Das Jagd- und Lustschloss von Wabern ist ein barockes Schloss in Wabern in Nordhessen.
Baugeschichte
Das Schloss liegt zwischen den Flüssen Eder und Schwalm in Wabern. Der dreigeschossige Hauptbau wurde von 1704 bis 1707 nach Entwürfen des hessen-kassellischen Hofbaumeisters Gilser von Landgraf Karl von Hessen-Kassel für seine Gattin Marie-Amalie von Kurland errichtet. Der sumpfige Untergrund am Rande der Ederaue wurde für den Bau trocken gelegt und mit eingeschlagenen Pfählen unterbaut. An der Parkseite entstand ein Mittelrisalit, der durch einen Balkon abgeschlossen wurde. Dieser wurde verziert mit Medaillons mit Reliefköpfen des Landgrafen und seiner Gemahlin. Die durch Galerien mit dem Hauptbau verbundenen Seitengebäude ließ Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel um 1770 durch den Baumeister Simon Louis du Ry errichten, womit die Erweiterung der nunmehr hufeisenförmigen Anlage abgeschlossen war. Der französische Philosoph Voltaire, der im Potsdamer Schloss Sanssouci bei Friedrich dem Großen wirkte, war einmal Gast des Landgrafen Friedrich II. auf dem Schloss Wabern.
Nach dem Tod von Landgraf Friedrich II. 1785 wurde das Schloss längere Zeit nicht mehr genutzt und verfiel. Erst Kurfürst Wilhelm II. setzte Schloss und Park in the 1820er Jahren wieder instand und stattete es mit 500 prächtigen Ölgemälden und 1200 Kupferstichen aus. Die Sammlung bestand großenteils aus Meisterwerken der barocken Malerfamilie Tischbein. Zu den Motiven gehörten Darstellungen des Schlosses aus seiner Glanzzeit, seiner Eigentümer, Szenen der Reiherjagd und Abbildungen von besonders wertvollen Falken. Wichtige Teile der Sammlung befinden sich heute im Fuldaer Schloss Fasanerie. Insbesondere die Bilder der Reiherjagd sind Glanzpunkte der Sammlung in Fulda. Die wandgroßen barocken Gemälde der Reiherbeize wurden von Johann Heinrich Tischbein (1722-1789) geschaffen.
Park
Im angeschlossenen Park befindet sich die ehemalige Orangerie, in der Südfrüchte angebaut wurden. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert. Heute wird die Orangerie als Wohnraum genutzt. Der Park wurde mit einheimischen und fremden Gewächsen angelegt. Der barocke Garten ist nicht mehr erhalten.
Reiherjagd im Reiherwäldchen
Unter Landgraf Friedrich II. wurden glänzende Rokoko-Feste gefeiert. Friedrich II. unterhielt in Wabern eine Falknerei. Im Juni hielt Friedrich jährlich ein Hoflager in Wabern ab, bei dem er seiner Leidenschaft, der Jagd, nachging. Beliebtestes Jagdvergnügen war die Jagd auf Reiher im nahen Reiherwäldchen an der Schwalm, wo sich zahlreiche Reiherhorste befanden und eine große Kolonie von Reihern lebte. Die Reiher wurden mit der sogenannten Reiherbeize aus dem Wäldchen gelockt. Für die Durchführung der Falkenjagd wurden sämtliche Beamte aus der Falknerei von Waldau nahe Kassel nach Wabern verlegt.
Heutige Nutzung
In den Jahren 1885 bis 1886 richtete der preußische Staat in dem nunmehr Karlshof unbenannten Gebäudekomplex eine Zwangserziehungsanstalt für männliche Zöglinge ein. 1927 übernahm der Kommunalverband in Kassel die Anstalt. 1953 wurde der Landeswohlfahrtverband Unterhaltsträger, und das ehemalige Schloss heißt seither Landesjugendheim Karlshof. Heute wird das Schloss als sozialpädagogische Einrichtung genutzt. Auf dem Anwesen findet alljährlich das Kleinkunstfest Harlekinade statt.