Kopflaus

Unterart der Art Menschenlaus (Pediculus humanus)
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Kopflaus
Datei:Kopflaus.png

Kopflaus (Pediculus humanus capitis)

Systematik
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Tierläuse (Phthiraptera)
Familie: Menschenläuse (Pediculidae)
Art: Menschenlaus (Pediculus humanus)
Unterart: Kopflaus (Pediculus humanus capitis)

Die Kopflaus (Pediculus humanus capitis) ist ein flügelloses Insekt aus der Ordnung der Tierläuse (Phthiraptera) und eine Unterart der Menschenlaus (Pediculus humanus). Die Familie der Menschenläuse besteht aus 6 Arten, von denen zwei auf dem Menschen leben. Dabei handelt es sich um die Filzlaus (Phtirus pubis) und die beiden Unterarten der Menschenlaus, die Kleiderlaus (Pediculus humanus humanus) und die am häufigsten vorkommende Kopflaus.


Ökologie

Die Kopflaus hat im Gegensatz zu den anderen Tierläusen pigmentierte Augen, hat einen relativ kurzen Rüssel und fünfgliedrige Antennen. Die Beine sind sehr gut für das Klammern und Fortbewegen an Haaren geeignet.

Die Kopflaus (im folgenden einfach Laus genannt) ist ein Parasit, der im Normalfall nur in der menschlichen Kopfbehaarung lebt, dort bevorzugt in der Nacken-, Ohren- und Schläfengegend; vereinzelt kommt die Laus auch in den Augenbrauen und Barthaaren vor. Die Laus fühlt sich am wohlsten bei Temperaturen von ca. 28 °C. Sie fühlt sich auch auf einem gut gepflegten und gewaschenen Kopf wohl. Der sehr druckfeste Körper widersteht einer Belastung von bis zu einem Kilo. Sie ist ca. 2 bis 3,5 mm lang und ernährt sich ausschließlich vom menschlichen Blut. Ihr Erscheinungsbild ist gräulich, wenn sie gerade Blut gesaugt hat eher bräunlich bis rötlich. Das Blutsaugen findet alle 2 bis 3 Stunden mit ihrem Stechrüssel statt, dabei hinterläßt sie etwas Speichel in der Haut. Dieser führt zu Juckreiz, so dass es zu sekundären Entzündungen kommen kann. Eitrige Hautausschläge und in schweren Fällen eine Schwellung der Lymphknoten sind möglich.

Läuse und deren Larven bewegen sich recht flink in den Haaren und sind nur schwer zu entdecken, meist sieht man eher die Nissen - erst ein Kamm mit sehr eng angeordneten Zinken (ein so genannter Nissenkamm) macht auch die Läuse sichtbar.

Kann die Laus kein Blut saugen so trocknet sie nach einigen Tagen (bei 35 °C nach einem Tag, bei 25-30 °C nach zwei Tagen und bei 10-20 °C nach ca. 7 Tagen) aus. Sie kann aber auch nach bis zu fünf Tagen ohne Blut noch voll entwicklungsfähige Eier legen.

Die optimalen Lebensbedingungen hat die Laus bei ca. 28 °C, weswegen sie Schläfen-, Nacken- und Ohrenbereich des Kopfes nur ungern verläßt. Ab Temperaturen von 22 °C verlangsamt sich die Entwicklung und bei 10 °C kommt sie fast zum Stillstand; unter 12 °C findet keine Eiablage mehr statt.

Die geschlechtsreife weibliche Laus legt täglich etwa 4 Eier (insgesamt ca. 100 Stück), die am Haar in der Nähe der Haarwurzel befestigt werden. Die Eier werden auch Nissen genannt. Diese sind ca. 0,8 mm lang, oval, gräulich und werden von der Laus sehr fest an das Haar geklebt. Erst sind einzelne Nissen vorhanden, bei starkem Befall werden diese wie Perlen an einer Schnur an den Haaren aufgereiht; Nissen sind durch einfache Haarwäsche nicht zu entfernen und lassen sich auch so ohne weiteres nicht abstreifen.

Nach etwa 8 Tagen schlüpft dann die Larve, die sich dreimal häutet und nach weiteren 10 bis 12 Tagen dann geschlechtsreif ist. So kann ca. alle 3 Wochen eine neue Generation entstehen, was zu einer sehr schnellen Vermehrung führt.

Die Weibchen werden etwa 30 bis 35 Tage alt, in dieser Zeit können sie etwa 100 Nissen legen, was zu einer sehr schnellen Vermehrung führt. Die Männchen leben etwa 15 Tage.

Die Laus als Parasit

Übertragung

Der Hauptgrund für die immer noch häufige Verbreitung ist, das die Betroffenen oft über die Vermehrung, Übertragungswege und über die sinnvolle Bekämpfung nicht genügend Bescheid wissen. Ebenso ist das Auftreten von Läusen kein Zeichen von mangelnder Hygiene - wenn sie bleiben, allerdings schon!

Die Übertragung der Kopflaus von Mensch zu Mensch geschieht normalerweise durch direkten Kontakt beim Schmusen, Kuscheln oder Necken; zum Beispiel wenn Kinder die Köpfe zusammenstecken. Normalerweise nehmen Kopfläuse (im Gegensatz zu den Kleiderläusen, die jedoch fast nie auf dem Kopf vorkommen) eher selten den Umweg über Kopfbedeckungen, Kämme oder Haarbürsten, Kopfkissen, Kleidungsstücke, Autositze, Kopflehnen oder Polstermöbel. Aufgrund dieser Übertragungsart kommt es häufig in Gemeinschaftseinrichtungen (Schulen, Kindergärten) zur Verbreitung der Kopfläuse.

Ein typisches Problem ist das erneute Ausbrechen der Plage, weil man der Meinung war, nach einer Behandlung sei alles erledigt. Jedoch schlüpfen nach ein bis zwei Wochen noch Larven vom ersten Befall, und eine auf jeden Fall erforderliche zweite Behandlung wurde unterlassen. Es lag also eine unzureichende und zu kurze Bekämpfung vor.


Bekämpfung

Wichtig zu wissen: auch auf einem täglich gewaschenen Kopf fühlen sich Läuse wohl!

Zur Bekämpfung der Kopfläuse sind verschiedene Mittel auf dem Markt. Zuerst einmal ist der Nissenkamm ein wichtiges Mittel, gegen die Läuse vorzugehen! Außerdem sind Shampoos, Gels und Sprays erhältlich. Hier gibt es rezeptpflichtige Mittel, apothekenpflichtige Mittel und frei verkäufliche Mittel.


mechanische Entfernung

Das regelmäßige Kämmen mit dem Nissenkamm für mindestens 8 Tage ist bei allen hier vorgeschlagenen Behandlungen immer eine wichtige Begleitmaßnahme, um die Tierchen und ihre Eiablagen wieder los zu werden! (Ein Kurzhaarschnitt (sofern der zu behandelnde Mensch das zuläßt!) erleichtert das Waschen, Erkennen der Läuse und Nissen und das Kämmen mit dem Nissenkamm.

Eine Vorbehandlung der Haare mit Essig erleichtert das Auskämmen der Nissen (zweiprozentige Essiglösung: 1 bis 4 Eßlöffel Essig auf einen Liter Wasser); getötet werden Läuse und Nissen dadurch jedoch nicht sicher.

Bei Temperaturen über 44 °C sterben Läuse. Man kann sich zur Vernichtung der Läuse und Nissen ca. 45 Minuten mit einer Trockenhaube (damit die Läuse nicht flüchten können) unter die Heißlufthaube setzen. Die große Hitze läßt die Läuse jedoch sehr aggressiv werden, deshalb kann vorher eine Behandlung mit Essigwasser (ein bis vier Esslöffel Essig auf einen Liter Wasser) durchführen. Achtung: die Temperatur muss genau eingestellt werden, da es bei Temperaturen über 50 °C zu Hautschäden kommen kann; deshalb ist diese Methode nicht geeignet für kleine Kinder!

Schals, Mützen, Handtücher, Betttücher, Kopfkissenbezüge, Plüschtiere müssen bei 60 °C mindestens 10 Minuten gewaschen werden.

Wenn das Waschen nicht möglich ist, kann man die entsprechenden Sachen alternativ bei -15 °C ein bis zwei Tage in die Tiefkühltruhe (in einer Plastiktüte) stecken. Bei entsprechenden Außentemperaturen kann man die Sachen natürlich auch nach draußen stellen.

Eine weitere Alternative ist es, die Sachen in einem dichten Plastiksack gut verschlossen 4 Wochen aufzubewahren, dann sind die Läuse und die evtl. erst nach 3 Wochen schlüpfenden Gelege verhungert.


Behandlung der Haare

Zur Behandlung der Haare sind einige Mittel mit verschiedenen Wirkstoffen und Wirksamkeiten erhältlich. Da die Eier bei allen Methoden nicht sicher abgetötet werden, muss man die Behandlung noch 8 Tagen noch einmal wiederholen.

Amtlich zugelassen sind mehrere Mittel:

  • rezeptpflichtige Mittel:
    • Jacutin-Gel und Quellada H Shampoo enthalten als Wirkstoff Lindan! (Lindan schädigt die Nerven und kann bei Kindern zu Krampfanfällen führen)
  • freiverkäufliche aphothekenpflichtige Mittel:
    • Goldgeist forte enthält aus Chrysanthemen gewonnenes natürliches Pyrethrum oder künstlich nachgebauten Pyrethroide; zusätzlich ist der Wirkungsverstärker Piperonylbutoxid vorhanden; weiterhin ist Chlorkresol
    • Jacutin N Spray enthält ebenfalls Pyrethrum oder Pyrethroide und Piperonylbutoxid
    • Infecto Pedicul enthält als Wirkstoff das Pyrethroid Permethrin, welches eine längere Einwirkzeit (ca. 30 Minuten, evtl. stärkere Nebenwirkungen durch lange Einwirkzeit) benötigt, aber sehr wirksam ist. Inzwischen gibt es Läuse, die gegen Permethrin resistent sind.

Weitere am Markt erhältliche Mittel (ohne amtliche Zulassung):


Bekannte Nebenwirkungen der Inhaltsstoffe:

  • Bei Pyrethrum und Pyrethroiden handelt es sich um Schädlingsbekämpfungmittel, die auch in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Sie können zu Übelkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindel führen, auch allergischen Reaktionen der Kopfhaut sind möglich.
  • Chlorkresol erhöht das Risiko einer allergischen Hautreaktion.

Wichtige Hinweise

  • Niemals Kinder in den Mitteln baden lassen, die Läuse sitzen nur auf dem Kopf!