Deutscher Schachbund

deutsche Organisation
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Vorlage:Sportverband Der Deutsche Schachbund (DSB) ist die Dachorganisation der Schachspieler in Deutschland. Er ist Mitglied im Deutschen Sportbund und seit 1926 im Weltschachverband FIDE. Der DSB hat derzeit (März 2006) etwa 97.000 Mitglieder, davon 30.000 Jugendliche, in 2.700 Vereinen und gehört damit zu den größten Schachverbänden der Welt. Zum DSB gehören 17 Landesverbände, der Deutsche Blindenschachbund (DBSB) sowie seit 1972 Die Schwalbe (1924 gegründete deutsche Vereinigung für Problemschach).

Gründung und Aufbau einer Organisation

Der DSB wurde 18. Juli 1877 in Leipzig gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten außer dem Philosophen Carl Göring, dem Schriftsteller Rudolf von Gottschall, den Organisatoren Hermann Zwanzig, Constantin Schwede und Eduard Hammacher auch die Schachmeister Adolf Anderssen, Max Lange und Johannes Hermann Zukertort.

Den Anlass zur Gründung des DSB bot 1877 die Feier zum 50-jährigen Schachjubiläum des hoch geachteten deutschen Spitzenspielers Adolf Anderssen, der in seiner Festrede sagte: Das leitende Motiv zur Veranstaltung dieses Festes war keineswegs die Absicht einer bloßen Ovation, sondern ein anderes. Schon seit Jahren schwebt die Idee eines allgemeinen deutschen Schachbundes gewissermaßen in der Luft - oder wenigstens in der gesunden Leipziger Stadtluft, denn von Leipzig gingen die ersten Bemühungen zur Verwirklichung einer solchen Idee aus; und nur darum fand der Vorschlag, mein Jubiläum zu feiern, sofortigen Anklang, weil man sich von dieser Feier die Wirkung einer allgemeinen Zusammenkunft aller deutschen Schachkontingente versprach und durch die bloße Voraugenstellung eines so großartigen Schauspiels dem bezweckten Unternehmen Freunde und Fürsprecher zu erwecken und so den Grundstein für die künftige deutsche Schacheinheit zu legen hoffte. Möchte doch diese Hoffnung nicht fehlschlagen! Denn es wäre nichts vorteilhafter für den Aufschwung des deutschen Schachspiels, als der bisherigen Zersplitterung der Kräfte und Bestrebungen ein Ende zu machen, und ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich die unschuldige Veranlassung zu dieser für das Schach so ersprießlichen Schöpfung gewesen wäre.

Zwischen 1879 und 1914 veranstaltete der DSB alle zwei Jahre Meisterturniere, die auch für ausländische Spieler offen waren und zu den stärksten Turnieren ihrer Zeit gehörten. Später waren nur noch deutsche Spieler zugelassen. Neben dem Meisterturnier wurden jeweils sogenannte Hauptturniere ausgetragen, deren Sieger sich für die Teilnahme an künftigen Meisterturnieren qualifizierten. Fast alle bedeutenden Spieler dieser Epoche, unter anderen Siegbert Tarrasch, Emanuel Lasker und Aaron Nimzowitsch, nahmen zu Anfang ihrer Karriere an diesen Turnieren teil.

Arier-Erlass / Gleichschaltung 1933

In der Zeit des Nationalsozialismus war der DSB gleichgeschaltet. Der verdienstvolle Präsident des DSB Walter Robinow wurde bereits im April 1933 zum Rücktritt genötigt. Der neu eingesetzte linientreue Bundesleiter Otto Zander erklärte in einer seiner ersten öffentlichen Äußerungen: Juden können wir zu unserer Arbeit nicht brauchen, sie haben aus den Vereinen zu verschwinden. Der Verband wurde am 9. Juli 1933 in Bad Pyrmont umbenannt in Großdeutscher Schachbund.

Nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem 2. Weltkrieg entstand auf Initiative von Alfred Brinckmann und anderen die Arbeitsgemeinschaft deutscher Schachverbände. Dies war der Vorgänger des Deutschen Schachbundes, der am 5. Februar 1950 in Wiesbaden wiedergegründet wurde.

Später gab es einen eigenen Schachverband der DDR. Nachdem 1953 nochmals ein Gesamtdeutsches Meisterturnier durchgeführt wurde, welches Wolfgang Unzicker gewann, gab es bis zur Wiedervereinigung der beiden Verbände im September 1990 getrennte Meisterschaften.

Höhepunkte der Organisationstätigkeit des DSB waren die Schacholympiaden in München 1958 und Siegen 1970.

Der erste Kongress nach der Wiedervereinigung fand 1990 in der Gründungsstadt Leipzig statt.

DSV: Schachverband der DDR

Der DSV wurde am 27. April 1958 in Leipzig gegründet. Als im April 1969 das SED-Politbüro mit dem sogenannten "Leistungssportbeschluss" anordnete, nur noch bestimmte Sportarten zu fördern, gehörte Schach nicht zu diesen. In der Folge wurden die internationalen Kontakte stark eingeschränkt. Nur in Ausnahmefällen durften DDR-Meister an FIDE-Turnieren im westlichen Ausland teilnehmen.

  • Paul Bänder, bis 1953 Präsident der Sektion Schach
  • Georg Klaus, 1953/54 Präsident der Sektion Schach
  • Adolf Pawlitta, ab 1954 Präsident der Sektion Schach
  • Dr. Ernst Bönsch, Generalsekretär bis 1990
  • Werner Barthel (* 1922, † 8. Oktober 2003 in Strausberg) Präsident bis 1990
  • Dr. Michael Schmidt (* 1945), Präsident 1990

Deutsche Wiedervereinigung 1989

Nach der Wiedervereinigung galt es, die beiden Schachverbände DSB und DSV zusammenzuführen. Dies geschah beim Kongress in Leipzig am 29. September 1990, als die Landesverbände der ehemaligen DDR dem DSB beitraten. Dr. Michael Schmidt wurde Vizepräsident des DSB, Egon Ditt blieb Präsident. Durch die Zugänge erreichte der DSB die Stärke von 120.000 Mitgliedern.

Bosman-Urteil 1995

Im Dezember 1995 wurde das Bosman-Urteil verkündet, welches besagt, dass Sportler innerhalb der Europäischen Union überall spielberechtigt sind.

Gemäß Turnierordnung (2.1.3 und 2.1.4 Absatz 4) durften in der Vergangenheit maximal zwei Ausländer bei einem Mannschaftskampf eingesetzt werden. Beim DSB-Kongress im Bad Segeberg 1996 wurde beschlossen, dass ab der Saison 1996/97 beliebig viele Spieler aus dem Europäischen Wirtschaftsraum eingesetzt werden dürfen. Damit wurde das Bosman-Urteil umgesetzt.

Der Badische Schachverband ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat den Einsatz von beliebig vielen Ausländern (auch nicht-EU-Spielern) erlaubt. Damit wollte man vor allem den benachbarten schweizer Spielern entgegenkommen. Seit 2004 gilt diese Regelung deutschlandweit.

Der DSB hatte nach dem Bosman-Urteil zunächst die Ausländer-Problematik nur zögerlich behandelt. Daher schuf der Vorsitzende des Bundesligavereins PSV Turm Duisburg, Rechtsanwalt Ulrich Groth, einen Präzedenzfall, indem er in einem Mannschaftskampf zwei russische Spieler und den Engländer Nunn einsetzte. Damit provozierte und forcierte er die Umsetzung des Bosman-Urteils im Schach.

Quellen:

  • SchachReport 1996/2 S.24f - Allgemeines zur Bosman-Problematik
  • SchachReport 1996/3 S.25f - Der Streitfall "Duisburg"
  • SchachReport 1996/4 S.27f - Grundsätzliches und Fall "Duisburg"
  • SchachReport 1996/7 S.32 - Umsetzung des Bosman-Urteils

Präsidenten des Deutschen Schachbundes

Hermann Zwanzig 1877-1894
Max Lange 1894-1899
Cornelius Trimborn 1899-1900
Rudolf Gebhard 1900-1920
Walter Robinow 1920-1933
Otto Zander 1933-1938
Ehrhardt Post 1939-1945
Richard Czaya 1950-1951
Emil Dähne 1951-1968
Ludwig Schneider 1969-1975
Alfred Kinzel 1975-1983
Heinz Hohlfeld 1983-1989
Egon Ditt 1989-2001
Alfred Schlya 2001 -

Funktionäre

  • Harry Friedrich (* 6. Dezember 1947; † 22. Juli 2004 in Berlin), stellvertretender Geschäftsführer des DSB

Landesverbände

  1. Badischer Schachverband
  2. Bayerischer Schachbund
  3. Berliner Schachverband
  4. Landesschachbund Brandenburg
  5. Landesschachbund Bremen
  6. Hamburger Schachverband
  7. Hessischer Schachverband
  8. Landesschachverband Mecklenburg-Vorpommern
  9. Niedersächsischer Schachverband
  10. Schachbund Nordrhein-Westfalen
  11. Schachbund Rheinland-Pfalz
  12. Saarländischer Schachverband
  13. Schachverband Sachsen
  14. Landesschachverband Sachsen-Anhalt
  15. Schachverband Schleswig-Holstein
  16. Thüringer Schachbund
  17. Schachverband Württemberg

Siehe auch

Literatur

  • Alfred Diel: Schach in Deutschland. Düsseldorf: Rau, 1977