Stetige Funktion

mathematische Funktion mit besonderen Eigenschaften
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. März 2019 um 19:20 Uhr durch Godung Gwahag (Diskussion | Beiträge) (Anwendungen der Stetigkeit). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Anschaulich gesprochen ist eine reelle stetige Funktion dadurch gekennzeichnet, dass ihr Graph in einen kartesischen Koordinatensystem innerhalb ihres Definitionsbereiches eine zusammenhängende Kurve ist.[1] Oder: Ihr Graph lässt sich ohne abzusetzen zeichnen.

Die Stetigkeit (Kontinuität) ist ein Konzept der Mathematik, das vor allem in den Teilgebieten der Analysis und der Topologie von zentraler Bedeutung ist. Genauer gesagt ist Stetigkeit eine Eigenschaft, die bestimmten Funktionen zuerkannt wird. Funktionen, die diese Eigenschaft besitzen (die stetigen Funktionen), stellen eine Verbindung zwischen den topologischen Strukturen ihres Definitionsbereichs und ihrer Zielmenge her.

In der reellen Analysis ist der Begriff der stetigen Funktion die formale Beschreibung der Tatsache, dass eine Funktion (bzw. ihr Graph) keine Sprünge macht. Eine alternative Veranschaulichung besagt, dass man Änderungen der Funktionswerte nach Belieben beschränken kann, indem man sich auf hinreichend kleine Änderungen im Argument beschränkt. Diese zweite Vorstellung wird formalisiert in der --Definition der Stetigkeit (siehe (1) weiter unten).

Stetige Funktionen sind in der reellen Analysis von Interesse, weil es zum einen eine große Menge von Beispielen gibt. So ist jede differenzierbare Funktion auch stetig. Zum anderen können für stetige Funktionen eine Reihe interessanter Ergebnisse bewiesen werden. Exemplarisch seien der Zwischenwertsatz, der Satz vom Minimum und Maximum und der Fundamentalsatz der Analysis genannt.

Die --Definition der Stetigkeit kann einfach auf jede Funktion übertragen werden, bei der man sowohl im Definitionsbereich als auch in der Zielmenge einen Abstand zwischen den Elementen bestimmen kann. Dies bedeutet, dass der Begriff der Stetigkeit direkt auf Funktionen zwischen metrische Räumen ausgedehnt werden kann. Dies umfasst insbesondere Funktionen zwischen Teilmengen des oder .

Es ist aber auch möglich, Stetigkeit durch eine Bedingung zu charakterisieren, die nur Begriffe der Topologie benutzt (siehe (3) weiter unten, das sich auf den Begriff der Umgebung stützt). Somit kann der Begriff der Stetigkeit auch auf Funktionen zwischen topologischen Räumen ausgedehnt werden. Tatsächlich erweist sich diese allgemeine Sichtweise aus mathematischer Sicht als der „natürlichste“ Zugang zum Stetigkeitsbegriff. Stetige Funktionen können dann einfach als diejenigen Funktionen zwischen topologischen Räumen angesehen werden, die mit deren Strukturen „verträglich“ sind. Stetige Funktionen spielen also in Topologie und Analysis eine ähnliche Rolle wie Homomorphismen in der Algebra.

Motivation

Anschauliche Herleitung

 
Graphische Veranschaulichung der Funktion  

Die Funktion   „springt“ an der Stelle   vom Funktionswert 1 auf den Funktionswert 2. Stellt die Funktion einen Zusammenhang aus der Natur oder der Technik dar, so erscheint ein solches Verhalten als unerwartet (Natura non facit saltus). Stellt die Funktion zum Beispiel den Zusammenhang zwischen der beim Radfahren aufgebrachten Energie und der erreichten Geschwindigkeit dar, so wäre es überraschend, wenn eine minimale Steigerung der aufgewandten Energie an einer Stelle plötzlich zur Verdoppelung der Geschwindigkeit führte.

Auch in anderen Lebensbereichen erscheint eine solche Funktion seltsam. Stellt die Funktion zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Arbeitslohn dar, so ist es wiederum merkwürdig, dass an einer Stelle der Arbeitslohn verdoppelt wird, wenn die Arbeitszeit nur minimal steigt.

Der mathematische Begriff der Stetigkeit versucht die Funktionen exakt zu beschreiben, die ein solches 'willkürliches Verhalten' nicht haben. Die angegebene Funktion   ist also nicht stetig, wobei sich die Unstetigkeit auf den Punkt   einschränken lässt. Anderswo ist die Funktion überall stetig.

Das Konzept der Stetigkeit wurde zunächst für reelle und komplexe Funktionen entwickelt. Bei der Begründung des mathematischen Teilgebiets der Topologie zeigte sich aber, dass das Konzept sich natürlich auf dieses Gebiet erweitern lässt. Seitdem ist die Stetigkeit einer der Grundbegriffe der modernen Mathematik.

Beschränktheit der Anschauung

Die obige Erklärung veranschaulicht zwar den Begriff der Stetigkeit recht gut, man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass diese Anschauung diverse Grenzen hat. Es ist daher unerlässlich, sich in der mathematischen Praxis immer auf die exakten Definitionen zu beziehen, die im Folgenden eingeführt werden.

Tatsächlich weist auch die Funktion

 

an der Stelle   eine Verhaltensänderung auf. Die Funktion ist dort aber dennoch stetig. Die Verhaltensänderung kann man mathematisch erst fassen, wenn man die Ableitung von   untersucht.

Die Wurzelfunktion   ist auf   stetig. Wenn man sich der Stelle   nähert wird die Änderungsgeschwindigkeit aber immer größer. Im Wert 0 ist sie praktisch unendlich.

Betrachtet man schließlich Funktionen wie die Weierstraß-Funktion, so handelt es sich um eine im mathematischen Sinn stetige Funktion, bei der aber an keiner Stelle eine 'Änderungsrichtung' festgestellt werden kann (genauer: an den Graphen kann nirgendwo eine Tangente angelegt werden).

Umgekehrt wäre es falsch, die oben definierte Funktion   als Prototyp einer unstetigen Funktion anzusehen. Einen solchen Prototyp erhält man eher dadurch, dass man sich vorstellt, der Wert der Funktion würde für jedes Argument unabhängig ausgewürfelt. Eine solche chaotische Funktion wäre überall unstetig. Es wäre aber auch unmöglich, sie graphisch darzustellen.

Kritisch hinterfragen kann man auch die Behauptung, dass natürliche Vorgänge stets durch stetige Funktionen modelliert werden können. Man betrachte etwa eine Billardkugel, die mit langsamer Geschwindigkeit auf eine Tasche zugespielt wird. Ist die Abstoßgeschwindigkeit zu gering, so bleibt die Kugel vor der Tasche liegen. Ab einer gewissen Abstoßgeschwindigkeit rollt die Kugel weit genug und fällt in die Tasche. Betrachtet man also die Anzahl der gefallenen Kugeln als Funktion der Abstoßgeschwindigkeit, so springt diese Funktion bei einem bestimmten Wert der Geschwindigkeit unstetig von 0 auf 1.

Dieser Überlegung kann man allerdings entgegenhalten, dass die physikalischen Bedingungen auf dem Billardtisch nie genau festgelegt sein können. In einem engen Bereich um die Grenzgeschwindigkeit hängt es von minimalen Umgebungsparametern (ein Windhauch mag ausreichen) ab, ob die Kugel fällt oder nicht. Daher ist es angemessen, den Vorgang dadurch zu modellieren, dass man jeder Abstoßgeschwindigkeit eine Wahrscheinlichkeit zuordnet, mit der die Kugel fällt. Diese Wahrscheinlichkeit steigt dann in einem engen Intervall um die Grenzgeschwindigkeit zwar sehr schnell, aber doch stetig, von 0 nach 1.

Stetigkeit reeller Funktionen

Definition mittels Grenzwerten

Sei   eine Funktion, die jeder Zahl   aus dem Definitionsbereich   eindeutig eine Zahl   zuordnet.

Die Funktion heißt in einem Punkt   des Definitionsbereichs stetig, wenn

 

gilt. Es müssen also sowohl der linksseitige als der rechttseitige Grenzwert mit dem Funktionswert in   übereinstimmen. Anders ausgedrückt: für jede gegen   konvergente im Definitionsbereich liegende Folge   mit Elementen  , konvergiert die Folge   gegen  . Man kann also bei einer stetigen Funktion die Reihenfolge von Funktionsausführung und Grenzwertbildung vertauschen.

Man spricht von einer stetigen Funktion, wenn die Funktion in jedem Punkt ihres Definitionsbereiches stetig ist.

Epsilon-Delta-Kriterium

Die Definition mittels Grenzwerten läßt sich umformulieren in das folgende Kriterium: Die Funktion   ist stetig in  , wenn zu jedem   ein   existiert, so dass für alle   mit   gilt:  .

Intuitiv bedeutet dies, dass zu jeder Änderung   des Funktionswertes, die man zu akzeptieren bereit ist, eine maximale Änderung   im Argument gefunden werden kann, die diese Vorgabe sicherstellt. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, so nennt man   unstetig in  .

Beispiele stetiger Funktionen

(1) Eine konstante Abbildung

 

ist stetig.

(2) Die identische Abbildung

 

ist stetig.

(3) Seien   und   zwei stetige Funktionen, so dass der Definitionsbereich von   den Wertebereich von   enthält. Wenn   stetig in   und   stetig in   ist, dann ist die Hintereinanderausführung

 

stetig in  .

(4) Seien   und   zwei stetige Funktionen. Dann sind die auf dem Durchschnitt   ihrer Definitionsbereiche punktweise definierten Funktionen

  und  

ebenfalls in   stetig, wenn   und   dort stetig sind. Im Fall der Division   muss noch angenommen werden, dass   keine Nullstelle in   besitzt. Insbesondere sind beliebige Linearkombinationen von in   stetigen Funktionen wieder stetig in   sind.

 
  ist eine stetige Funktion.

(5) Seien   und   zwei Funktionen. Dann ist die auf dem Durchschnitt   ihrer Definitionsbereiche punktweise definierte Funktion

 

ebenfalls in   stetig, wenn   und   dort stetig sind.
Beispielsweise folgt aus (2) und (5), dass   eine stetige Funktion ist, und zusammen mit (1) und (4) erhält man, dass auch   stetig ist.

 
Der Graph einer stetigen rationalen Funktion. Die Funktion ist nicht definiert für  . Die vertikalen und horizontalen Linien sind Asymptoten.

(6) Seien   und   zwei Funktionen. Dann ist die Funktion

 

auf dem Durchschnitt   definiert und sie ist dort in jedem Punkt stetig, in dem   und   stetig sind.
Beispielsweise ist die Funktion

 

definiert für alle reellen Zahlen   und in jedem Punkt ihres Definitionsbereiches stetig. Sie ist also eine stetige Funktion. Die Frage der Stetigkeit in   stellt sich nicht, weil dieser Punkt nicht zum Definitionsbereich   gehört. Es gibt keine auf ganz   definierte stetige Funktion, die auf   mit   übereinstimmt.

(7) Ist die stetige Funktion   injektiv, so ist sie streng monoton (steigend oder fallend). Die auf dem Bildintervall definierte Umkehrfunktion

 

ist dann ebenfalls stetig.

Aus diesen sieben Eigenschaften, kann man die Stetigkeit aller elementaren Funktionen herleiten.

Aus den Eigenschaften (1), (2), (4) und (5) folgt bereits, dass jede Polynomfunktion auf ganz   stetig ist.

Mit Eigenschaft (6) erhält man dann, dass jede rationale Funktion auf ihrem Definitionsbereich stetig ist.

 
  ist eine stetige Funktion.

Mit Eigenschaft (7) folgt, dass jede Potenzfunktion mit rationalem Exponenten auf ihrem Definitionsbereich stetig ist. Damit bekommt man beispielsweise die Stetigkeit von

 .

Es sind sogar alle reellen Funktionen, die sich durch eine Potenzreihe darstellen lassen, im Innern ihres Konvergenzintervalls stetig. Hieraus folgt die Stetigkeit der Exponentialfunktionen

 

für  , sowie ihrer Umkehrfunktionen

 

Ebenso bekommt man die Stetigkeit der trigonometrischen Funktionen sowie ihrer Umkehrfunktionen.

Durch weiteres Anwenden der oben angegebenen Eigenschaften erhält man also, dass alle elementaren Funktionen (insbesondere auch Potenzfunktionen mit irrationalem Exponenten) auf ihren Definitionsbereichen stetig sind.

Anwendungen der Stetigkeit

Der Zwischenwertsatz besagt, dass eine auf dem Intervall   stetige Funktion   alle Werte zwischen   und   mindestens einmal annimmt. Ein Spezialfall ist der Nullstellensatz von Bolzano, demzufolge für eine auf   stetige Funktion   aus   die Existenz mindestens einer Nullstelle im Intervall   folgt.

Der Satz vom Minimum und Maximum besagt, dass jede auf einem kompakten Intervall   definierte stetige Funktion dort beschränkt ist und ein Maximum und ein Minimum annimmt.

Auf kompakten Intervallen sind stetige Funktionen sogar gleichmäßig stetig.

Stetige Funktionen sind Riemann-integrierbar. Das Lebesgue-Kriterium besagt, dass eine auf einem abgeschlossenen Intervall   beschränkte Funktion   genau dann auf   Riemann-integrierbar ist, falls sie auf diesem Intervall fast überall stetig ist.

Der Fundamentalsatz der Analysis besagt, dass für eine auf dem abgeschlossenen Intervall   stetige Funktion   die Integralfunktion

 

differenzierbar und eine Stammfunktion von   ist, d. h., es gilt   für alle  .

Unstetige Funktionen

Eine Funktion, die mindestens eine Unstetigkeitsstelle enthält, ist unstetig. Die Kurve der Funktion ist an dieser Stelle unterbrochen.[1]

Eine Unstetigkeitsstelle liegt bei   vor, wenn dort ein Funktionswert nicht vorhanden ist (Definitionslücke) oder ein Grenzwert nicht vorhanden ist oder Funktionswert und Grenzwert verschieden sind.[2] Die Definitionslücke kann hebbar sein (Beispiel: In   kann die Lücke bei   durch   geschlossen werden), oder sie kann nicht hebbar sein (Beispiel: In   gibt es bei   eine Polstelle). An einer Sprungstelle fehlt der Grenzwert, weil der rechtsseitige Grenzwert und der linksseitige Grenzwert verschieden sind.

 
Ein Digitalsignal in rot, das einem ste­tigen Vorgang nur zu diskreten Abtast­zeit­punkten mit diskreten Signal­werten folgt

Die in der Technik bekanntesten unstetigen Vorgänge sind solche, die sich nur schrittweise verändern können, wie eine Messung durch Zählung oder ein mit den Mitteln eines Digitalsignals beschriebener Vorgang, dessen Funktionswerte nur in einer begrenzten Anzahl von Quantisierungsstufen darstellbar ist. Kann diese Anzahl so groß sein, dass eine Änderung um eine Stufe nicht erkennbar ist, wird auch von einem quasistetigen Vorgang gesprochen.

Beispiele unstetiger Funktionen sind die Vorzeichenfunktion (unstetig nur in 0), die Dirichlet-Funktion (in jedem Punkt unstetig) und die thomaesche Funktion (unstetig genau in allen rationalen Zahlen).

Ein Beispiel einer unstetigen Funktion aus der Wirtschaft ist der Mengenpreis in der Abhängigkeit von der Menge, wenn er gestaffelt ist (beispielsweise für Heizöl).[3]

In naturwissenschaftliche Anwendungen gibt es laut [4] durchaus unstetige Funktionen. Zwei Beispiele werden hierzu genannt:

  • In einem idealen Parallelschwingkreis, dem eine elektrische Wechselspannung mit einer Frequenz kleiner als der Resonanzfrequenz aufgeprägt wird, folgt die Stromstärke der Spannung mit einem Phasenverschiebungswinkel von 90°. Bei allen Frequenzen oberhalb der Resonanzfrequenz läuft die Stromstärke der Spannung mit einem Winkel von 90° vor. Genau bei der Resonanzfrequenz ist die Verschiebung nicht angebbar. Die Funktion des Phasenverschiebungswinkels von der Frequenz ist also eine unstetige Sprungfunktion. Diese Aussage gilt jedoch nur für die Abstraktion des idealen Parallelschwingkreises.
  • Beim Übergang einer Flüssigkeit in ihre Dampfphase folgt die Dichte als Funktion des Druckes (bei konstanter Temperatur) einer unstetigen Funktion. Diese Aussage gilt jedoch nur in Verbindung mit der Umwandlung des Aggregatzustands.

Linksseitige/rechtsseitige Stetigkeit

Eine Funktion   heißt linksseitig stetig in einem Punkt ihres Definitionsbereichs  , wenn die Einschränkung von   auf   stetig in   ist, oder dazu äquivalent wenn die Bedingung Bedingung „ “ für alle streng monoton steigenden Folgen   in   gilt.

Analog ist der Begriff der rechtsseitigen Stetigkeit (z. B. über streng monoton fallende Folgen) definiert. Die Stetigkeit von   in   ist dann äquivalent dazu, dass die Funktion sowohl linksseitig als auch rechtsseitig in   stetig ist.

Beispiele: Die Heaviside-Funktion ist in 0 rechtsseitig aber nicht linksseitig stetig. Die Vorzeichenfunktion ist in 0 dagegen weder linksseitig noch rechtsseitig stetig.

Durch die 'Aufteilung' der Stetigkeit in linksseitige und rechtsseitige Stetigkeit hat man die Eigenschaft einer stetigen Funktion, 'keine Sprünge' zu machen, aufgeteilt in die Eigenschaften, keine Sprünge zu machen, wenn man sich dem betrachten Punkt von links bzw. von rechts nähert.

Ein ähnliches Vorgehen kann man auch für Funktionen mit Zielmenge   (und beliebigem topologischem Raum als Definitionsbereich) durchführen. In diesem Fall teilt man die Eigenschaft, 'keine Sprünge' zu machen, auf in die Eigenschaften, keine Sprünge nach oben bzw. nach unten zu machen. Dies führt auf zwei Begriffe von Halbstetigkeit, deren Kombination wieder mit der klassischen Stetigkeit reellwertiger Funktionen übereinstimmt.

Stetigkeit für Funktionen mehrerer Variablen

Eine Funktion

 
 

heißt in   stetig im ersten Argument, wenn für jedes   die Funktion

 
 

stetig in   ist. Analog wird die Stetigkeit im zweiten, dritten, ... ,  -ten Argument definiert.

Die Funktion   heißt stetig in  , wenn für jede gegen   konvergierende Folge die Folge der Funktionswerte gegen   konvergiert.

Ist die Funktion   stetig, so ist sie auch stetig in jedem Argument.

 
Darstellung der im Punkt (0,0) nicht stetigen nebenstehenden Funktion f.

Die Umkehrung gilt nicht, wie das folgende Beispiel zeigt:

 

Man überzeugt sich leicht, dass diese Funktion in beiden Argumenten stetig ist (man beachte, dass zum Beispiel   sogar konstant ist).

Die Funktion ist im Punkt   aber unstetig. Definiert man nämlich   für  , so ist   eine Folge, die in   gegen   konvergiert. Es gilt   für alle  . Die Bildfolge hat also den konstanten Wert   und konvergiert somit nicht gegen den Funktionswert 0 an der betrachteten Stelle.

Stetigkeit für Abbildungen zwischen metrischen Räumen

Seien   und   metrische Räume,   eine Abbildung und  .

Dann heißt   stetig in  , wenn aus   stets   folgt. Diese Bedingung ist wieder Äquivalent zum  Kriterium.

Die Abbildung   heißt stetig, wenn sie in jedem Punkt   stetig ist.

Beispielsweise ist eine Abbildung

 

genau dann stetig in  , wenn   alle stetig in   sind.

Der Stetigkeitsbegriff ist auch in der Funktionalanalysis von Bedeutung. Ein linearer Operator

 

zwischen normierten Vektorräumen ist genau dann stetig, wenn er beschränkt ist, wenn es also eine Konstante   gibt, so dass

 

für alle  .

Stetigkeit in der Topologie

Das Konzept der Stetigkeit wurde zunächst für reelle und komplexe Funktionen entwickelt. Bei der Begründung des mathematischen Teilgebiets der Topologie zeigte sich aber, dass das Konzept sich natürlich auf dieses Gebiet erweitern lässt. Seitdem ist die Stetigkeit einer der Grundbegriffe der modernen Mathematik.

Die oben angegebenen alternativen Definitionen von Stetigkeit können leicht auf viel allgemeinere Situationen ausgedehnt werden, wobei ein Großteil der angegebenen Eigenschaften stetiger Funktionen ebenfalls verallgemeinert werden kann. Dieser verallgemeinerte Stetigkeitsbegriff ist von zentraler Bedeutung für die Topologie und verwandte mathematische Teilgebiete (etwa die Funktionalanalysis).

Definitionen der Stetigkeit

Da man topologische Räume auf unterschiedliche (aber äquivalente) Weise definieren kann, existieren auch mehrere gleichwertige Definitionen der Stetigkeit. Im Folgenden finden sich bei jeder Definition mehrere Varianten, die sich durch ihren Grad an Formalisierung unterscheiden. Betrachtet man bei einer Funktion nicht wie bei der Stetigkeit die Urbilder, sondern die Bilder der Funktion, so gelangt man zu den Begriffen der offenen bzw. abgeschlossenen Abbildung.

Offene Mengen

  1. Eine Funktion zwischen zwei topologischen Räumen ist genau dann stetig, wenn die Urbilder offener Mengen wiederum offene Mengen sind.
  2. Sei   eine Abbildung von dem topologischen Raum   in den topologischen Raum  . Dann heißt   stetig, wenn das Urbild unter   von jeder in   offenen Menge   wieder offen in   ist.
  3.   stetig     (wobei   die Topologie des Raumes  , also die Menge der offenen Mengen des topologischen Raumes ist)

Abgeschlossene Mengen

Die Stetigkeit kann durch abgeschlossene Mengen definiert werden, indem man „offene Mengen“ in obiger Definition durch „abgeschlossene Mengen“ ersetzt:

  1. Eine Funktion zwischen zwei topologischen Räumen ist genau dann stetig, wenn die Urbilder abgeschlossener Mengen wiederum abgeschlossene Mengen sind.
  2. Sei   eine Abbildung von dem topologischen Raum   in den topologischen Raum  . Dann heißt   stetig, wenn das Urbild unter   von jeder in   abgeschlossenen Menge   wieder abgeschlossen in   ist.
  3.   stetig    

Umgebungen

Sei   die Menge aller Umgebungen eines Punktes  .

  1. Eine Funktion zwischen zwei topologischen Räumen ist genau dann stetig, wenn für jeden Punkt gilt: für jede Umgebung des Bildpunktes dieses Punktes gibt es eine Umgebung des Punktes, deren Bild komplett in der Umgebung des Bildpunktes liegt.
  2. Sei   eine Abbildung von dem topologischen Raum   in den topologischen Raum  . Dann ist   genau dann stetig, wenn für jeden Punkt   in   gilt: Ist   eine Umgebung von  , dann gibt es eine Umgebung   von  , so dass   in   enthalten ist.
  3.   stetig    

Netze

Für eine gerichtete Menge   und eine Menge   ist ein Netz eine Abbildung  . Meist schreibt man analog zu Folgen  . Da die natürlichen Zahlen mit der gewöhnlichen Anordnung eine gerichtete Menge bilden, sind Folgen spezielle Netze.

  1. Seien   und   topologische Räume. Eine Abbildung   ist genau dann stetig, wenn für alle   gilt: Für jedes in   gegen   konvergierende Netz   konvergiert das Netz   in   gegen  
  2.   stetig    

Funktionen, die die schwächere Bedingung „ “ erfüllen, werden folgenstetig in   genannt. Erfüllt   das erste Abzählbarkeitsaxiom (dies ist z. B. für metrische Räume der Fall), so sind die beiden Begriffe gleichwertig.

Abschluss

  1. Eine Funktion zwischen zwei topologischen Räumen ist genau dann stetig, wenn das Bild des Abschlusses einer beliebigen Teilmenge im Abschluss des Bildes dieser Teilmenge enthalten ist.
  2. Sei   eine Abbildung von dem topologischen Raum   in den topologischen Raum  . Dann ist   genau dann stetig, wenn für jede Teilmenge   von   gilt: Das Bild des Abschlusses von   liegt im Abschluss des Bildes von  .
  3.   stetig    

Eigenschaften stetiger Funktionen

  • Wenn   und   stetige Funktionen sind, dann ist die Komposition   auch stetig.
  • Einschränkungen stetiger Funktionen sind stetig.
  • Wenn   stetig und
    • X kompakt ist, dann ist   kompakt.
    • X zusammenhängend ist, dann ist   zusammenhängend.
    • X wegzusammenhängend ist, dann ist   wegzusammenhängend.
  • Stetigkeit ist eine lokale Eigenschaft.

Viele wichtige Sätze über Funktionen setzen voraus, dass diese stetig sind. Hier einige Beispiele:

  • Zu einer stetigen reellen Funktion auf einem Intervall kann mit Hilfe des Riemann-Integrals eine Stammfunktion ermittelt werden (Fundamentalsatz der Analysis).
  • Eine stetige Funktion von einer nichtleeren kompakten und konvexen Teilmenge eines hausdorffschen topologischen Vektorraums in sich selbst besitzt einen Fixpunkt (Fixpunktsatz von Schauder).
  • Der Satz von Peano über die Existenz von Lösungen gewöhnlicher Differentialgleichungen

Beispiele stetiger Funktionen

Elementare Beispiele
  • Für eine Definitionsmenge   mit der diskreten Topologie ist jede Funktion   in einen beliebigen Raum   stetig.
  • Für eine Zielmenge   mit der indiskreten Topologie ist jede Funktion   in diesen Raum   stetig.
  • Konstante Abbildungen zwischen beliebigen topologischen Räumen sind immer stetig.
  • Für eine Definitionsmenge mit der indiskreten Topologie und eine Zielmenge, die ein T0-Raum ist, sind die konstanten Funktionen die einzigen stetigen Funktionen.
  • Die identische Abbildung   ist genau dann stetig, wenn die Topologie des Urbildraumes feiner ist, als die des Bildraumes, d. h.  .
Wege

Ist   ein topologischer Raum, so bezeichnet man eine stetige Funktion von   nach   auch als Weg in  . Dieser Begriff ist selbst wieder in verschiedenen Teilgebieten der Mathematik von großer Bedeutung:

Überraschend mag das Ergebnis sein, dass der n-dimensionale Einheitswürfel   für jedes   durch einen Weg vollständig ausgefüllt werden kann (Peano-Kurve).

Homöomorphismen

In der Algebra gilt, dass die Umkehrfunktion eines bijektiven Homomorphismus wieder ein Homomorphismus ist. Homomorphismen sind per Definition dadurch charakterisiert, dass ihre Anwendung mit der Ausführung der Rechenoperationen vertauscht werden kann. Beim Beweis der Homomorphismus-Eigenschaft der Umkehrfunktion nutzt man aus, dass die Rechenoperationen immer ausgeführt werden können (im Definitionsbereich) und immer ein eindeutiges Ergebnis haben (in der Zielmenge). Eine stetige Funktion kann charakterisiert werden als eine Funktion, deren Anwendung mit der Grenzwertbildung (von Netzen) vertauscht werden kann. Da aber Netze im Definitionsbereich nicht konvergieren müssen und in der Zielmenge Netze auch gegen mehrere Grenzwerte konvergieren können, gilt eine analoge Aussage über Umkehrfunktionen hier nicht. Dies zeigt zum Beispiel die bijektive stetige Funktion  .
Man bezeichnet eine bijektive Funktion zwischen zwei topologischen Räumen als Homöomorphismus, wenn eine (und damit alle) der folgenden äquivalenten Bedingungen erfüllt ist:

(a) Die Funktion und ihre Umkehrfunktion sind stetig.
(b) Die Funktion und ihre Umkehrfunktion sind offen.
(c) Die Funktion und ihre Umkehrfunktion sind abgeschlossen.
(d) Die Funktion ist stetig und offen.
(e) Die Funktion ist stetig und abgeschlossen.

Funktionen mehrerer Variablen

Eine Funktion, deren Definitionsbereich ein Kartesisches Produkt ist, wird auch als Funktion in mehreren Variablen bezeichnet. Die folgenden Ausführungen für den Fall eines Produktes von zwei topologischen Räumen können auf beliebige (auch unendliche) Produkte erweitert werden.

Seien  ,   und   topologische Räume und   eine Funktion in zwei Variablen.

  heißt stetig im ersten Argument, wenn für jedes   die Funktion   stetig ist. Analog wird die Stetigkeit im zweiten Argument definiert.

Ist die Funktion   stetig (hierbei wird auf   die Produkttopologie angenommen), so ist   auch stetig in beiden Argumenten. Die Umkehrung gilt nicht, wie das Beispiel in Stetige Funktionen in mehreren Veränderlichen zeigt.

Die umgekehrte Situation ist deutlich einfacher: Für eine Funktion   gibt es (eindeutig bestimmte) Funktionen   und  , so dass   für alle  . Dann ist   genau dann stetig, wenn   und   es sind. Man kann also   in natürlicher Weise mit   identifizieren.

Menge der stetigen Funktionen

Die Menge aller stetigen Funktionen von   nach   wird meist mit   oder   bezeichnet. Dabei steht das C für „continuous“, englisch für „stetig“. Ist der Bildraum   aus dem Kontext ersichtlich oder  , so schreibt man oft nur   bzw.  .

  ist eine Unteralgebra der  -Algebra aller reellwertigen Funktionen auf  . Zwei stetige Funktionen von   nach   stimmen bereits überein, wenn sie auf einer dichten Teilmenge von   übereinstimmen. Da jede Teilmenge von   eine höchstens abzählbare dichte Teilmenge besitzt, kann man hieraus ableiten, dass die Mächtigkeit von   die Mächtigkeit des Kontinuums ist (falls   nicht leer ist). Die Menge aller Funktionen von   nach   hat eine wesentlich größere Mächtigkeit (zumindest, wenn   ein Intervall mit mehr als einem Element ist). Man kann das so interpretieren, dass Stetigkeit unter reellen Funktionen eine 'seltene' Eigenschaft ist. Dies widerspricht etwas der Alltagserfahrung, da ja alle elementaren Funktionen stetig sind.

Bedeutung der Stetigkeit in der Mathematik

Der Begriff der Stetigkeit ist in vielen Teilgebieten der Mathematik von zentraler Bedeutung. Die hier angegebenen Beispiele können keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Verknüpfung von algebraischen und topologischen Strukturen

Viele der in der Mathematik untersuchten Mengen tragen in natürlicher Weise sowohl eine topologische als auch eine algebraische Struktur. Ein einfaches Beispiel hierfür sind die Mengen   und  , die durch die Betragsmetrik zu metrischen Räumen werden, und die gleichzeitig durch die Grundrechenarten zu Körpern werden. Eine besonders reichhaltige Theorie ergibt sich, wenn diese beiden Strukturen harmonieren. Dies ist dann gegeben, wenn die Verknüpfung(en), die die algebraische Struktur definieren, stetige Funktionen bezüglich der betrachteten Topologie sind. Auf diese Weise ergeben sich sehr einfach die Definition einer topologischen Gruppe, eines topologischen Rings/Körpers und eines topologischen Vektorraums.

Hat man zwei Exemplare einer solchen Kategorie (also etwa zwei topologische Gruppen), so bietet es sich an, die Funktionen zwischen diesen beiden zu untersuchen, die verträglich mit beiden Strukturen sind, die also stetige Homomorphismen sind. In der Funktionalanalysis werden zum Beispiel intensiv die Eigenschaften von (Räumen von) stetigen linearen Operatoren untersucht. In allen genannten Kategorien ist ein Homomorphismus übrigens entweder stetig oder in jedem Punkt unstetig.

Definition von Topologien

Man kann das Konzept der Stetigkeit auch nutzen, um Mengen mit einer Topologie zu versehen. Sei   eine Funktion zwischen zwei Mengen, von denen eine bereits mit einer Topologie versehen ist. Dann kann man sich fragen, welche Topologie man auf der anderen Menge wählen sollte, damit die Funktion stetig wird. Zunächst erscheint die Antwort offensichtlich: Auf dem Definitionsbereich wählt man die diskrete Topologie, auf der Zielmenge die triviale Topologie. Dann ist zwar die Stetigkeit von   sichergestellt, aber man gewinnt im Normalfall keine neuen Erkenntnisse.

Interessanter ist es, wenn man auf dem Definitionsbereich nach einer möglichst groben Topologie sucht, bezüglich der   immer noch stetig ist (bzw. auf der Zielmenge nach einer möglichst feinen). Ist es zum Beispiel möglich eine Topologie zu wählen, bezüglich der der Definitionsbereich kompakt oder zusammenhängend ist, so kann man die entsprechenden Ergebnisse über stetige Funktionen auf solchen Räumen nutzen, um Erkenntnisse über   bzw. das Bild von   zu gewinnen. Verallgemeinert man diese Überlegungen auf ganze Familien von Funktionen, so kommt man zu den Begriffen der Initialtopologie und der Finaltopologie.

Existenz und Fortsetzung von stetigen Funktionen

Ein gängiges Verfahren zur Untersuchung eines Objektes einer mathematischen Kategorie ist es, die Menge der strukturerhaltenden Funktionen in besonders gut verstandene Vertreter der Kategorie zu untersuchen. In vielen Fällen kann man auf diesem Weg auch Erkenntnisse über das zu untersuchende Objekt selbst gewinnen. In der Linearen Algebra untersucht man zum Beispiel die Menge der linearen Abbildungen von einem beliebigen Vektorraum in den Grundkörper und bezeichnet diese als den Dualraum. In der Topologie bieten sich als Modellräume die topologischen Räume   und   an.

Bezogen auf die Stetigkeit kann dieses Vorgehen aber nur sinnvoll sein, wenn man an den zu untersuchenden Raum noch zusätzliche Bedingungen stellt. Auf einem Raum mit der trivialen Topologie etwa ist jede stetige komplexwertige Funktion bereits konstant (das gilt sogar für jede stetige Funktion, deren Zielmenge ein Kolmogoroff-Raum ist).

Wenn man einen topologischen Raum dadurch verstehen will, dass man die stetigen Funktionen von ihm in einen der Modellräume untersucht, so sollte die Menge dieser Funktionen wenigstens punktetrennend sein. Dies führt auf die Definition eines vollständigen Hausdorff-Raums. Dieser wird gerade über die Existenz einer ausreichenden Menge von stetigen Funktionen definiert.

Wünschenswert wäre es natürlich, ein elementares topologisches Kriterium zu besitzen, das diese Existenz sichert. Hier bieten sich Hausdorff-Räume an, die normal oder lokalkompakt sind. Ein Großteil der in der Mathematik untersuchten topologischen Räume fällt zumindest in eine der beiden Kategorien. Das Lemma von Urysohn stellt für diese beiden Klassen von Räumen (unter anderem) sicher, dass sie vollständige Hausdorff-Räume sind.

Tatsächlich zeigt der allgemeinere Fortsetzungssatz von Tietze, dass sich in solchen Räumen stetige Funktionen in einen der Modellräume, die nur auf einer abgeschlossenen (bei normalen Räumen) bzw. kompakten (bei lokalkompakten Räumen) Teilmenge definiert sind, zu stetigen Funktionen vom ganzen Raum in den Modellraum fortsetzen lassen. Im zweiten Fall kann dabei die Fortsetzung so gewählt werden, dass sie weiterhin kompakten Träger besitzt.

Algebren stetiger komplexwertiger Funktionen

Für einen topologischen Raum   bildet  , die Menge der stetigen komplexwertigen Funktionen auf  , wie bereits festgestellt, eine  -Algebra. Diese ist natürlich kommutativ und unital (die Funktion mit dem konstanten Wert 1 ist das Einselement).

Zusätzlich ist auf dieser Algebra in natürlicher Weise eine konjugiert lineare Involution gegeben, die auch mit der Multiplikation verträglich ist. Diese ist gegeben durch   für  .

  ist also eine unitale, kommutative *-Algebra. Man beachte, dass die Untersuchung dieser Algebren die Untersuchung der Algebren aller komplexwertigen Funktionen auf einer beliebigen Menge einschließt, da man jede Menge mit der diskreten Topologie versehen kann, wodurch alle Funktionen stetig werden.

Das Lemma von Urysohn stellt für die meisten wichtigen topologischen Räume sicher, dass   ausreichend reichhaltig ist. Tatsächlich erweist sich diese Algebra als oftmals zu groß für die praktische Untersuchung. Man geht daher meist zur unitalen *-Unteralgebra   der beschränkten, stetigen komplexwertigen Funktionen auf   über. Falls   kompakt ist, so gilt  , wegen (15').

  wird durch die Supremumsnorm zu einer kommutativen, unitalen C*-Algebra.

Der Satz von Gelfand-Neumark besagt, dass jede kommutative, unitale C*-Algebra isomorph ist zu   für einen geeignet gewählten kompakten Hausdorff-Raum  . Dabei ist   bis auf Homöomorphie eindeutig bestimmt (und der Satz gibt auch ein konstruktives Verfahren zur Ermittlung von   an). Somit kann die Theorie der kommutativen, unitalen C*-Algebren vollständig identifiziert werden mit der Theorie der kompakten Hausdorff-Räume. Dies ist ein mächtiges Werkzeug, da Aussagen, die in der einen Theorie schwierig zu beweisen sind, in die andere Theorie übertragen werden können, wo ihr Beweis oft viel einfacher ist.

In Erweiterung dieses Ergebnisses kann die Theorie der kommutativen, eventuell nicht unitalen, C*-Algebren mit der Theorie der lokalkompakten Hausdorff-Räume identifiziert werden. Hierbei wird allerdings zu einem lokalkompakten Hausdorff-Raum   nicht  , sondern die Unteralgebra der C0-Funktionen auf   betrachtet.

Bemerkung: Mittels der GNS-Konstruktion kann auch jede nicht-kommutative C*-Algebra mit einer Algebra stetiger (linearer) Funktionen identifiziert werden. Hierbei wird allerdings als Multiplikation die Komposition von Operatoren und nicht die punktweise Multiplikation verwendet. Daher sollten diese beiden Vorgehensweisen nicht miteinander verwechselt werden.

Zwei weitere wichtige Ergebnisse über die Struktur von   für kompakte Hausdorff-Räume   sind der Satz von Stone-Weierstraß (Charakterisierung der dichten *-Unteralgebren von  ) und der Satz von Arzelà-Ascoli (Charakterisierung der relativ kompakten Teilmengen von  ). Ein Spezialfall des ersten Satzes ist der Approximationssatz von Weierstraß, der besagt, dass auf einer kompakten Teilmenge von   jede stetige, komplexwertige Funktion gleichmäßig durch eine Folge von Polynomfunktionen approximiert werden kann.

Hinreichende Bedingungen für Stetigkeit

Da stetige Funktionen eine Reihe angenehmer Eigenschaften besitzen, ist es wünschenswert, Werkzeuge zu besitzen, mit denen man die Stetigkeit von Funktionen nachweisen kann.

Ein einfaches Ergebnis in dieser Hinsicht ist, dass eine reelle oder komplexe Funktion an jeder Stelle, an der sie differenzierbar ist, auch stetig ist.

Weiterhin gilt, dass eine auf einer konvexen, offenen Teilmenge des   definierte konvexe oder konkave reellwertige Funktion immer stetig ist.

Stetigkeit linearer Operatoren

Seien   zwei Vektorräume (wobei hier als Grundkörper immer   oder   genommen werden soll) und   ein linearer Operator. Die Frage der Stetigkeit von   stellt sich, wenn sowohl   als auch   zusätzlich eine Topologie tragen. Dabei beschränkt man sich im Normalfall auf den Fall, dass die Topologien, wie oben erklärt, mit den Vekrorraumstrukturen verträglich sind.

Ist   endlichdimensional, so gibt es genau eine Hausdorff-Topologie auf  , die diese Verträglichkeit erfüllt. Bezüglich dieser Topologie sind alle linearen Operatoren in beliebige topologische Vektorräume stetig.

Auf unendlichdimensionalen topologischen Vektorräumen gibt es dagegen im Allgemeinen lineare Funktionale (also lineare Operatoren in den Grundkörper), die unstetig sind.

Es gibt sogar topologische Vektorräume, auf denen das 0-Funktional das einzige stetige lineare Funktional ist.

Für hausdorffsche, lokalkonvexe Räume stellt allerdings der Satz von Hahn-Banach die Existenz einer ausreichenden Menge von stetigen, linearen Funktionalen sicher. Dieser Satz übernimmt in der Theorie der lokalkonvexen Räume eine ähnliche Rolle, wie der Satz von Tietze in der Theorie der lokalkompakten Räume.

Tatsächlich lässt sich die Stetigkeit von linearen Operatoren zwischen lokalkonvexen Räumen wie folgt charakterisieren:

Sind   und   lokalkonvex, so ist   genau dann stetig, wenn für jede stetige Halbnorm   auf   die Halbnorm   stetig auf   ist.

Ist   sogar ein normierter Raum (allgemeiner ein bornologischer Raum), so ist   genau dann stetig, wenn es beschränkte Mengen auf beschränkte Mengen abbildet. Diese Eigenschaft wird auch als Beschränktheit von   bezeichnet. Man beachte, dass diese Eigenschaft nicht gleichbedeutend ist mit der üblichen Definition von beschränkten Funktionen. Diese übliche Definition wird bei linearen Operatoren nur vom 0-Operator erfüllt.

Sind   und   sogar Banachräume, so kann der Satz vom abgeschlossenen Graphen oft zum Nachweis der Stetigkeit genutzt werden.

Stetige Ergänzbarkeit

Seien   und  , topologische Räume,   und   eine Funktion. Es stellt sich die Frage, ob es möglich ist,   auf ganz   fortzusetzen, so dass die Fortsetzung in   stetig ist. Falls   ein isolierter Punkt von   ist, so ist dies wegen (4) für jede Fortsetzung der Fall. Man betrachtet daher den Fall, dass   kein isolierter Punkt ist und   ein Hausdorff-Raum ist. Dann ist nämlich eine solche Fortsetzung wegen (17') eindeutig bestimmt. Existiert in dieser Situation die geforderte Fortsetzung, so sagt man, dass   in   (durch den eindeutig bestimmten Funktionswert) stetig ergänzbar ist.

Der Satz von Tietze kann nicht zur Lösung dieser Frage genutzt werden, da der Definitionsbereich von   in der beschriebenen Situation nicht abgeschlossen in   ist.

Tatsächlich muss die Frage der stetigen Ergänzbarkeit oft individuell beantwortet werden. Betrachtet man von   nach   die Funktionen   und  , so ist die erste in 0 stetig ergänzbar (mit dem Wert 0), die zweite nicht. Dies liegt daran, dass beide Funktionen um das Argument 0 herum oszillieren, die Ausschläge bei der ersten aber durch den zusätzlichen Faktor   immer mehr gedämpft werden.

In vielen Fällen kann die Regel von de l’Hospital benutzt werden, um die Frage nach der stetigen Ergänzbarkeit reeller oder komplexer Funktionen positiv zu beantworten.

Der Begriff der stetigen Ergänzbarkeit kann auch zur Definition der Differenzierbarkeit herangezogen werden: Sind in der oben beschriebenen Situation   und   Teilmengen von   und ist   eine Funktion, so ist der Differenzenquotient von   in   eine Funktion von   nach  , die gegeben ist durch  . Ist diese Funktion in   stetig ergänzbar, so heißt   in   differenzierbar und der zum Differenzenquotienten hinzugefügte Funktionswert die Ableitung von   in  .

Stetigkeit von Grenzwerten von Funktionenfolgen

Seien   und   topologische Räume. Für jedes   sei   eine stetige Funktion. Die Funktionenfolge   konvergiere punktweise gegen eine Funktion  . Es stellt sich die Frage, ob in dieser Situation bereits auf die Stetigkeit von   geschlossen werden kann.

Dass dies im Allgemeinen nicht gilt, zeigt folgendes Beispiel:

Ist   und   für  , so gilt

 

Diese Funktionenfolge stetiger Funktionen konvergiert also punktweise gegen eine unstetige Funktion.

Es gibt aber verschiedene Zusatzbedingungen, die in der beschriebenen Situation dennoch die Stetigkeit der Grenzfunktion sicherstellen.

Eine Möglichkeit ist die Verwendung eines strengeren Konvergenzbegriffs für Funktionenfolgen, der dann die Stetigkeit der Grenzfunktion sicherstellt. Hier sei insbesondere der Begriff der lokal gleichmäßigen Konvergenz genannt. Dieser setzt allerdings voraus, dass   ein metrischer Raum (oder wenigstens ein uniformer Raum) ist.

Mit Hilfe dieses Konvergenzbegriffs von Funktionenfolgen lässt sich auch die oben bereits erwähnte Stetigkeit von durch Potenzreihen definierten komplexen Funktionen im Innern ihres Konvergenzkreises beweisen (siehe auch Abelscher Grenzwertsatz).

Der Satz von Banach-Steinhaus stellt die Stetigkeit der Grenzfunktion sicher, wenn   und   Banachräume sind und alle   lineare Operatoren sind.

Andere Stetigkeitsbegriffe

Ordnungstheoretischer Stetigkeitsbegriff

Ordnungstheoretisch lässt sich die Stetigkeit als Verträglichkeit einer Funktion mit dem Supremum vollständiger Halbordnungen   fassen. Eine Funktion   heißt stetig, wenn   für alle gerichteten Teilmengen   gilt.[5] Dieser Begriff spielt in der Bereichstheorie eine zentrale Rolle.[6] Ähnlich der Folgenstetigkeit oben werden auch hier Grenzwerte wieder auf Grenzwerte abgebildet.

In diesem Zusammenhang folgt aus der Stetigkeit einer Funktion deren Monotonie. Umgekehrt bildet jede monotone Funktion eine gerichtete Menge wieder auf eine solche ab, wodurch die Existenz des Supremums des Abbilds dann von vornherein gewiss ist und nicht mehr gezeigt werden muss. Viele Autoren nehmen die Monotonie als Voraussetzung in die Definition der Stetigkeit auf.

Weitere Stetigkeitsbegriffe auf metrischen Räumen

Für Funktionen zwischen metrischen Räumen gibt eine Reihe weiterer Stetigkeitsbegriffe, die jeweils strengere Bedingungen daran stellen, wie stark der Funktionswert in Abhängigkeit von der Schwankung im Argument schwanken darf. Hier wäre zu nennen: gleichmäßige Stetigkeit (kann auch für Funktionen auf uniformen Räumen definiert werden), (lokale) Lipschitz-Stetigkeit, Hölder-Stetigkeit sowie (falls der Definitionsbereich ein reelles Intervall ist) absolute Stetigkeit.

Der Satz von Heine besagt, dass eine stetige Funktion von einem kompakten Hausdorff-Raum in einen beliebigen uniformen Raum immer auch gleichmäßig stetig ist.

Weitere Stetigkeitskriterien

  • Eine Funktion von einem topologischen Raum in einen metrischen Raum ist genau dann stetig in einem Punkt des Definitionsbereichs, wenn die Oszillation der Funktion an dieser Stelle 0 ist.
  • Definition in der Nichtstandard-Analysis: Eine Funktion ist stetig an der Stelle  , wenn für alle Infinitesimale   gilt, dass auch die Differenz   infinitesimal ist. Sprich:  .
  • Eine Funktion zwischen zwei topologischen Räumen ist genau dann stetig, wenn das Bild des Abschlusses einer jeden Teilmenge des Definitionsbereichs im Abschluss des Bildes dieser Teilmenge liegt (als Formel:  ).

Verschiedenes

Zusammenhang zwischen Stetigkeit und Differenzierbarkeit

Wie bereits gesagt, ist eine reelle oder komplexe Funktion an jeder Stelle, an der sie differenzierbar ist, auch stetig. Dass die Umkehrung nicht gilt, zeigt die Betragsfunktion. Sowohl die reelle als auch die komplexe Betragsfunktion ist stetig. Die reelle Betragsfunktion ist überall außer an der Stelle 0 differenzierbar, während die komplexe Betragsfunktion gar nicht differenzierbar ist.

Lange Zeit war offen, ob es auch stetige reelle Funktionen gibt, die nirgends differenzierbar sind. Das erste Beispiel einer reellen stetigen aber nirgends differenzierbare Funktion wurde von Bernard Bolzano konstruiert (Bolzanofunktion). Dieses Beispiel wurde aber erst deutlich später veröffentlicht. Bekannt wurde die Existenz solcher Funktionen durch Karl Weierstraß (Weierstraß-Funktion), der damit viele zeitgenössische Mathematiker überraschte.

Mit Hilfe des Satzes von Baire wurde später gezeigt, dass die Menge der an keiner Stelle differenzierbaren Funktionen sogar dicht in   ist.

Ist eine Funktion an jeder Stelle differenzierbar, so stellt sich die Frage nach der Stetigkeit ihrer Ableitungsfunktion. Für komplexe Funktionen wird diese Frage im Wesentlichen durch die Erkenntnis beantwortet, dass die Ableitung einer auf einer offenen Teilmenge von   differenzierbaren Funktion selber wieder differenzierbar und damit auch stetig ist.

Für reelle Funktionen gilt diese Aussage nicht. Da aber die Stetigkeit der Ableitungsfunktion sich in vielen Fällen als bedeutsam herausgestellt hat, wurde der Begriff der stetigen Differenzierbarkeit eingeführt. Näheres dazu findet sich im Artikel über die Differenzierbarkeit.

Der Raum der k-mal stetig differenzierbaren Funktionen auf einem reellen Intervall   wird auch mit   bezeichnet. Als Grenzfall für   erhält man  , das deswegen auch manchmal als   bezeichnet wird. Ein weiterer Grenzfall ist der Raum der unendlich oft stetig differenzierbaren Funktionen (glatte Funktionen) auf einem reellen Intervall  . Dieser wird auch mit   bezeichnet.

Anmerkung zur Darstellung in diesem Artikel

Funktionen sind Objekte der Mengenlehre. Sie besitzen einen Definitionsbereich und eine Zielmenge. Diese beiden Mengen können mit verschiedenen Topologien versehen werden. Die Wahl dieser Topologien ist kein Bestandteil der 'Identität' der Funktion aber wesentlich für die Frage der Stetigkeit. Es ist daher eigentlich unpräzise, davon zu sprechen, dass eine Funktion stetig oder unstetig sei.

Eine präzise Formulierung von (3) für topologische Räume würde zum Beispiel lauten:

Seien   und   topologische Räume. Sei   eine Funktion und  . Dann heißt   stetig in   bezüglich der Räume   und  , wenn für jede  -Umgebung   von   das Urbild   eine  -Umgebung von   ist.

In der mathematischen Praxis ist fast immer klar, welche Topologien auf den jeweiligen Räumen verwendet werden sollen. Daher ist die in diesem Artikel verwendete etwas ungenaue Sprechweise üblich. In den seltenen Fällen, wo mehrere Topologien zur Auswahl stehen, etwa bei der Formulierung von (6'), wird dies durch entsprechende Erläuterungen deutlich gemacht.

Geschichte

Augustin-Louis Cauchy und Bernard Bolzano gaben Anfang des 19. Jahrhunderts unabhängig voneinander eine Definition der Stetigkeit. Sie nannten eine Funktion stetig, wenn hinreichend kleine Änderungen des Arguments nur beliebig kleine Änderungen des Funktionswerts nach sich zögen. Dies war bereits eine exakte Definition, die aber in ihrer praktischen Anwendung gewisse Fragen offenlässt. Das heutzutage übliche  - -Kriterium wurde von Karl Weierstraß am Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt.

Literatur

Commons: Stetigkeit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Wolfgang Böge (Hrsg.), Wilfried Plaßmann (Hrsg.): Vieweg-Handbuch Elektrotechnik: Grundlagen und Anwendungen für Elektrotechniker. Vieweg, 4. Aufl., 2007, S. 138
  2. Lothar Papula: Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler Band 1: Ein Lehr- und Arbeitsbuch für das Grundstudium. Vieweg+Teubner, 12. Aufl., 2009, S. 186
  3. Franz Pfuff: Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler 1: Grundzüge der Analysis – Funktionen einer Variablen. Vieweg+Teubner, 5. Aufl., 2009, S. 76
  4. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Stock.
  5. Dana Scott: Continuous Lattices. In: SLNM 274. 1972, S. 97–136, Proposition 2.5. S.a. Scott, 1971 (PDF; 1,2 MB)
  6. Roberto M. Amadio and Pierre-Louis Curien: Domains and Lambda-Calculi. Cambridge University Press 1998. ISBN 0-521-62277-8, S. 2.