Alfred Weidenmann (* 10. Mai 1916 in Stuttgart; † 9. Juni 2000 in Zürich, Schweiz) war ein deutscher Autor von Jugendbüchern und Regisseur.
Anfänge
Alfred Weidenmann wurde als Sohn eines Fabrikanten geboren. Nach dem Besuch des Realgymnasiums studierte er an der Kunstakademie Malerei und Grafik. Dazwischen wurde er zum Arbeitsdienst und zwei Jahren Wehrdienst eingezogen.
NS-Deutschland
In den 30-er Jahren lernte er Herbert Reinecker kennen, der in der Reichsjugendführung als Schriftleiter von Hitlerjugendzeitschriften tätig war und ein enger Freund von ihm wurde. 1936 erschien Weidenmanns erstes Buch „Jungzug 2“, eine HJ-Erzählung. Ein weiteres Erlebnisbuch über den Arbeitsdienst und den Wehrdienst schlossen sich an. Von 1938 bis 1940 übernahm er, als Nachwuchsschriftsteller gefördert, die Herausgabe der 13-bändigen Buchreihe „Bücher der Jungen“. 1940 musste er zum Frankreichfeldzug und nach Russland einrücken, wurde danach aber freigestellt.
1942 übernahm er als Leiter und Regisseur die HJ-Filmschau „Junges Europa“ und wurde zugleich Leiter der Hauptabteilung „Film“ in der Reichsjugendführung. Nach einer Idee von Herbert Reinecker entstand 1944 unter seiner Regie der Jugendspielfilm „Junge Adler“. Während Weidenmann noch 1945 den Spielfilm „Die Schenke zur ewigen Liebe“ drehte, marschieren die Russen in Berlin ein, und er geriet in Gefangenschaft.
Nachkriegskarriere
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft drehte Weidenmann 1953 für die Deutsche Shell Kulturfilme. Er erhielt dafür sogar den Bundesfilmpreis, zwei weitere (für „Canaris" und „Alibi") folgten. Auch Jugendbücher wurden von ihm wieder verfasst, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Sie erschienen in loser Folge und in verschiedenen Jahren.
Nach dem Kulturfilm widmete er sich erneut dem Spielfilm, wieder in Verbindung mit dem ehemaligen HJ-Führer, -Schriftleiter und Waffen-SS-ler Herbert Reinecker. Es entstanden meist Krimis und Filme unterhaltsamer Art, in denen prominente deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen auftraten.
In den 70-er Jahren wurde aus dem Kinoregisseur ein vielbeschäftigter Fernsehregisseur („Der Kommissar“, „Derrick“, „Der Alte“, „Sonderdezernat K1“, Fernsehspecials mit Lilli Palmer und Martin Held). 1984 verlegte er seinen Wohnsitz in die Schweiz.
Alfred Weidenmann starb in Zürich bei den Vorbereitungen zu einem Fernsehfilm.
Filmografie
- Soldaten von morgen (Reportage über Ausbildungszweige der Hitlerjugend)
- 1941 Außer Gefahr (Reportage über die Kinderlandverschickung)
- 1942 Hände hoch
- 1944 Junge Adler, mit Willy Fritsch (Hardy Krüger, Gunnar Möller und Dietmar Schönherr wurden beim Casting als Nachwuchsschauspieler entdeckt)
- 1945 Die Schenke zur ewigen Liebe (unvollendet), mit Carl Raddatz
- 1953 Weg in die Freiheit
- 1953 Ich und du, mit Liselotte Pulver und Hardy Krüger
- 1954 Canaris, mit O. E. Hasse und Martin Held
- 1955 Alibi, mit O.E. Hasse, Hardy Krüger und Martin Held
- 1955 Der Himmel ist nie ausverkauft
- 1956 Kitty und die große Welt, mit Romy Schneider, Karlheinz Böhm, O.E. Hasse, Ernst Schröder und Paul Dahlke
- 1956 Der Stern von Afrika, u.a. werden Horst Frank und Roberto Blanco entdeckt
- 1957 Scampolo, mit Romy Schneider, Paul Hubschmid und Georg Thomalla
- 1958 Solange das Herz schlägt, mit O. E. Hasse, Heidemarie Hatheyer, Charles Regnier, Götz George
- 1959 Buddenbrooks (zweiteilig), mit Hansjörg Felmy, Hanns Lothar, Nadja Tiller, Liselotte Pulver, Rudolf Platte
- 1959 Bumerang, mit Hardy Krüger und Martin Held
- 1960 An heiligen Wassern, mit Hansjörg Felmy
- 1961 Julia, du bist zauberhaft, mit Lilli Palmer, Charles Boyer, Thomas Fritsch
- 1962 Ich bin auch nur eine Frau, mit Maria Schell, Paul Hubschmid, Agnes Windeck
- 1963 Das große Liebesspiel, mit Lilli Palmer, Peter van Eyck, Hildegard Knef, Daliah Lavi
- 1964 Verdammt zur Sünde, mit Martin Held, Tilla Durieux, Michael Ande
- 1964 Schüsse im Dreivierteltakt, mit Pierre Brice, Heinz Drache, Charles Regnier
- 1965 Ich suche einen Mann, mit Walter Giller, Brigitte Horney, Georg Thomalla
- 1966 Maigret und sein größter Fall, mit Heinz Rühmann, Günter Strack, Eddi Arent
- 1969 Unter den Dächern von St. Pauli, mit Jean-Claude Pascal, Joseph Offenbach
- 1970 Das Freudenhaus, mit Karin Jacobsen, Herbert Fleischmann
- 1972 Eine Frau bleibt eine Frau (1), mit Lilli Palmer
- 1973 ... aber Jonny!, mit Horst Buchholz, Herbert Fleischmann, Hannelore Elsner
- 1973 Eine Frau bleibt eine Frau (2)
- 1975 Derrick: Tod am Bahngleis, mit Horst Tappert, Fritz Wepper
- 1975 Derrick: Ein Koffer aus Salzburg
- 1975 Liebe mal so - mal so
- 1975 Der Kommissar: Mord nach der Uhr, mit Erik Ode, Fritz Wepper
- 1976 Derrick: Kalkutta
- 1976 Derrick: Das Bordfest
- 1976 Sanfter Schrecken (TV-Film)
- 1977 Der Schimmelreiter, mit Gert Fröbe, Anita Ekström, Vera Tschechowa, Lina Carstens
- 1977 Konkurs
- 1977 Eine Frau bleibt eine Frau (3)
- 1977 Der keusche Lebemann
- 1978 Unsere kleine Welt (4 Geschichten mit Martin Held)
- 1978 Der große Karpfen Ferdinand, mit Manfred Steffen, Paula Wessely, Martin Held
- 1978 Eine Frau bleibt eine Frau (4)
- 1979 Geschichten mit Martin Held
- 1980 Die Karten lügen nicht
- 1980 Derrick: Ein Lied aus Theben
- 1981 Sonderdezernat K1: Die Spur am Fluss
- 1981 Sonderdezernat K1: Die Rache eines V-Mannes
- 1981 Der Alte: Der Überfall
- 1982 Derrick: Hausmusik
- 1982 Unsere schönsten Jahre (4.Folge)
- 1983 Unsere schönsten Jahre (6.Folge)
- 1983 Derrick: Die Tote in der Isar
- 1984 Derrick: Keine schöne Fahrt nach Rom
- 1984 Mann ohne Fahrschein
- 1986 Der Alte: Killer gesucht
- 1986 Derrick: Der Fall Weidau
- 1986 Derrick: Die Rolle seines Lebens
- 1986 Wer erschoss Boro?
- 1987 Derrick: Kein Risiko
- 1987 Ein teuflischer Plan
- 1988 Derrick: Die Mordsache Druse
- 1988 Der Alte: Freispruch
- 1988 Der Alte: Ein ganz gewöhnlicher Mord
- 1989 Derrick: Diebachs Frau
- 1990 Derrick: Der Augenblick der Wahrheit
- 1990 Der Alte: So gut wie tot
- 1991 Derrick: Caprese in der Stadt
- 1991 Der Alte: Tagebuchmord
- 1992 Derrick: Die Reise nach München
- 1992 Derrick: Die Festmenüs des Herrn Borgelt
- 1993 Derrick: Mann im Regen
- 1993 Derrick: Melodie des Todes
- 1994 Derrick: Das Thema
- 1994 Derrick: Eine Endstation
- 1994 Der Alte: Verschwunden ... und nicht vermisst
- 1994 Derrick: Abendessen mit Bruno
- 1995 Derrick: Ein Mord, zweiter Teil
- 1995 Derrick: Teestunde mit einer Mörderin
- 1995 Derrick: Eines Mannes Herz
- 1995 Derrick: Herr Widanje träumt schlecht
- 1996 Derrick: Einen schönen Tag noch, Mörder
- 1996 Derrick: Das dunkle Licht
- 1997 Derrick: Verlogener Platz
- 1997 Derrick: Mama Kaputtke
Jugendbücher (in Auswahl)
- Jungzug 2. Stuttgart: Loewe. 1936.
- Trupp Plassen. Stuttgart: Loewe. 1937. (= Jungen im Dienst; 2)
- Kanonier Brakke Nr. 2 Stuttgart: Loewes. 1938. (= Jungen im Dienst; 3)
- Jakko. Stuttgart: Loewe. 1939 (wurde 1941 von Fritz Peter Buch verfilmt).
- Junges Europa. Stuttgart: Loewes. 1940.
- Junges Griechenland (1940)
- Junges Italien. Stuttgart: Loewes. 1940.
- Junges Portugal (1940)
- Junges Spanien (1940)
- Winnetou junior fliegt nach Berlin (1952)
- Kaulquappe und die Falschmünzer (1953)
- Gepäckschein 666. Stuttgart: Loewes. 1953 (wurde 1961 von Theo Mezger verfilmt).
- Die Fünfzig vom Abendblatt (1960)
- Ganz Pollau steht kopf (1961)
- Der blinde Passagier. Bayreuth: Loewes. 1968.
- Die Glorreichen 7 und der rätselhafte Kunstraub (1972)
- Der gelbe Handschuh. Bayreuth: Loewes. 1974. ISBN 3-7855-1679-7
- Die Glorreichen 7 und der Junge aus dem Meer. Bayreuth: Loewes. 1976. ISBN 3-7855-1712-2
- Die Glorreichen 7 und das Geheimnis der grünen Maske. Bayreuth: Loewes. 1976. ISBN 3-7855-1741-6
- Die Glorreichen 7 und der Sohn des Häuptlings. Bayreuth: Loewes. 1979. ISBN 3-7855-1808-0
- Die Glorreichen 7 und der doppelte Schlüssel. Bayreuth: Loewes. 1981. ISBN 3-7855-1858-7
- Die Glorreichen 7 und das unheimliche Haus, Sonderausgabe. Bindlach: Loewe. 1986. ISBN 3-7855-2048-4
- Dicke Fische - Kleine Gauner. Das große Alfred-Weidenmann-Buch. Bayreuth: Loewes. 1982. ISBN 3-7855-1906-0
- Die Spur führt nach Tahiti. Bindlach: Loewe. 1995. ISBN 3-7855-2739-X
Auszeichnungen
- 1936 1. Preis beim Wettbewerb des Verbandes deutscher Amateurfilmer
- 1942 „bester Jugendspielfilm des Festlandes“ beim Filmwettbewerb der europäischen Jugend in Florenz für „Hände hoch“
- 1954 Bundesfilmpreis für „Weg in die Freiheit“ (bester Kulturfilm des Jahres)
- 1955 Bundesfilmpreis für „Canaris“
- Prix Femina (Paris) für „Canaris“
- Preis des spanischen Kritikerverbandes für „Canaris“
- 1956 Bundesfilmpreis für „Alibi“ (Filmband in Silber)