Dionysos

griechische Gottheit des Weins und der Fruchtbarkeit
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Dionysos (Διόνυσος) ist in der griechischen Götterwelt ein Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Ekstase. Er wurde von den Griechen und Römern auch Bakchos bzw. Bacchus genannt, „der Spross“. Er ist der jüngste der großen griechischen Götter.

Dionysos im Gespräch mit Hermes, in der Hand einen Kantharos (Weinbecher), links ein Satyr
Datei:Dionysos Augenschale des Exekias.jpg
Dionysos fährt über das Meer
„Die Erziehung des Dionysos“ (Fresko, heute im Museo Nazionale delle Terme, ca. 20 n.Chr.)


Zuschreibungen

Gewöhnlich war er in Begleitung der Silene und Satyrn, die die Fruchtbarkeit der ungebändigten Natur verkörpern. Er wurde vor allem von Frauen verehrt, den Mänaden. Sie waren bekränzt mit Efeu, hüllten sich in Hirsch- oder Rehfelle und trugen Fackeln und thyrsoi (mit Efeuranken umwundene Stäbe aus Narthexstaude, ein Pinienzapfen an der Spitze, auch „Bacchusstab“ genannt). Bei ihren orgiastischen Riten wurden wilde Tiere zerrissen und gegessen und „freie Liebe“ zwischen den Geschlechtern genossen. Sie tanzten begleitet von Flöten, Pauken und Tamburinen. Die frühesten Mänaden trugen zahme Schlangen um den Arm gewunden und der Gott erschien ihnen als Stier. Es gibt zahlreiche antike Darstellungen von Dionysos und seinem Gefolge, beispielsweise auf den römischen Campanareliefs.

Als „Löser“ (Lysios, Lyaios) entfesselte er die Menschen, befreite sie von Sorgen und ließ Mauern einstürzen.

Seine Tiergestalt war der Stier, was ihn mit seinem Vater Zeus verbindet.

In menschlicher Form wurde Dionysos rituell als bärtige Maske dargestellt. Seine Maske hängt an einem Pfahl oder einer Säule, darunter ein langes Gewand.

Oft wird er dem in den Eleusinischen Mysterien gerufenen Iakchos gleichgestellt, dem „göttlichen Kind“.

Während der winterlichen Abwesenheit des Apollon überwachte Dionysos das Orakel von Delphi.

Ihm zu Ehren wurden in Griechenland die Dionysien, im antiken Rom die Bacchanalien gefeiert. Das römische Pendant zu Dionysos war Bacchus.

Geschichten über Dionysos Geburt und Kindheit

Über die Herkunft des Dionysos werden, wie bei vielen Gottheiten, verschiedene Geschichten erzählt, aus verschiedenen Gegenden und verschiedenen Zeiten. Anzunehmen, es handele sich um zwei von einander getrennte mythologische Persönlichkeiten, Dionysos Zagreus und einen bekannteren Dionysos, „Gott des Weines“, würde aber zu weit gehen.

Dionysos Zagreus

Die Gesänge erzählten die Geschichte von Dionysos Zagreus. Zeus näherte sich in einer Höhle seiner Tochter, der Unterweltsgöttin Persephone, als Schlange. Auch Hades ihr Gatte, wurde als Vater genannt, der auch der Katachtonius genannt wurde, „unterirdischer Zeus“. Ihr Kind war als Zagreus bekannt, der „große Jäger“, welchen Beinamen auch Zeus selbst als Unterweltgott trägt, besonders auf Kreta. Dionysos wurde als Sohn der Persephone auch Chtonios, „unterirdischer“ genannt.

Zeus liebte seinen Sohn, was die Eifersucht der Hera heraufbeschwor. Sie trieb die Titanen an, Dionysos zu töten. Er wurde beim Spielen überrascht und von den Titanen in sieben Teile zerrissen, in einem Kessel, der auf einem Dreifuß stand gekocht, über dem Feuer gebraten und verschlungen. Doch die Hörner des gebratenen Kindes erinnern daran, dass es sich um ein geopfertes Zicklein oder Kälbchen handelt, dessen Leiden denen des Gottes sich genau entsprachen.

Zeus strafte diese Tat, indem er die Titanen mit einem Blitz vernichtete. Aus der Vermischung der Asche des Zagreus und der der Titanen soll das Menschengeschlecht entsprungen sein. Der Mensch enthielt göttliche und titanische Elemente. Nach Meinung der Orphiker konnte man durch Reinigung und Initiationen das titanische Element verlieren und ein backchos werden.

Es gibt, neben dieser orphischen verschiedene andere Fortsetzungen der Geschichte der Tötung des Dionysos durch die Titanen:

Zeus habe die Glieder gesammelt und sie Apollon übergeben, der sie in Delphi bestattete. Dort wurde jährlich in der winterlichen Abwesenheit des Apollon seine Auferstehung gefeiert.

Nach einer anderen Geschichte entstand der erste Weinstock aus der Asche der verbrannten Glieder des Dionysos. Es wurde auch berichtet, Rhea habe die im Kessel gekochten Glieder gesammelt und zusammengefügt. Dionysos ist ins Leben zurückgegehrt und wurde Persephone zurückgegeben. Der Unterschied zwischen diesen beiden Geschichten ist gering.

Nur das Herz des Dionysos habe Athene beiseite getan, so wurde erzählt. Dieses Herz gab Zeus der Semele zu essen oder in einem Trank, so dass er erneut empfangen wurde. In Wahrheit war es ein anderes Körperteil, das eine Göttin in einem zugedeckten Korb versteckte, der Phallos.

Dionysos, „Gott des Weines“

Nach der bekanntesten Geschichte ist Dionysos der Sohn des Zeus und der Semele. Es heißt, die eifersüchtige Hera habe Semele in einer Verkleidung überredet, sie möge sich von Zeus erbitten, sich ihr ebenso zu zeigen, wie er sich Hera zeige. Zeus habe sich ihr als Blitz genähert und sie verbrannt. Da sie mit Dionysos schwanger gewesen sei, habe Zeus ihr Kind zu sich genommen. Er brachte sich eine tiefe Wunde bei und nähte sich die unreife Leibesfrucht in seinen eigenen Schenkel. Nach drei Monaten öffnete er ihn wieder und brachte Dionysos hervor. Dionysos wird deshalb der zweimal Geborene genannt. Mit dieser zweiten Geburt durch Zeus wird seine Göttlichkeit begründet.

Geboren wurde er möglicherweise auf dem Berg Nysa. Seine Amme war zunächst Ino, die Schwester der Semele. Er wurde als Mädchen verkleidet.

Als einmal in seiner Kindheit die durch Hera drohende Gefahr besonders groß war, verwandelte Zeus den Dionysos in ein Zicklein und übergab ihn den Nymphen des Berges Nysa, die das Kind in einer Höhle pflegten und mit Honig fütterten. Erzogen wurde er von Silenos.

An der Stelle wo Semele starb, sei später ein Weinstock gestanden, wird berichtet.

Erzählungen

Seine Jugend war vom Kampf um die Anerkennung seiner Göttlichkeit und seines Kultes bestimmt. Dieser wurde von den Königen oder ihren Frauen oder Töchtern fast immer abgelehnt. Dann wurden die Frauen wahnsinnig. Sie zerrissen den König oder ihre eigenen Kinder, wie das Kind Dionysos zerrissen worden war. Eine Erzählung darüber sind die “Bakchen“ des Euripides.

Auf einer Überfahrt von Ikaria nach Naxos fesselten tyrrhenische Seeräuber Dionysos, um ihn in Italien als Sklaven zu verkaufen. Doch die Fesseln lösten sich von selbst und das Schiff wurde durch Efeu- und Weinranken, die sich um den Mast und die Segel rankten, zum Stillstand gebracht. Der Jüngling wurde zu einem Löwen und ein Bär erschien. Erschreckt stürzten sich die Seeräuber ins Meer und wurden in Delphine verwandelt.

Auf Naxos heiratete Dionysos die kretische Ariadne, eine Unterweltgöttin, und sie allein wird als seine Gattin genannt., wodurch seine Geschichte mit der des gleichfalls stiergestaltigen Minotaurus verbunden wird.


Nachkommen

Literatur

Commons: Dionysus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Das Apollinische und das Dionysische: Nietzsches Gegensatzpaar im antiken Mythos