Exekutive Funktionen
Mit dem Terminus Exekutive Funktionen werden in der Hirnforschung und Neuropsychologie mentale Funktionen bezeichnet, mit denen Menschen (im weiteren Sinne: höhere Lebewesen) ihr Verhalten unter Berücksichtigung der Bedingungen ihrer Umwelt steuern: das Setzen von Zielen, Planung, Entscheidung für Prioritäten, Impulskontrolle, emotionale Regulation, Aufmerksamkeitssteuerung, zielgerichtetes Initiieren und Sequenzieren von Handlungen, motorische Steuerung, Beobachtung der Handlungsergebnisse und Selbstkorrektur. Es handelt sich also um diejenigen kognitiven Prozesse, die der bewussten Problemlösung und Handlungssteuerung des Individuums in seiner Umwelt dienen. Auch motivationale Funktionen wie Willensbildung (Volition) und Initiative werden den exekutiven Funktionen zugerechnet.
Die Voraussetzung für eine gute Funktionsfähigkeit dieser kognitiven Leistungen ist auf Gehirnebene ein intaktes Frontalhirn (Frontallappen, insbesondere Präfrontaler Cortex) sowie ein ausbalanciertes Zusammenspiel bestimmter in Regelkreisen angeordneter Nervenbahnen (und der zugehörigen Neurotransmitter), die neben dem Frontalhirn u.a. Teile der Basalganglien und den Thalamus umfassen.
Beeinträchtigt sind die exekutiven Funktionen insbesondere bei bestimmten hirnorganischen Störungen (z.B. frontotemporale Demenz, Dysexekutives Syndrom bzw. Frontalhirnsyndrom) und - mehr oder weniger ausgeprägt - bei einer Vielzahl von psychischen Störungen, so z.B. bei der Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS bzw. ADHS) oder beim Borderline-Syndrom.
Literatur
- Förstl, Hans (Hrsg.): Frontalhirn - Funktionen und Erkrankungen, Verlag Springer Berlin, ISBN 3-540-20485-7
- Goldberg, Elkhonon: Die Regie im Gehirn - Wo wir Pläne schmieden und Entscheidungen treffen, ISBN 3-935767-04-8
Siehe auch
- Dysexekutives Syndrom ("Frontalhirnsyndrom")
- Striatofrontale Dysfunktion
- Präfrontaler Cortex
- Frontallappen
- Volition (Psychologie)
- Selbstregulation (Psychologie)