Sasha Marianna Salzmann (geboren 21. August 1985 in Wolgograd, Sowjetunion) ist eine deutsche Dramatikerin, Essayistin, Kuratorin und Romanautorin. Sie ist Hausautorin am Maxim-Gorki-Theater Berlin und leitete zudem von 2013 bis 2015 die dortige Studiobühne, das Studio Я.


Leben
Salzmann wuchs in Moskau auf. 1995 emigrierte sie mit ihrer Familie als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland, studierte an der Universität Hildesheim Literatur, Theater und Medien und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Ihre Gedichte und Kurzgeschichten wurden während ihres Studiums in Hildesheim in diversen Magazinen publiziert. Zusammen mit Deniz Ultu, Mutlu Ergün, Marcela Knapp und Mike Klesse gründete sie das Kultur- und Gesellschaftsmagazins freitext und war 12 Jahre lang seine Redakteurin. Gleichzeitig zu ihrem Studium begann Salzmann erste Theaterregieversuche. Sie inszenierte zusammen mit Wera Mahne „Ein Attentat auf Godot“, eine Bearbeitung von Becketts Klassiker, sowie „Rot Werden“, einen sarkastischen Liebesmonolog an Wladimir Putin. Zusammen mit dem Musiktheaterkollektiv forte blau entwickelte Salzmann Projekte für Gehörlose, Schwerhörende und Hörende. Zum Thema „Stimmen hören“ erarbeitete sie mit dem Grenzkollektiv die Jeanne d'Arc-Persiflage "Jeanne ist tot und kommt heute nicht mehr vorbei".
Während ihres Studiums des Szenischen Schreibens in Berlin gewann ihr erstes abendfüllendes Theaterstück Weißbrotmusik den wienerwortsaetten Preis 2009 und IKARUS 2012 als bestes Jugendstück. 2012 wurde sie für das Stück Muttermale Fenster Blau mit dem 17. Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker ausgezeichnet. Salzmanns Abschlussstück an der Universität der Künste Muttersprache Mameloschn wurde 2013 als bestes Stück des Jahres mit dem Mühlheimer Publikumspreis 2013 geehrt. Stück und Autorin führten bei Umfragen von Theaterkritikern die Ranglisten in Sparten Bestes Stück, Beste Nachwuchsautorin und Dramatikerin des Jahres an. Nach dem Abschluss ihres Studiums des Szenischen Schreibens gründete Salzmann zusammen mit Maxi Obexer das Neue Institut für Dramatisches Schreiben. Sie unterrichtet politisches Schreiben, initiiert Werkstätten und Lesungen mittlerweile international.
Seit 2013 ist Salzmann die Hausautorin des Maxim-Gorki-Theaters Berlin. Als Kopf der freien Künstlergruppe Conflict Zine Arts Asylum leitete sie dort das Studio Я: „Das Maxim-Gorki-Theater ist das „Theater des Jahres“. Das liegt auch an Sasha Marianna Salzmann, die dort die spannendste Experimentierbühne Deutschlands leitet: das Studio Я“ (Stefan Grund in: Die Welt). 2016 erklärte die Theaterzeitschrift die Deutsche Bühne Salzmann zum Kopf der Saison: „Salzmann ist mit ihrem sensiblen Blick auf eine brutale Gegenwart und ihren biographischen Blicken zurück vielleicht die deutschsprachige Theaterautorin der Stunde.“ (Detlev Baur).
Zusammen mit Max Czollek initiierte Salzmann den Desintegrationskongress und die Radikalen Jüdischen Kulturtage, zwei soziale Plastiken, in denen sich internationale Protagonist_innen künstlerisch mit den Fragen der zeitgenössischen jüdischen Identität beschäftigten. „Früher war das Maxim Gorki Theater ein Postmigranten-Theater, jetzt ist es ein Desintegrations-Theater. Desintegration bedeutet: Ich mache nicht mit. Es bedeutet aber gerade nicht: Ich halte mich raus.“ (Dirk Pilz, Berliner Zeitung)
Salzmann selber führte, neben der Kuration des Programms, Regie bei „Die Geschichte vom Leben und Sterben des neuen Juppi Ja Jey Juden“ von Sivan Ben Yishai.
Prosa
2012/13 während ihres Aufenthaltes in Istanbul als Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya begann Sasha Marianna Salzmann ihren Debütroman, den sie in den Folgejahren während ihrer regelmäßigen Türkeiaufenthalte beendete. Außer sich erschien im September 2017. Der Roman handelt von einem Zwillingspaar, das erst in einer kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der Postsowjetjahre und dann in einem Asylbewerberheim in der westdeutschen Provinz aufwächst. Salzmann erhielt für ihr Romandebüt den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung. Die Jury würdigte das Werk als „gewagte wie gelungene Gratwanderung zwischen kulturellen und geschlechtlichen Identitäten“ und als „ein facettenreiches Generationspanorama von der Sowjetunion im 20. Jahrhundert bis ins Europa der Gegenwart“.[1] Im selben Jahr gelangte Außer sich auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. 2018 erhielt der Roman den Mara-Cassens-Preis für das „in tiefster Weise provozierendes Romandebüt“. Außer sich erscheint in 15 Sprachen.
Werke
- Außer sich. Roman. Berlin : Suhrkamp, 2017, ISBN 978-3-518-42762-8.
- Theater
- Wir Zöpfe, vollständiger Text in: Theater heute, Dezember 2014, Beilage. Maxim-Gorki-Theater, entstanden im Rahmen der Literaturwerkstatt "Rauş - Neue deutsche Stücke" in Zusammenarbeit mit dem Ballhaus Naunynstraße.[1]
- Muttermale Fenster Blau, Frankfurt, M.: Verl. der Autoren, 2012 Staatstheater Karlsruhe
- mit Deniz Utlu. Fahrräder könnten eine Rolle spielen, UA: 23. November 2012, Ballhaus Naunynstraße, Berlin, Verlag der Autoren, Frankfurt am Main.
- Weißbrotmusik, Frankfurt, M.: Verl. der Autoren, 2011 ISBN 978-3-88661-340-3, 2009 am BAT Berlin
- Massensterben der Möglichkeiten, 2011 Deutsches Theater Berlin
- mit Deniz Utlu: Tod eines Superhelden, 2011 am Ballhaus Naunynstraße, Berlin.
- Weltrettungsauftrag, 2011 in der Eisfabrik (Hannover).
- SATT, Frankfurt, M.: Verl. der Autoren, 2011 ISBN 978-3-88661-340-3, 2011 Bayerisches Staatsschauspiel.
- Muttersprache Mameloschn, Frankfurt am Main: Verl. der Autoren. ISBN 978-3-88661-359-5[2], Uraufführung am 9. September 2012 im Deutschen Theater Berlin.
- Schwimmen lernen, Frankfurt am Main: Verl. der Autoren.
Auszeichnungen
- 2002: Stipendiatin Literatur Labor Wolfenbüttel
- 2009: Exil-DramatikerInnenpreis der Wiener Wortstaetten für Weißbrotmusik
- 2012: Kleist-Förderpreis für Muttermale Fenster blau
- 2013: Publikumspreis bei den Mülheimer Theatertagen für Muttersprache Mameloschn
- 2017: Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung für Außer sich (Debütroman)
- 2017: Nominierung zum Deutschen Buchpreis mit Außer sich (Shortlist)
- 2017: Nominierung zum aspekte-Literaturpreis mit Außer sich (Finalist)
- 2018: Mara-Cassens-Preis für Außer sich
Weblinks
- Literatur von und über Sasha Marianna Salzmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Sasha Marianna Salzmann, website
- Marianna Salzmann, beim Maxim-Gorki-Theater
- Marianna Salzmann bei Staatsschauspiel Dresden (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2018. Suche in Webarchiven)
- Wilfried Happel: Traumland satt, Theaterkritik bei TITEL-Kulturmagazin (2010)
- Marianna Salzmann, bei Verlag der Autoren
- Marianna Salzmann, bei tausendwortetief
Einzelnachweise
- ↑ Mitteilung des Maxim-Gorki-Theaters zu "Wir Zöpfe", abgerufen am 3. Januar 2015.
- ↑ Alexander Viktorin, Max Büch: Marianna Salzmann über Muttersprache Mameloschn. Interview mit Marianna Salzmann, in: kultivision, Youtube-Kanal, 13. Mai 2013
Personendaten | |
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NAME | Salzmann, Marianna |
ALTERNATIVNAMEN | Salzmann, Sasha Marianna (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 21. August 1985 |
GEBURTSORT | Wolgograd |