Angriff auf Pearl Harbor

Schlacht des Pazifikkriegs
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Vorlage:Schlacht

Der japanische Angriff auf Pearl Harbor, dem US-Flottenstützpunkt auf Oahu, Hawaii, am 7. Dezember 1941 war für die USA Anlass, in den Zweiten Weltkrieg einzutreten. Der Angriff erfolgte vor der Kriegserklärung und sollte den Großteil der im Pazifik stationierten amerikanischen Marine mit einem Schlag zerstören.

In den USA gilt der Begriff Pearl Harbor seither als Metapher für einen unprovozierten und unvorhergesehenen äußeren Angriff. Bereits während des Krieges wurde in internen Ermittlungen der US-Streitkräfte nachgewiesen, dass es Versäumnisse in Vorfeld gab. Das Militär hielt Pearl Harbor für absolut sicher vor Luftangriffen, was angesichts der technischen Möglichkeiten der Japaner nicht realistisch war. Zudem wurde ein japanischer Angriff ohne Kriegserklärung angeblich nicht erwartet, da dies der Tradition widersprochen hätte. Angesichts der bestehenden Kriegshandlungen Japans sowie der vorangegangenen Provokationen (Öl-Embargo) scheint ein übermäßiges Vertrauen in diese Tradition zu diesem Zeitpunkt jedoch fragwürdig, was später zu Verschwörungstheorien führte (Pearl-Harbor-Komplott).

Gravierend für den Ablauf des 7. Dezember waren aber auch die Fehler vor Ort, als ein japanisches U-Boot und ein Radarsignal von den Verantwortlichen nicht als Gefahr eingestuft wurden. Das Radarsignal war irrtümlich als ein für diesen Tag erwarteter Bomberverband der USAAF interpretiert worden. Dennoch bestehen Kritiker darauf, dass diese Einstufung sowie weitere Warnungen absichtlich blockiert worden seien.

Durch den Angriff auf Pearl Harbor verloren die USA zunächst den größten Teil des aus Schlachtschiffen bestehenden Kerns ihrer Pazifikflotte. Doch dank der geringen Wassertiefe konnten die meisten der auf Grund liegenden Schiffe noch während des Krieges gehoben und repariert werden. Nur die völlig zerstörte Arizona und die veraltete Utah blieben an ihren Untergangsstellen zurück. Die geborgenen Schlachtschiffe dagegen wurden bei den amphibischen Landungsunternehmen des Pazifikkrieges ausgiebig zur Unterstützung der anlandenden Truppen eingesetzt, indem sie durch Beschuss mit ihrer schweren Artillerie die japanische Küstenverteidigung ausschalteten.

Die amerikanisch-japanischen Beziehungen vor Pearl Harbor

Seit 1937 führte Japan in China den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg. Die Vereinigten Staaten waren anfangs neutral, jedoch änderte sich ihre Haltung in den folgenden Jahren aufgrund des Panay-Vorfalls sowie sich häufender Berichte über japanische Gräueltaten wie z.B. das Massaker von Nanking zugunsten Chinas. So unterstützten die USA China in zunehmendem Maße mit Materiallieferungen und einem (formal nicht-amerikanischem) Jagdgeschwader aus Freiwilligen. Ferner warnten die USA Anfang 1940 Japan davor, in Französisch-Indochina einzumarschieren, und verlegten demonstrativ ihre Pazifikflotte aus ihrer Heimatbasis San Diego an der Westküste nach Pearl Harbor auf den Hawaii-Inseln. Als Japan im Juli 1940 trotz amerikanischer Warnung Truppen in Indochina stationierte, schränkte die Amerikanische Regierung unter Präsident Franklin D. Roosevelt im September 1940 den amerikanischen Export von Erdöl und Stahl nach Japan ein (damals bezog Japan 80% seines Erdöls aus den USA). Nachdem dies nicht die gewünschte Wirkung hatte und Japan im Juli 1941 weitere Truppen in Indochina stationierte, verhängten die USA am 25. Juli 1941 ein vollständiges Öl-Embargo gegen Japan und froren alle japanischen Guthaben ein. Da sich Großbritannien und Niederländisch-Indien diesem Schritt anschlossen verlor Japan 75% seines Außenhandels und 90% seiner Öl-Importe.

Ohne die Öl-Importe reichten Japans Reserven für Industrie und Militär nur für wenige Monate, daher musste die japanische Führung unter Premierminister Hideki Tōjō innerhalb dieser Zeit die Ölzufuhr wiederherstellen, wenn sie den Zusammenbruch des Reiches verhindern wollte. Dazu sah sie nur zwei Möglichkeiten:

  • entweder erreichte Japan eine Aufhebung des Embargos durch Verhandlungen mit Washington als Gegenleistung für japanische Konzessionen
  • oder Japan stellte seine Versorgung mit Öl und anderen knappen Ressourcen durch Inbesitznahme der rohstoffreichen Südostasiatischen Kolonien Großbritanniens und der Niederlande gewaltsam sicher.

Die Mehrheit der Japanische Führung hielt eine Einigung mit den USA zu für Japan akzeptablen Bedingungen für unwahrscheinlich. Außerdem würde Japan auch bei einer Einigung weiterhin von ausländischem Rohstoffen abhängig sein. Die Konsequenzen dieser Abhängigkeit waren akut. Japan nahm dennoch Verhandlung mit der amerikanischen Regierung auf, welche schließlich am 26. November 1941 zur Hull-Note führten. Diese wurde von Premierminister Tojo und dem japanischen Kabinett als Ultimatum aufgefasst.

Währenddessen bereitete das Militär den Angriff auf die britischen und holländischen Kolonien im Süden vor. Aus Sicht Japans war die Gelegenheit günstig, da die Niederlande über keine nennenswerten Streitkräfte verfügten und Großbritanniens Kräfte wegen des Krieges in Europa gebunden waren. Zudem war Japan durch den Automedon-Vorfall in den Besitz der streng geheimen strategischen Direktiven des Britischen Generalstabs für Fernost gekommen. Diese enthielten nicht nur eine detaillierte Analyse der vorhandenen britischen Streitkräfte in Asien und der geplanten Strategien im Kriegsfall, sondern auch die besonders wertvollen Informationen inwiefern Großbritannien gewillt war, Kräfte von anderen Fronten nach Asien zu verlegen. Dadurch war das japanische Oberkommando besser über die britische Verwundbarkeit informiert als die meisten britischen Befehlshaber.

Allerdings lagen zwischen Japan und den zu erobernden Rohstoffen immer noch die Philippinen, welche zu diesem Zeitpunkt eine halbautonome Kolonie der USA waren. Von dort aus wären die USA in der Lage gewesen, im Falle eines Krieges mit Japan die Transportwege zwischen den Rohstoffen in Südostasien und der Japanischen Industrie zu unterbrechen. Ein Kriegseintritt der USA als Folge des japanischen Angriffs in Südostasien war durch den in der amerikanischen Bevölkerung vorherrschenden Isolationismus und Pazifismus zwar äußerst unwahrscheinlich, jedoch hielten viele japanische Militärs aufgrund der amerikanischen Politik der letzten Jahre einen Konflikt letztendlich für unvermeidbar und forderten daher die Besetzung der Philippinen als Teil der Offensive. Sie verwiesen darauf, dass sowohl die Philippinen sowie andere im Westpazifik gelegene Amerikanische Besitzungen wie Guam und Wake nur schwach verteidigt waren (so verfügte die Asienflotte der US-Navy lediglich über 3 Kreuzer und 13 veraltete Zerstörer), sich dieses jedoch schnell ändern konnte. Ferner hatten die USA nach dem Ausbruch des Krieges in Europa mit einem massiven Ausbau ihrer Flotte begonnen, zu dem auch 10 Schlachtschiffe der Typen South Dakota und Iowa sowie 9 große Flugzeugträger der Essex-Klasse gehörten. Allein diese im Bau befindlichen Einheiten bildeten eine Flotte, die stärker war als die gesamte über 30 Jahre aufgebaute Japanische Flotte. Ferner konnte Japan 1941 darauf hoffen, dass der Krieg in Europa einen Teil der amerikanischen Ressourcen binden würde. Zu einem späteren Zeitpunkt würde es alleine kämpfen müssen.

Dem gegenüber stand eine kleinere Gruppe von Offizieren und Politikern, die vor einem Krieg mit den USA warnten. Sie verwiesen auf die enorme industrielle Leistungskraft der USA, welche nicht nur diese riesige Flotte bauten, sondern gleichzeitig riesige Mengen an Rüstungsgütern für Großbritannien und die Sowjetunion produzierten, ohne dass dies zu Einschränkungen in der Produktion von zivilen Konsumgütern führte. So waren in den Vereinigten Staaten 1940 ca. 4,5 Mio. Lastwagen gebaut worden, in Japan lediglich 48000. Einer der prominentesten Gegner eines Krieges mit den USA war Admiral Yamamoto Isoroku, Oberbefehlshaber der japanischen Flotte und ehemaliger japanischer Marineattaché in Washington. Über die Aussicht, einen solchen Krieg zu gewinnen, sagte er: „Bekomme ich Befehl, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen Krieg zu führen, so werde ich 6 Monate oder 1 Jahr lang wild um mich schlagen. Sollte der Krieg aber ein zweites oder drittes Jahr dauern, sehe ich äußerst schwarz!“. Dass der Krieg innerhalb eines Jahres gewonnen werde könne, glaubte niemand. Dennoch entschloss sich die Japanische Führung Ende November 1941 endgültig für einen Krieg mit den Vereinigten Staaten.

In Washington wurden die diplomatischen Verhandlungen zum Schein noch bis zum Morgen des 7. Dezember weitergeführt. Am 6. Dezember begann Tokio der japanischen Botschaft in Washington eine Note in 14 Teilen zu übermitteln, welche dem amerikanischen Aussenminister Punkt 13.00 Uhr Washingtoner Zeit (30 Minuten vor dem geplanten Angriffsbeginn) übergeben werden sollte. Mit dieser Note teilten Japan den USA offiziell mit, das man auf Grund der Haltung der US-Regierung keinen Sinn in weiteren Verhandlungen sehe und diese daher abbreche. Die Note enthielt aber entgegen heute weit verbreiteter Meinung keine Kriegserklärung Japans. Der entscheidende 14. Teil, welcher den Abbruch der Verhandlungen enthielt wurde erst in der Nacht zum 7. Dezember geschickt. Obwohl die Note bereits von Tokio ins Englische übersetzt worden war und nur noch entschlüsselt werden musste, dauerte das Vorbereiten der Note zu lange. Dies lag zu einem guten Teil daran, dass der übernächtigte Botschaftsmitarbeiter, der den Text nach der Entschlüsselung noch einmal mit der Schreibmaschine abtippen musste, am Anfang soviele Tippfehler machte, das er sich schliesslich entschloss die ersten Seiten wegzuwerfen und diese noch einmal neu zu schreiben. Aber auch das Entschlüsseln dauerte länger als von Tokio erwartet. Dadurch wurde die Note erst mehrere Stunden nach dem Angriff überreicht.

Die Inspiration

Als Ende der Dreißiger Jahre die japanische Expansionspolitik im westpazifischen Raum auf zunehmenden Widerstand der USA stieß, wurden Pläne entwickelt, bei Beginn eines Krieges mit den USA auch die von den USA beherrschten Philippinen zu erobern. Problematisch daran war die Präsenz der US-Pazifikflotte, die im Falle eines solchen Angriffs aus Pearl Harbor auslaufen würde, um die Invasionskräfte aus den philippinischen Gewässern zu vertreiben. Die einzige Lösung schien lange Zeit darin zu bestehen, die US-Flotte schon auf dem Anmarschweg abzufangen und in einer konventionellen Seeschlacht zu schlagen. Dies hätte jedoch auch den Kern der kaiserlich-japanischen Flotte einem hohen Risiko ausgesetzt.

Die Alternative führten dann die Briten im Mittelmeer vor, als sie in der Nacht vom 11. auf den 12. November 1940 den italienischen Marinehafen Tarent mit Torpedobombern angriffen und mehrere Schlachtschiffe versenkten. Dieser Angriff wurde vom japanischen Admiralstab intensiv untersucht. Man kam zu der Erkenntnis, dass die Verhältnisse in Tarent denen in Pearl Harbor sehr ähnlich waren und dass auch japanische Piloten in der Lage seien, einen solchen Angriff zu fliegen. Dies führte zu dem Entschluss, den zukünftigen Feind bereits in seiner Basis anzugreifen.

Die USA, die sich über die japanischen Ambitionen auf den Philippinen im klaren waren, hatten andererseits nicht erkannt, dass die Japaner ihre Pläne unter dem Eindruck von Tarent geändert hatten. So rechneten sie weiterhin fest damit, dass ein japanischer Angriff gegen die Philippinen gerichtet sein würde.

Der Plan

Der Plan laut Zitat Admiral Yamamotos: „Zu Beginn des Krieges soll der Kampfverband, bestehend aus sechs Flugzeugträgern als Kern und kommandiert vom Oberbefehlshaber der 1. Luftflotte, seinen Weg zu den Hawaii-Inseln fortsetzen und die im Hafen vor Anker liegenden Hauptkräfte der US-Flotte aus der Luft angreifen. Der Kampfverband wird folglich ungefähr zwei Wochen vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten vom Heimatland auslaufen, sich den Hawaii-Inseln von Norden nähern und ein oder zwei Stunden vor Tagesanbruch alle Flugzeuge an Bord der Träger, etwa 400, starten. Der Überraschungsangriff auf die geankerten feindlichen Flugzeugträger und Schiffe sowie auf Flugzeuge am Boden wird von einem Punkt gestartet werden, ungefähr 200 sm nördlich der Insel Oahu. Der U-Bootverband, bestehend aus 27 U-Booten und kommandiert vom Oberbefehlshaber der 6. Flotte, wird fortwährend die Bewegung der feindlichen Flotte, die in Hawaii vor Anker liegt, erkunden und mit diesen Operationen einige Tage vor der Eröffnung der Feindseligkeiten beginnen. Falls die feindliche Flotte den Hafen verlässt, wird der U-Bootverband einen Überraschungsangriff ausführen oder versuchen, Fühlung mit ihr zu halten. Andererseits wird dem Spezial-Angriffsverband der U-Bootverband unterstellt, der unentdeckt in den Perlenhafen (Pearl Harbor) vorstoßen und gleichzeitig mit den Luftangriffen des Kampfverbandes einen überraschenden Angriff auf die feindliche Flotte starten wird.“

Die strategischen Hauptziele des Angriffs waren:

  • Neutralisierung der Pazifikflotte
  • Ausschaltung des Stützpunktes Pearl Harbor

Aus taktischen Gründen kam ein weiteres Ziel hinzu:

  • Vernichtung der Luftstreitkräfte

Die US-Pazifikflotte

In der Vorkriegszeit war die Pazifikflotte immer erheblich stärker gewesen als die Atlantikflotte. Nach dem Washingtoner Flottenvertrag von 1922 durften die USA 15 Schlachtschiffe und 6 Flugzeugträger besitzen, von diesen waren der Pazifikflotte 12 Schlachtschiffe und 4 Träger zugeordnet. Dabei handelte es sich auch um die schlagkräftigsten Schiffe, die drei Schlachtschiffe der Atlantikflotte (Arkansas, New York, Texas) waren die ältesten der Flotte. Der Grund für diese einseitige Verteilung war, dass im Pazifik mit Japan ein potenzieller Feind über die drittgrößte Flotte der Welt verfügte, während die größten Flotten im Atlantik Großbritannien und Frankreich gehörten, mit denen keine Konflikte zu erwarten waren.

Dies änderte sich, als mit der Niederlage Frankreichs 1940 die französische Flotte neutralisiert wurde und die Royal Navy alleine im Atlantik und im Mittelmeer gegen die deutsche und italienische Flotte kämpfen musste. Um Großbritannien dabei soweit wie möglich zu entlasten, dehnten die USA ihre Neutralitätspatroullie immer weiter in den Atlantik aus. So überwachten amerikanische Kreuzer die Dänemarkstraße und amerikanische Zerstörer eskortierten Konvois im Westatlantik bis sie von britischen Zerstörern für den gefährlichsten Teil des Weges übernommen wurden. Dazu wurde ein Viertel der Pazifikflotte in den Atlantik verlegt, darunter die Schlachtschiffe New Mexico, Mississippi, Idaho und der Flugzeugträger Yorktown. Ferner wurden fast alle neu gebauten Flugzeuge entweder im Atlantik eingesetzt oder direkt per Leih- und Pachtgesetz an Großbritannien geliefert, die amerikanischen Streitkräfte im Pazifik mussten mit dem auskommen was sie hatten.

Dennoch war die Pazifikflotte nach den bis dahin gültigen Maßstäben, die noch von einer Schlachtentscheidung durch Schlachtschiffe ausgingen, recht stark. Sie hatte 9 Schlachtschiffe mit insgesamt 24 40,6cm(16 Zoll) Geschützen und 68 35,6cm (14 Zoll) Geschützen gegen 10 japanische Schlachtschiffe mit insgesamt 16 40,6cm (16 Zoll) Geschützen und 80 35,6cm (14 Zoll) Geschützen. Den Kern der Schlachtflotte bildeten die big five, die 5 Schlachtschiffe der Tennessee - und Maryland - Klasse. Diese erst nach dem 1. Weltkrieg gebauten Schlachtschiffe waren die kampfstärksten der Flotte zwischen den Weltkriegen. Hinsichtlich ihrer Artillerie und Panzerung waren sie auch noch 1941 den damals modernsten Schlachtschiffen der Welt, wie der britischen King George V-Klasse oder der deutschen Tirpitz ebenbürtig. Nur bei der Geschwindigkeit waren sie inzwischen mit ihren relativ langsamen 22 Knoten den modernen Schlachtschiffen unterlegen. Da die japanische Flotte selbst jedoch ebenfalls aus Schlachtschiffen bestand, die während oder direkt nach dem 1. Weltkrieg gebaut wurden, kam dieser Nachteil im Pazifik nicht zum tragen.

Bei den Flugzeugträgern bestand ein Verhältnis von 3 amerikanischen zu 11 japanischen (davon 5 kleinere Träger), allerdings sah man die Rolle der Träger eher in der Unterstützung der Schlachtschiffe durch Aufklärung.

Die amerikanische Funkaufklärung

Die amerikanische Fernmeldeaufklärung gliederte sich in drei Arbeitsbereiche:

  • Der Bereich Funkpeilung war für das Lokalisieren der Absender von aufgefangenen Funksprüchen zuständig. Dazu hatten die USA ein Netz von Abhörstationen, das Mid-Pacific Stategic Direction-Finder Net aufgebaut. Dieses erstreckte sich in einem riesigen Halbkreis von den Philippinen über Guam, Samoa, Midway und Hawaii bis Alaska.
  • Im Bereich Funkverkehranalyse wurden die Muster der aufgefangenen Funksprüche analysiert. Anhand der Rufzeichen wurde festgestellt wer mit wem sprach. Aus der Häufigkeit der Kommunikation versuchte man die Beziehung zwischen den Stationen herauszufinden. Wenn z.B. die Stationen NOTA 1 und OYO 5 häufig mit KUNA 2 sprachen, aber selten miteinander und gar nicht mit anderen, so war anzunehmen, dass KUNA 2 der Befehlshaber von NOTA 1 und OYO 5 war, etwa das Flaggschiff eines Geschwaders, dem die Schiffe NOTA 1 und OYO 5 zugeteilt waren. Mit Hilfe der Funkpeilung war die Zuordnung der Rufzeichen möglich, wenn man wusste welche Einheiten/Schiffe zum Sendezeitpunkt an der Sendeposition waren.
  • Der Bereich Kryptoanalyse war für das Entschlüsseln der aufgefangenen Nachrichten verantwortlich. Dies war der schwierigste und geheimste Teil der Funkaufklärung. Da es äußerst wichtig war, die Tatsache geheimzuhalten, dass es gelungen war, den japanischen Code zu knacken, wurden die daraus gewonnenen Informationen lediglich einer kleinen Gruppe ranghoher Offiziere und Politiker zugänglich gemacht, während die Ergebnisse der Funkpeilung und Funkverkehranalyse einem weit größeren Kreis zugänglich waren.

Im Verlaufe des November 1941 stellte die Funkaufklärung anhand der japanischen Funkmuster die Vorbereitung einer großen Operation fest. Diese Muster entsprachen den drei Phasen, welche man schon bei den Vorbereitungen zu den beiden Operationen zur Besetzung Indochinas beobachtet hatte.

  • Erste Phase: Es kam zu einem sprunghaften Anstieg des Funkverkehrs. Das Oberkommando gab Befehle und Anweisungen für die Operation an die Armee und Flottenbefehlshaber. Diese Instruktionen wurden dann über die gesamte Hierarchie an die Einheiten weitergeleitet, welche sich auf die Operation vorzubereiten hatten. Auf diese Art konnte man oft schon die beteiligten Einheiten identifizieren, in dem man prüfte welche Rufzeichen an dem verstärkten Funkverkehr beteiligt waren. Da die japanische Flotte jedoch am 1. November ihren halb-jährlichen Rufzeichenwechsel für ihre insgesamt 20000 Rufzeichen durchgeführt hatte, waren viele Rufzeichen noch nicht wieder identifiziert. Allerdings wurde festgestellt, dass das japanische Oberkommando hauptsächlich mit den südlichen Befehlshabern kommunizierte, aber nicht mit den Kommandeuren in China.
  • Zweite Phase: Der Funkverkehr sank wieder auf die normale Menge an Meldungen. Die beteiligten Einheiten hatten sich gemäß den Anweisungen vorbereitet und warteten auf den Befehl, die Operationen zu beginnen. In den Funkmustern konnten Änderungen festgestellt werden, die durch Umgruppierungen entstanden waren. Stationen kommunizierten plötzlich mit neuen Stationen, aber nicht mehr mit ihren vorherigen Kommunikationspartnern.
  • Dritte Phase: Die Anzahl der Funkmeldungen nahm rapide ab und wurden einseitig. Die Operation hatte begonnen, die Flottenverbände waren ausgelaufen und hielten Funkstille, um ein Einpeilen ihrer Position zu verhindern. Sie erhielten allerdings weiterhin an sie adressierte Funksprüche von anderen Einheiten (die Funkstille betraf also nur das Senden, nicht das Empfangen).

Am 1. Dezember wechselte die japanische Flotte erneut ihre Rufzeichen. Dieser außerplanmäßige Wechsel alarmierte die Nachrichtendienste zusätzlich.

Auf diese Art war bereits nur über Funkpeilung und Funkverkehranalyse bekannt, dass Japan eine große Operation in Richtung Süden durchführen wollte. Das Ziel war jedoch nicht eindeutig, es konnte sich dabei sowohl um einen Angriff auf die britischen und niederländischen Kolonien handeln (was vermutet wurde), als auch um einen Angriff auf die Philippinen oder weitere Truppenverlegungen nach Indochina (was als unwahrscheinlich galt). Die Aufklärungsdienste Großbritanniens und der Niederlande, die mit den Amerikanern beim Abfangen und Analysieren der Nachrichten zusammenarbeiteten, hatten das gleiche Bild. Großbritannien begann daraufhin seine Truppen im Bereich des Möglichen zu verstärken, es verlegte das moderne Schlachtschiff Prince of Wales und den Schlachtkreuzer Repulse nach Singapur.

Einen Sonderfall bildeten dabei die japanischen Trägerverbände. Von ihnen wusste man gar nichts, es herrschte im Bereich der Funksprüche eine totale Funkstille. Dass die Trägerverbände nicht nur keine Nachrichten sendeten, sondern auch keine Nachrichten an sie gesendet wurden, führte zu der Vermutung, dass sich die Träger weiterhin in den japanischen Heimatgewässern aufhielten. Dort konnten sie über schwächere Nahbereichsender kommunizieren, deren Sendeleistung zu schwach war, um von den weit entfernten Abhörstationen empfangen zu werden. Dieser Blackout war bereits bei den vorherigen Operationen beobachtet worden. Auch damals hatte man die Träger in Japan vermutet und später auf verschiedene Weise festgestellt, dass sie tatsächlich dort gewesen waren. Das anscheinende Verbleiben der Träger in Japan erweckte keinen Argwohn, denn es passte bestens in das Gesamtbild. Nach Ansicht der Analysten wurden die Träger für eine Offensive nur gegen die britischen und niederländischen Kolonien nicht gebraucht, stattdessen bildeten sie zusammen mit mehreren Schlachtschiffen eine strategische Reserve für den Fall, das die USA Grossbritannien zu Hilfe kommen würden. Tatsächlich jedoch befand sich der Verband unter Funkstille auf dem Weg nach Pearl Harbor, Nachrichten an ihn wurden in allgemeinen, an große Flottenbereiche adressierten Funksprüchen versteckt.

Die für die Kryptoanalyse zuständige Abteilung hatte inzwischen große Probleme mit dem Umfang des abgefangenen Materials. Zusätzlich zur Entschlüsselung der Nachrichten mussten diese noch aus dem Japanischen ins Englische übersetzt werden. Die kleine Zahl der Übersetzer der Abteilung, die nicht nur für den militärischen, sondern auch für den diplomatischen Verkehr zuständig war, kam bei dem erheblich gesteigerten Volumen nicht mehr hinterher. Man versuchte die Anzahl zu erhöhen, jedoch war dies schwierig. Die Übersetzer mussten nicht nur hervorragend Japanisch können, sondern auch absolut vertrauenswürdig sein. Solche Leute gab es wenige, und es waren größtenteils Amerikaner japanischer Abstammung, denen man ein generelles Misstrauen entgegenbrachte. So gelang der Marineabteilung für Kryptoanalyse 1941 trotz größter Bemühungen lediglich die Verdopplung der Übersetzer von 3 auf 6. Dies hatte zur Folge, dass Übersetzungen nach Art der Verschlüsselung gereiht wurden. Zuerst kam der mit der Schlüsselmaschine "Purple" verschlüsselte diplomatische Verkehr, dann der militärische "Purple"-Verkehr, dann die mit einfacheren japanischen Codes verschlüsselten Texte. Auf diese Weise wurden Anweisungen an die japanischen Botschaften in Großbritannien und Niederländisch-Ostindien übersetzt, ihre "Purple"-Maschinen nach Japan zurückzuschicken und die Vernichtung ihrer restlichen Codes vorzubereiten. Dies bestätigte die Vermutung eines bevorstehenden Krieges mit diesen Ländern. Entsprechende Anweisungen an die Konsulate in den USA, welche keine "Purple"-Maschinen hatten, wurden jedoch nicht übersetzt. Die einzige "Purple"-Maschine innerhalb der USA war in der japanischen Botschaft in Washington, wo sie noch gebraucht wurde. Die entschlüsselten militärischen Nachrichten enthielten nichts, was die Ziele näher zu identifizieren half. Dies war auch nicht zu erwarten gewesen (dass es später bei der Schlacht um Midway gelang, Midway als das Ziel zu identifizieren, lag daran, dass es im weitem Umkreis um Midway keine anderen möglichen Ziele gab).

Die Anweisung an die Botschaft in Washington ihre Codes zu vernichten kam mit dem Begleittext zur japanischen Note vom 7. Dezember, der auch die Anweisung enthielt, die Note um Punkt 13:00 Washingtoner Ortszeit (07:30 in Pearl Harbor) zu überreichen. Die Übersetzung des Begleittextes erreichte den verantwortlichen Nachrichtenoffizier Lieutenant Commander Alwin D. Kramer um 10:20 Washingtoner Zeit, knapp 3 Stunden vor Beginn des Angriffs auf Pearl Harbor. Er leitete die Nachricht sofort weiter, und um ca. 11:30 befahl General George Marshall sämtliche Kommandeure in Übersee vor möglichen japanischen Aktionen zu warnen, wobei die Philippinen höchste Priorität hätten. Diese Nachricht erreichte Pearl Harbor jedoch nicht rechtzeitig. Sie hatte auch auf den Philippinen und anderen Stützpunkten im Pazifik wie Wake und Guam keine große Wirkung, da die verbleibende Zeit bis zum Beginn des japanischen Angriff zu kurz war.

Pearl Harbor am 7. Dezember

 
Die Battleship Row am 7. Dezember

Marineeinheiten in Pearl Harbor:

Nevada, Oklahoma, Pennsylvania, Arizona, Tennessee, California, Maryland, West Virginia
Das neunte Schlachtschiff der Pazifikflotte, die Colorado, befand sich in Bremerton, wo es im Puget Sound Naval Shipyard aufgerüstet wurde.
Raleigh, Detroit, Phoenix, Honolulu, St. Louis, Helena, New Orleans, San Francisco
Ward (ausserhalb des Hafens), Helm, Phelps, MacDonough, Worden, Dewey, Hull, Monaghan, Farragut, Dale, Aylwin, Henley, Patterson, Ralph Talbot, Selfridge, Case, Tucker, Reid, Conyngham, Blue, Allen, Chew, Shaw, Downes, Cassin, Mugford, Jarvis, Schley, Cummings, Bagley
keine
Der Flugzeugträger Enterprise sollte am 6. Dezember einlaufen, er hatte mit 3 Kreuzern und 9 Zerstörern eine Staffel Jagdflugzeuge nach Wake Island transportiert (eine damals nicht ungewöhnliche Aufgabe für einen Flugzeugträger). Der Verband musste jedoch auf dem Weg durch einen Sturm laufen, was zu einer Verspätung von 24 Stunden und einem Einlaufen erst am Nachmittag des 7. führte. Von den beiden anderen Trägern der Pazifikflotte transportierte die Lexington mit 3 Kreuzern und 5 Zerstörern eine weitere Jagdstaffel nach Midway, die Saratoga war nach einem Werftaufenthalt in Bremerton auf dem Weg nach San Diego.

Da auf Hawaii mit der Möglichkeit eines japanischen Angriffs nicht gerechnet wurde, waren die Liegeplätze der Schlachtschiffe um Ford Island nicht gesichert. Die Besatzungen hatten größtenteils Landgang. Die Feuer unter den Kesseln der Schiffe waren entweder ganz oder zur Hälfte gelöscht. Ohne Feuer unter den Kesseln konnten die Schiffe keinen Dampf für ihre Maschinen erzeugen und das Anfeuern eines Kessels dauerte mehrere Stunden, bis ausreichender Dampfdruck aufgebaut war. Bei den Geschützen lag keine Bereitschaftsmunition, die Munitionskammern waren abgeschlossen.

Für die Verteidigung der Insel selbst war die Armee verantwortlich. Auch hier waren die Truppen in keinerlei Weise auf einen Angriff vorbereitet. Die Flakgeschütze waren nicht um die militärischen Anlagen herum verteilt sondern standen in Depots, da es sich bei der den umliegenden Grundstücken um Privatbesitz handelte, deren Besitzer man nicht unnötig verärgern wollte. Die Flak-Munition wurde in separaten Munitionsdepots gelagert, diese waren wie alle anderen Munitionsdepots abgeschlossen. Teilweise sollen während des Angriffs die Schlüsselinhaber sich geweigert haben, die Munitionskammern ohne schriftlichen Befehl zu öffnen. Auf Anweisung von General Short waren auf den Flugplätzen sämtliche Flugzeuge von den üblichen Positionen am Rande des Feldes und den Unterständen in die Mitte des Feldes gestellt worden, da man sie so besser gegen Sabotage schützen konnte.

Das japanische Oberkommando war über die Schiffe im Hafen informiert, da das japanische Konsulat in Hawaii seine Beobachtungen des Hafens kontinuierlich nach Tokio meldete (derartige Beobachtungen gehörten zu den Standardaufgaben der Konsulate aller Länder). Von Tokio aus wurden die Meldungen an die Flotte (und damit Nagumo) weitergeleitet. Damit wurde (im Bereich des Möglichen) sichergestellt dass die Pazifikflotte in Pearl Harbor war und Nagumo nicht einen leeren Hafen angriff. Allerdings wussten sowohl Nagumo als auch das japanische Oberkommando bereits 24 Stunden vor dem Angriff, dass keine Flugzeugträger vor Ort waren.

Angriff

Datei:Angriff auf Pearl Harbor.jpg
Weg der Kido Butai nach Hawaii
 
An Bord eines japanischen Flugzeugträgers kurz vor dem Angriff
 
Japanisches Foto eines Torpedotreffers auf der West Virginia. Im Hintergrund sind die riesigen Treibstofftanks der Pazifikflotte (weiß) zu erkennen
Datei:USS Shaw Pearl Harbor.jpg
Brennendes, sinkendes Wrack der USS Shaw

Anhand von Zeugenaussagen und öffentlich zugänglichen militärischen Dokumenten der US-amerikanischen und japanischen Armee wurde der Tag am 7. Dezember 1941, an dem der Angriff auf Pearl Harbor stattfand, folgendermaßen rekonstruiert:

3.42 Uhr: Sichtung eines Periskops durch den US-Minenräumer Condor vor der Hafeneinfahrt von Honolulu.

6.00 Uhr: Der Flugzeugträger Enterprise, der sich ca. 150 Seemeilen westlich von Oahu befindet, entsendet 18 Aufklärer nach Pearl Harbor.

6.10 Uhr: Nachdem der Befehlshaber des Angriffsverbandes Vizeadmiral Chuichi Nagumo den verschlüsselten Angriffsbefehl: "Niitaka Yama Nobore!" der übersetzt "Ersteigt (erklimmt) den Berg Niitaka!" erhalten hat, lässt er die erste Angriffswelle starten.

Der japanische Flottenverband der Kido Butai hatte sich unbemerkt ca. 220 Seemeilen nördlich an Oahu heranarbeiten können. Er besteht aus den sechs Flugzeugträgern Akagi, Kaga, Soryu, Hiryu, Shokaku und Zuikaku, von denen die Akagi das Flaggschiff ist. Die Flugzeugträger werden durch zwei schnelle Schlachtschiffe, drei Kreuzer, neun Zerstörer und drei U-Boote gesichert. Des weiteren gehören acht Tankschiffe und zwei weitere Zerstörer zum Geschwader, welche auf Wartepositionen im Nordpazifik zurückbleiben.

6.20 Uhr: Begleitet von "Banzai"-Rufen der Besatzungen heben 183 Bomber und Jagdflugzeuge der ersten Angriffswelle unter dem Kommando von Fregattenkapitän Mitsuo Fuchida von den Flugzeugträgern ab und nehmen Kurs auf Pearl Harbor.

6.30 Uhr: Das US-Versorgungsschiff Antares sichtet ein U-Boot vor Pearl Harbor. Die Sichtung wird vom US-Zerstörer Ward weitergeleitet. Daraufhin wird ein Aufklärungsflugzeug an die genannte Stelle entsandt.

6.45 Uhr: Zerstörer Ward schießt auf das U-Boot, welches am Kommandoturm getroffen wird. Der Angriff wird aus der Luft von einem Aufklärungsflugzeug des Typs PBY unterstützt. Dabei sterben der japanische Kapitän Akira Hiro-o und der Marinesoldat Yoshio Katayama als erste Soldaten im japanisch-amerikanischen Krieg.

6.53 Uhr: Der Kommandant der Ward, Kapitän Outerbridge, sendet dem Kommandeur des 14. Marinedistrikts (Gebiet der Hawaii-Inseln) die Angriffsmeldung.

7.02 Uhr: Die Opana-Radarstation im Norden von Oahu entdeckt ca. 132 Seemeilen in nördlicher Richtung unbekannte Flugzeuge.

7.10 Uhr: Der diensthabende Offizier Leutnant Tyler im Hauptquartier der Luftverteidigung Fort Shafter wird von der Opana-Radarstation über die Sichtung informiert.

7.15 Uhr: Die Angriffsmeldung über das U-Boot vor Pearl Harbor wird nach der Dekodierung dem diensthabenden Offizier im 14. Marinedistrikt ausgehändigt. Inzwischen entsendet die japanische Flotte die zweite Angriffswelle mit 167 Flugzeugen unter Korvettenkapitän Shimazaki.

7.20 Uhr: Leutnant Tyler in Ford Shafter ist davon überzeugt, dass es sich bei den nicht identifizierten Flugzeugen um Bomber des Typs Boeing B-17 handelt, die vom Festland erwartet werden. Die Opana-Station wird gebeten, das Radar abzustellen.

7.40 Uhr: Die erste Angriffswelle kommt in Sichtweite der Nordküste von Oahu. Beginn der Angriffsaufstellung.

7.49 Uhr: Fregattenkapitän Fuchida befiehlt den Angriff auf den Flottenstützpunkt Pearl Harbor und benachbarte Militärstützpunkte auf Oahu.

7.53 Uhr: Mit dem Codewort "Tora! Tora! Tora!" ("Tiger! Tiger! Tiger!") meldet Fuchida per Funk an Vizeadmiral Nagumo, dass die Überraschung der US-Streitkräfte geglückt ist.

7.55 - 8.25 Uhr: Kombinierter Angriff von Torpedobombern und Sturzkampfflugzeugen auf Pearl Harbor. Die Torpedobomber sind mit speziell präparierten Flachwassertorpedos ausgerüstet, die extra für den Angriff auf Pearl Harbor entwickelt worden waren. Die im Hafen liegenden Schiffe sowie die Flugplätze Kaneohe, Ford Island, Hickam, Bellows, Wheeler und Ewa werden attackiert.

7.58 Uhr: Die US-Marine sendet eine Warnung an alle Schiffe per Funk: "Luftangriff auf Pearl Harbor! Dies ist keine Übung!"

8.00 Uhr: Eine vom Festland gestartete Staffel B-17-Bomber erreicht Pearl Harbor zeitgleich mit den von der Enterprise gestarteten Flugzeugen. Die Besatzungen dieser Flugzeuge sind völlig überrascht und können nicht hilfreich in den Kampf eingreifen.

8.02 Uhr: Das Schlachtschiff Nevada eröffnet das Feuer auf sich von Backbord nähernde Torpedobomber. Zwei Flugzeuge werden abgeschossen, bevor ein Torpedo in den Bug des Schiffes einschlägt. Als einziges Schlachtschiff versucht die Nevada trotzdem aus Pearl Harbor auszulaufen, das Schiff muss jedoch nach weiteren Angriffen auf den Strand gesetzt werden, um ein Sinken zu verhindern.

Datei:Uss arizona burning.jpg
Die USS Arizona brennend. Der vordere Mast ist auf die Kommandobrücke gestürzt

8.05 Uhr: Der Angriff konzentriert sich auf die acht Schlachtschiffe der US-Pazifikflotte, aber auch kleinere Einheiten werden getroffen. Glück im Unglück für die USA - das mit Flugbenzin beladene Tankschiff Neosho übersteht den Angriff ohne Schaden.

8.08 Uhr: Radio KGMB unterbricht seine Sendung, um alle Angehörigen von Armee und Marine dazu aufzurufen, sich unverzüglich zum Dienst zu melden.

8.10 Uhr: Nachdem die vorderen Magazine des Schlachtschiffs Arizona durch Bombentreffer explodiert sind, sinkt das Schiff innerhalb von 9 Minuten. Über 80 % der mehr als 1500 Mann starken Besatzung kommen um.

8.12 Uhr: Der Oberkommandierende von Heer und Flotte in Hawaii, General Walter C. Short, informiert die gesamte Pazifikflotte und Washington: "Die feindlichen Auseinandersetzungen mit Japan haben mit einem Luftangriff auf Pearl Harbor begonnen."

8.17 Uhr: Der US-Zerstörer Helm ist der erste, der versucht, die U-Boote im Hafen von Pearl Harbor zu bekämpfen. Allerdings kann das von ihm attackierte U-Boot entkommen. Die Japaner setzen fünf Zwei-Mann-U-Boote ein, die beschädigte Schiffe endgültig versenken sollen. Diese bleiben aber alle erfolglos und gehen verloren.

8.26 Uhr: Die Feuerwehr von Honolulu meldet drei Tote und sechs Verletzte – vermutlich durch Splitter von Flak-Granaten des amerikanischen Abwehrfeuers – und bittet Hickam Field um Hilfe.

8.39 Uhr: Der Wasserflugzeug-Tender Curtiss sichtet ein japanisches Zwei-Mann-U-Boot im Hafen und eröffnet das Feuer. Der US-Zerstörer Monaghan nimmt Kurs auf den Eindringling.

8.40 - 9.15 Uhr: Angriff durch Horizontalbomber

8.40 Uhr: Der US-Zerstörer Monaghan rammt das japanische U-Boot und wirft Wasserbomben. Infolge der Schäden muss das U-Boot auftauchen. Eine Durchsage im örtlichen Radiosender verkündet den japanischen Angriff.

8.50 Uhr: Korvettenkapitän Shimazaki ordnet die Kampfaufstellung zur zweiten Angriffswelle auf die Militärbasis von Oahu an.

8.54 Uhr: Beginn der zweiten Angriffswelle. In dieser Angriffswelle werden die Flugplätze mit ca. 54 Bombern und die Schiffe im Hafen mit ca. 78 Sturzkampfflugzeugen angegriffen. Ca. 36 Jäger sichern den Luftraum über Pearl Harbor.

9.00 Uhr: Das holländische Überseeschiff Jagersfontein greift als erstes der Verbündeten in den Kampf ein.

9.15 - 9.45 Uhr: Angriff durch Sturzkampfflugzeuge

9.30 Uhr: Die drei Zerstörer Cassin, Downes und Shaw sowie der leichte Kreuzer Raleigh werden angegriffen. Ca. 27 Sturzkampfflugzeuge werfen Bomben auf die Einrichtungen von Ford Island, die Schlachtschiffe auf der Südseite der Insel und weitere Schiffe auf der Nordseite.

Ab 9.45 Uhr: Nachlassen der Angriffe und Beendigung der Einflüge.

10.00 Uhr: Die Bomber der ersten Angriffswelle kehren auf ihre nun ca. 180 Seemeilen nördlich von Oahu kreuzenden Flugzeugträger zurück

11.15 Uhr: Gouverneur Joseph Boyd Poindexter verkündet per Radio den Ausnahmezustand für das gesamte Territorium von Hawaii.

11.46 Uhr: Die erste von vielen Falschmeldungen über feindliche Truppenlandungen auf Oahu geht ein.

12.10 Uhr: US-amerikanische Aufklärungsflugzeuge fliegen in Richtung Norden, können aber keine feindlichen Flugzeuge oder Schiffe entdecken.

12.40 Uhr: Der Gouverneur einigt sich mit Präsident Roosevelt darauf, das Kriegsrecht einzuführen. Beide halten es für notwendig, eine Militärregierung einzusetzen.

13.00 Uhr: Der Kommandeur der Fliegerstaffeln Fuchida landet an Bord des Flugzeugträgers Akagi, um mit Vizeadmiral Nagumo die Möglichkeit eines dritten Angriffs zu besprechen.

13.30 Uhr: Signalfahnen auf der Akagi signalisieren den japanischen Schiffen den Befehl zum Rückzug. Der Angriffsverband nimmt Kurs auf Tokio.

16.25 Uhr: Gouverneur Poindexter unterzeichnet die Proklamation des Kriegsrechtes.

Nagumos Entscheidung zum Rückzug

Nach der ursprünglichen Planung hätte auf die ersten beiden Angriffswellen mindestens eine weitere folgen sollen, um die Werftanlagen und Treibstofftanks zu zerstören. Der Verlust dieser Anlagen und Vorräte hätte Operationen der US-Streitkräfte im Pazifik in den folgenden Monaten massiv eingeschränkt. Angesichts des Kriegsverlaufs sind viele Historiker der Auffassung, dass das Ausschalten von Pearl Harbor als Flottenstützpunkt für die USA ein weit schwererer Verlust gewesen wäre als die ausgeschalteten Schlachtschiffe. Dennoch entschloss sich Admiral Nagumo die dritte Welle nicht zu starten, sondern sich zurückzuziehen, sobald die Angriffsverbände zurückgekehrt waren. Folgende Gründe führte er für seine Entscheidung an:

  • die von der ersten und zweiten Angriffswelle eintreffenden Berichte ließen keinen Zweifel daran, das die in Pearl Harbor liegenden Schlachtschiffe vernichtend getroffen worden waren. Ohne diese Schiffe war die US-Flotte selbst bei massiver Verstärkung durch Schiffe aus dem Atlantik nicht in der Lage, die zeitgleich angelaufene japanische Großoffensive in Südostasien ernsthaft zu behindern. Das Strategische Hauptziel des Angriffs war damit erreicht.
  • das Vorbereiten einer dritten Welle würde beträchtliche Zeit brauchen. Die Maschinen der ersten Welle wurden nach der Landung sofort unter Decks gebracht, da die Flugdecks für die Landung der zweiten Welle frei sein mussten. Die Neuausrüstung mit Bomben und Treibstoff hätte zusätzlich Zeit benötigt, dann mussten die Maschinen zum Starten wieder auf das Flugdeck gebracht werden, wobei man gleichzeitig die auf dem Flugdeck stehenden gelandeten Maschinen in das Hangardeck bringen musste. Dieser komplexe und zeitraubende Prozess hätte bedeutet das die dritte Welle nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurückgekehrt wäre. Nachtlandungen auf Trägern waren 1941 nicht üblich, es gab noch keine sicheren Verfahren für das Landen bei Dunkelheit und die Trägermaschinen waren zumeist nicht nachtflugtauglich. Eine Nachtlandung hätte höchstwahrscheinlich den Verlust vieler erfahrener Piloten bedeuten, die Japan nicht entbehren konnte. Darüber hinaus wären die Schiffe während der Neuausrüstung der Flugzeuge äußerst verwundbar gewesen. Sechs Monate später wurden die Flugzeugträger Soryu, Akagi und Kaga in der Schlacht um Midway durch einen verhältnismäßig schwachen Angriff, der zufälligerweise während ihrer Startvorbereitungen erfolgte, vernichtet.
  • die Verluste der zweiten Welle waren doppelt so hoch gewesen wie die der ersten, da sie ohne Überraschungsmoment angriff. Ein weiterer Angriff würde aufgrund der mehrstündigen Pause gegen einen voll abwehrbereiten Feind fliegen und noch höhere Verluste erleiden.
  • solange die Maschinen unterwegs waren, musste Nagumo auf seiner Position bleiben, damit sie ihn zum landen finden konnten. Dies würde jedoch amerikanischen Streitkräften die Möglichkeit zum Gegenschlag mit eventuell verbliebenen Bombern sowie ihren U-Booten geben. Obwohl die japanischen Geschwader zur Täuschung die Insel aus allen Richtungen angeflogen hatten, musste er damit rechnen, dass die Amerikaner bemerkt hatten, aus welcher Richtung die Maschinen an- und abflogen.
  • die Flugzeugträger wurden für die Offensive in Südostasien benötigt. Viele der Ziele in Indonesien und Neu Guinea lagen außerhalb der Reichweite landgestützter Flugzeuge. Er durfte seine Verbände (Träger und ihre Flugzeuge) keinem großem Risiko aussetzen, wenn es dafür keinen zwingenden Grund gab. Die Vernichtung des Stützpunktes Pearl Harbor war seiner Meinung nach nicht ausreichend dafür.

Mehrere Stabsoffiziere sowie Geschwaderkommandanten der zurückgekehrten ersten Angriffswelle bedrängten ihn den dritten Angriff dennoch durchzuführen, konnten ihn jedoch nicht umstimmen.

Bilanz

Verluste

Die unmittelbaren Ergebnisse des Angriffs sind widersprüchlich beurteilt worden. Dies liegt daran, dass kleinere Schiffe oft nicht mitgezählt wurden oder es Unstimmigkeiten bei der Zählung von beschädigten oder zerstörten Schiffen gab. Die Toten und Verwundeten wurden teilweise getrennt nach Zivilisten, Marine- und Armee-Zugehörigkeit erfasst, in manchen Bilanzen wurden die zivilen Opfer gar nicht erfasst.

Die folgende Bilanz gibt also nur ungefähr wieder, welche Zerstörung und wie viele Opfer in Pearl Harbor zu verzeichnen waren.

Verluste auf US-amerikanischer Seite:

  • ca. 2403 Mann gefallen
  • ca. 1178 Verwundete
  • ca. 12 gesunkene oder gestrandete Schiffe
  • ca. 9 beschädigte Schiffe
  • ca. 164 zerstörte Flugzeuge
  • ca. 159 beschädigte Flugzeuge

Letztendlich wurden bis auf drei Schiffe alle versenkten amerikanischen Einheiten wieder gehoben und noch im 2. Weltkrieg wieder eingesetzt. Zusammen mit der Mississipi schlugen fünf der in Pearl Harbor versenkten Schlachtschiffe (Maryland, West Virginia, Tennessee, California und Pennsylvania) 1944 die Schlacht in der Surigao-Strasse. In diesem letzten Gefecht zwischen Schlachtschiffflotten, ausgetragen von Schlachtschiffen aus dem 1. Weltkrieg und nicht den moderneren Iowas und Yamatos, versenkten sie die japanischen Schlachtschiffe Yamashiro und Fuso.

Die durch die Magazinexplosion fast völlig zerstörte Arizona ist heute eine Gedenkstätte, das Wrack des zum Flak-Ausbildungsschiff umgebauten alten Schlachtschiffs Utah wurde lediglich in eine Position gezogen, wo es nicht im Weg liegt. Als letztes Schiff wurde 1943 die gekenterte Oklahoma gehoben, die langwierige Reparatur ihrer massiven strukturellen Schäden lohnte sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Die Zerstörer Cassin und Downes waren zwar praktisch Totalverluste, jedoch baute man die größtenteils intakten Maschinen und Geschütze in neue Rümpfe ein. Diese erhielten die alten Rumpfnummern, womit die US Navy die Schiffe als "repariert" betrachtete.

Verluste auf japanischer Seite:

  • ca. 65 Piloten und U-Boot-Besatzungsmitglieder gefallen.
  • ca. 29 zerstörte Flugzeuge
  • ca. 5 versenkte Zwei-Mann-U-Boote.
  • 1 Gefangener (U-Boot-Kommandant Leutnant Sakamaki Kazuo)

Die geringen japanischen Verluste von lediglich 29 Flugzeugen übertrafen selbst die optimistischsten Prognosen der Planer des Angriffs. Man hatte mit weit höheren Verlusten gerechnet. Dass diese nicht eintraten lag sowohl an der erreichten vollständigen Überraschung sowie an der mangelnden Kampfbereitschaft, in der sich die amerikanischen Streitkräfte vor dem Angriff befanden.

Strategische Auswirkungen

Zeitgleich mit dem Angriff auf Pearl Harbor begann die erwartete Japanische Offensive im Pazifik, japanische Truppen marschierten in Thailand ein und landeten auf den Philippinnen. Am Morgen des 9. Dezember Malaiischer Ortszeit (knapp 24 Stunden nach dem Angriff) versenkten japanische Bomber mit der Prince of Wales und der Repulse zum ersten Mal in der Geschichte Schlachtschiffe auf hoher See und in voller Gefechtsbereitschaft. Die Versenkung dieser schnellen und modernen Schiffe allein durch Luftstreitkräfte beendete die bis dahin dominierende Rolle des Schlachtschiffes in der Seekriegsführung.

Mit nur noch einem verfügbaren Schlachtschiff, der nicht in Pearl Habor liegenden Colorado, stellte die amerikanische Pazifikflotte keine Bedrohung mehr da, was Japan erlaubte seine gesamte Flotte in Südostasien einzusetzen. Durch ihre jetzt gewaltige Überlegenheit zur See und in der Luft hatten sie die uneingeschränkte Initiative im Kampfraum, wodurch es ihnen gelang die nominell gleichstarken alliierten ABDA - Streitkräfte (beide Seiten verfügten im Kampfgebiet über ca. 11 Divisionen an Landstreitkräften) binnen 3 Monate ohne grössere Schwierigkeiten zu überrennen.

Der amerikanischen Pazifikflotte blieb nach dem Angriff nur die Defensive übrig. An Offensive Operationen war für lange Zeit nicht zu denken, da die japanische Flotte jetzt in jeder Hinsicht überlegen war. Zwar gelang es die leichter beschädigten Schlachtschiffe Maryland, Tennessee und Pennsylvania innerhalb von drei Monaten in Tag- und Nachtarbeit zu reparieren, womit zusammen mit der Colorado und den aus dem Atlantik zurückverlegten Idaho, Mississipi und New Mexico wieder 7 Schlachtschiffe zur Verfügung standen. Damit war man jedoch den inzwischen um die Yamato verstärkten 11 japanischen Schlachtschiffen deutlich unterlegen.

Bei den Flugzeugträgern war das Kräfteverhältnis noch ungünstiger. Obwohl man keinen Träger verloren hatte und Verstärkung durch die Yorktown und Hornet erhielt, standen den 5 amerikanischen Trägern 11 japanische gegenüber. Erheblicher schwerer als die numerische Unterlegenheit wog der qualitative Unterschied in dieser nun äusserst wichtigen Waffengattung. Die Japaner verfügten über große Erfahrung in Trägeroperationen, ihre Mannschaften waren perfekt eingespielt und ihre Piloten hatten in den letzten vier Jahren über China Kampferfahrung sammeln können. Auf amerikanischer Seite waren größere Trägeroperationen zwar nichts Neues, denn man hatte in Manövern der Vorkriegszeit Angriffe von Flugzeugträgern auf den Panama-Kanal geübt und ausgewertet. Da aber die US-Träger in der Zwischenzeit mit neuen Flugzeugmustern ausgerüstet worden waren, hatte man anfangs Probleme mit der Koordination der Aktivitäten auf dem Flugdeck. Als sechs Monate später in der Schlacht um Midway die Träger Enterprise und Hornet alle Maschinen zu einem gemeinsamen Angriff starten sollten, dauerte es nach dem Start der ersten Hälfte der Maschinen zu lange die zweite Hälfte startklar zu machen. Man war gezwungen den gemeinsamen Angriff aufzugeben und die bereits gestarteten Flugzeuge alleine loszuschicken, bevor sie beim Warten zuviel Treibstoff verflogen. Als Folge davon erlitten die jetzt ohne Jagdschutz angreifenden Verbände schwere Verluste.

Da der Überwasserflotte auf absehbare Zeit nichts weiter übrig blieb als zu versuchen, die Stellung so gut es ging zu halten, bis von den Werften Verstärkung durch neue Schiffe kam, wurden die U-Boote zur einzigen Waffe mit der Offensiv gegen Japan agiert werden konnte. Als neuer Befehlshaber der Pazifikflotte wurde deshalb Chester W. Nimitz ernannt, einer der wenigen aus der U-Boot-Waffe hervorgegangen Admiräle. In der Folgezeit führten die amerikanischen U-Boote gegen das auf seine Seeverbindungen angewiesene Japan einen Tonnagekrieg, der so erfolgreich war, dass er heute von allen Seiten als eine der Hauptursachen für den amerikanischen Sieg im Pazifik angesehen wird.

Das Japanische Oberkommando betrachtete die Schlacht seinerzeit als einen Strategischen Erfolg, der seine kühnsten Erwartungen übertraf. Die Japanische Flotte hatte an der Grenze ihrer Reichweite operiert, den Feind in einem kaum für möglich gehaltenen Ausmass überrascht und seine gesamte Schlachtflotte auf einen Schlag ausgeschaltet. Angesichts der unerwartet niedrigen eigenen Verluste von nur 29 Maschinen erschienen das Fehlen der Flugzeugträger sowie die Verschonung der Docks und Öllager als kleine Schönheitsfehler in einem ansonsten unglaublich perfekten japanischen Sieg.

Heute wird der Angriff hingegen in allen Punkten als vollständiger Strategischer Fehlschlag angesehen. Dass man keinen Flugzeugträger versenkte war noch entschuldbar, da das japanische Oberkommando ihre Abwesenheit weder voraussehen, noch darauf reagieren konnte, als man über das Konsulat vom Auslaufen auch der Lexington am 5. Dezember erfuhr. Der Angriff konnte nur am 7. Dezember durchgeführt werden, der japanische Kampfverband hatte keine Treibstoffreserven, die ein Verschieben des Angriffs erlaubt hätten, geschweige denn, dass man die gesamte Offensive in Südostasien kurzfristig aufhalten konnte. Dass Nagumo es unterliess den Stützpunkt mit seinen Einrichtungen anzugreifen und zu zerstören, war jedoch unentschuldbar. Der Verlust der einzigen Docks im Zentralpazifik hätte die USA zweifellos am härtesten getroffen. Dass dies unterblieb zeugt von einer falschen Setzung der Prioritäten sowohl bei Nagumo selbst als auch beim Oberkommando, dass die Entscheidung den Angriff abzubrechen, später als richtig ansah. Auch der Angriff auf die Schlachtschiffe wird oft kritisiert, da sie im flachen Hafenwasser sanken, konnten sie relativ einfach wieder gehoben und repariert werden. Hätte Japan gemäß dem ursprünglichen Kriegsplan (gültig vor der Verlegung der Flotte von San Diego nach Pearl Harbor) das Auslaufen der Flotte zur Verstärkung der angegriffenen Philippinnen abgewartet und die Schlachtschiffe dann auf hoher See versenkt, wären diese permanent verloren gewesen. Hinzu kommt noch, dass sich die versenkten Schlachtschiffe aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit für die neue Rolle des Schlachtschiffs als Flugzeugträger-Eskorte ungeeignet erwiesen und während des Krieges hauptsächlich Amphibische Landungen mit ihrer Artillerie unterstützten.

Politische Auswirkungen

Datei:Franklin Roosevelt signing declaration of war against Japan December 1941.jpg
Franklin D. Roosevelt unterzeichnet als Reaktion am 8. Dezember die Kriegserklärung an Japan
 
Propagandaplakat: "Rächt Pearl Harbor"

Die schwerwiegendste Folge war der Einfluss des Angriffs auf die öffentliche Meinung in den USA: Isolationismus und Pazifismus verloren auf einen Schlag ihren Einfluss. Am 8. Dezember erklärten die USA Japan offiziell den Krieg, die Kriegserklärung wurde im vorher zwischen Isolationisten und Interventionisten gespaltenen Kongress mit nur einer Gegenstimme verabschiedet. Vier Tage später erklärte Deutschland den USA den Krieg, womit diese auch in den europäischen Teil des Krieges eintraten.

Der Überraschungsangriff galt in den USA als hinterhältig und perfide, da er ohne vorherige Kriegserklärung (auch die am 7. Dezember verspätet überreichte Note enthielt lediglich den Abbruch der Verhandlungen) und für die Bevölkerung der USA vollkommen überraschend erfolgt war. In den USA gilt der Begriff Pearl Harbor seither als Metapher für einen verheerenden, unprovozierten und unvorhergesehenen Angriff. Der 7. Dezember 1941 wird oft als Day of Infamy (Tag der Schande) bezeichnet, nach einem Satz aus der Rede von Präsident Roosevelt am nächsten Tag. Der Wunsch nach Rache und Sieg über Japan führte dazu, dass die Werbebüros der Streitkräfte von Freiwilligen geradezu überrannt wurden. Den Hass bekamen japanisch-stämmige Amerikaner als erste zu spüren, sie wurden Opfer zahlreicher Übergriffe und schliesslich in Internierungslager gesperrt. 1988 entschuldigte sich Präsident Ronald Reagan im Namen der US-Regierung für dieses auf "Rassismus, Vorurteilen und Kriegshysterie" basierende Verhalten.

Zur Untersuchung des Angriffs setzte Präsident Roosevelt eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des Verfassungsrichters Owen Josephus Roberts ein. Am 28. Januar 1942 erklärte die Kommission in ihrem Bericht Admiral Kimmel und General Short zu den Hauptverantwortlichen für die Niederlage. Man warf ihnen aufgrund der mangelnden Gefechtsbereitschaft ihrer Streitkräfte Pflichtvernachlässigung vor. Sie hätten Warnungen nicht ernst genug genommen und besonders Short habe durch seine Entscheidung, sämtliche Flugzeuge in der Mitte der Flugplätze zu parken, diese zu leichten Zielen gemacht. Beide Kommandeure waren bereits Mitte Dezember 1941 von ihren Posten abgelöst worden, wodurch sie automatisch von ihren bisherigen (aber nur temporär für ihr Kommando vergebenen) 4-Sterne Rängen in 2-Sterne Ränge zurückfielen. Ihre Karrieren waren damit praktisch beendet. Die von der Roberts-Kommission vertretene Auffassung war von Anfang an kontrovers, viele sahen in Kimmel und Short Sündenböcke, die bei einer Anklage von einem Militärgericht jederzeit freigesprochen worden wären. Am 25. Mai 1999 verabschiedete der Senat eine Erklärung, die Kimmel und Short von allen Vorwürfen freisprach. Sie hätten nicht alle verfügbaren Informationen gehabt und ihre Handlungen seien der ihnen bekannten Bedrohungslage angemessen gewesen.

In Japan löste der Angriff gemischte Gefühle aus. Admiral Yamamoto war entsetzt darüber, dass die japanische diplomatische Note erst nach dem Angriff überreicht worden war. Dies verschlimmerte die seiner Meinung nach von Anfang an nicht aussichtsreiche Lage Japans den Krieg zu gewinnen. Den Tag nach Pearl Harbor soll er in Depressionen versunken verbracht haben, während sein Stab feierte. Es gibt zwar keinen Beleg, dass er den berühmten Satz "Ich fürchte alles was wir erreicht haben, ist, einen schlafenden Riesen zu wecken und mit einem furchtbarem Vorsatz zu erfüllen.", der ihm im Film Tora! Tora! Tora! zugeschrieben wird, je gesagt hat, nach Aussage von Zeitzeugen gibt der Satz aber die Stimmung Yamamotos nach dem Angriff durchaus zutreffend wieder. Für die japanische Bevölkerung kam der Angriff genauso überraschend wie für die amerikanische, und obwohl die japanische Regierung seit einiger Zeit durch Propaganda anti-amerikanische Stimmung zu erzeugen versuchte, scheinen viele Japaner entsetzt darüber gewesen zu sein, dass sie sich jetzt im Krieg mit den Vereinigten Staaten befanden, einem Land, das von nicht wenigen Japanern bewundert wurde. Die Japaner scheinen jedoch die Rechtfertigung der Regierung, dass der Krieg unvermeidbar war, akzeptiert zu haben und unterstützten im folgenden bis zur japanischen Kapitulation die Kriegspolitik. Auch heute sind viele Japaner der Ansicht, sie seien von den USA in den Krieg gedrängt worden.

Verschwörungstheorien

siehe hierzu: Pearl-Harbor-Komplott

Schon am 27. Januar 1941 berichtete der amerikanische Botschafter in Japan, Joseph C. Grew, dass einer seiner Diplomatenkollegen einem Botschaftsangestellten erzählt hätte, dass viele Quellen, inklusive einer japanischen, von einem geplanten Großangriff auf Pearl Harbor sprächen, wenn es zum Zerwürfnis mit den USA käme (Quelle: Peace and War - United States Foreign Policy 1931-1941, Departement of State: Washington, 1943) [1].

Laut einer von Zweiflern vertretenen These hatten der amerikanische und britische Geheimdienst schon Wochen zuvor nicht nur den streng geheimen diplomatischen Funkverkehr aus Tokio entschlüsselt und mitgehört. Die Funkaufklärung der Marine soll auch den entscheidenden japanischen Militärcode (5-Num-Code) vorzeitig entschlüsselt haben. Die amerikanische Führung sei darum über den bevorstehenden Angriff von Beginn der Vorbereitungen an informiert gewesen. Auch soll der japanische Flottenverband die befohlene Funkstille nicht eingehalten haben. Dabei beruft man sich teilweise auf Dokumente, die nach dem Freedom of Information Act freigegeben wurden.

Siehe auch

Filme

Literatur

  • Gordon W. Prange: At Dawn We Slept. Penguin Books, erweiterte Neuauflage 1991, ISBN: 0140157344 -gilt als objektivste Darstellung-
  • Robert B. Stinnett, PEARL HARBOR: Wie die amerikanische Regierung den Angriff provozierte und 2476 ihrer Bürger sterben ließ, Zweitausendundeins, 2003
  • Dan van der Vat, Pearl Harbor. Der Tag der Schande, München, 2001, ISBN 3-45319-525-6
  • George Morgenstern, Pearl Harbor 1941, Herbig, 1998, ISBN 3-77661-996-1 (Originalausgabe von 1947)
  • Hans Lengerer und Sumie Kobler-Edamatsu, Pearl Harbor 1941. Der Paukenschlag im Pazifik nach japanischen Dokumenten., Podzun-Pallas, 1982, ISBN 3-79090-164-4
  • David Kahn, The Codebreakers, SCRIBNER, 1996, ISBN 0-684-83130-9
  • Peter Herde: Pearl Harbor, 7. Dezember 1941 – Der Ausbruch des Krieges zwischen Japan und den Vereinigten Staaten und die Ausweitung des europäischen Kriegs zum Zweiten Weltkrieg. Darmstadt 1980, ISBN 3-5340-7555-2
Commons: Angriff auf Pearl Harbor – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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