Das Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI) ist der im englischen Sprachraum am häufigsten verwendete Persönlichkeitstest in der Psychologie. Dieser Test wurde mit dem Ziel geschaffen, um Persönlichkeitsstörungen, soziale Probleme und Verhaltensstörungen bei Psychiatriepatienten zu finden. Der Test liefert Informationen zur Problemidentifikation, Diagnose und Vorbereitung eines Behandlungsschemas für den Patienten.
Der Test wurde außerdem für Einstellungstests und andere nicht-klinische Untersuchungen eingesetzt, dies wird kontrovers eingeschätzt und ist in vielen Fällen illegal.
Geschichte
Das originale MMPI wurde in Kliniken an der University of Minnesota entwickelt und erstmals 1942 publiziert. Die Originalautoren des MMPI waren Starke R. Hathaway (PhD) und J. C. McKinley (MD). Das MMPI ist durch Copyright und Warenzeichen der University of Minnesota geschützt [1]. Bei klinischer Anwendung muss im Einzelfall eine Gebühr gezahlt werden.
Die derzeit standardisierte Version für Erwachsene ab 18 Jahren, das MMPI-2, wurde 1989 herausgegeben, außerdem gab es Anfang 2001 eine Revision bei bestimmten Testbestandteilen. Das MMPI-2 umfasst 567 items (Fragen), und benötigt etwa 60 bis 90 Minuten zur Durchführung. Es gibt eine Kurzform des Tests, welche aus den ersten 370 items des Gesamtformulars MMPI-2 besteht. Auch gibt es eine Version für Jugendliche im Alter von 14 bis 18, das MMPI-A.
Das MMPI wird in einem weiten Bereich von Untersuchungen eingesetzt:
- Strafjustiz und Haft
- Untersuchung von Störungen, wie etwa Posttraumatisches_Stresssyndrom, Depression und Schizophrenie
- Feststellung geeigneter Kandidaten für Positionen in Sicherheitsbereichen mit hohem Risiko, wie z.B. Angestellte in Kernkraftanlagen, Polizeibeamte, Verkehrspiloten, Feuerwehr, Medizin- und Psychologiestudenten
- Untersuchung von Patienten und Festlegung geeigneter Behandlungsstrategien, einschließlich chronischer Schmerzbehandlung
- Auswahl von Teilnehmern an Programmen zum Substanzmissbrauch
- Unterstützung bei Ausbildungs- und Karriereplanung
- Ehe- und Familienberatung
(Hinweis: Diese Liste stammt aus der englischen Wikipedia und trifft nicht notwendig auf europäische Verhältnisse zu)
Kritik und kontroverse Punkte
Auch wenn andere Persönlichkeitstests wie Graphologie, Rorschachtest und der Myers-Briggs Type Indicator öfter kritisiert werden als das MMPI, bleiben Fragen bezüglich der Ethik und Gültigkeit speziell im nichtklinischen Gebrauch des MMPI bestehen.
In den 1960er Jahren wurde das MMPI in Firmen bei Angestellten und Bewerbern ebenso oft angewendet wie bei Psychiatriepatienten. Der Soziologe William H. Whyte sowie weitere Kritiker betrachteten solche Tests als Mittel, mit dem in Großkonzernen zur Mitte des Jahrhunderts ein oppressives Gruppendenken geschaffen wurde.
Ein Bericht des United States Office of Technology Assessment (OTA, US-Büro zur Technikfolgenabschätzung) von 1990 stellt fest:
In 1965 the Senate Subcommittee on Constitutional Rights of the Committee on the Judiciary, chaired by Senator Sam Ervin, and the House Special Subcommittee on Invasion of Privacy of the Committee on Government Operations, chaired by Representative Cornelius E. Gallagher, held hearings to determine whether the questions asked on psychological tests used by the Federal Government were an unjustified invasion of the respondent’s psyche and private life. The Subcommittees also investigated the validity of these tests and the due process issues involved in test administration. The reactions of the press and public were very critical of the types of questions asked on these psychological tests.
1966 brachte der US-Senator Ervin einen Gesetzesantrag ein um die Anwendung des MMPI und weiterer Tests durch Regierungsbehörden scharf einzugrenzen, wobei er diese als McCarthyismus bezeichnete (siehe McCarthy-Ära). Ervins Antrag wurde abgelehnt.
Annie Murphy Paul, ein früherer Chefredakteur von Psychology Today, stellt fest dass Persönlichkeitstests "oft ungültig, unzuverlässig und unfair" seien. Andere kritisieren dass das MMPI bestimmte demographische Gruppen übermäßig "pathologisiere", insbesondere Teenager und Nicht-Weiße Probanden.
In unzähligen erfolgreichen Gerichtsverfahren wurde argumentiert, dass die Anwendung des Tests bei Bewerbern ein Eindringen in die Privatsphäre darstellt und dass es keine gesicherte Verbindung zwischen Testergebnissen und der Arbeitsleistung gäbe.
Siehe auch
Quellen
- Congress of the United States Office of Technology Assessment. The Use of Integrity Tests for Pre-Employment Screening. (PDF) September 1990. OTA-SET-442 NTIS order #PB91-107011.
- Bennett D. "Against types." Boston Globe, 12 September 2004.
- Paul AM. The Cult of Personality: How Personality Tests Are Leading Us to Miseducate Our Children, Mismanage Our Companies, and Misunderstand Ourselves. Free Press 2004. ISBN 0743243560.
Weblinks
- Pearson Assessments: Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2
- MMPI-A (Minnesota Multiphasic Personality Inventory-Adolescent)
- Test interpretation and description of scales (pdf)
- MMPI Research Project
- MMPI: All You Wanted to Know About It
- National Institute of Mental Health (NIMH) Home Page
- MMPI article via Health A to Z
- The Straight Dope: What does Alice in Wonderland have to do with psychological testing?