Avast Software s.r.o.[1] ist ein tschechischer Hersteller für Sicherheitssoftware und Dienstprogramme mit Sitz in Prag.[1] Avast ist durch eine Holding-Gesellschaft seit Mai 2018 an der Londoner Börse notiert.[3][4]
Avast Software s.r.o.[1]
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Rechtsform | Společnost s ručením omezeným |
ISIN | GB00BDD85M81 |
Gründung | 1988 (als ALWIL Software Genossenschaft) |
Sitz | Prag, Tschechien |
Leitung | Vincent Steckler (CEO) |
Mitarbeiterzahl | ca. 1600 (2018)[2] |
Umsatz | 780 Mio. $ (2017)[3] |
Website | www.avast.com |
Im Oktober 2016 übernahm Avast die in den Niederlanden börsennotierte Holding AVG Technologies N.V., zu der die ebenfalls tschechische AVG Technologies s.r.o. aus Brünn und die norwegische Norman Safeground A.S. aus Oslo gehörte. Hauptprodukt der Gruppe sind Antivirenprogramme.
Geschichte
1988–1991: Gründung
Im Jahr 1988 entdeckte Pavel Baudiš, damals Wissenschaftler des Instituts für mathematische Maschinen in Prag, den Viennavirus und schrieb ein Programm, das den Virus entfernen konnte.[5] Mit seinem Kollegen Eduard Kučera gründete er die ALWIL Software Genossenschaft – zu diesem Zeitpunkt war es nicht möglich, ein Unternehmen statt einer Genossenschaft zu gründen.
1991–2009: Alwil Software
Ab 1989 brachte die Samtene Revolution erweiterte unternehmerische Möglichkeiten, wodurch es 1991 möglich wurde, Alwil Software in eine Personengesellschaft umzuwandeln. 1995 kam Ondrej Vlček zu Alwil und schrieb das erste Antivirenprogramm für Windows 95. 1996 gewann Avast Antivirus den Virus Bulletin VB100-Award. 1997 lizenzierte Alwil Software die Avast Antivirus-Engine an McAfee. In den nächsten sieben Jahren stieg die Nutzerzahl auf eine Million, vor allem durch die kostenfreie Antivirus-Version für Privatnutzer, die 2001 veröffentlicht wurde.
2005 kam es zur Partnerschaft von Alwil und SanDisk. Ende 2006 hatte Avast eine Reichweite von 20 Millionen Nutzern. Es erhielt die SC Awards in den Kategorien Best Antivirus, Anti-Malware (Europa) und Readers’ Choise (USA). Im darauffolgenden Jahr wurde Alwil eine Aktiengesellschaft, die Zahl der registrierten Avast-Nutzer erreichte 40 Millionen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen lediglich 38 Mitarbeiter.
2010–2016: Avast Software
2009 zählte das Unternehmen 100 Millionen Nutzer und 100 Mitarbeiter. 2010 änderte Alwil Software den Namen in Avast Software und die Investmentgesellschaft Summit Partners investierte 100 Millionen US-Dollar in Aktienanteile. In den darauffolgenden zwei Jahren veröffentlichte Avast seine Business Protection Line und die Avast Free Mobile Security, die in Google Play die bestbewertete Sicherheits-Anwendung wird.
2013 waren auf mehr als 200 Millionen PCs, Macs und Android-Geräten Avast-Programme installiert. Im gleichen Jahr übernahm Avast Software das deutsche Unternehmen secure.me.
Seit 2016: Avast-Gruppe
Am 7. Juli 2016 gab Avast Software seine Pläne bekannt, AVG Technologies, den Hersteller des Konkurrenzprodukts AVG Antivirus, zum Kaufpreis von etwa 1,3 Milliarden US-Dollar zu übernehmen.[6] Das auf 100 Millionen US-Dollar Eigenkapital und 1,69 Milliarden US-Dollar von drei Banken gestützte Angebot an die Aktionäre lag 33 % über dem Börsenkurs.[7]
AVG Technologies war ein im Jahr 1990 in Brünn von Jan Gritzbach und Tomáš Hofer zunächst unter dem Namen Grisoft gegründetes Unternehmen.[8] An dem tschechischen Hersteller von Sicherheitslösungen beteiligte sich im Jahr 2005 der amerikanische Chiphersteller Intel mit 16 Millionen US-Dollar.[9] Der Name änderte sich in AVG Technologies und der Hauptsitz wurde nach Amsterdam in den Niederlanden verlegt. Die Aktien des Unternehmens notierten an der New Yorker Börse unter dem Börsenkürzel AVG.[10]
Am 3. Oktober 2016 teilte Avast Software in einer Presseerklärung mit, nach Abschluss der Erstemissionsfrist mit 87,3 % der Aktien die Mehrheit an AVG Technologies erworben zu haben.[11] Gary Kovacs, der ehemalige CEO von AVG Technologies verließ das Unternehmen im Dezember. Bis 16. März 2017 übernahm Avast auch die übrigen Aktien durch Squeeze-out.[12]
Im Juli 2017 gab Avast Software die Übernahme von Piriform (Entwickler von CCleaner, u.A.) bekannt.[13] Im Mai 2018 ging Avast an die London Stock Exchange und erreichte mit einer Notierung am unteren Ende der vorgesehenen Preisspanne einen Börsenwert von 2,5 Milliarden Britische Pfund.[3]
Tochterunternehmen
- Avast Software s.r.o., Prag, Tschechien
- AVG Technologies s.r.o., Brünn, Tschechien
- Priform Ltd., London, Vereinigtes Königreich
Produkte
Allgemeines
Nutzer der kostenlosen Avast Home (bis Version 4) beziehungsweise Avast Free Antivirus (ab Version 5) müssen sich nach einem Testzeitraum von 30 Tagen durch Angabe ihres Namens und einer E-Mail-Adresse registrieren. Danach muss alle 12 Monate eine erneute Registrierung durchgeführt werden, um das Produkt weiter nutzen zu können.
Avast Antivirus arbeitet als residenter Provider, also als Hintergrundprozess, der bearbeitete Daten nach Malware durchsucht. Durch die Aufteilung in acht Teilprozesse (Dateisystem-, Mail-, Web-Schutz, P2P-, IM-, Netzwerk-, Skript- und Verhaltens-Schutz) können diese nach Bedarf einzeln aktiviert und deaktiviert werden. Bei AVG AntiVirus verhält es sich mit fünf Schutzbereichen (Computer, Web, Identität, E-Mail und Firewall) ganz ähnlich.
Privatkunden
- Avast Antivirus in den Versionen Free Antivirus, Ultimate, Premier und Internet Security
- AVG Antivirus in den Versionen FREE, Internet Security und Ultimate
- Piriform CCleaner und Systemwerkzeuge Defraggler, Recuva, Speccy
Unternehmens-Lösungen
- Avast Endpoint Protection, Managed Workplace und CloadCare
- AVG AntiVirus Business Edition, Internet Security Business Edition und File Server Business Edition
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Avast Kontakt
- ↑ Oliver Bünte: Antivirus-Hersteller Avast strebt an die Börse. In: Heise Online, 12. April 2018, abgerufen am 26. Dezember 2018
- ↑ a b c Antivirus-Hersteller Avast bringt Aktien nur zum Mindestpreis unter. In: Der Standard, 9. Mai 2018, abgerufen am 26. Dezember 2018
- ↑ AVAST PLC. In: Companies House, abgerufen am 26. Dezember 2018
- ↑ Avast - Das Unternehmen. Auf der Website des Unternehmens, abgerufen am 2. Oktober 2016
- ↑ Axel Kannenberg: Antiviren-Software: Avast schluckt AVG für 1.3 Milliarden US-Dollar. In: Heise online, 7. Juli 2016, abgerufen am 7. Juli 2016
- ↑ Rodrigo Orihuela: Avast to Buy AVG for $1.3 Billion to Add Security Software. In: bloomberg.com. 7. Juli 2016, abgerufen am 10. August 2016 (englisch).
- ↑ Jan Cienski: Anti-virus makers spring from an unexpected source. In: Financial Times. 8. Dezember 2009, abgerufen am 1. April 2018 (englisch).
- ↑ Andreas Donath: Intel investiert in tschechisches Anti-Virus-Unternehmen. In: golem.de. 7. September 2005, abgerufen am 2. Oktober 2016.
- ↑ AVG Technologies sees IPO priced at $16-$18 apiece. Reuters, 17. Januar 2012, abgerufen am 19. August 2013 (englisch).
- ↑ Stephan Ehrmann: Antivirenhochzeit: Avast schließt Übernahme von AVG ab. In: Heise Security, 1. Oktober 2016, abgerufen am 2. Oktober 2016
- ↑ Avast Software B.V. completes squeeze-out process of minority shareholders of AVG Technologies B.V.. Pressemitteilung des Unternehmens, 16. März 2016, abgerufen am 26. Dezember 2018 (englisch)
- ↑ Vince Steckler: Avast welcomes Piriform, creator of CCleaner, to its team. In: Avast Blog, 19. Juli 2017, abgerufen am 12. September 2017 (englisch)