteil einnimmt. Seit dem 17. Jahrhundert hat die Fichte Eingang gefunden und an Verbreitung gewonnen; sie ist heute die fast ausschließlich zur Aufforstung von Brachflächen verwendete Baumart.

Das Wetter in Kransberg ist meist etwas besser als im hessischen Durchschnitt. Der Taunus befindet sich bei West- und Nordwestwind im Lee von Hunsrück, Eifel und Westerwald, sodass die Luftmassen bereits einen großen Teil ihrer Feuchtigkeit abgeregnet haben, bevor sie Kransberg erreichen. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt in Kransberg ca. 650 mm während der Durchschnitt für Hessen 854 mm beträgt.

 
Blick vom Schlosscafé um 1980

Die Tagesmitteltemperatur liegt im Sommer bei 18 Grad C und im Winter bei 1,5 Grad C, das heißt, die Sommer sind etwas wärmer als im hessischen Durchschnitt und die Winter etwas kälter. Die mittlere Sonnenscheindauer beträgt in Kransberg ca. 1500 Stunden pro Jahr, die mittlere Windgeschwindigkeit etwa 2,7 m/sec und die mittlere jährliche Grasreferenz-Verdunstung beträgt ca. 570 mm.

Dorfgliederung und Nachbargemeinden

Das Dorfgebiet umfasst neben dem Ortskern ausgedehnte Waldflächen und einen geringen Anteil an landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt ca. 3 km, die Ost-West-Ausdehnung ca 5 km. Kransberg grenzt im Norden an die Gemeinde Butzbach, im Osten an die Gemeinde Friedrichsthal, im Süden an die Gemeinde Pfaffenwiesbach und im Westen jenseits des Waldes an die Kernstadt Usingen.

Das Dorfbild wird bestimmt von Schloss Kransberg, das auf einer Felsnase oberhalb des alten Ortskerns liegt und das enge Tal beherrscht. Unterhalb des Schlosses erstreckt sich das Kerndorf entlang des Wiesbaches im Talgrund und an den steilen Hängen. Vom Tal aus führt eine gewundene Straße auf den Kurberg zu einem Neubaugebiet.

Geschichte

Die Gegend um Kransberg ist uraltes Siedlungsland. An der westlichen Dorfgrenze wurde zwischen Usa und Eschbach bei archäologischen Grabungen ein Erdwerk aus der Zeit der Bandkeramik, ca 5.000 Jahre v. Chr., freigelegt. Nach neolithischen, bronzezeitlichen und keltischen Siedlungsepochen, von denen als Zeugnisse noch heute Hügelgräber und Ringwälle (am Holzberg) erhalten sind, folgte die Periode römischer Landnahme. Kransberg liegt 3 km nordöstlich des Limes, war also nie Teil des römischen Weltreiches. Die erste Befestigungsanlage auf einem Hügel aus Felsgestein stammt aus dem 11. Jahrhundert.

Im Jahre 1220 wurde Erwinus de Cranichesberc von Kaiser Friedrich II. mit der Hälfte der Dörfer Wiesbach, Wernborn und Ober- und Niederholzberg beliehen. Zur Sicherung seines Besitzes begann er mit dem Bau einer Burg in Kransberg. Erwinus führte in seinem Wappen einen Kranich, der dem Geschlecht und der Herrschaft Cransberg den Namen gab. Sein Sohn Eberwinus wird genannt "dictus da Cranchesberg". Ein dritter Erwinus von Cranich hatte von 1281 bis 1289 das Schultheißenamt der Stadt Frankfurt inne. Der Sohn des Schultheißen, Erwinus IV., erbat im Jahr 1310 von Kaiser Heinrich VII. die Erlaubnis, das Reichslehen Cransberg an Philipp IV. von Falkenstein verkaufen zu dürfen. Die Herren von Cransberg starben im Jahre 1326 aus.

Die Falkensteiner siedelten die nahegelegenen Dörfer Ober- und Niederholzberg in das Gebiet unterhalb der Burg um und erließen den Umsiedlern einen Teil der Abgaben. So entstand der Ort Cransberg. Bis zu dieser Zeit standen am Fuße der Burg nur einige Hütten, in denen der Überlieferung nach Fischer wohnten, die ihren Lebensunterhalt aus dem nahen See gewannen - heutige Ortsbezeichnung "Am See". Die Falkensteiner konnten sich ihres Besitzes allerdings nur 100 Jahre lang erfreuen. Mit Werner von Falkenstein, Kurfürst und Erzbischof von Trier, starb das Haus im Jahre 1418 aus. (zur weiteren Geschichte der Burg s. Sehenswürdigkeiten: Schloss Kransberg).

In die Jahre nach 1535 fällt die Einführung des evangelischen Bekenntnisses in den Dörfern Cransberg, Pfaffenwiesbach und Wernborn. Mit der Übernahme des Gebietes durch Kurmainz im Jahre 1581 setzte die Gegenreformation ein und die Dörfer wurden wieder katholisch.

Ab 1654 übte die Familie Waldbott von Bassenheim für die nächsten 200 Jahre die Herrschaft über Cransberg aus. Der wohl bekannteste dieses Geschlechtes war Casimir Waldbott von Bassenheim. Er hat sich durch Kirchen- und Schulstiftungen große Verdienste erworben. In Cransberg richtete er Wollwebereien ein. Kinder armer Eltern ließ er auf seine Kosten ein Handwerk erlernen. Im Jahre 1806 wurden die bassenheimischen Lande und mit ihnen das Dorf Cransberg von den Fürsten von Nassau annektiert. Am 13. September 1814 gegen 1 1/2 Uhr brach durch Selbstentzündung des Grummets in des Schultheißen Scheuer Feuer aus. So lautete der erste Bericht des Accessisten Kreiß aus Usingen. Einige Tage später werden unbeaufsichtigt mit Feuer spielende Kinder verantwortlich gemacht. Da aber Namen der Kinder und deren Eltern nie genannt wurden, scheinen Zweifel berechtigt zu sein, dass sie die Schuldigen waren. Das Feuer wütete bis abends 8 Uhr. Es verschlang 18 Häuser, 33 Scheunen und 58 Ställe, die meistens versichert waren. Vier Fünftel des ohnehin veramten Dorfes mit 140 Gebäuden lagen darnieder. Die Cransberger verbrachten den Winter bei den Nachbarn in Pfaffenwiesbach und Wernborn und begannen im Frühjahr 1815 mit dem Wiederaufbau. Einige Cransberger, die ihre Äcker im Holzbachtal hatten, bauten ihre neuen Höfe oberhalb der Stelle, an der 400 Jahre zuvor die Dörfer Ober- und Niederholzburg gestanden hatten. So kam es, dass einige Nachkommen der Holzburger sich wieder in der Nähe des Ortes niederließen, den ihre Vorfahren verlassen mussten. Der neue Ort wurde Friedrichsthal genannt und gehörte zum wiederaufgebauten Cransberg. Quellenangabe: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 242 Nr. 762. Der Brand von Cransberg. Die Akte hat weder Seiten- noch Blattzählung.

Nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen im Jahr 1866 wurde Nassau preußisch und die Gemeinde Cransberg-Friedrichthal wurde Teil des Kreises "Obertaunus". 1886 schied die Gemeinde aus dem Obertaunuskreis aus und wurde dem neu gebildeten Kreis Usingen zugeteilt.

1929 erhielt Cransberg eine Wasserversorgung. Bis dahin waren die Einwohner auf Brunnen angewiesen. Im Januar 1937 wurde die Schreibweise des Dorfnamens von Cransberg in Kransberg geändert.Der Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau erließ diese Verfügung. Veröffentlicht im Kreis=Blatt für den Kreis Usingen, Jahr 1937, Nr. 12, Fr. den 22.Jan.1937

Ab 1939 wurden in Kransberg und insbesondere im Schloss umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt. Hitler, der im September 1939 den Angriffskrieg gegen Frankreich plante, ließ seine Reichsbaumeister Albert Speer und Fritz Todt Schloss Kransberg in den militärischen Komplex Adlerhorst/Ziegenberg integrieren. Im Dorf und unter dem Schloss wurden eine Reihe von Bunkern angelegt.

 
Herrnmühle um 1905

An der Usa - die zwischen Usingen und dem Abzweig Kransberg parallel zur "B 275" (Strecke: Bad Schwalbach - Lauterbach) fließt - gab es im 20. Jahrhundert diverse Mühlen (Schlappmühle, Hessenmühle, Schlossermühle, Kleinmühle, Herrnmühle, Kreuzmühle). Die Herrnmühle hatte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts auch eine Sommerwirtschaft und ist heute nur noch ein Restaurant. In den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kehrte dort (während seiner diversen Kuraufenthalte in Bad Nauheim) verschiedentlich König Ibn Saud von Saudi-Arabien mit seinem Gefolge ein und hinterließ mit Hundertmarkscheinen als Trinkgeld für die Bedienung einen bleibenden Eindruck.

Nach dem Krieg errichteten die Kransberger im Jahr 1952 als eine der ersten Gemeinden in Hessen ein Dorfgemeinschaftshaus. 1972 wurde Kransberg bei der Bildung des Hochtaunuskreis in die Stadt Usingen eingegliedert.

Im Jahr 2006 wurde das Dorf in ganz Hessen bekannt, als es sich am Wettbewerb "Dolles Dorf" des Hessischen Fernsehens beteiligte und mit Wissen und Können den Sieg im Finale errang.

Politik

Am 26.März.2006 fanden die Kommunalwahl und die Wahl der Ortsbeiräte statt. In Kransberg wurden 582 wahlberechtigte Bürger verzeichnet, von denen 341 ihr Wahlrecht wahrgenommen haben. Ortsvorsteher ist Lothar Weinert (CDU).

Wappen

Das Dorfwappen von Kransberg: in Blau ein auffliegender silberner goldbewehrter Kranich. Da die Tingierung des Adelswappens derer von Kransberg unbekannt ist, wurden die seit langem gewohnten Farben der Siegelabdrücke - bewirkt durch die Negativbearbeitung des bisherigen Stempels und die Benutzung eines blauen Stempelkissens - gewählt.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Kransberg

 
Kransberger Schloss um 1980

Auf einem steil abfallenden Felskamm steht die im 19.Jahrhundert schlossartig umgebaute Burg. Der Halsgraben, der die Anlage vom Berg trennte ist heute verfüllt. Im wesentlichen blieben von der ursprünglichen Anlage nur Teile der Ringmauer und der Bergfried erhalten. Die eigentliche Burg bestand nur aus einem Bergfried und einem langgestreckten Bau (Palas) ohne weitere Anbauten.

Die Burg selbst wurde 1250 erstmalig urkundlich erwähnt. Burgherr war damals Erwinus de Cranichesberc. 1310 wurde das Anwesen an Graf Philipp IV . von Falkenstein verkauft. Der Besitz gelangte durch Erbschaft an die Herren von Eppstein und fiel 1433 durch Erbteilung an die Linie Eppstein-Falkenstein. Nach dem Tode von Gottfried X. von Eppstein, im Jahre 1522, übernahm das Haus Königstein die Burg und das Dorf Cransberg. Bereits im Jahre 1535 erfolgte dann durch Erbschaft ein neuer Besitzerwechsel an die Grafen zu Stolberg und 1581 wurde die Burg von Kurmainz übernommen.

Ein Kupferstich aus Meisners Schatzkästlein um das Jahr 1625 zeigt Burg/Schloss Kransberg (Cronsberg) mit der damaligen kleinen Kirche neben dem Schloss. Den ersten wenigen Häusern unterhalb des Schlosses und einem See. Noch heute gibt es die Flurbezeichnung „Der untere See“.

Der Kurfürst von Mainz verkaufte im Jahre 1654 die ganze Herrschaft Cransberg für 50.00 Gulden an die Familie Waldbott von Bassenheim. Ab Ende des 18. Jahrhunderts verkam die Burg aus Geldmangel zusehends, bis die Familie von Bassenheim sie im Jahr 1854 an das Herzogtum Nassau verkaufte. 1875 erwarb die Familie von Biegeleben das Anwesen, nahm umfangreiche Renovierungen vor und baute die Burg zu einem Schloss im damals beliebten neugotischen Stil aus.

Im April 1925 erwarb der ehemalige Fliegerleutnant Boß das Schloss. Die kleine Kapelle, in der sich die Familiengruft der Familie von Biegeleben befindet, blieb im Besitz dieser Familie. Im November 1926 kaufte Frau Emma von Scheidlein, eine österreichische Adlige die in Bad Homburg wohnte, das Schloss mit reichem Wald und Feldgelände. Bis zur Enteignung durch die damaligen Machthaber im Jahr 1939 war sie die Eigentümerin. Das Schloss wurde nun für militärische Nutzung umgebaut. Es diente während des Krieges als Rehabilitationszentrum für Soldaten aller militärischer Rangstufen, als Luftwaffenhauptquartier von Hermann Göring sowie als Veranstaltungsort für militärische Feste und Empfänge.

Am 30. März 1945 (Karfreitag) befreite eine amerikanische Kampftruppe Kransberg. Mit dabei war ein ehemaliger Kransberger Jude: Theo Goldschmidt. Seine Familie konnte vor dem Krieg rechtzeitig nach Amerika flüchten. Nun war der junge Mann bei dieser Kampftruppe. Er kam in die Bunker zu den dort verängstigt sitzenden Einwohnern, fast nur Frauen mit Kindern und sagte: "Ihr Kransberger braucht keine Angst zu haben!" Kurze Zeit später wurde auf dem Schloss das anglo-amerikanische Vernehmungszentrum "Dustbin" eingerichtet, in dem Kriegsverbrecher und Wissenschaftler verhört wurden. Darunter war auch Albert Speer, der in dem Gebäudeteil als Gefangener einsitzen musste, den er nur wenige Jahre vorher hatte umbauen lassen.

Ab 1956 zog eine Filiale der "Organisation Gehlen" und des Bundesnachrichtendienstes im Schloss ein und anschließend Teile des 5.Corps der US-Army. 1988 vernichtete ein Brand große Teile des Dachstuhls.

1994 nahmen die Erben der vormals enteigneten Emmi von Scheidlein ihr Vorkaufsrecht in Anspruch und erwarben das inzwischen in Bundesbesitz befindliche Schloss, um es 1999 an den jetzigen Besitzer zu veräußern, der auf dem Schloss ein Business Center mit Unternehmen vornehmlich aus dem IT-Bereich eingerichtet hat. Es können aber auch Räume für Feiern und Feste gemietet werden (z. B. der Rittersaal) und man kann auch übernachten. Im Schloss befindet sich eine Außenstelle des Standesamtes Usingen.

Schlosskapelle

Unterhalb des Schlosses befindet sich die Schlosskapelle St. Nikolaus. Sie steht unter Denkmalschutz und wurde im Jahr 1956 mit Zustimmung des Bischöflichen Ordinariats von den Erben des Generalmajors Ludwig, Freiherr v. Biegeleben der Kirchengemeinde Kransberg übereignet. Sie wurde an der Stelle der zuvor im Jahre 1893 niedergelegten ehemaligen Pfarrkirche erbaut. Grundsteinlegung war am 2. November 1893. Benediziert wurde sie am 10. Juni 1895 durch den damaligen Ortspfarrer Rudolph Schettters. Baronin Agnes von Biegeleben ließ die alte Kirche nierderlegen und diese Kapelle als Gruftkapelle für ihre Familie erbauen.Es wurden im Laufe der folgenden Jahre vier Mitglieder dieser Familie beigesetzt. Außerdem ruhen dort seit dem Jahr 1984 die Gebeine des Grafen Johann Maria Rudolph von Bassenheim, bzw. das, was man bei der Eröffnung seines Sarges im Jahr 1893 noch gefunden hatte, sowie die Schädel zweier Frauen des ehemaligen Amtmannes Haas, welche beide im Kindbett gestorben sein sollen. Die gemeinsame Grabplatte der beiden Frauen befindet sich an der Schlossmauer gegenüber dem Portal. In den Jahren 1983 - 1985 wurden das Dach und die Außenmauern gründlich renoviert und 1994 wurde sie innen restauriert. Es handelt sich bei dieser Kapelle nicht um den Umbau der alten Pfarrkirche wie man in früheren Zeiten vermutete, sondern um einen Neubau aus den Jahren 1893 - 1895. Quellenangabe: Diözesanarchiv Limburg, Kirchenbuch Cransberg 9, Filmrolle 305, Protokolle des Pfarrverwaltungsrates Kransberg.

 
Kransberger Kirche und Schlosscafe um 1980

Pfarrkirche

Die neugotische Kransberger katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer wurde 1875 fertiggestellt.Sie ist das Geschenk eines wirtschaftlich erfolgreichen Kransbergers. Herr Johannes Discher, Bürger und Maurermeister in Frankfurt a/M. errichtete 1862 ein Testament, in welchem er die katholische Kirche seines Geburtsortes Kransberg (Cransberg) zum Universalerben seines Vermögens ernannte. Von dieser Hinterlassenschaft sollten 20 000 Gulden zur Erbauung einer neuen katholischen Kirche in Kransberg verwendet werden.

Die geschnitzte Kanzel stammt aus dem Jahr 1609 und stand zuvor, ebenso wie die Kommunionbänke und der Altar, im Dom zu Limburg an der Lahn.

 
Altar von St. Johannes um 1980
 
Kanzel von St. Johannes um 1980

Die historische Orgel stammt aus dem Jahr 1876 und wurde von der Orgelbaufirma Gebrüder Keller in Limburg gebaut. Sie besitzt ein sehr seltenes Windladensystem, nämlich Hängeventilladen und eine frühe pneumatische Registertraktur. Die Orgel verfügt über 2 Manuale und 16 Register. Im Jahr 1995 wurde das Instrument durch die Firma Gebrüder Oberlinger aus Windesheim renoviert, wobei der größte Teil der Kosten von der Gemeinde aufgebracht wurde. Der Marienaltar ist ein Geschenk der Familie von Biegeleben und der Josefsaltar ein Geschenk des gebürtigen Kransberger Domkapitulars, Karl Walter.

Marienkapelle

Am nördlichen Rande des Dorfes steht auf dem Holzberg oberhalb der Usa die Marienkapelle. Eine Kapelle an dieser Stelle wird urkundlich erstmals im Jahr 1218 erwähnt. Das Gelände ist von Ringwällen umgeben. Man nimmt an, dass das ursprüngliche Gebäude in den Anfängen der Christianisierung der Wetterau in dieser frühgeschichtlichen Ringwallanlage errichtet wurde. In kunstvoller Umrahmung, einem Retabel, beherbergt die Kapelle ein Gemälde (17./18. Jahrhundert ?) Maria mit Kind und dem Kopf eines Kindes, das als Johannes, der Sohn der Elisabeth gedeutet wird (Johannes d.Täufer). Das Bild trägt die Aufschrift "O Maria ohne Erbsünde empfangen bitte für uns". Die Kapelle wurde im Jahr 1979 renoviert und in den heutigen Zustand versetzt. Der Eingang wurde nach Osten verlegt und das Gnadenbild in den Turmbereich integriert. Ein kunstschmiedeeisernes Gitter unter dem Spitzbogen zwischen Turm und Kirchenschiff schließt jetzt den neuen Altarraum ab, ermöglicht aber jederzeit einen guten Blick auf das Bild. Die Kirche wird heute noch als Wallfahrtsort genutzt. Sie ist Tag und Nacht geöffnet. Wallfahrtstag ist der 15. August, das Fest Mariä Himmelfahrt.

Kreuzkapelle

Die Kreuzkapelle liegt im Wald oberhalb des Schlosses Kransberg. Sie wurde um das Jahr 1700 erbaut. Graf Casimir, Ferdinand, Adolph von Bassenheim ließ diese Kapelle als Privatkapelle errichten. An dieser Stelle stand früher ein Kreuz, dass bei Begehungen der "Mörler Mark" erwähnt wird. Die kath. Kirchengemeinde Kransberg übernahm im Laufe der Jahrhunderte immer wieder die Kosten für Reparaturen, obwohl sie niemals Eigentümer war. Alle Anträge bei den verschiedensten nachfolgenden Regierungen, wie Nassauische Domänenverwaltung, an welche die Familie von Bassenheim ihre Güter in Kransberg verkaufte, oder die preußische Staatsregierung, diese Kapelle der Kirchengemeinde Kransberg zu übereignen, wurden abschlägig beschieden. Sie ist auch heute nicht im Besitz der Kirche von Kransberg. Quellenangabe: Kirchenarchiv Kransberg, Mappe 642

Hainbuchenallee

Vom Schloss Kransberg führt zur Kreuzkapelle in schnurgerader, steiler Linie die Hainbuchenallee mit über 100 Hainbuchen, welche bis zu 250 Jahre alt sind. Sie ist wegen ihrer Einmaligkeit im westlichen Deutschland ein kulturgeschichtlich besonders bedeutsames Landschaftselement.

Kulinarische Spezialitäten

Als typische Kransberger Spezialität gilt die "Namenlose Bratwurst", die eigentlich nach Art einer Thüringer Rostbratwurst hergestellt wird, aber seit Anfang 2004 nicht mehr so genannt werden darf. Damals wurde die EU-Verordnung Nr. 2081/92 auf die Thüringer Rostbratwurst als geographisch geschützte Angabe (g.g.A.) ausgedehnt. Das heißt, dass mindestens eine der drei Produktionsstufen (Erzeugung, Verarbeitung oder Herstellung) in dem bezeichneten Gebiet erfolgen muss. Da Kransberg aber in Hessen und nicht in Thüringen liegt, war dies auch die Geburtsstunde der "Namenlosen Bratwurst". Sie schmeckt auch namenlos ganz ausgezeichnet.

Eine weitere ortstypische Spezialität ist die "Kransberger Wuzz". Hierbei handelt es sich um ein Jungschwein, das ausgenommen, aber im ganzen zubereitet wird. Es wird stundenlang auf einem speziell konstruierten Grill über Buchenholz gegart bis das Fleisch so zart ist, das es fast vom Knochen fällt.

Kultur

Theater und Musik

Kransberg hat seit vielen Jahren eine Theatergruppe. Die Aufführungen finden jeweils zum Jahresende im Dorfgemeinschaftshaus unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und mit zahlreichen auswärtigen Gästen statt.

Kransberg ist die Heimat der Coverband "Zuckerwasser", die mit einem breiten musikalischen Angebot von Rock über Pop und Country bis zu Oldies bekannt geworden ist.

Buchdruck und Kunst

Von 1972 bis 1983 war in Kransberg die "Petri Presse Kransberg" ansässig, eine Gründung des Druckers und Bücherfreundes Fritz Barkowsky und des Dichters Dieter Hoffmann. Hier wurden bibliophile Bücher mit Kunstdrucken und Gedichten hergestellt.

Vereine und Vereinigungen

  • Die Freiwillige Feuerwehr Kransberg (1931) ist Teil der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Usingen.
  • Die Sängervereinigung 1868 Kransberg e.V. ist ein gemischter Chor. Seit 1997 ist Bernward Bruchhäuser der Chorleiter. Die umfangreiche Chorliteratur reicht vom 15. bis zum 20. Jahrhundert, von Volksliedern aus Deutschland und anderen Ländern über Musical, Oper, Klassik und Gospel bis zur Kirchenmusik.
  • Der Cransberger Oldtimer Club besteht seit dem Jahr 2003. Der Club nimmt an Oldtimer-Gleichmäßigkeitsrallyes teilgenommen und hat dabei auch bereits Pokale gewonnen. Den Mitgliedern geht es aber in erster Linie um den Spaß und auch darum, die alten Autos (das Kulturgut) zu erhalten und mit ihnen zu leben.
  • Seit 2004 gibt es die "Motorradfreunde Kransberg", einen lockeren Zusammenschluss von motorradbegeisterten Kransbergern. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig in einer umgebauten Scheune und organisieren Ausfahrten und gesellige Veranstaltungen. Das Wappentier ist natürlich der Kranich aus dem Dorfwappen.
  • Beim Anhängerclub Kransberg handelt es sich nicht um die Fangemeinde eines Sportvereins, sondern um Menschen, die eine besondere Beziehung zu Fahrzeug-Anhängern pflegen. Getreu ihrem Motto "Alles für den Hänger - Alles für den Club" widmen sie sich sowohl dem Studium der Technikgeschichte angehängter Transportfahrzeuge wie auch der Pflege des Informationsaustausches beim geselligen Beisammensein. Außerdem unterstützt der Anhängerclub das Dorf tatkräftig bei der Umsetzung von gemeinnützigen Baumaßnahmen.
  • Die Kransberger Blutgrätscher sind ein lockerer Zusammenschluss von fußballbegeisterten Jungbürgern, die sporadisch an Schobbeturnieren und anderen Wettspielen teilnehmen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Kransberg liegt an der Landstraße K728, welche die Bundesstraße 275 (Hochtaunusstraße) mit der Bundesstraße 456 verbindet. Die Entfernung bis zur Autobahn A5 in Obermörlen beträgt 11 km, bis zur Autobahn A661 in Oberursel sind es 19 km. Die Entfernung zum Flughafen Frankfurt beträgt 46 km. Die Buslinie 510 verbindet Kransberg mit Usingen.

Telekommunikation

Ein Kransberger Unternehmen betreibt einen Breitband-Internet-Zugang mit mehrfacher DSL-Geschwindigkeit für die Kransberger. Die Anbindung der Haushalte erfolgt über Funktechnik im gesamten Tal.

Wirtschaftsstruktur

Viele Einwohner Kransbergs arbeiten in den umliegenden Gemeinden oder in Frankfurt. Es gibt 5 landwirtschaftliche Betriebe, davon werden 4 im Nebenerwerb betrieben. Im Dorf liegen eine Metzgerei, ein Kiosk, ein Kinder Second Hand Laden, ein Getränkehandel und 3 gastronomische Betriebe. In den letzten Jahren haben sich im Dorf und im Business Center auf dem Schloss eine Reihe von kleineren Unternehmen niedergelassen, die Dienstleistungen in der Informations- und Kommunikationstechnik erbringen, in der Unternehmensberatung oder der Umweltanalytik tätig sind.

Öffentliche Einrichtungen

  • Der Kindergarten "Schlossgespenster" ist eine eingruppige Einrichtung und bietet Platz für 20 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren. Seit dem Jahr 2003 wird auch musikalische Früherziehung angeboten. Bedingt durch die geringen Größe der Einrichtung ist eine intensive Elternarbeit möglich und im Laufe der Zeit hat sich über die Kindergartenzeit hinaus die Elterninitiative „KraKi“ (Kransberger Kinder) entwickelt. Zusammen werden jährlich verschiedene Aktivitäten wie Basare, Spielplatzfeste etc. geplant und durchgeführt.
  • Das Bürgerhaus Kransberg bildet Einen Mittelpunkt des Dorflebens. Es wird von den Kransbergern bewirtschaftet und kann auch für Feste gemietet werden.
  • Die Jugendhilfe Usinger Land e.V. ist eine selbstverwaltete Einrichtung zur Unterstützung von Jugendlichen bei Problemen mit sich selbst, den Eltern oder der Schule. Die Jugendhilfe betreibt in Kransberg eine Wohngruppe, die sich als selbständige Gemeinschaft organisiert und versorgt. Die Kinder und Jugendlichen werden entsprechend ihren Fähigkeiten beteiligt.

Medien

Der Usinger Anzeiger und die Taunus-Zeitung berichten regelmäßig über Veranstaltungen und Bemerkenswertes in Kransberg. Die Artikel sind auch in den Online-Ausgaben der Zeitungen zugänglich.

Persönlichkeiten

  • Casimir, Ferdinand, Adolph, Graf von Waldbott-Bassenheim, 1642-1730, Mainzer Domherr und Schlossherr von Kransberg
  • Arnold, Baron von Biegeleben, (* 1. November 1822; † 3. Dezember 1892), Großherzoglicher hessischer Staatsrat, Gesandter in Berlin und am Bundestag und Schlossherr von Kransberg. Beerdigt in der Familiengruft derer von Biegeleben in der Schlosskapelle in Kransberg.
  • Karl Walter (* 27. Oktober 1862 in Kransberg; † 4. Dezember 1929 in Montabaur) war 1882 - 1887 Lehrer in Pfaffenwiesbach und Friedrichsthal, Organist, Pädagoge, Wissenschaftler und Orgelsachverständiger, Träger des Päpstlichen Ehrenkreuzes "Pro Ecclesia et Pontifece". Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Städtischen Friedhof in Montabaur.
  • Karl Walter (* 25. Oktober 1827 in Cransberg/Kransberg; † 8.Januar 1899) war ab 1872 Domkapitular in Limburg und ab 1887 Generalvikar des Bischofs Karl Klein zu Limburg. .
  • Ludwig, Freiherr von Biegeleben, Generalmajor, (*10. Januar 1849; † 2. Oktober 1921). Schlossherr von Kransberg. Beerdigt in der Familiengruft der Schlosskapelle in Kransberg.
  • Agnes, Baronin von Biegeleben, geb. Freiin v. Löw, von und zu Steinfurth. (* 16. Februar 1835 in Wisselsheim; † 12. Oktober 1902 im Schloss Kransberg). Sie stiftete die Schlosskapelle als Gruftkapelle für die Familie von Biegeleben in der sie neben ihrem Mann ihre letzte Ruhestätte hat. Auch die Kleinkinderschule für die Kinder von Kransberg ist eine Stiftung von ihr.
  • Hans Usinger, Pfarrer, (* 7. Juni 1911 in Cransberg/Kransberg; † 7. Februar 1995 in Ochsenfurt/Main). Priesterweihe 8. Dezember 1936 Limburg, 1. April 1937 Kaplan in Limburg-Offheim, 8. Februar bis 2. Mai 1938 in politischer Haft, 25. Mai 1938 Kaplan in Kalbach, 1. September 1938 Kaplan in Wiesbaden St. Kilian, 5. Januar 1940 Kaplan in Wetzlar, 1. Februar 1944 Kaplan in Höhr-Grenzhausen, 16. Oktober 1946 Kaplan in Wiesbaden/Maria Hilf, 2. Oktober 1950 Kaplan in Königstein, 1. Februar 1953 Pfarrer in Schmitten, 4. Dezember 1953 Geistlicher Beirat PAX CHRISTI im Bistum Limburg, 1. September 1957 Pfarrer in Idstein, 15. Februar 1971 Dekan des Dekanates Idstein, 1. Juli 1974 Pfarrverwaltung in Engenhahn, 01.12.1974 Versetzung in den Ruhestand. Beerdigt auf dem Friedhof Usingen-Kransberg.
  • Johannes Discher (* 29. Dezember 1791 in Cransberg/Kransberg; † 25. April 1866 in Frankfurt/Main). Maurermeister. Stifter der Kath. Pfarrkirche St. Johannes d. Täufer und des Discherstiftes Alten- und Pflegeheim in Kransberg.

Literatur

  • Die Ortssiegel und Gemeindewappen des Kreises Usingen von Dr. Otto Renkhoff, Nassauische Annalen 65. Band 1954, S. 203. Wiesbaden: Verein für Nass. Altertumskunde und Geschichtsforschung
  • Klaus Schatz SJ, Geschichte des Bistums Limburg, Mainz 1983, Seite 195