John Allen Chau

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John Allen Chau (* 18. Dezember 1991, Vancouver, Washington; † 18. November 2018, North Sentinel Island) war ein US-amerikanischer, evangelikaler Missionar. Er wurde bekannt, nachdem er am 17. November 2018 versucht hatte, auf die Insel North Sentinel Island zu gelangen und dabei getötet wurde. Nach eigenen Angaben hatte Chau es sich zum Ziel gesetzt, die Sentinelesen zum christlichen Glauben zu bekehren. Die indischen Behörden verbieten jeglichen Kontakt zu der abgeschotteten Insel und den Ureinwohnern; dennoch versuchte Chau mehrfach, sich dem Strand zu nähern.

Hintergrund

North Sentinel Island ist Teil der Inselgruppe der Andamanen im Indischen Ozean. Diese gehören territorial zu Indien. Die Sentinelesen zählen zu den rund 170 noch weitgehend isoliert lebenden Völkern der Erde. Die indischen Behörden verbieten es unter Strafe, sich den Ureinwohnern und ihrem Eiland bis auf fünf Kilometer zu nähern. Sie sollen so davor geschützt werden, sich mit für sie tödlichen Krankheiten zu infizieren. Außerdem gelten die Bewohner als der Außenwelt feindlich gesonnen. 2004 beschossen sie nach dem Tsunami einen Hubschrauber indischer Behörden mit Pfeilen. 2006 töteten die Bewohner zwei Fischer, die sich beim Krabbenfischen auf die Insel verirrt hatten.

Ende Juni 2018 wurden Schutzbestimmungen für North Sentinel Island und 28 weitere Inseln der Andamanen von Indien aufgehoben. Ziel ist es, den Tourismus zu fördern. Eine Mitarbeiterin der Nichtregierungsorganisation Survival International sagte, die Insel sei zwar aufgrund anderer Gesetze weiter geschützt, aber es sei so eine falsche Botschaft transportiert worden. Eine britische Zeitung habe fälschlicherweise geschrieben, man dürfe die Insel nun betreten.

Leben

John Allen Chau war ein evangelikaler Christ. Er nahm 2016 erstmals Kontakt mit der US-amerikanischen Mission „All Nations“ aus Kansas City in Missouri auf mit dem Wunsch, nach North Sentinel zu reisen. Laut Mary Ho von „All Nations“ verfügte Chau über Kenntnisse in Anthropologie, „Missiology“ (evangelikaler Zweig der Missionswissenschaft) und Linguistik. Chau bereitete sich mehrere Jahre auf seine Missions-Aktion vor: Er erlernte notfallmedizinisches Wissen und nahm unter anderem an einem Missions-Bootcamp teil.

Missionsaktion und Tod

Chau bestach fünf lokale Fischer mit 25.000 Rupien, um sich am 14. November 2018 heimlich auf einem Holzboot im Schutz der Nacht der Insel zu nähern. Am 15. November versuchte er mit seinem aufblasbaren Kajak, auf die Insel überzusetzen. Die Bewohner beschossen ihn mit Pfeilen und zwangen ihn zur Umkehr. Laut Medienberichten hatte Chau anschließend geschrieben, er wolle nicht sterben. Die Fischer berichteten später, wie er beim erneuten Versuch, die Sentilesen zu missionieren, von ihnen mit Pfeilen getötet und am 17. November 2018 am Strand vergraben wurde.

Die indische Polizei landete auf der Insel an, um die Leiche zu bergen, brach aber die Aktion ab, um eine Konfrontation zu verhindern.

Rezeption

John Allen Chaus Tod zog unterschiedliche Reaktionen nach sich. Während US-amerikanische Evangelikale seine Tat als heldenhaft und ihn als christlichen Märtyrer sehen, bezeichneten weltliche Stimmen ihn als leichtsinnig.

Ulrich Delius, Direktor der Gesellschaft für Bedrohte Völker, sagte, Chau habe grob leichtsinnig gehandelt und plädierte dafür, das Volk, welches durch die Benutzung der Andamanen als Strafkolonie durch die Briten bereits negative Erfahrungen mit der Außenwelt gemacht habe, in Ruhe zu lassen.