Banie (deutsch Bahn) ist ein Dorf im Powiat Gryfiński der polnischen Woiwodschaft Westpommern und Sitz der gleichnamigen Landgemeinde.
Banie | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Westpommern | |
Powiat: | Gryfino | |
Gmina: | Banie | |
Geographische Lage: | 53° 6′ N, 14° 39′ O
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Höhe: | 45 m n.p.m. | |
Einwohner: | 2000 (31. Dez. 2004) | |
Postleitzahl: | 74-110 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 91 | |
Kfz-Kennzeichen: | ZGR | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Gryfino–Myślibórz | |
Schwedt–Pyrzyce | ||
Nächster int. Flughafen: | Stettin-Goleniów | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Landgemeinde | |
Gminagliederung: | 18 Ortschaften | |
15 Schulzenämter | ||
Fläche: | 205,81 km² | |
Einwohner: | 6253 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 30 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 3206012 | |
Verwaltung (Stand: 2007) | ||
Gemeindevorsteher: | Teresa Sadowska | |
Adresse: | ul. Skośna 6 74-110 Banie | |
Webpräsenz: | www.banie.pl |
Geographische Lage
Banie liegt in Hinterpommern, etwa 30 Kilometer südlich von Stettin (Szczecin) inmitten einer fruchtbaren Ackerbaulandschaft am rechten Ufer des Flusses Tywa (Thue). Die nächstgelegenen größeren Städte sind Gryfino im Nordwesten und Pyrzyce in östlicher Richtung. In 25 Kilometer Entfernung befindet sich ein Grenzübergang nach Schwedt.
Ort Banie
Geschichte
Das Gebiet um Bahn war schon zur Spätbronzezeit (um 1000 v. Chr.) besiedelt, wie ein 1936 bei Ausgrabungen gefundenes Urnenfeld belegt. Im frühen Mittelalter wurde die Gegend von einem wendischen Burgwall beherrscht.[2][3] Von Beginn der Entwicklung der pommerschen Herzogtümer (12. Jahrhundert) an lag Bahn stets an deren südlicher Peripherie. Bahn wird als Stadt in einer Schenkungsurkunde von 1234 erwähnt, mit der Pommernherzog Barnim I. das Bahner Land dem Templerorden schenkt.[4] Wann das Stadtrecht verliehen wurde, ist nicht bekannt.
Nachdem der Templerorden 1312 aufgehoben worden war, ging die Herrschaft an den Johanniterorden über. 1330 eroberte Brandenburg während seines Grenzkrieges mit Pommern die Stadt, doch 1345 übernahm Pommern durch Herzog Barnim III. die Lehnshoheit über die Stadt. Das Schloss Bahn war im Besitz des Johanniterordens geblieben, dessen Herrenmeister Detlof von Waldmode sich 1399 mit den Bürgern der Stadt in Streitigkeiten einließ, in deren Folge er erschlagen wurde. Als Buße musste die Stadt bis in das 16. Jahrhundert hinein jährlich 25 Gulden an den Orden entrichten und ein Mordkreuz aufstellen.
1417 wurde von den Johannitern das St.-Georgen-Hospital gegründet. Zu dieser Zeit entstanden auch die Bahner Passionsspiele. Sie gingen in die Geschichte ein, als 1498 die Hauptdarsteller anlässlich eines Eifersuchtsdramas erschlagen wurden. Das Passionsspiel wurde daraufhin für alle Zeiten verboten und der Kirchenbann über die Stadt verhängt. Die pommerschen Chronisten des 16. Jahrhunderts überliefern, dass daraufhin in Pommern die Redewendung „Dat geit tau as dat Späl tom Bahn (Das geht zu wie das Spiel zu Bahn)“ gebräuchlich wurde. Damit wurde eine Situation beschrieben, die in bester Absicht entstanden sich genau in das Gegenteil verkehrte.[5]
Als es 1478 wieder einmal zu Grenzkonflikten mit Brandenburg kam, wurde Bahn am 24. Juli 1478 von den brandenburgischen Truppen erobert und zerstört, einschließlich der Stadtmauer. Im Friedensschluss von Prenzlau am 26. Juni 1479 erhielt Pommernherzog Bogislaw X. die Stadt Bahn zurück, die er daraufhin wieder dem Johanniterorden überließ.
Nach den Landesteilungen von 1532/41 und 1569 gehörte Bahn zusammen mit dem Besitz der Johanniterkomturei Wildenbruch zum Herzogtum Pommern-Wolgast. Aus dem Jahr 1590 stammt die älteste überlieferte Stadtrolle, eine aus 67 Artikeln bestehende Vorschriftensammlung in hochdeutscher Sprache, die der Bürgerschaft jährlich auf der Bürgersprache vorgelesen wurde.[6] Die Stadtrolle wurde offenbar allein durch den Rat der Stadt abgefasst, ohne Mitwirkung des Johanniterordens oder gar des pommerschen Herzogs.[6]
Als nach dem Dreißigjährigen Krieg das pommersche Herzogsgeschlecht der Greifen ausgestorben war, kam Bahn durch den Westfälischen Frieden von 1648 zunächst an Schweden. Erst nach dem schwedisch-brandenburgischen Krieg, in dem Schweden den östlich der Oder gelegenen hinterpommerschen Gebietsstreifen verlor, kam die Stadt 1679 zu Brandenburg. Sie wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts in den Greifenhagener Kreis, aus dem 1818 der Landkreis Greifenhagen hervorging, eingegliedert. Bei einem Stadtbrand 1690 wurde die aus dem 13. Jahrhundert stammende Maria-Magdalena-Kirche bis auf die Grundmauern zerstört, sie wurde erst 1716 endgültig wiederhergestellt. Die letzten Reste der alten Stadtbefestigung wurden 1768 bis auf den heute noch vorhandenen Pulverturm abgerissen. Im Jahr 1895 erhielt Bahn durch die Greifenhagener Kreisbahnen eine Kleinbahnverbindung nach Greifenhagen. Weil aber kein direkter Anschluss an das preußische Eisenbahnnetz geschaffen wurde, berührte die Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts die Stadt kaum. Auch vom Glanz der früheren Marktgerechtigkeit[7] mit jährlich vier Jahrmärkten war nicht viel übriggeblieben, Bahn ging als kleine Ackerbürgerstadt in das 20. Jahrhundert.
Bis 1945 gehörte Bahn zum Landkreis Greifenhagen im Regierungsbezirk Stettin der Provinz Pommern.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Bahn im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Anschließend wurde die einheimische deutsche Bevölkerung von nach Kriegsende zugewanderten Polen aufgrund der sogenannten Bierut-Dekrete aus Bahn vertrieben.
Entwicklung der Einwohnerzahl bis 1945
- 1791: 1273, davon 33 Juden[8]
- 1794: 1278[9]
- 1862: 2728 Evangelische, 8 Katholiken, 96 Juden[10]
- 1900: 2708, meist Evangelische[11]
- 1925: 2640 Evangelische[12]
- 1939: 2884[13]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Adam Hamel († 1620), deutscher evangelischer Theologe, Superintendent des Stifts Kolberg-Cammin
- Jodocus Andreas Hiltebrandt (1667–1746), deutscher evangelischer Theologe, Archidiakon in Stargard
- Franz Karl Wilhelm Matthias von Borcke (1802–1886), preußischer Generalmajor, zuletzt Kommandeur der 15. Infanterie-Brigade
- Julius Nagel (1809–1884), deutscher evangelischer Theologe, Wortführer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Preußen
- Paul Hagemeister (1868–1941), deutscher Politiker (DDP), Regierungspräsident in Minden
- Carl Steinbrück (1869–1945), Danziger Politiker (DNVP)
- Albert Voegler (* 1876), Stadtchronist und Konrektor in Herzberg/Elster
Sonstige
- Karl Jakob Hiltebrandt (1629–1679), seit 1661 evangelischer Pfarrer und Propst zu Bahn, war Gesandter des schwedischen Königs.
Gmina Banie
Gemeindeinformationen
Banie ist Sitz einer gleichnamigen Landgemeinde, die eine Fläche von 200 km² misst und 6400 Einwohner zählt. Nachbargemeinden von Banie sind:
- Chojna (Königsberg/Neumark), Gryfino (Greifenhagen), Trzcińsko Zdrój (Bad Schönfließ) und Widuchowa (Fiddichow) im Powiat Gryfiński (Kreis Greifenhagen),
- Myślibórz (Soldin) im Powiat Myśliborski (Kreis Soldin), sowie
- Bielice (Beelitz) und Kozielice (Köselitz) im Powiat Pyrzycki (Kreis Pyritz).
Entwicklung der Einwohnerzahl der Gmina Banie
Jahr | Einwohnerzahl |
1995 | 6713 |
2000 | 6556 |
2005 | 6589 |
2007 | 6405 |
Verkehr
Die Gmina Banie liegt im Kreuzungsbereich der Woiwodschaftsstraßen 121 ((Gryfino (Greifenhagen)–Rów (Rufen))–Myślibórz (Soldin), Teilstück der ehemaligen deutschen Reichsstraße 113 von Linken nach Grünberg in Schlesien (heute: Zielona Góra)), und 122 (Krajnik Dolny (Nieder Kränig)–Pyrzyze (Pyritz)–Piasecznik (Petznick)–Suchań (Zachan), Teilstück der ehemaligen deutschen Reichsstraße 158 von Berlin nach Lauenburg in Pommern (Lębork)).
Seit 1895 bestand Bahnanschluss an die Strecke Chwarstnica (Klein Schönfeld)–Swobnica (Wildenbruch) der Greifenhagener Bahnen, doch ist der Verkehr auf dieser Strecke seit 1991 bzw. 2007 von der Polnischen Staatsbahn eingestellt.
Gemeindegliederung
Die Landgemeinde untergliedert sich in die Ortsteile
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Außerdem gehören zur Gmina Banie: Otoki (Obermühle), Skotniki (Dorotheendorf) und Trzaski (Seehof).
Partnergemeinde
Banie verbindet eine Partnerschaft mit der deutschen Gemeinde Gerswalde in der Uckermark.
Literatur
- Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865 (Nachdruck 1996 durch Sändig Reprint Verlag, Vaduz, ISBN 3-253-02734-1), S. 20–24 (Volltext).
- Städtebuch Hinterpommern (Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte). Neubearbeitung, Bd. 3,2, Stuttgart 2003, S. 11–15.
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 3, Anklam 1868, S. 288–305 (Volltext)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
- ↑ Vgl. zum Beispiel Christian Friedrich Wutstrack (Hrsg.): Nachtrag zu der kurzen historisch-geographisch-statistischen Beschreibung von dem königlich-preußischen Herzogtum Vor- und Hinterpommern. Stettin 1795, S. 155–156.
- ↑ Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil III, Band 3: Kreise Greifenhagen und Pyritz, Anklam 1868, S. 288–305.
- ↑ Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte deutscher Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 102.
- ↑ Pomerania. Eine pommersche Chronik aus dem sechzehnten Jahrhundert. (Georg Gaebel, Hrsg.). Stettin 1908, Band 2, S. 188.
- ↑ a b Otto Rackmann: Die Stadtrolle von Bahn aus dem Jahre 1590. In: Baltische Studien. Band 57 N.F., 1971, ISSN 0067-3099, S. 43–50.
- ↑ Vgl. zum Beispiel Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, 1. Band, S. 67–68.
- ↑ Christian Friedrich Wutstrack, Hrsg.: Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung von dem königlich-preußischen Herzogtum Vor- und Hinterpommern. Stettin 1793, Übersichtstabelle auf S. 736.
- ↑ Christian Friedrich Wutstrack (1795), loc. cit, S. 156.
- ↑ Heinrich Berghaus (1868), loc. cit., S. 298
- ↑ Meyers Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 2, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1906, S. 271
- ↑ Der Große Brockhaus. 15. Auflage, 2. Band, Leipzig 1929, S. 218.
- ↑ Städtebuch Hinterpommern (Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte), Neubearbeitung, Bd. 3,2, Stuttgart 2003, S. 11–15.