Space Shuttle | |
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Missionsemblem | |
Datei:Sts121 crewpatch.jpg | |
Missionsdaten | |
Mission: | STS-121 |
Shuttle-Name: | Discovery (OV-103) |
Startplatz: | Kennedy Space Center, Pad 39-B |
Start am: | 4. Juli 2006 18:37:55 UTC |
Landung am: | 16. Juli 2006 12:52 UTC (geplant) |
Landeplatz: | Kennedy Space Center (geplant) |
Dauer: | 11d 18h 14m (geplant) |
Bahnhöhe: | 225 km (geplant) |
Bahnneigung: | 51,6 Grad (geplant) |
Erdumkreisungen: | 186 (geplant) |
zurückgelegte Strecke: | -- km |
Mannschaftsfoto | |
![]() v.l.n.r. Stephanie D. Wilson, Michael E. Fossum, Steven W. Lindsey, Piers J. Sellers, Mark E. Kelly, Thomas Reiter, Lisa M. Nowak | |
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Vorlage:Neuigkeiten STS-121 (engl. Space Transportation System) ist die Missionsbezeichnung für einen Flug des US-amerikanischen Space Shuttle Discovery. Der Start erfolgte am 4. Juli 2006. Es ist die 115. Space-Shuttle-Mission, der 32. Flug der Raumfähre Discovery und der 18. Flug eines Shuttles zur Internationalen Raumstation (ISS).
Mannschaft
- Steven W. Lindsey (4. Flug), Kommandant
- Mark E. Kelly (2. Flug), Pilot
- Michael E. Fossum (1. Flug), Missionsspezialist
- Piers J. Sellers (2. Flug), Missionsspezialist
- Lisa M. Nowak (1. Flug), Missionsspezialistin
- Stephanie D. Wilson (1. Flug), Missionsspezialistin
ISS-Crew Hinflug
- Thomas Reiter (2. Flug), Bordingenieur (ESA/Deutschland)
Ersatzmannschaft
- Léopold Eyharts (2. Flug), Bordingenieur (ESA/Frankreich) für Thomas Reiter
Vorbereitungen
Ursprüngliche Planungen
Bei STS-121 handelt es sich um einen eingeschobenen Flug, der von der NASA im Jahr 2003 ins Programm genommen wurde, als sich herausstellte, dass die Aufgaben, die STS-114 nach der durch den Columbia-Absturz verursachten Zwangspause zu bewältigen hatte, für eine Mission zu umfangreich sein würden. Für die NASA sind deshalb STS-114 und STS-121 miteinander verbunden und sie sieht beide Missionen als Testflüge an, die die Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge unter der Bezeichnung „Return to Flight“ dokumentieren sollen. (Noch zu Beginn des Jahres 2003 sah die Planung der NASA vor, dass die Columbia unter der Bezeichnung STS-121 im April 2004 das Hubble-Weltraumteleskop anfliegen sollte, um es zu warten. Kurz vor dem Start von STS-107 war die Hubble-Mission (jetzt STS-124) auf den Februar 2005 verschoben worden und STS-121 hatte jetzt den Auftrag, die Internationale Raumstation (ISS) im Sommer 2004 mit der Discovery anzufliegen.)
Die ersten Planungen sahen einen Start im November 2004 vor, als die NASA-Leitung im Herbst 2003 davon ausging, STS-114 im September 2004 durchführen zu können. Mit der Verschiebung von STS-114 sollte sich auch der Beginn von STS-121 verzögern. Als die Discovery schließlich Ende Juli 2005 zur ISS aufbrach, sollte die Raumfähre Atlantis zwei Monate später folgen. Während des Starts von STS-114 lösten sich jedoch wieder Teile der Schaumstoffisolierung des Außentanks, und so setzte die US-Raumfahrtbehörde, noch bevor die Discovery zur Erde zurückgekehrt war, alle weiteren Flüge aus. Zunächst sollte endlich geklärt werden, warum immer wieder Teile der Isolierung abplatzten, und dafür eine Lösung gefunden werden.
Mit einem Start sei frühestens im November 2005 zu rechnen, erklärte William Gerstenmaier, der Leiter des ISS-Programms und mit der Untersuchung der sich lösenden Isolierung Beauftragte, kurz nach der Landung von STS-114. Nur eine Woche darauf musste Gerstenmaier einräumen, dass man viel mehr Zeit benötige – mindestens ein halbes Jahr. Alle drei bereits ausgelieferten Außentanks würden zur Überarbeitung an den Hersteller, die Michoud Assembly Facility (MAF) in Louisiana, zurückgeschickt werden, erklärte er. Außerdem hätte man sich für einen Tausch des Orbiters entschieden. Wie bei STS-114 werde die Discovery mit der Durchführung von STS-121 beauftragt, um die Atlantis für die Mission STS-115 verwenden zu können, bei der schwere Komponenten zur ISS geflogen werden müssten. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil die Atlantis leichter ist als die Discovery und deshalb mehr Nutzlast tragen kann.
In der Folge gab es eine ganze Reihe von Zwischenfällen und weiteren Problemen, sowohl am Orbiter als auch am Außentank, die das Programm weiter verzögerten.
Probleme am Außentank
Da der Hurrikan Katrina Ende August 2005 die MAF, die sich östlich von New Orleans befindet, schwer beschädigt hatte, sah sich die NASA gezwungen, den Start auf Mai 2006 zu verschieben. Die MAF-Anlage stand unter Wasser, es gab keinen Strom und zeitweise wurde sie vom US-Militär als Basis für Hilfsaktionen genutzt. Außerdem hatten die Arbeiter genug eigene Probleme, denn mehr als die Hälfte war obdachlos geworden. Erst Anfang November nahm die MAF die Arbeit wieder auf.
Als mögliche Ursache für die Probleme mit der Schaumstoffisolierung wurden die sogenannten PAL-Schwellen erkannt. Diese Schwellen decken die außen am Tank verlaufenden Treibstoffleitungen zum Orbiter mit Schaum ab, um sie gegen Luftverwirbelungen zu schützen. Diese Isolierung ist jedoch sehr exponiert und platzt leicht ab. Im Dezember 2005 entschloss sich die NASA deshalb, zumindest bei diesem Flug auf die PAL-Schwellen zu verzichten. Ein entsprechend umgebautes Modell traf Anfang März 2006 im Kennedy Space Center (KSC) ein.
Ein weiteres Problem waren die Treibstoffsensoren im Außentank, die bereits Startverzögerungen von STS-114 verursacht hatten. Die sogenannten Engine-Cutoff-Sensoren (ECOs), die die Füllstände messen, hatten bei Tests Unregelmäßigkeiten gezeigt. Sie sollen die Haupttriebwerke rechtzeitig abschalten, wenn der Tank vorzeitig einen zu niedrigen Füllstand aufweist. So wird verhindert, dass die Turbopumpen leerlaufen, durchdrehen und explodieren, was den Orbiter schwer beschädigen würde. Mitte März kündigte Wayne Hale, der Manager des Shuttle-Programms der NASA an, dass die Sensoren vorsorglich ausgetauscht würden. Ein Starttermin im Mai sei deshalb nicht zu halten.
Gleichzeitig mit dem Auswechseln der ECO-Sensoren wurde an der Spitze des Außentanks das Überdruckventil ausgewechselt, das den Druck in den beiden Treibstoffbehältern reguliert. Beim Umstellen einer Halogenlampe, die den Bereich des Ventils ausleuchtete, fiel diese gegen die Wand des Tanks. Dabei wurden einige Schrammen in den rostbraunen Isolierschaum geschlagen, von denen die größte 18 Zentimeter lang war. Das abgeplatzte Material wurde in der ersten Aprilwoche wieder aufgetragen.
Anfang April zeigten sich neue Probleme mit dem Außentank. Bei Windkanaltests mit einem originalgetreuen Modell des Tanks, die die NASA von der US-Luftwaffe in deren riesiger Anlage in der Nähe von Tullahoma (Tennessee) durchführen ließ, waren erneut Teile der Isolierung abgeplatzt. Diesmal im Bereich der sogenannten Vereisungsschwellen (sieben dieser „Ice/Frost-Ramps“, von denen jede etwa 30 Zentimeter lang ist, befinden sich am Wasserstoff- und zwei am Sauerstoffbereich). Sie sorgen dafür, dass sich beim Einfüllen des eiskalten Treibstoffes kein Eis an den Leitungen außen am Tank bildet. Die Schwellen waren neu konzipiert worden, um die Menge des aufgetragenen Isoliermaterials zu verringern.
Der Tank wurde Mitte April im VAB auf der Startplattform mit den beiden bereits fertig aufgebauten Feststoffraketen verbunden. Zuvor hatte die NASA entschieden, diese Mission nach den missglückten Windkanaltests nun doch mit den alten Frost-Schwellen zu fliegen. Diese Entscheidung sorgte innerhalb der NASA und vor allem zwischen den NASA-Managern und Lockheed-Martin, dem Hersteller des Außentanks, für große Differenzen. Einige Ingenieure waren dafür, mit dem Start so lange zu warten, bis man eine sicherere Konfiguration gefunden hätte. Andere, unter ihnen auch Shuttle-Manager Wayne Hale, waren jedoch dagegen, weil sie neben dem Entfernen der PAL-Schwellen keine zweite schwergewichtige Änderung machen wollten.
Am 4. Mai hatten die Verantwortlichen entschieden, keinen Betankungstest durchzuführen. Es hatte Überlegungen gegeben, wegen der Problematik mit den ECO-Sensoren, eventuell Anfang Juni den Außentank zu befüllen, um das Verhalten der Sensoren unter realen Bedingungen zu testen. Man befürchtete jedoch, dass ein mehrmaliges Befüllen zu Rissen im Isolationsmaterial führen könnte. Diese würden die Gefahr abplatzender Teile vergrößern, weil sich so Luftturbulenzen bilden könnten.
Einen Monat später, am 7. Juni, wurde der Tank endgültig für flugtauglich erklärt, was zehn Tage später während der Flugbereitschaftsabnahme nochmals bestätigt wurde.
Probleme am Orbiter
Während der Startvorbereitungen kam es Anfang März in der Wartungshalle (Orbiter Processing Facility) des Orbiters am KSC zu einem folgenschweren Unfall. Eine Lampe zerbrach und Glasscherben fielen in die geöffnete Nutzlastbucht. Techniker entfernten die Scherben mit teleskopartigen Hebebühnen. Dabei wurde die Isolierung des Robotarms (RMS) durch einen drei Zentimeter langen, nicht sichtbaren Riss beschädigt. Zwecks Ausbesserung und weiterer Inspektion wurde der beschädigte Teil des RMS zum Hersteller nach Kanada geschickt. Ende März traf das reparierte Stück wieder am KSC ein. Nachdem der Arm wieder zusammengesetzt und seine Funktionsfähigkeit überprüft worden war, wurde er kurz vor Ostern in den Orbiter eingebaut.
Der RMS wurde speziell für diesen Flug präpariert. Während des Fluges werden der RMS- und der OBSS-Arm miteinander verbunden und zwei Astronauten werden sich erstmals am Ende des OBSS als „Ballast“ befinden. Die Belastungen, die dabei auf das RMS/OBSS-System wirken, sollen mit besonderen Sensoren ermittelt werden.
Ende April wurde eines der drei Haupttriebwerke ausgetauscht, weil die Treibstoffleitungen bei Dichtigkeitstests kleine Lecks gezeigt hatten. Damit waren die Arbeiten am Orbiter abgeschlossen und er wurde am 12. Mai in das VAB überführt. Dort wurde die Discovery mit dem Außentank sowie den beiden Feststoffraketen verbunden und auf eine Startplattform gesetzt. Genau eine Woche später rollte die Fähre dann zur Startrampe.
Am 17. Juni wurden während der traditionellen Flugbereitschaftsabnahme, dem so genannten Flight Readiness Review, sämtliche Systeme der Discovery besprochen und für startbereit erklärt. Das vorläufige Startdatum 1. Juli wurde bestätigt.
Ersatzorbiter
Wie beim letzten Flug (STS-114) wird die NASA einen zweiten Orbiter für den Fall bereithalten, dass es während des Starts zu Schäden an der Discovery kommt. Die Atlantis kann falls erforderlich frühestens am 21. August starten und die STS-121-Crew sicher zur Erde bringen, der Flug würde die Bezeichnung STS-300 tragen. Bis dahin müsste die Mannschaft auf der ISS einquartiert bleiben. Die ISS ist in der Lage, die Besatzung von STS-121 maximal 84 Tage zu beherbergen, bevor die Vorräte an Nahrung und Sauerstoff zur Neige gehen.
Flugverlauf
(Alle Uhrzeiten in UTC = MESZ − 2 Stunden)
Die 115. Space-Shuttle-Mission (die 90. seit der Challenger-Katastrophe) begann am 4. Juli um 18:38 UTC, nachdem die ersten beiden Startversuche – 1. Juli (19:49 UTC) und 2. Juli (19:26 UTC) – wegen ungünstiger Wetterverhältnisse abgebrochen werden mussten.
1. Startversuch, 1. Juli 2006
Der Countdown begann am 28. Juni 2006 um 21:00 UTC bei der T-43-Stunden-Marke. Einen Tag vorher kam die Besatzung, die bisher in Houston (Texas) trainiert hatte, im KSC an. Die Meteorologen gingen zu Beginn des Countdown von einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent aus, dass der Start wie vorgesehen stattfinden könne. Es wurde befürchtet, dass Sommergewitter auftreten können. Diese Angst war nicht unbegründet, denn schon am 27. Juni hatte ein Blitz in eine Verteileranlage nahe der Startrampe eingeschlagen.
Am 1. Juli gegen 13:00 UTC war die Befüllung des Außentanks mit Flüssigsauerstoff und -wasserstoff nach rund drei Stunden abgeschlossen. Auch ein Funktionstest der ausgetauschten ECO-Sensoren, die beim letzten Flug Probleme gezeigt hatten, verlief einwandfrei. Inzwischen hatte sich auch die Wettervorhersage gebessert und lag bei einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent, dass der Start doch stattfinden könne. Während der Betankung trat ein technisches Problem auf, das daraufhin von den Verantwortlichen diskutiert wurde: Ein Heizelement für eine Steuerungsdüse am Orbiter arbeitete nicht. Es wurde beraten, ob man mit der defekten Düse starten oder sie austauschen solle. Eine Stunde vor dem geplanten Start entschied die NASA, keine Reparatur anzuordnen (würde 12 Tage dauern) und nicht abzubrechen.
Die Besatzung wurde kurz nach 09:00 UTC geweckt, frühstückte und legte ihre orangefarbenen ACES-Start- und Landeanzüge (Advanced Crew Escape Suit) an. Gegen 16:00 UTC verließen alle Astronauten das Crewquartier, fuhren in Richtung Startrampe und stiegen dann in die Raumfähre ein.
Trotz Schauern am Nachmittag wurde der Countdown nicht abgebrochen. Erst um 19:41 UTC, also 8 Minuten vor dem geplanten Abheben wurde die Countdown-Uhr angehalten und der Start um 24 Stunden verschoben. Gewitterwolken hatten sich bis auf 35 Kilometer dem KSC genähert, die Sicherheitsvorschriften verlangen aber eine Mindestentfernung von 55 Kilometern. Mögliche Blitzschläge hätten so eine eventuelle Notlandung des Orbiters am Startplatz verhindert.
2. Startversuch, 2. Juli 2006
Der zweite Startversuch war für Sonntag, den 2. Juli um 19:26 UTC (21:26 MESZ) geplant. Bezüglich der Wetterlage sah es für den zweiten Startversuch sogar noch schlechter aus als einen Tag zuvor: die Wahrscheinlichkeit, den Start wegen schlechten Wetters erneut verschieben zu müssen, lag bei 70 Prozent, Grund waren wieder Schauer und Gewitterwolken. Am Nachmittag zog auch tatsächlich ein Gewitter über das Startgelände.
Ausschlaggebend für den Start ist nicht nur das Wetter in Florida. Gleichzeitig müssen auch auf den Notlandeplätzen gute Witterungsverhältnisse gegeben sein. Für diesen Flug stehen zwei Plätze in Spanien (Saragossa und Moron) sowie Istres in Südfrankreich als Ausweichflugplätze zur Verfügung. Für den zweiten Startversuch war nur das Wetter in Moron annehmbar. Auf den beiden anderen Plätzen war das Wetter ähnlich dem am KSC.
Um 17:14 UTC, als die Mannschaft bereits eingestiegen und angeschnallt war, brach die NASA den Start erneut wegen der unsicheren Wetterlage ab. Er wurde auf den 4. Juli (Dienstag) verschoben. Die 48-stündige Verschiebung wurde benötigt, um die Tanks für flüssigen Sauerstoff und flüssigen Wasserstoff in der Nutzlastbucht des Shuttles wieder aufzufüllen. Damit werden die Brennstoffzellen betrieben, die die Bordelektrik versorgen. Sie wurden am 1. Juli um 4:00 UTC gestartet und sollten erst nach erfolgter Landung abgeschaltet werden. Würden die Tanks nicht aufgefüllt, müsste die Discovery eine verkürzte Mission fliegen, weil nicht genügend Energie vorhanden wäre. Hierbei geht es um den 13. (optionalen) Missionstag. Ein Auffüllen wäre auch bei einem Start am 3. Juli erforderlich, um den zusätzlichen Flugtag nutzen zu können, wäre aber unter Zeitdruck geschehen.
Bereits am 1. Juli wurde seitens der NASA ins Gespräch gebracht, bei einem weiteren Abbruch gleich auf den 4. Juli zu verschieben. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die zusätzliche Belastung der Techniker und der Astronauten angesprochen.
Zwei Experimente, darunter ein mikrobiologisches, wurden bis zum dritten Startversuch ebenfalls ausgebaut und neu aufbereitet.
3. Startversuch und Start, 4. Juli 2006
Beim dritten Versuch am 4. Juli gelang der Start. Pünktlich zum festgesetzten Zeitpunkt um 18:37:55 UTC (20:37:55 MESZ) hob die Discovery von der Startrampe ab. Diesmal gab es auch von Seiten der Meteorologen keine Einwände: es war ein sonniger Tag mit 30 Grad Celsius Lufttemperatur und leichter Bewölkung.
Am Vortag war ein 13 Zentimeter langer Riss in der Schaumstoffisolierung an einer Strebe der Sauerstoffzuleitung vom Außentank entdeckt worden. Außerdem fand man auf der Startplattform ein 8 Zentimeter großes und einen halben Zentimeter dickes Schaumstoffstück, das sich von dieser Stelle gelöst hatte. Durch sein Gewicht von 2,5 Gramm hätte dieses Stück Schaum allerdings keine Gefahr für den Orbiter dargestellt, wenn es während des Starts vom Tank abgefallen wäre und den Orbiter getroffen hätte.
Es kamen jedoch Bedenken auf, ob noch eine ausreichende thermische Isolation sichergestellt sei und ob sich durch das Einfüllen von flüssigem Wasserstoff und flüssigem Sauerstoff nicht zuviel Eis bilden würde. Die Verantwortlichen entschieden jedoch noch am Montag, dass beides keinerlei Sicherheitsrisiko darstelle. Als wahrscheinlichste Ursache für das Abplatzen wurde die Bildung von Eis in einer Ritze genannt, welche sich aufgrund der Entleerung und der folgenden Erwärmung und Ausdehnung des Tanks gebildet haben soll.[1]
1. Missionstag
Während des Starts fielen erneut einige kleine Teile vom Außentank ab. Nach Angaben der NASA lösten sich drei oder vier Stücke knapp drei Minuten nach dem Verlassen der Rampe, ein weiteres Stück zwei Minuten später. Ob es sich dabei um Eis oder Teile der Isolation gehandelt habe, könne man nicht sagen. Die Astronauten Fossum und Wilson hatten die Aufgabe, die Trennung des Tanks zu filmen. Fossum meldete, er könne etwas erkennen, das wie ein Stück Stoff aussehe und zwischen Orbiter und Tank schwebe. Es sei etwa anderthalb bis vielleicht zweieinhalb Meter groß. Er vermutete, dass es sich dabei um ein Stück des Hitzschildes handelte. Bildauswertungen ergaben, dass es eine große Eisplatte war.
Shuttle-Programmmanager Wayne Hale erklärte auf einer ersten Pressekonferenz, dass der Tank „sehr, sehr gut“ gearbeitet habe. Man habe nichts entdeckt, was zu Besorgnis Anlass gäbe.
Eineinhalb Stunden nach dem Start wurden die Tore der Nutzlastbucht geöffnet und die Kommunikations- und Bordsysteme überprüft.
2. Missionstag
Am zweiten Flugtag wurde die Mannschaft um 9:08 UTC geweckt. Eine halbe Stunde durfte sie länger schlafen als geplant. Ziel des ersten ganzen Tages im Orbit war das Überprüfen des Hitzeschildes der Raumfähre auf eventuelle Beschädigungen. Dabei wurden über den Tag verteilt – insgesamt sechseinhalb Stunden lang – die Wärmeschutzkacheln mit dem neuen OBSS-Inspektionsarm (Orbital Boom Sensor System) unter die Lupe genommen, der erstmals vor einem Jahr auf STS-114 zum Einsatz kam.
Zentimeter für Zentimeter wurden mit hoch auflösenden Kameras und Laser-Sensoren die Orbiter-Nase sowie die rechte Tragfläche inspiziert. Diese Bereiche sind nach dem Andocken an die Station nicht mehr mit dem Roboterarm zugänglich. Die Astronauten Wilson, Nowak und Fossum wechselten sich dabei immer wieder ab, da diese Arbeit manuell durchgeführt werden muss und sehr ermüdend ist. Dabei dürfen die Sensoren des OBSS weder mehr als drei Meter vom Hitzeschild entfernt sein, um verwertbare Aufnahmen zu ermöglichen, den Kacheln jedoch auch nicht zu nahe kommen, um Beschädigungen zu vermeiden. So ist man in der Laage, auch kleinste Schäden an der lebenswichtigen Isolation aufzuspüren.
Eine erste Auswertung der Überprüfung des Hitzeschildes ergab, dass es beim Start keine größeren Schäden davon trug. Flugdirektor Tony Ceccacci erklärte, dass es noch zu früh sei, um das endgültig sagen zu können. Die abschließende Analyse würde erst in etwa zwei Tagen vorliegen. Lediglich am rechten Flügel wurde ein Füllstreifen entdeckt, der zwischen zwei Hitzeschutzkacheln hervorsteht. Dieser befndet sich jedoch nicht an einer kritischen Stelle und muss nicht umbedingt entfernt werden. Zudem wurden ebenfalls an der rechten Tragfläche weiße Kleckse gefunden. Sie sehen aus wie Vogelkot, sagte Flugdirektor Ceccacci. Die Ingenieure würden die Bilder aber noch weiter untersuchen, um sicher zu sein.
Während die Missionsspezialisten sich bei der aufwändigen Inspektion am Roboterarm ablösten, brachten Kommandant Lindsey und Pilot Kelly die Raumfähre durch mehrmaliges Einschalten der Manöveriertriebwerke immer näher an die ISS. Außerdem überprüfte man die Raumanzüge auf ihre Funktionstüchtigkeit.
3. Missionstag (geplant)
Für den 6. Juli um 14:52 UTC (Flugzeit 1d 20h) ist dann die Kopplung mit der Internationalen Raumstation (ISS) vorgesehen.
4. Missionstag (geplant)
Am 4. Flugtag wird das in Italien gefertigte Logistikmodul Leonardo aus dem Frachtraum der Discovery gehievt und mit der ISS verbunden (Flugzeit 2d 15h). Leonardo, das seinen vierten Einsatz fliegt, enthält rund zwei Tonnen Güter, Ausrüstungsteile und Experimente, die von der Zwei-Mann-Besatzung der 13. Stammbesatzung der ISS dringend erwartet werden. Zudem wird der Außenbordeinsatz vom nächsten Tag vorbereitet.
5. Missionstag (geplant)
Für den 8. Juli steht der erste von insgesamt zwei Außenbordeinsätzen (EVAs) auf dem Programm. Jede EVA wird etwa sechseinhalb Stunden dauern und von dem ausstiegserprobten Missionsspezialisten Piers Sellers und dem Neuling Mike Fossum durchgeführt werden. EVA-1 wird gegen 13:15 UTC beginnen. Dabei wird der Robotarm des Orbiters (RMS) mit dem Inspektionsarm (OBSS) verbunden – wie bereits zur Überprüfung des Kachelzustands geschehen. Die NASA will so erfahren, ob das 30 Meter lange RMS/OBSS-System stabil genug ist, um Astronauten tragen zu können und im Fall einer Kachelreparatur als Arbeitsplattform zu dienen. Im Innern der Station hilft die Shuttle-Crew beim Entladen des Leonardo-Moduls.
6. Missionstag (geplant)
Am sechsten Missionstag werden die Raumanzüge von EVA-1 wieder in Stand gesetzt und gewartet sowie Material, Werkzeug und Raumanzüge für EVA-2 vorbereitet.
7. Missionstag (geplant)
EVA-2 soll am 10. Juli gegen 12:45 UTC unternommen werden. Dabei soll eine kaputte Daten- und Stromleitung an einem mobilen Kransystem an der Station repariert werden. Der Kran ist für den weiteren Aufbau der Station unbedingt notwendig. Der Ausstieg ist also sehr wichtig.
8. Missionstag (geplant)
Am 8. Tag stehen wieder Wartungsarbeiten an den Raumanzügen auf dem Programm.
9. Missionstag (geplant)
Nach acht vollen Arbeitstagen stehen der Crew am 9. Tag volle sechs Stunden Freizeit zur Verfügung. Diese können für private Gespräche mit der Familie und Freunden genutzt werden. Zudem stehen offizielle Interviews und TV-Übertragungen auf dem Programm.
Sollte die Crew mit der Energie des Shuttles sparsam genug umgegangen sein, plant die NASA, die Mission um einen Tag zu verlängern. Dies würde bedeuten, dass am 9. Flugtag eine dritte EVA durchgeführt werden würde, die dem Simulieren einer Reparatur am Hitzeschild dient. Damit würden die restlichen Aktivitäten um einen Tag verschoben werden.
10. Missionstag (geplant)
Am 10. Flugtag wird Leonardo wieder in der Nutzlastbucht verstaut (Flugzeit 8d 21h) und nimmt nicht mehr benötigte Teile wieder zur Erde, dient also als Müllcontainer.
11. Missionstag (geplant)
Die Discovery soll sich am 14. Juli um 9:48 UTC (Flugzeit 9d 15h) von der ISS trennen. Sie kehrt mit einem Mann weniger heim, denn der Deutsche Thomas Reiter bleibt als Verstärkung der 13. Langzeitbesatzung zurück. Damit wird an Bord der Station erstmals seit genau drei Jahren wieder eine dreiköpfige Stammbesatzung arbeiten.
12. Missionstag (geplant)
Im Shuttle werden die Vorbereitungen für die Heimkehr getroffen.
13. Missionstag (geplant)
Die Landung der Discovery ist für den 16. Juli im Kennedy Space Center vorgesehen. Wenn der Flug nicht verlängert wird und es zu keinen wetterbedingten Verzögerungen kommt, wird der Flug nach knapp zwölf Tagen um 12:52 UTC zu Ende gehen.
Siehe auch
Weblinks
- NASA-Missionsseite zu STS-121 (englisch)
- NASA: Zukünftige Shuttle-Missionen (englisch)
- Statusberichte des Space Science Journal
- Space-Shuttle-Statusberichte der für 2006 in Vorbereitung befindlichen Missionen (englisch)
- Sehr gute Vorschau auf den Flug mit viel Hintergundinfos von SpaceflightNow.com (englisch)
- NASA: Livestream vom Start der Raumfähre
Quellen
- ↑ NASA: http://www.nasa.gov/mission_pages/shuttle/multimedia/foam_gallery.html. 4. Juli 2006