Mariä Himmelfahrt (Memmelsdorf)

Katholische Pfarrkirche in Memmelsdorf
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Mariä Himmelfahrt ist ein Kirchengebäude der römischen-katholischen Kirche in der oberfränkischen Gemeinde Memmelsdorf. Es dient der Pfarrei Mariä Himmelfahrt als Pfarrkirche. Das Bauwerk ist als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[1] Es ist auch gemäß der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten in der Liste zu schützender Kulturgüter Bayerns verzeichnet und mit dem Internationalen Kulturgutschutzzeichen markiert.

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Memmelsdorf

Lage

 
Lage in der Ummauerung

Die Kirche liegt im historischen Zentrum von Memmelsdorf an einem Knick der Hauptstraße, Ecke Bahnhofstraße, gegenüber dem ebenfalls denkmalgeschützten Gasthof Drei Kronen. Ihre Orientierung weicht um weniger als ein Grad von der idealen Ostung ab. In demselben Straßenviereck wie die Kirche liegen das ebenfalls denkmalgeschützte Pfarrhaus aus dem 17. Jahrhundert, das Pfarramt und eine Kindertagesstätte.

Geschichte

Möglicherweise stand an der Stelle der späteren Kirche bereits seit dem 11. Jahrhundert eine Kapelle. Die erste größere Kirche wurde um 1300 gebaut. Damals gehörte Memmelsdorf zur Pfarrei Hallstadt. Der Bau war eine Chorturmkirche, bei der der Chor im Erdgeschoss des Kirchturmes eingebaut war. Wie groß das ursprüngliche Langhaus war ist unbekannt. 1391 wurde Memmelsdorf zur eigenen Pfarrei erhoben und die bisherige Filialkirche wurde zur Pfarrkirche. Möglicherweise wurde zu dieser Gelegenheit ein Neubau oder eine Erweiterung des Langhauses durchgeführt.

1609-1611 wurde der Turm um ein Geschoß erhöht und erhielt eine Spitzhaube. Die alte Kirche wurde bis auf den Turm im 30-jährigen Krieg zerstört, 1647 wird sie als "abgebrannt" bezeichnet. Bei dem Wiederaufbau ab 1650 wurde die Südmauer nach Süden versetzt, um mehr Raum im Kircheninneren zu gewinnen. Seither ist die Mittelachse des Langhauses gegenüber derjenigen des Altarraums versetzt.[2] Der nach dem Neuaufbau aufgestellte Hochaltar wurde 1665-1667 durch einen neu errichteten Hochaltar ersetzt, dessen Figurenprogramm jedoch nicht mehr bekannt ist.[3]

Ein Umbau mit einer Erweiterung nach Westen erfolgte ab 1706.[4] Er wurde durch Balthasar Caminata durchgeführt, einen Schwager des Architekten Leonhard Dientzenhofer. Mehrfach wird Dientzenhofer als Urheber der Pläne bezeichnet, was aber urkundlich nicht dokumentiert ist.[5] Bei dem Umbau wurde das Langhaus von zwei auf vier Fensterachsen, seine Länge also etwa verdoppelt. Die neue Westwand erhielt eine repräsentative Barockfassade. Die an der Nordseite noch vorhandenen gotischen Spitzbogenfenster wurden durch barocke Rundbogenfenster ersetzt, das Maßwerk herausgebrochen. Altarraum und Langhaus wurden barockisiert. Das Kreuzrippengewölbe des Chors wurde durch ein Kreugratgewölbe ersetzt, und das Langhaus erhielt eine Flachdecke, die von Johann Jakob Vogel aus der Wessobrunner Schule stuckiert wurde. Nachdem der Umbau 1709 abgeschlossen werden konnte, wurde 1710 ein neuer Hochaltar errichtet. Tabernakel, Anbetungsengel und Figurenprogramm des Altars schuf Sebastian Degler.[6] Die Weihe der umgebauten Kirche erfolgte erst 1740.[7]

1772 wurde der Kirchhof erweitert und mit einer neuen Mauer umgeben, bei der die Steine der bisherigen Kirchhofmauer wiederverwendet wurden.[8] Auf zwölf die Mauer gliedernden Pfeilern wurden Statuen von Engeln und Heiligen aufgestellt, die der Bildhauer Ferdinand Dietz für diesen Zweck schuf.[9]

1977 wurde die Friedhofsmauer für eine erforderliche Verbreiterung der Straße um vier Meter zurückversetzt. Dabei wurden auch die Engel- und Heiligenfiguren durch Kopien ersetzt. Die Originale befinden sich seitdem in der Kapelle von Schloss Seehof.[10] 2006 wurde das Kircheninnere grundlegend renoviert.

Architektur

Äußeres

Der älteste Teil des Bauwerks ist der Chorturm an der Ostseite. Er ist durch Gesimse in vier Geschosse gegliedert. Nur das Fenster an der Ostseite ist noch ein gotisches Spitzbogenfenster, die beiden seitlichen Fenster sind barocke Rundbogenfenster mit geohrter Steinumrahmung und farbloser Bleiverglasung. Die Schallöffnungen der Glockenstube im obersten Geschoss sind spitzbogig mit nachgotischem Maßwerk. Auf jeder Seite dieses Geschosses ist eine Uhr mit Zifferblatt in römischen Zahlen angebracht. Auf dem Turm sitzt eine eine spitze, durch Kreuz und Hahn gekrönte Turmhaube mit vier Ecktürmen.

Das westlich an den Chorturm anschließende Langhaus hat einen rechteckigen Grundriss von etwa 12 x 27 Meter und trägt ein Satteldach. Die Seitenwände sind ungegliederte Sandsteinmauern und haben je vier Rundbogenfenster mit geohrter Steinumrahmung und farbloser Bleiverglasung. In der zweiten Fensterachse von Westen führt jeweils eine Türe unter dem Fenster in die Kirche hinein.

Die das Langhaus abschließende Westfassade ragt über das Satteldach hinaus und ist repäsentativ gestaltet. Der Sandsteinmauer sind vier weiß getünchte Pilasterder toskanischen Ordnung vorgesetzt, die ein ebenfalls weiß getünchtes Gesims tragen. Darüber erhebt sich ein Dreiecksgiebel, was die Fassade wie eine klassische Tempelfront aussehen lässt.[11] Dem Erdgeschoss der Fassade ist ein eingeschossiger Vorbau vorgesetzt. In der Mitte führt ein gewölbter Zugang zu dem Hauptportal der Kirche, das von einem geohrte Steinrahmen umgeben und mit einem Dreiecksgiebel gekrönt ist. Daneben sind hinter offenen Bögen, die durch schmiedeeiserne Gitter verschlossen sind, Figurengruppen von Johann Leonhard Gollwitzer aufgestellt, rechts eine Ölberggruppe und links eine Grablegungsgruppe.[12]

Oberhalb des Vorbaus stehen Figurengruppen in Mauernischen zwischen den Pilastern: in der Mitte eine Kreuzigungsgruppe, rechts oberhalb der Ölbergszene eine Reue Petri und links über der Grablegung eine Pietà. Unter dem Giebelfußgesims sitzt das Wappen des Lothar Franz von Schönborn, der 1693 bis 1729, also zur Bauzeit der Westfassade, Fürstbischof von Bamberg war. Darüber steht in einer Nische des Tympanon eine Statue des Erzengels Michael. Das Giebelgesims trägt rechts und links je zwei Flammenkugeln, auf der Giebelspitze steht eine Statue der Maria mit dem Jesuskind. Es wird angenommen, dass die Figuren der Fassade von dem Bamberger Bildhauer Johann Caspar Metzner geschaffen wurden, belegt ist das aber nur für die Reue Petri.[13]

Der Kirchhof ist von einer Mauer umgeben, die durch Sandsteinpfeiler in einzelne Abschnitte gegliedert ist. Das Hauptportal hat ein zweiflügliges Tor aus Schmiedeeisen-Gitter, auch die beiden Nebendurchgänge haben Türen aus schmiedeeisernen Gittern. Auf den Mauerpfeilern stehen die Figuren von Ferdinand Dietz. Beiderseits des Hauptportals stehen die Apostel Petrus und Paulus, daneben auf den Seitenpfeilern der Nebendurchgänge der Erzengel Michael und ein Schutzengel. Weitere Figuren zeigen Jesus als Salvator, Maria als Immaculata sowie die Heiligen Josef, Johannes den Täufer, Martin, Wendelin, Otto von Bamberg und Franz von Assisi.[9]

Innenraum

Im Inneren ist Mariä Himmelfahrt eine einschiffige Saalkirche mit einer lichten Länge von etwa 24 Meter und einer lichten Breite von etwa 10 Meter. Auf der Westseite ist das Kirchenschiff durch zwei Einbauten verengt: Links führt ein Aufgang auf den Turm hinauf, rechts geht es in die Sakristei. Hinter einem Chorbogen schließt sich der im Unterteil des Chorturms liegende Chor an.

Nach oben ist der Kirchenraum durch eine stuckierte Flachdecke abgeschlossen.

Ausstattung

Von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche ist nur ein gotisches Marienbild erhalten, das 1648 nach dem Brand der Kirche wieder instandgesetzt wurde.[14] Zur heutigen Ausstattung gehören der Hochaltar, zwei Seitenaltäre, der Volksaltar, der Ambo, die Kanzel, die Orgel, ein Kreuzweg und diverse Figuren.

In Nischen der hölzernen Brüstung der Orgelempore stehen Schnitzfiguren von Sebastian Degler. Auf der Rückseite unterhalb der Orgel sind es sechs Engel, teils mit Musikinstrumenten, an den Seiten die zwölf Apostel und an den vorderen Stirnflächen Jesus als Salvator, Paulus, Johannes der Täufer und seine Mutter Elisabeth.[15] Weitere Figuren in der Kirche zeigen Maria als Immaculata und den heiligen Josef, beide vermutlich ebenfalls von Sebastian Degler, den Erzengel Michael und die heilige Anna mit Maria als Kind.[16]

Literatur

  • Bruno Neundorfer: Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Memmelsdorf (= Kleine Kunstführer. Nr. 1877). Schnell & Steiner, München, Zürich 1991, ISBN 978-3-7954-5595-8.
  • Alwin Reindl: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit: Erweiterung und Ausgestaltung der Memmelsdorfer Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1706 - 1772. Mit Photos von Heimatpfleger Hans Müller. Selbstverlag, Memmelsdorf bei Bamberg 2009, ISBN 978-3-00-027404-6.
Commons: Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Memmelsdorf – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Memmelsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vorlage:BLfD. Abgerufen am 2. November 2018 (Denkmalnummer D-4-71-159-9)
  2. Bruno Neundorfer: Baugeschichte. In: Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Memmelsdorf. Schnell & Steiner, München, Zürich 1991, S. 4.
  3. Alwin Reindl: Der erste Altar. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 106.
  4. Alwin Reindl: Baubeginn und Grundsteinlegung. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 23.
  5. Alwin Reindl: Die neue Kirche - ein Dientzenhoferbau? In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 21.
  6. Alwin Reindl: Der Choraltar. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 55 ff.
  7. Alwin Reindl: Die Weihe der Kirche. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 87.
  8. Alwin Reindl: Bau der Kirchhofmauer und Baukosten. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 96 f.
  9. a b Alwin Reindl: Die Heiligen auf der Kirchhofmauer. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 99 ff.
  10. Bruno Neundorfer: Würdigung. In: Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Memmelsdorf. Schnell & Steiner, München, Zürich 1991, S. 15.
  11. Bruno Neundorfer: Baubeschreibung. In: Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Memmelsdorf. Schnell & Steiner, München, Zürich 1991, S. 6.
  12. Alwin Reindl: Der Ölberg. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 83 ff.
  13. Alwin Reindl: Figurenschmuck der Fassade. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 30.
  14. Bruno Neundorfer: Geschichte der Ausstattung. In: Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, Memmelsdorf. Schnell & Steiner, München, Zürich 1991, S. 6.
  15. Alwin Reindl: Die Empore. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 64.
  16. Alwin Reindl: Die Heiligenfiguren. In: Neue Zeiten - Neue Kirchen - Neue Frömmigkeit. Selbstverlag, Memmelsdorf 2009, S. 68 ff.

Koordinaten: 49° 55′ 58,98″ N, 10° 57′ 13,95″ O

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