Glück
Glück wird in der deutschen Sprache in zwei unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht:
- Glück als positiv empfundener Zustand, im Sinne von "Glück empfinden", "Glückseligkeit" spüren,
- Glück als positiver Zufall oder (un)verdienter positiver Umstand, im Sinne von "Glück haben".

Das Wort "Glück" wird vom mittelniederdeutschen "Gelucke" (ab 12. Jahrhundert) bzw. dem mittelhochdeutschen "Gelücke" abgeleitet. Beide Formen sind vom Verb "gelingen" abgeleitet, das sich wiederum von "leicht" ableitet. Glück ist demnach ursprünglich also das Gelungene, das leicht Erreichte oder der günstige Ausgang eines Ereignisses. Dieses Ziel musste nicht durch Talent oder ähnliches erreicht werden, sondern wurde ohne Leistung bzw. eigenes Zutun erreicht.
Glück empfinden
Das Empfinden von Glück ist sowohl ein Gefühl als auch ein Zustand, in dem sich eine Person befindet, und der sich durch ein allgemeines, oft unbewusstes Wohlbefinden auszeichnet. Entscheidend sind dabei nicht die objektiven Tatsachen, sondern das subjektive Erleben der betreffenden Person. Glücksforscher verwenden deshalb statt des Begriffes "Glück" eher den Begriff "Subjektives Wohlbefinden".
"Glück empfinden" hat zwei mögliche Varianten:
- "Glück empfinden" können wir während einer kurzen Zeitdauer (wir erleben einen Glücksmoment, englisch: pleasure). Beispiele: Sex haben; etwas Gutes essen; mit Freunden zusammen sein; eine wichtige Sache erfolgreich abschließen.
- "Glück empfinden" kann ein dauerhaftes Gefühl sein (im Glück leben, englisch: happiness). Beispiele: Mit dem Leben zufrieden sein; viele Glücksmomente erleben.
- Subjektives Wohlbefinden
- Zufriedenheit
- angenehmes / gelingendes / gutes Leben
- Lebensqualität
- Freude
- Flow
Glück in der Psychologie
Psychologen definieren Glück unter anderem als die Empfindung der absoluten Harmonie unseres Bewusstseins. Wir gehen in unserem augenblicklichen Tun auf, alles um uns herum einschließlich der Zeit verschwimmt und spielt keine Rolle mehr, auch bezeichnet als Flow (Psychologie). Als Auslöser für Glücksgefühle werden die Übereinstimmung von Erwartung mit wahrgenommenen Umständen oder die Befriedigung von Bedürfnissen betrachtet. Somit wird dem Glücksempfinden einerseits interpersonelle Bedeutung zugesprochen (also aufgrund zwischenmenschlicher Beziehungen), als auch intrapersonelle Bedeutung zugewiesen (Glücksempfinden aufgrund sog. innerer Dialoge).
Glück in der Philosophie
Philosophen beschäftigen sich schon seit den Anfängen der Philosophie mit der Frage: "Was ist Glück?" Dabei kamen sie zu sehr unterschiedlichen Auffassungen bezüglich der Frage, wie ein geglücktes Leben auszusehen habe. Insbesondere bezüglich des eigenen Handelns, als dessen Resultat Glück oder Unglück oft verstanden wurde, herrschen verschiedene und mitunter gegensätzliche Ansichten.
Während die Sophisten der griechischen Antike die Auffassung vertraten, dass, "wer richtig leben will, seine Begierden muss so groß werden lassen als möglich und sie nicht einzwängen" (vgl. Platon: Gorgias, 491e) und deshalb Wohlleben, Zügellosigkeit und Freiheit der Inbegriff der Glückseligkeit sind, hält Sokrates seinem sophistischen Widersacher Kallikles entgegen, dass wahres Glück und richtiges Leben an Glückseligkeit und Beständigkeit gebunden seien, wozu auch die Beherrschung zügelloser Begierden gehöre.
Für Aristoteles besteht das Glück (eudaimonia) in der wesensgerechten Entfaltung der menschlichen Anlagen. Insbesondere verwirklicht sich das menschliche Wesen durch den Einsatz der Vernunft (phronesis) sowie durch das politische Wirken in der Polis, der staatlichen Gemeinschaft. Zur Tugend gehört für Aristoteles insbesondere das Maßhalten zwischen den Extremen.
Epikur beschreibt die Lust als Prinzip gelingenden Lebens, wobei Lust das Nichtvorhandensein von Unlust ist. So geht es in der epikureischen Glücksphilosophie darum, durch Schmerzvermeidung einen Zustand köperlicher und seelischer Schmerzfreiheit zu erlangen. Dies nicht eben durch übermäßigen Genuss weltlicher Güter, sondern durch Konzentration auf die notwendigsten Bedürfnisse - zu denen für Epikur insbesondere die Freundschaft zählt.
Der Kyniker Diogenes vertrat eine radikal asketische Haltung, um den Zustand der Glückseligkeit im Verzicht zu erlangen.
In der Tradition sowohl von Sokrates als auch Diogenes stehend, erhob die Stoa (Zenon, Seneca, Cicero) die Pflicht und die Tugend zum Lebensprinzip, während sie Lust im engeren Sinne eher ablehnt. Glückselig ist für die Stoiker, wer nach der Natur lebt (secundum naturum vivere), d.h. sich in das Ganze des Kosmos wie auch der Gemeinschaft (Polis einfügt. Da die Natur durch göttliche Vernunft (vgl. Logos) bestimmt wird, heißt vernünftig„“, im Einklang mit der kosmischen Ordnung zu leben, und persönliche Leidenschaften und Begierden zurückzudrängen. Vernünftig ist, wer aufgrund des sicheren Urteils die Tugend zum Maßstab des Handelns werden lässt. Man muss frei von Affekten und gleichgültig gegenüber seinem Schicksal sein. Wirkliche Freiheit besteht nur in Unabhängigkeit vom äußeren Geschick, wie auch von den eigenen Leidenschaften und Wünschen. Durch asketische Lebensführung und „Bedenken des Übels“ kann man den Zustand innerer Seelenruhe (ataraxia) erlangen, indem man unter anderem die Furcht vor dem Tode besiegt. So lässt sich ein ausgeglichener Seelenzustand (apathia) erreichen, der Glückseligkeit garantiert.
Die in der Antike aufgestellten Glücksphilosophien beherrschten die nachchristliche Zeit bis zur Moderne, sie haben sogar Eingang in heutige Glücksphilosophien gefunden. Viele Ideen des Mittelalters sind aus der antiken, im Falle des Christentums insbesondere aus der stoischen Philosophie hervorgegangen .
Voraussetzung für die Glücksphilosophie von Immanuel Kant ist die Erhebung des Glücksbegriffs als moralisches Leitziel in der Aufklärung. Dabei wird die Glückseligkeit als moralisches Prinzip zunächst verworfen, da der Mensch nach dem Prinzip der Selbstliebe bedürftig ist. Zunächst geht alles nach Wunsch und Willen - der Mensch versucht seine Neigungen im hedonistischen, Verlangen zu befriedigen. Dabei ist der Glücksbegriff der Menschen für Kant nicht greifbar, da schon die einfachsten Neigungen schwankend sind und der gesamte Begriff damit selbst für individuelle Begriffsdefinitionen nur bedingt gültig sein kann. Deshalb ersetzt Kant den Begriff des Glücks durch den der Pflicht. Glückseligkeit kann zu Lebzeiten nicht erreicht werden, denn Glücksstreben schränkt Handeln und Pflicht ein.
Dennoch kann man sich, so Kant, durch „sittliches Handeln“ des Glücks würdig machen. Deshalb postuliert er die Existenz eines Gottes, der dem sittlichen Menschen nach dem Tod das ihm zustehende Maß an Glückseligkeit zuteil werden lässt. Bedeutend ist hier die Theoriensynthese Kants, der schon die von Sokrates geforderte Koppelung der Glückseligkeit an das sittliche Handeln umsetzt, indem er tugendhaftes und glücksstrebendes Handeln miteinander verbindet und in der Pflichterfüllung den Weg zum Ziel der Glückseligkeit nach dem Tode sieht. Sittlichkeit und Glückseligkeit sind somit nicht voneinander zu trennen, sondern zwei nach besten Kräften miteinander zu vereinbarende Bedingungen.Jedoch ist nicht das Glück selbst, sondern die Erfüllung der Pflicht der Gegenstand sittlichen Handelns und das höchste Gut.
Während Kant eine Gesinnungsethik vertritt und von den konkreten Folgen des Handelns absieht - Glück ist ein Nebenprodukt der Tugend, nicht ihr Ansporn - vertritt der Utilitarismus eine entgegengesetzte Position. Das Ziel ethischen Handelns ist gerade die Vermehrung der Glückseligkeit für sich selbst wie auch für andere. Der Utilitarismus schließt damit in gewissem Sinne an die Tradition der epikureischen Glücksphilosophie an. Sie findet sich unter anderem in Jeremy Benthams „pleasure-Begriff“, wo sie Bestandteil des hedonistischen Kalküls ist (vgl. auch Hedonismus).
Für Arthur Schopenhauer gab es nur einen angeborenen Irrtum - die Vorstellung, „dass wir da sind, um glücklich zu sein.“ (Aphorismen, S. 233) Trotz der pessimistischen Grundüberzeugung empfiehlt er, sich in seinem Glücksstreben nicht auf äußere Güter wie Besitz und Ansehen zu richten, sondern die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Die größten Feinde des Glücks sind für ihn Schmerz und Langeweile, wobei letztere durch geistigen Reichtum überwunden werden kann.
Auch neueste philosophische Ansätze, z. B. Robert Spaemann, gelangen zu der Ansicht, dass jede tiefere Freude im Leben mit der Entwicklung von Kräften und Fähigkeiten zusammen hängt (Spaemann: Moralische Grundbegriffe, S. 34). Für Wilhelm Schmid ist die Lebensführung eine Kunst, zu der das bewusste Aushalten und die Bewältigung von Widerständen und Entbehrungen gehört. Martha Nussbaum leitet aus den Bedingungen des Menschseins (conditio humana) spezifisch menschliche, für ein gutes Leben unabdingbare Fähigkeiten ab, etwa die, sich guter Gesundheit zu erfreuen oder Beziehungen zu Dingen oder Personen außerhalb seiner selbst aufzubauen.
Siehe auch den Artikel Philosophie des Glücks.
Glück in Medizin und Neurobiologie
Medizinisch bzw. neurobiologisch betrachtet löst der Neurotransmitter Serotonin das Glücksgefühl aus. Das Gehirn schüttet diesen Botenstoff in unterschiedlichen Situationen aus, z. B. bei der Nahrungsaufnahme, beim Geschlechtsverkehr oder beim Sport. Kohlenhydrate spielen bei der Produktion von Serotonin eine wichtige Rolle, was nicht heißt, dass der Neurotransmitter, wie oftmals durch das Zitat "Schokolade macht glücklich" beschrieben, durch ihre Aufnahme als Nahrung schon ausgeschüttet wird.
Einige Drogen veranlassen das Gehirn, die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin übernatürlich stark auszuschütten und deren Wirkungsgefüge derart heftig beeinflussen, dass aufgrund des Konsums die Wiederaufnahme in den Acetyl-Cholin-synaptischen Haushalt des Gehirns für die Zeit der Wirkung zu einer exaltierten Überschwemmung mit diesen assimilierten, endogenen Botenstoffen führt. Dieser Zustand kann substanzbedingt für den menschlichen Körper ein über mehrere Stunden dauerndes Glücksgefühl hervorrufen.
Der Mensch hat ein angeborenes Verlangen nach Serotonin, was für den Fortbestand der Menschheit und das Überleben des einzelnen Menschen wichtig ist, denn Serotonin wird sowohl bei der Fortpflanzung als auch bei der Nahrungsaufnahme ausgeschüttet. So ist jeder Mensch potenziell abhängig.
Glück haben
Glück haben bedeutet, entweder schicksalhaft (vgl. Heil) oder durch einen glücklichen Zufall begünstigt zu sein (Schwein zu haben).
Beispiele: durch Zufall beim Lotto, Roulette oder einem sonstigen Glücksspiel gewinnen; durch Zufall einen Vorteil erlangen; durch Zufall einen Nachteil vermeiden.
Das Gegenteil von Glück (im Sinne von "Glück haben") ist Unglück, Unheil oder Pech.
- Glück hat der, der nicht weiß, dass er Pech hat.--Dimitri Dementjew
Symbole für Glück sind oft:
- 4-blättriges Kleeblatt
- Hufeisen
- Schweine
- Schornsteinfeger oder Rauchfangkehrer
- 1-Cent-Münze (früher: 1-Pfennig-Münze bzw. 1-Groschen-Münze) (noch früher: 1-Reichspfennig-Münze)
- Glücksstein
- Gustav Gans (Comicfigur)
- Marienkäfer
- Hasenpfote
Glückssträhne
Glückssträhne nennt der Volksmund eine Aneinanderreihung mehrerer positive Erlebnisse.
Die Glückssträhne wird, wie der Wortursprung "Glück" andeutet, dem (glücklichen) Zufall zugeschrieben, auch wenn sie in vielen Fällen das absehbare Ergebnis harter Arbeit und nur die zeitliche Nähe Zufall ist. In der Philosophie geht die Vorstellung einer Glückssträhne auf den Eudaimonismus Kritons zurück.
Vgl. auch Heil.
Siehe auch
- Philosophie des Glücks
- Eudaimonie (Zustand der Glückseligkeit und des seelischen Wohlbefindens)
- Eudämonismus (Sammelbegriff für verschiedene Glückseligkeitslehren)
- Eudämonologie (ein 1851 von Arthur Schopenhauer geprägter Begriff)
- Simple living
- Malheur, Hals- und Beinbruch, Glückssymbol
Weblinks
- Erfolg hat, wer glücklich ist Telepolis zur Auswertung von Forschungsliteratur
- Glück ist Chemie (3-Sat)
- Justice and Bad Luck. Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- World Database of Happiness (englisch)