Geschichte der O

erotischer Roman von Pauline Réage
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Juli 2006 um 09:56 Uhr durch Hansele (Diskussion | Beiträge) (mehrfachverlinkung entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Geschichte der O (Histoire d'O) ist ein sadomasochistischer Roman der französischen Autorin Pauline Réage, einem Pseudonym von Anne Desclos (19071998), die auch unter dem Namen Dominique Aury schrieb.

Der 1954 veröffentlichte Roman ist eine weibliche Unterwerfungsfantasie über eine Pariser Mode-Fotografin, die freiwillig und mit großer Leidenschaft einen Ort aufsucht, an dem sie gefesselt, ausgepeitscht, maskiert und gelehrt wird, jederzeit verfügbar zu sein. Da die „O“ keinem Zwang ausgesetzt ist (außer einer sie verzehrenden Liebe) stellen sich Fragen der Freiwilligkeit sowie deren Grenzen. Zugleich stellt der Roman die Frage nach dem Verhältnis von Liebe und Unterwerfung (beziehungsweise Aufgabe des sogenannten „eigenen“ Willens) und nimmt für sich in Anspruch, sowohl eine sexuelle, als auch eine philosophische Studie zu sein. „O“ tritt im letzten Kapitel maskiert auf, was darauf hinweisen könnte, dass sie nicht nur ihr „Gesicht“ verloren hat, sondern auch auf einen Teil ihrer Individualität verzichtet. Möglich ist jedoch auch, dass die Maske es der O erlaubt, ihr Tun sozusagen als Dritte zu beobachten, ohne als vollständige Person einbezogen zu sein; die Maske wäre also eine Wahrung des Intimen. Wahrscheinlich ist jedoch, dass es sich lediglich um ein dramaturgisches Mittel handelt.

Ihr Leben als Modefotografin wird jedoch von ihrem „zweiten Leben“ als Masochistin nur teilweise berührt und verändert.

Eine Sichtweise über den Roman ist, dass es sich um das völlige Objektsein einer Frau handelt. Ihr Name ist verkürzt auf den einen Buchstaben O. Es gab viele Spekulationen, was der Buchstabe bedeuten könne. Manche sagten, er stehe für das Wort objet (frz.: Objekt) oder orifice (frz.: Öffnung), er steht jedoch für den Namen Odile.

Im Februar 1955 gewann das Buch den französischen Literaturpreis Prix des Deux Magots, dies hielt die französischen Behörden jedoch nicht davon ab, den Verleger des Werks wegen der Veröffentlichung obszönen Materials anzuzeigen. Die Klage wurde von den zuständigen Gerichten zurückgewiesen, dennoch landete das Buch in Frankreich für mehrere Jahre auf dem Index.

Als eigenständige Ausgabe steht der Roman auch in Deutschland auf dem Index. Unter dem Titel "Die O hat mir erzählt" ist eine gedruckte Ausgabe mit einem zusätzlichen Interview von Régine Deforges mit der Autorin Pauline Réage und dem Nachfolger "Rückkehr nach Roissy" jedoch wieder erhältlich.

Bearbeitungen

Ein direkter Nachfolgetitel erschien 1969 als Rückkehr nach Roissy.
Der italienische Künstler Guido Crepax adaptierte die Geschichte 1975 für das Medium Comic.

Verfilmungen

Der französische Regisseur Henri-Georges Clouzot plante jahrelang eine filmische Umsetzung des Stoffs. Die Verfilmung 1975 von Just Jaeckin mit Corinne Clery und Udo Kier ist ein Klassiker ihres Genres auch wenn er zunächst hinter dem Erfolg des Buches zurückblieb. In Großbritannien wurde sie durch das British Board of Film Censors bis zum Februar 2000 verboten.

Als Homage an die Geschichte der O und deren anonyme Autorin produzierte der dänische Regisseur Lars von Trier 1979 einen Kurzfilm mit dem Namen Menthe - la bienheureuse.

Der Produzent des Orginalfilms von 1975 Eric Rochat produzierte 1992 eine zehnteilige brasilianische Miniserie mit Claudia Cepeda in der Titelrolle.

Schließlich führte im Jahr 2002 Phil Leirness Regie in einer modernen englischsprachigen Adaption des Stoffes, nachdem er sich auch am zugrundeliegenden Drehbuch als Co-Autor beteiligt hatte.

  • 1975: Geschichte der O, IMDb
  • 1979: Menthe - la bienheureuse IMDb
  • 1981: Früchte der Leidenschaft mit Klaus Kinski, IMDb
  • 1984: Geschichte der O Kapitel II, IMDb
  • 1994: Geschichte der O - Episode 1 – Die Rituale auf Roissy
  • 1994: Geschichte der O - Episode 2 – Die Rückkehr aus Roissy
  • 1994: Geschichte der O - Episode 3 – Werben um Jaqueline
  • 1994: Geschichte der O - Episode 4 – Die lustvollen Sklavinnen von Samoi
  • 1994: Geschichte der O - Episode 5 – Die Offenbarung
  • 2002: The Story of O: Untold Pleasures, IMDb

Trivia

  • In BDSM-Kreisen wird gerne der sogenannte Ring der O getragen. Dieser dient seit geraumer Zeit auch der Bondage-Szene als Erkennungszeichen und hat seinen Weg in den modischen Mainstream gefunden.
  • Es wird angenommen, dass im sozialen Umfeld von Pauline Réage die französische Autorin Janine Aeply, Ehefrau des Malers Jean Fautrier und eine der Freunde von Dominique Aury als reale O die Inspiration für die Autorin war.
  • Der Roman ist die Quelle einer großen Anzahl unterschiedlicher Begriffe, die in der BDSM-Subkultur weitverbreitet sind, hierzu gehört auch Samois, der Name des Anwesens der Buchfigur Anne-Marie, welche O pierct und brandmarkt.
  • Eine Koinzidenz ist Tom Sharpes Der Renner, der von einem kontroversen erotischen Roman handelt, der von einer anonymen Autorin geschrieben wurde, die eine hochangesehene Literaturkritikerin ist.

Zitate

  • Die erste deutsche Ausgabe erschien 1967 im Joseph Melzer Verlag, eigentlich spezialisiert auf Judaica. Der Verlag stand vor dem Konkurs und ging das Risiko einer Veröffentlichung des Romans bewußt ein um diesem zu entgehen. Jörg Schröder, damals Hersteller bei Joseph Melzer und etwas später selbst Verlagsleiter der "Olympia Press Deutschland" im Rückblick:
"Die Geschichte der O" hat den Weg für Pornografie in Deutschland freigeschlagen, nicht die Olympia Press. aus J.S.:Siegfried

Siehe auch