Felix Bryk

österreichisch-schwedischer Entomologe, Anthropologe und Schriftsteller (1882-1957)
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Felix Bryk (* 21. Januar 1882 in Wien; † 13. Januar 1957 in Stockholm) ist ein Anthropologe, Entomologe und Schriftsteller.

Bereits in jungen Jahren begeisterte er sich für Insekten. Sein Vater Adolf Bryk, ein jüdischer Rechtsanwalt aus Kolbuszowa/Galizien, hielt dies zunächst für jugendliche Schwärmerei. Felix Bryk absolvierte ein Kunststudium an der Akademie Krakau und veröffentlichte 1906 eine erste wissenschaftliche Arbeit. Er übersiedelte nach Paris und Florenz, wo er seine erste Frau Aino Mäkkinen kennen lernte, die er 1909 heiratete. Parallel zu seiner künstlerischen Ausbildung studierte er weiter intensiv die Insekten, insbesondere die Lepidoptera (Schmetterlinge).

Während des ersten Weltkriegs ging Bryk nach Schweden. Er stellte seine Werke aus und publizierte Artikel über Entomologie (Insektenkunde) sowie über das Leben Linnés. Er gab unbekannte Texte von Carl von Linné (1707-1778) heraus, Linné's Minnesbok (Stockholm, 1919), H.A. Müller's Delineatio Regni Animalium (Stockholm, 1920), Linné's Adonis Stenbrohultensis (Stockholm, 1920), Linné's Randaufzeichnungen zu Maria Sibylla Merianins Erucarum ortus (Stuttgart, 1920) und auch eine Analyse der Linné'schen Bibliothek (Stockholm, 1923). Er interessierte sich ebenfalls für die Makrolepidoptera (Großschmetterlinge) und ließ "Grundzüge der Sphragidologie" (1918) und "Bibliotheca Sphragidologica" (1920) erscheinen.

Von 1924 bis 1926 hielt Bryk sich in Ostafrika auf, wo er die dortigen Schmetterlinge erforschte. Nebenher betrieb er ethnologische Studien und untersuchte die sexuellen Beziehungen in der Bevölkerung. Die Ergebnisse veröffentlichte Bryk in Neger-Eros, das ins Englische übersetzt und mehrfach wieder aufgelegt wurde. Seine Beobachtungen vervollständigte er in Museen in Paris und London und veröffentlichte 1931 "Die Beschneidung bei Mann und Weib". Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ging Bryk nach Schweden zurück. Zwischenzeitlich geschieden, heiratete er 1939 Ella Claudia Krusche. In den Vierziger- und Fünfzigerjahren arbeitete Bryk viel am Rijksmuseum in Amsterdam. 1951 führte er sein Interesse sowohl an Fragen der Sexualität als auch an der Person Linnés zusammen und veröffentlichte "Linné als Sexualist". Bryk starb 1957 in Schweden. In einem Nachruf wird er als wissenschaftlicher Kosmopolit beschrieben, dem in hohem Maße die Gabe eigen war, Wissenschaft verständlich darstellen zu können.

Aus erster Ehe hatte Bryk vier Kinder, unter denen insbesondere seine Tochter Ruth Bryk (1916-1999) zu erwähnen ist, die zu einer international bedeutenden Künstlerin wurde. Ihr künstlerisches Erbe wird wie das ihres Mannes Tapio Wirkkala von einer Stiftung in Helsinki vertreten ([1]).

Unter den Brüdern Felix Bryks finden sich weitere ausgezeichnete Wissenschaftler, die naturwissenschaftliche Werke verfassten. Seine Brüder Otto und Ernst veröffentlichten Nachschlagewerke zur Chemie, Physik und zur Wissenschaftsgeschichte.

Bryks Familie teilte das Schicksal unzähliger anderer jüdischer Familien während des Dritten Reichs: Sein Halbbruder Rudolf wurde 1942 deportiert und bei Minsk erschossen. Zwei seiner Neffen kamen während der deutschen Besetzung Jugoslawiens im berüchtigen KZ Jasenovac um. Das Schicksal weiterer Familienangehöriger während der Nazizeit ist unklar; sie gelten als verschollen.