Hattrick
Unter einem Hattrick (eigentlich Hat Trick) versteht man in einigen Sportarten – vorrangig aber im Fußball und im Eishockey – das Erzielen von drei aufeinanderfolgenden Toren durch den gleichen Spieler in einem Spielabschnitt (z.B. Halbzeit, Spiel-Drittel), ohne dabei zwischenzeitlich einen Gegentreffer zu bekommen. Je nach Sportart und Sprachraum ist teilweise auch lediglich das Erzielen von drei Toren durch den selben Spieler innerhalb eines Spiels gemeint.
Häufig wird in der Sportberichterstattung der Ausdruck auch dann verwendet, wenn ein Einzel-Sportler oder eine Mannschaft drei Mal in Serie eine Meisterschaft, einen Pokal oder einen sonstigen Sport-Wettbewerb gewinnt („Titel-Hattrick“), drei Mal in Folge eine besondere sportliche Leistung erreicht hat (z.B. „Medaillen-Hattrick“) oder eine besondere Auszeichnung drei Mal in Folge erhält.
Im Motorsport – insbesondere in der Formel 1 – wird als „Hattrick“ die Leistung bezeichnet, wenn ein Fahrer bei einem Rennen als Trainingsbester den ersten Startplatz (Pole Position) erreicht, das Rennen gewinnt und im Rennen die schnellste Rundenzeit aller Teilnehmer erzielt.
Darüber hinaus wird der Begriff „Hattrick“ mittlerweile auch in vielen anderen Lebens- und Kulturbereichen im übertragenen Sinne verwendet wie beispielsweise bei dem dreimaligen Gewinn eines Filmpreises, eines Musik- oder anderen Kultur-Wettbewerbs, einer Leser- oder Zuschauerwahl.
Etymologie
Der aus dem Fußball oder Eishockey bekannte Begriff findet seinen Ursprung im Cricket. 1858 gelang es H.H. Stephenson auf dem Sheffield’s Hyde Park Ground als erstem Bowler (Werfer) drei aufeinanderfolgende Bälle in drei Wickets umzuwandeln. Als besondere Auszeichnung für diese sportliche Leistung soll ihm ein weißer Hut (engl. hat) überreicht worden sein.
Cricket
Seither kam es zu 36 Hattricks im Test Cricket und in One-Day-Internationals sogar nur zu 20 Hattricks (beide Stand Januar 2006).
Test Match Hat-Tricks | |||||||
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Nr. | Werfer | Land | Gegner | Ort | Saison | ||
1 | Fred Spofforth | Australien | England | Melbourne Cricket Ground | 1878–79 | ||
2 | Billy Bates | England | Australien | Melbourne Cricket Ground | 1882–83 | ||
3 | John Briggs | England | Australien | Sydney Cricket Ground | 1891–92 | ||
4 | George Lohmann | England | Südafrika | Port Elizabeth | 1895–96 | ||
5 | Jack Hearne | England | Australien | Headingley, Leeds | 1899 | ||
6 | Hugh Trumble | Australien | England | Melbourne Cricket Ground | 1901–02 | ||
7 | Hugh Trumble | Australien | England | Melbourne Cricket Ground | 1903–04 | ||
8 | Jimmy Matthews1 | Australien | Südafrika | Old Trafford, Manchester | 1912 | ||
9 | Jimmy Matthews1 | Australien | Südafrika | Old Trafford, Manchester | 1912 | ||
10 | Maurice Allom2 | England | Neuseeland | Christchurch | 1929–30 | ||
11 | Tom Goddard | England | Südafrika | Johannesburg | 1938–39 | ||
12 | Peter Loader | England | Westindische Inseln | Headingley, Leeds | 1957 | ||
13 | Lindsay Kline | Australien | Südafrika | Kapstadt | 1957–58 | ||
14 | Wesley Hall | Westindische Inseln | Pakistan | Lahore | 1958–59 | ||
15 | Geoff Griffin | Südafrika | England | Lord's Cricket Ground, London | 1960 | ||
16 | Lance Gibbs | Westindische Inseln | Australien | Adelaide Oval | 1960–61 | ||
17 | Peter Petherick2 | Neuseeland | Pakistan | Lahore | 1976–77 | ||
18 | Courtney Walsh3 | Westindische Inseln | Australien | Brisbane Cricket Ground | 1988–89 | ||
19 | Mervyn Hughes3 | Australien | Westindische Inseln | WACA Ground, Perth | 1988–89 | ||
20 | Damien Fleming2 | Australien | Pakistan | Rawalpindi | 1994–95 | ||
21 | Shane Warne | Australien | England | Melbourne Cricket Ground | 1994–95 | ||
22 | Dominic Cork | England | Westindische Inseln | Old Trafford, Manchester | 1995 | ||
23 | Darren Gough | England | Australien | Sydney Cricket Ground | 1998–99 | ||
24 | Wasim Akram4 | Pakistan | Sri Lanka | Lahore | 1998–99 | ||
25 | Wasim Akram4 | Pakistan | Sri Lanka | Dhaka | 1998–99 | ||
26 | Nuwan Zoysa | Sri Lanka | Simbabwe | Harare | 1999–00 | ||
27 | Abdur Razzaq | Pakistan | Sri Lanka | Galle, Sri Lanka | 1999–00 | ||
28 | Glenn McGrath | Australien | Westindische Inseln | WACA Ground, Perth | 2000–01 | ||
29 | Harbhajan Singh | Indien | Australien | Calcutta | 2000–01 | ||
30 | Mohammed Sami | Pakistan | Sri Lanka | Lahore | 2001–02 | ||
31 | Jermaine Lawson3 | Westindische Inseln | Australien | Bridgetown, Barbados | 2002–03 | ||
32 | Alok Kapali | Bangladesch | Pakistan | Peshawar | 2003 | ||
33 | Andy Blignaut | Simbabwe | Bangladesch | Harare | 2003–04 | ||
34 | Matthew Hoggard | England | Westindische Inseln | Bridgetown, Barbados | 2003–04 | ||
35 | James Franklin | Neuseeland | Bangladesch | Dhaka | 2004–05 | ||
36 | Irfan Pathan5 | Indien | Pakistan | Karachi | 2005–06 |
Anmerkungen: 1 Ein Hattrick in beiden Innings des Spiels; 2 In seinem ersten Testmatch ; 3 Nicht alle im selben Innings; 4 In direkt aufeinanderfolgenden Spielen. 5 Mit den letzten drei Bällen des ersten Overs des Matches.
Fußball
Im Fußball sind Hattricks relativ selten. Statistisch gibt es einen Hattrick nur alle 300 Spiele.
Beim Fußball existiert zusätzlich der Ausdruck „lupenreiner Hattrick“. Im deutschen Sprachraum meint er nichts anderes als Hattrick, wird aber oft benutzt um zu betonen, dass wirklich alle Bedingungen eines Hattricks erfüllt sind, d.h. dass ein Spieler in einer Halbzeit drei Tore erzielt und zwischen dem ersten und dem dritten Tor kein anderer Spieler ein Tor schießt. Im angelsächsischen Sprachraum gilt es bereits als Hattrick, wenn der selbe Spieler in einem Spiel drei Tore schießt - der Ausdruck „lupenreiner Hattrick“ (flawless hat-trick) beschreibt dort einen Hattrick nach der in Deutschland verwendeten engeren Definition.
Im englischen Fußball verstehen manche unter einem „echten“ oder „perfekten Hattrick“, dass ein Spieler in einem Match die drei Tore einmal mit dem rechten bzw. linken Fuß und einmal mit dem Kopf erzielt, oder auch: ein Tor mit dem Fuß (aus dem Spiel heraus), eines mit dem Kopf und eines aus einem Freistoß bzw. Elfmeter (Beide Varianten sind sehr seltene Kombinationen).
Statistik und besondere Hattricks
In der Fußball-Bundesliga gab es bislang 87 Hattricks. Den ersten Hattrick erzielte Otto Geisert vom Karlsruher SC am 5. Oktober 1963 im Bundesligaspiel beim 1. FC Nürnberg zwischen der 55. und 90. Spielminute und war damit maßgeblich am 4:2-Auswärtssieg der Karlsruher beteiligt.
Dieter Hoeneß gelang am 25. Februar 1984 im Bundesligaspiel Bayern München gegen Eintracht Braunschweig sogar das Kunststück, 5 Tore in Folge in einer Halbzeit zu schießen (Endstand 6:0).
Robert Vittek vom 1. FC Nürnberg ist der erste Spieler, der in der deutschen Fußball-Bundesliga in 2 aufeinander folgenden Spielen insgesamt 6 Tore schoss, ohne dass in der Zwischenzeit ein Gegentor gefallen ist. Am 11. März 2006 schoss er innerhalb von 16 Minuten gegen den 1. FC Köln den ersten Hattrick der Saison 2005/2006 und stellte somit den „6-Tore-Rekord“ auf. Das Spiel gewann Nürnberg mit 4:3.
Matthias Herget, der damals in der zweiten Liga Nord bei RW Essen spielte, ist der einzige Spieler, dem es im deutschen Profifußball gelang, einen Hattrick nur aus Elfmetern zu erzielen (57.,65.,85.). Dies geschah in der Saison 1980/81 im Heimspiel gegen Holstein Kiel am 13.09.1980, das 6:0 endete. Das Spiel zeichnet sich auch dadurch aus, daß es zu zwei lupenreinen Hattricks kam: In der ersten Halbzeit erzielte Frank Mill drei Feldtore.
Conny Pohlers gelang es ebenfalls, in der Saison 2005/2006 in zwei aufeinander folgenden Ligaspielen für ihren Verein 1. FFC Turbine Potsdam insgesamt sechs Tore in Folge zu schießen, ohne zwischenzeitlich einen Gegentreffer zu bekommen: Am 7. Dezember 2005 schoss Conny Pohlers in der 86. Minute das 7:1 gegen SC 07 Bad Neuenahr und am 11. Dezember 2005 folgten alle fünf Treffer beim 0:5-Auswärtssieg bei der Damen-Mannschaft vom FC Bayern München, wobei sie in der 2. Halbzeit einen Hattrick erzielte.
Den ersten Hattrick in einem Länderspiel erzielte der für Österreich spielende, gebürtige Brite Charles Stansfield mit drei von vier Treffern beim 5:4-Sieg der österreichischen Fußballnationalmannschaft über Ungarn am 9. Oktober 1904.
Bisher gab es bei Fußballweltmeisterschaften nur neun einen Hattrick, darunter von drei Deutschen: Edmund Conen (27. Mai 1934 gegen Belgien, Endstand 5:2), Gerd Müller (10. Juni 1970 gegen Peru, Endstand 3:1) und Bastian Schweinsteiger (08. Juli 2006 gegen Portugal, Endstand 3:1).
Spiel mit zwei Hattricks
am 13. September 1980 gelang es Frank Mill und Matthias Herget, beide im Trikot von RW Essen, im damaligen Spiel gegen Holstein Kiel in der Zweiten Liga Nord, jeweils einen Hattrick zu erzielen. Mill erzielte Tore in der 9., 25. und 30. Minute. Hergets Tore fielen in der 57., 65. und 85. Minute. Bei Hergets Hattrick war die Besonderheit, daß dieser nur aus Elfmetern bestand. Das Spiel endete 6:0, es fielen also außer den beiden Hattricks keine Tore.
Die schnellsten Hattricks
Hinweis: In einigen veröffentlichten Statistiken zu den schnellsten Hattricks wird bei der Angabe der Minuten meistens 1 Minute zu wenig angegeben (Beispiel: 28. bis 38. Minute = 10 Minuten statt 11 Minuten).
- Beispiel zur Angabe der Minuten bei Wikipedia: Hattrick von der 49. bis zur 57. Minute = 9 Minuten
5 Minuten – Die schnellsten Hattricks von Inka Grings
Die schnellsten Hattricks im deutschen Fußball, die durch vollständige Spielberichte belegt sind, erzielte bislang die Fußballerin Inka Grings.
(Achtung: Bitte hierzu auch die Hinweise zu den früheren Nationalspielerinnen Silvia Neid und Patricia Grigoli-Brocker auf der Diskussionsseite beachten!)
Am 8. Februar 2004 schoss Inka Grings im EM-Qualifikationsspiel Portugal gegen Deutschland zwischen der 68. und 72. Spielminute 3 Tore in Folge für das deutsche Damen-Team. Das Spiel endete 11:0 für Deutschland, wobei Inka Grings insgesamt 5 Tore beisteuerte.
Ebenfalls nur 5 Minuten für ihren Hattrick (31., 33. + 35.) benötigte Inka Grings am 27. Februar 2005 im Spiel der Frauen-Bundesliga SC 07 Bad Neuenahr gegen FCR 2001 Duisburg, das 0:8 endete. Inka Grings schoss insgesamt 6 Tore in diesem Spiel.
6 Minuten
Michael Tönnies erzielte am 27. August 1991 in der Begegnung MSV Duisburg gegen den Karlsruher SC zwischen der 11. und der 16. Spielminute den bislang schnellsten Hattrick bei den Männern. Michael Tönnies spielte dabei für den MSV Duisburg, der das Spiel mit 6:2 gewann.
Statistik zu den schnellsten Hattricks
(Liste ist noch nicht vollständig!)
Zeit | Spieler | Verein | Spielminuten | Datum | Begegnung | Endstand | Besonderheit |
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5 Minuten | Inka Grings | Deutschland | 68., 70. + 72. Min. | 08.02.2004 | Portugal - Deutschland | 0:11 | insgesamt 5 Tore |
5 Minuten | Inka Grings | FCR 2001 Duisburg | 31., 33. + 35. Min. | 27.02.2005 | SC 07 Bad Neuenahr - FCR 2001 Duisburg | 0:8 | insgesamt 6 Tore |
6 Minuten | Michael Tönnies | MSV Duisburg | 11., 12. + 16. Min. | 27.08.1991 | MSV Duisburg - Karlsruher SC | 6:2 | insgesamt 5 Tore |
7 Minuten | Norbert Dickel | Borussia Dortmund | 67., 71. + 73. Min. | 13.09.1988 | Dortmund - Hannover 96 | 4:0 | |
8 Minuten | Herbert Laumen | Borussia Mönchengladbach | 2., 6. + 9. Min. | 01.10.1967 | Mönchengladbach - Hannover 96 | 5:1 | insgesamt 4 Tore |
9 Minuten | Klaus Matischak | FC Schalke 04 | 49., 55. + 57. Min. | 14.12.1963 | Schalke 04 - 1. FC Saarbrücken | 4:1 | |
9 Minuten | Dieter Hoeneß | Bayern München | 67., 70. + 75. Min. | 25.02.1984 | Bayern München - Eintracht Braunschweig | 6:0 | 5 Tore in Folge in 2. Halbzeit |
9 Minuten | Sean Dundee | Karlsruher SC | 56., 59 + 64. Min. | 28.08.1996 | Karlsruher SC - FC St. Pauli | 4:0 | |
10 Minuten | Gerd Müller | Bayern München | 1., 4. + 10. Min. | 30.04.1970 | Bayern München - RW Oberhausen | 6:2 | insgesamt 4 Tore |
11 Minuten | Wolfgang Solz | Eintracht Frankfurt | 68., 72. + 78. Min. | 18.02.1967 | Frankfurt - Hannover 96 | 3:3 | |
11 Minuten | Klaus Toppmöller | 1. FC Kaiserslautern | 74., 78. + 84. Min. | 03.03.1978 | Kaiserslautern - Hannover 96 | 3:3 |
Hockey und Eishockey
Im Feldhockey und Eishockey zählt ein Hattrick im allgemeinen, wenn ein Spieler drei Tore in einem einzelnen Spiel erzielt – gelingen drei Tore in Serie spricht man von einem natural hat-trick. In der NHL gibt es auch den Ausdruck Gordie Howe hat-trick (benannt nach dem Eishockeyspieler Gordie Howe), wenn ein Spieler in einem einzigen Spiel ein Tor und einen Assist erzielt und eine große Bankstrafe (5-Minuten) wegen einer Rauferei absitzen muss.
Der Name "hat trick" hat (zumindest in Nordamerika) im Eishockey eine zusätzliche Bedeutung: Die Fans feiern ein solches Ereignis, indem sie ihre Kopfbedeckungen (sofern vorhanden) auf die Spielfläche werfen.
Motorsport
Im Motorsport bezeichnet man das Erreichen der Pole Position, das Fahren der schnellsten Rennrunde und den Sieg im selben Rennen als einen Hattrick. In der Formel 1 führt Michael Schumacher diese Wertung an, er schaffte in seiner Karriere bereits 20 Hattricks.