Magnetfeldtherapie

Stimulation von Zellfunktionen durch Magnetfelder ohne Beleg einer Wirksamkeit
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Die Magnetfeldtherapie oder Magnettherapie ist eine umstrittene alternativmedizinische Behandlungsmethode, bei der die Patienten einem Magnetfeld ausgesetzt werden.

Geschichte

Manche Befürworter gehen davon aus, dass bereits vor ca. 2000 Jahren bei den chinesischen Medizinern ein Einsatz magnetischer Steine zur Unterstützung der Heilung üblich war. Hippokrates beschrieb den Einsatz magnetischer Steine. Auch die alten Römer sollen an positive Wirkungen der Magnetfelder geglaubt und die alten Ägypter magnetischen Schmuck zur Stärkung der Gesundheit getragen haben. Im 18. Jahrhundert gelangte der sogenannte animalische Magnetismus des Franz Anton Mesmer in Europa zu einer kurzen Blüte.

Varianten

Je nach Hersteller werden statische oder pulsierende Magnetfelder mit sehr verschiedenen Frequenzen, Intensitäten und Programmen durch Röhren, Spulenmatten, kleinere Kissen und/oder Stäbe erzeugt. Permanentmagneten, die statische Magnetfelder erzeugen, gibt es in Form von Pflastern, Einlegesohlen, Armbändern usw. Im Wellnessbereich wird vorwiegend mit statischen Magnetfeldern gearbeitet. Wellnessprodukte haben jedoch keinen einem Medizinprodukt entsprechenden Wirkungsmechanismus. Manche Therapeuten setzen einen Magnetfeldstab zur Akupunktur ohne Nadeln oder zur Reflexzonenmassage ein.

Für einen universalen Einsatz eigenen (lt. Lehrbuch Elektrotherapie) sich am besten Geräte mit einer magnetischen Flussdichte im Bereich zwischen 30µT und 10000µT sowie einen einstellbaren Frequenzbereich zwischen 0,1Hz und 15000Hz. Die Leistungseinstellung sollte in mehreren Stufen möglich sein. Wichtig ist ebenso die Verfügbarkeit der Signalform wie Sinus, Multisinus, Sägezahn/Dreieck und Rechteckimpulsform.

Die Geräte sind zwar meist als Medizinprodukte der Klasse II a zulassungspflichtig und unterliegen festgelegten Sicherheitsstandards, dennoch ist ihre physikalische Beschaffenheit nicht genormt. Wegen dieser großen Unterschiede dürfen Aussagen über die Wirksamkeit oder Nichtwirksamkeit einer bestimmten Magnetfeldanwendung nicht ohne Weiteres verallgemeinert oder auf andere Anwendungen übertragen werden. Daher ist die Übereinstimmung der Geräteparameter mit den Studienparametern Voraussetzung. Diese Daten gehen aus der "Klinischen Bewertung" des Magnetfeldtherapiegerätes hervor.

Therapie

Schulmediziner setzen die Magnetfeldtherapie meist zur "Anregung und Beschleunigung der Wundheilung", "Behandlung degenerativer Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Wirbelsäule (insbesondere Arthrosen)", Anregung der Knochenheilung (insbesondere verzögerte Knochenheilung, Osteoporose, Prothesenlockerung, Lumbar interbody fusion)" und "Schmerzbehandlung" ein. Aber auch im Bereich HNO, Dermatologie und Neurologie (Migräne, Durchblutungsförderung, MS) zeigen Studien die klinische Effektivität.

Außer zur Therapie werden Magnetfeldgeräte von vielen Hochleistungssportlern zur sportlichen Leistungssteigerung, schnelleren Regeneration, Verringerung des Verletzungsrisikos und präventiv eingesetzt.

Anwendung

Die Anwendung kann in der Praxis eines Arztes oder Therapeuten, einer Klinik oder Rehabilitationseinrichtung sowie im Heimbereich erfolgen. Da oft eine langfristige oder zumindest tägliche Anwendung erforderlich ist und Magnetfeldtherapie auch zur Gesundheitsvorsorge empfohlen wird erhält die Heimtherapie einen extrem hohen Stellenwert.

Das erzeugte Magnetfeld selbst kann man nicht spüren. Manche Anwender berichten jedoch von einem Wärmegefühl oder einem leichten Kribbeln durch die Anwendung. Die Therapeuten führen das auf eine verbesserte Durchblutung zurück.

Aufgrund der Tatsache, dass Magnetfelder Kleidung durchdringen, ist die Anwendung leicht durchzuführen. Knochenbrüche können durch den Gipsverband hindurch behandelt werden.

Bei ordnungsgemäßer Anwendung gibt es nach bisherigen Erkenntnissen keine Nebenwirkungen. Allerdings kann es zu einer so genannten Erstverschlimmerung kommen, eine kurzfristige Verstärkung der Symptome, die auch von anderen Therapieverfahren bekannt ist.

Kontraindikationen und Warnhinweise

Die Kontraindikationen sind in der Bedienungsanleitung des jeweiligen Magnetfeldtherapiegerätes zu entnehmen. Die Anwendung bei gesunden Menschen zur Prophylaxe oder zur Steigerung des Wohlbefindens ohne ärztliche Rücksprache erscheint nach bisherigen Erkenntnissen ungefährlich.

Menschen mit Herzschrittmacher oder anderen elektronischen Implantaten sollten grundsätzlich keiner Magnetfeldtherapie unterzogen werden, da es zu gefährlichen Wechselwirkungen mit der Steuerelektronik kommen könnte.

Die Selbstbehandlung eines schwerwiegenden gesundheitlichen Problems mit Magnetfeldtherapie ohne ärztliche Hilfe darf nicht durchgeführt werden. In Österreich gilt die §343. MFTG-Verordnung.

Wirkungsweise

Es gibt wissenschaftliche Hypothesen zur Wirkung der Magnettherapie. Der wichtigste Mechanismus scheint die Förderung der Durchblutung und des Zellstoffwechsels zu sein. Aus wissenschaftlicher Sicht können magnetische Wechselfelder durch ihre Einwirkung im Körper elektrische Spannungen induzieren. Diese könnten die chemischen und physikalischen Vorgänge an Zellmembranen beeinflussen. Tatsächlich haben Zellkulturen im Experiment Reaktionen gezeigt, und die Erregungsleitung an isolierten Nerven wurde im Magnetfeld verändert. Diese Effekte sind von der Stärke des Magnetfeldes und Frequenz sowie Signalform abhängig. Eine Wirkung statischer Magnetfelder auf lebendes Gewebe wurde bis heute nicht nachgewiesen.

Ergebnisse

Im Sinne der 'Evidence based medicine' können folgende medizinisch wissenschaftliche Belege zur Dokumentation der Wirksamkeit herangezogen werden: - Metaanalysen; Einzelne randomisierte kontrollierte Studien; Cross-over-Studien - Die Wirkungsbereiche sind der "Klinischen Bewertung" der jeweiligen Geräte zu entnehmen (falls vorhanden!). Bitte beachten: Wellnessprodukte haben keinen einem Medizinprodukt entsprechenden Wirkungsmechanismus! siehe MPG § 102

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten meist nicht. Auch private Krankenversicherungen lehnen die Erstattung oft ab.

Siehe auch

Literatur

Magnetfeldtherapie - Theoretische Grundlagen, Indikationen, praktische Anwendung von Dr. med. Christian Thuile ISBN 3-8304-7114-9

Elektrotherapie von O. Univ. Prof. Dr. Veronika Fialka-Moser Univ. Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Wien ISBN 3-7905-0912-4

Quellen

  1. Wolsko PM et al.: Double-blind placebo-controlled trial of static magnets for the treatment of osteoarthritis of the knee: results of a pilot study. Altern Ther Health Med (2004) 10:36-43. PMID 15055092.
  2. Harlow T et al.: Randomised controlled trial of magnetic bracelets for relieving pain in osteoarthritis of the hip and knee. BMJ (2004) 329:1450-4. PMID 15604181.
  3. Reeser JC et al.: Static magnetic fields neither prevent nor diminish symptoms and signs of delayed onset muscle soreness. Arch Phys Med Rehabil (2005) 86:565-70. PMID 15759245.
  4. Eccles NK: A randomized, double-blinded, placebo-controlled pilot study to investigate the effectiveness of a static magnet to relieve dysmenorrhea. J Altern Complement Med (2005) 11:681-7. PMID 16131292.
  5. Eccles NK: A critical review of randomized controlled trials of static magnets for pain relief. J Altern Complement Med (2005) 11:495-509. PMID 15992236.