Ivan Illich

österreichischer-amerikanischer Pädagoge, Philosoph, Theologe
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Ivan Illich (* 4. September 1926 in Wien, † 2. Dezember 2002 in Bremen) war ein österreichischer Autor, Philosoph, Theologe und katholischer Priester.

Leben

Sein Vater war ein katholischer Kroate, seine Mutter lutheranische Jüdin spanisch-amerikanischer Herkunft. Illich machte in Florenz Abitur, studierte zuerst Chemie und Geschichte, dann Philosophie, Theologie am Collegium Romanum (Gregoriana) in Rom. 1950 wurde er zum Priester geweiht. Er promovierte in Salzburg über Toynbee.

Er wirkte als Seelsorger, Lehrer und Forscher in Mexiko und in den USA, und wurde als scharfer Kritiker der kirchlichen Politik und US-amerikanischen Technokratie in Lateinamerika bekannt, der die Verdummungsmechanismen der traditionellen Kirche, der institutionalisierten Bildung und Inhumanität der technisierten Medizin angriff.

1960 gründete Illich mit seinen Freunden das Südamerikainstitut Centro Intercultural de Documentación in Cuernavaca, Mexiko. Illichs Visionen einer aufgeklärten und menschenfreundlichen Gesellschaft fanden besonders in Kirchenkreisen nicht nur Freunde. Eine seiner Kernthesen war, dass die westliche Zivilisation nur angemessen als Korruption der christlichen Botschaft verstanden werden kann.

Illich prägte u.a. den Begriff der Konvivialität (Conviviality), wobei es Illich um einen lebensgerechten Einsatz des technischen Fortschritts ging. In seinem Werk "Selbstbegrenzung - Tools for Conviviality" schreibt Illich: "Unter Konvivialität verstehe ich das Gegenteil der industriellen Produktivität ... Von der Produktivität zur Konvivialität übergehen heißt, einen ethischen Wert an die Stelle eines technischen Wertes, einen realisierten Wert an die Stelle eines materialisierten Wertes setzen." Des Weiteren sieht er in der Konvivialität, die "individuelle Freiheit, die sich in einem Produktionsverhältnis realisiert, das in eine mit wirksamen Werkzeugen ausgestattete Gesellschaft eingebettet ist." Er macht zugleich auf die Konsequenzen eines falsch eingesetzten technischen Fortschritts aufmerksam: "Wenn eine Gesellschaft, ganz gleich welcher Art [Illich bezieht sich hier insbesondere auf die 1973 bestehenden und vorherrschenden Systeme Marktwirtschaft und Planwirtschaft], die Konvivialität unter ein gewisses Niveau drückt, dann wird sie dem Mangel anheimfallen; denn keiner noch so hypertrophierten Produktivität wird es jemals gelingen, die nach Belieben geschaffenen und multiplizierten Bedürfnisse zu befriedigen." (aus "Selbstbegrenzung - Tools for Conviviality", S. 32f., dt. Ausgabe aus dem Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1980; 1973 erstmal erschienen bei Harper and Row, New York)

1979 wurde Illich Gastprofessor in Kassel, Marburg, Oldenburg und in Bremen, wo er 76jährig starb.

Zitate

"Meine Arbeit ist ein Versuch, mit großer Traurigkeit die Tatsache der westlichen Kultur zu akzeptieren. [Christopher] Dawson ... sagt, dass die Kirche Europa ist und Europa die Kirche, und ich sage: Ja! Corruptio optimi quae est pessima [Die Verderbnis des Besten ist das Schlimmste]. Durch den Versuch, die Offenbarung zu sichern, zu garantieren, zu regeln, wird das Beste zum Schlimmsten ...

Ich lebe außerdem in einem Gefühl größter Zwiespältigkeit. Ich komme nicht ohne Tradition aus, aber ich muss erkennen, dass ihre Institutionalisierung die Wurzel von etwas Bösem ist, das tiefer geht als alles Böse, das ich mit unbewaffnetem Auge und Geist erkennen könnte." --Ivan Illich in Conversation, Toronto 1990, S. 242-43.


Siehe auch

Werke: