Jochen Rindt - Formel 1 Held von 1964-1970 (* 18. April 1942 in Mainz, gestorben am 5. September 1970 im Training zum Großen Preis von Italien in Monza)
Größte Erfolge: Weltmeister 1970, 6 GP Siege, 60 Grand Prix,
Jochen Rindt ist bis heute der einzige Weltmeister der Formel 1, der posthum, d.h. nach seinem Tod, den WM-Titel errang. Als Karl Jochen Rindt wurde er 1942 in Mainz geboren und war deutsch-österreichischer Abstammung. Unter der Bombardierung durch die Alliierten starben seine Eltern 1943 und er wurde nach Graz in Österreich zu seinen Großeltern gebracht, wo er auch aufwuchs. Nach der Schule stieg Rindt in das Importgeschäft der Familie ein, doch sein Interesse am Motorsport leitete ihn 1962 zu Saloon Racing. Dort fuhr er einen eher nicht konkurrenzfähigen Formel Junior Cooper. Doch Rindt zog sich, trotz des schlechten Materials, erstaunlich gut aus der Affäre, und so wurde Ford Österreich auf den jungen Mainzer aufmerksam. Ford unterstützte ihn 1964 mit einem F2 Brabham-Cosworth. In zwei F2 Rennen in England landete er auf dem Treppchen. Er wurde 2ter im Mallory Park und gewann das Rennen am Crystal Palace in London, und das gegen die Top-Piloten der Formel 2. Seine guten Leistungen brachten ihm einen Platz im F1 Cooper, als Teamkollege von Bruce McLaren.
Die Cooper waren nicht besonders konkurrenzfähig, aber Rindt holte einen 4. Platz im GP von Deutschland und wurde 6. beim GP von Amerika. Während dieser Periode besserten die Fahrer ihr Einkommen auf, indem sie zusätzlich noch in der Formel 2 antraten. Rindt begann eine lange Verbindung mit dem privaten Brabham Team von Roy Winkelmann, gewann in Rei und wurde 3. in Pau und Vallelunga. Er war bereits zu dieser Zeit bereits ein Nationalheld in Österreich und gewann das Prix Du Tirol bei Innsbruck in einem Abarth 2000. Der Fahrstil Rindts war sehr kennzeichnend, anscheinend unbekümmert, aber durchaus konstant und sehr schnell. Im selben Jahr teilte sich Rindt einen Porsche 8 mit Bonnier beim 1.000 Kilometer Rennen am Nürburgring und wurde Dritter. In Le Mans gewann er auf einem NART Ferrari 275LM mit Masten Gregory, nachdem die Ford und Werks-Ferraris ausgefallen waren.
Bruce McLaren verließ Cooper am Ende des Jahres und Rindt wurde zur Nr. 1 des Teams, bis Surtees von Ferrari gefeuert wurde und zu Cooper kam. Die Cooper-Maseratis waren schwer aber konkurrenzfähig und Rindt wurde 2. in SPA, 2. beim GP von Amerika, 3. in Deutschland, 4. in Frankreich und Italien und 5. in den britischen Rennen. Zu der Zeit beherrschten Brabham-Hondas die Formel 2, doch Rindt gewann das Eifelrennen an der Nürburg und das letzte Rennen der 1,5 - Literkategorie in Brands Hatch und schlug dabei auch Jack Brabham.
1967, als die Cooper deklassiert wurden, konnte Jochen nur zwei 4. Plätze im belgischen und italienischen GP ergattern. Aber mittlerweile etablierte er sich an der Spitze der Formel 2 und fuhr mit seinem Winkelmann Brabham zu nicht weniger als 9 Siegen. Das Ansehen des Österreichers als furchtloser Pilot wuchs, nachdem er beim Versuch seinen Eagle in Indy zu qualifizieren einen Abflug hatte und aus dem brennenden Auto ausstieg. Der Puls war bei der folgenden medizinischen Untersuchung völlig ruhig. Rindt startete in Indy als 24ster. Nachdem er sich aus Indy zurückzog beschrieb er Indy nur als einen Ort zum Geld verdienen, nicht mehr.
1968 wurde Jochen Rindt die Nr. 2 bei Jack Brabham. Jedoch hatte der Repco V-8 Motor das Ende seiner Konkurrenzfähigkeit lange erreicht. Er respektierte Jack Brabham als Ingenieur und Rennfahrer, doch wollte der Mainzer nach 4 Jahren Formel 1 auch mal ein Rennen gewinnen. Einige Leute munkelten schon, ob Rindt überhaupt einen GP gewinnen könnte und der damals berühmte Motorsport Journalist Denis Jenkinson erklärte, er würde sich seinen über alles geliebten und berüchtigten Bart abrasieren, sollte Rindt ein Rennen gewinnen. Dies sollte sich in näherer Zukunft ergeben.
Am Jahresende unterzeichnete Rindt mit dem Team Lotus einen Vertrag als gemeinsame Nr. 1 mit Graham Hill. Sein erstes Jahr im Lotus wurde durch einen schweren Unfall während des spanischen Grand Prix gezeichnet. Der Bruch eines Flügels resultierte in einem Kieferbruch und einer schweren Gehirnerschütterung. Rindt erholte sich schnell von seinem Vorfall, hatte aber im Nachhinein noch mit Seh- und Gleichgewichtsproblemen zu kämpfen. Während seiner Genesung forderte er in einem offenen Brief an die Presse das Verbot von Flügeln an den Autos. Er glaubte daran, dass Flügel mit Autorennen nichts zu tun haben und nur gefährlich für Fahrer und Zuschauer wären. In Watkins Glenn holte Rindt endlich seinen langerwarteten ersten Sieg der Meisterschaft und der Bart von Jenkinson musste ab. Das Rennen wurde überschattet von einem Horror-Crash seines Teamkollegen Graham Hill, der sich bei dem Unfall zwei gebrochene Beine zuzog. Somit war Rindt im Lotus Team für 1970 die unangefochtene Nr. 1.
Lotus ging mit einem revolutionären Flügel-Rennwagen, dem 72, in Brands Hatch an den Start. Rindt wollte, nach den Erfahrungen, die er damit gemacht hatte, jedoch nichts mehr von dem neuen 72er wissen. Für den Monaco GP verpasste man dem Lotus ein paar goldene 49Cs Flügel. Rindt konnte sehr schnell sein, doch wenn das Rennen so gut wie gelaufen schien, fing er förmlich an rumzucruisen. Monaco war so ein Rennen, zumindest bis zu dem Punkt, als der Führende Jack Brabham ein Problem mit seine Drosselklappen bekam. Das genügte, um Rindt dazu zu bewegen, den Lotus wie ein Wilder um die Ecken in Monaco zu schmeißen und den Rückstand auf Brabham wett zu machen. Das war eine der großartigsten Vorstellungen eines Fahrers auf diesem engen Kurs. Rindt brachte es sogar fertig, seine Qualifying-Zeit nicht nur erst um eine, sondern später auch um zwei Sekunden zu unterbieten. Er fuhr eine schnelle Runde nach der anderen und schloss zu Brabham auf. Als Brabham auf den Wagen von Piers Courage auflief, der ein mechanisches Problem hatte, entschloss sich Jack, Courage noch vor der letzten Kurve zu überholen. Dabei machte er den Fehler, dass er zu schnell in die Kurve einbog und sich in die Leitplanken retten musste. Rindt gewann das Rennen, und endlich schien auch mal das Glück auf der Seite des Österreichers zu sein.
Das viel bearbeitete Lotus 72 Handycap, das Anti-Dive, war für den GP der Niederlande betriebsbereit. Jochen holte sich die Pole Position und übernahm im Rennen nach der dritten Runde die Führung, die er bis zum Ende auch nicht wieder abgab. Überschattet wurde sein Sieg durch den Tod seines engen Freundes Piers Courage. Rindt war sichtlich erschüttert vom Tod seines Freundes und viele vermuteten, dass Rindt zum Ende des Jahres seinen Hut nehmen wird. Bis zu dieser Zeit hatte Rindt den Lotus 72 mit wilder Entschlossenheit gefahren, doch der Spass am Fahren hatte ein Ende für ihn. Rindt gewann darauffolgend den französischen, britischen und deutsche GP. Beim Heimrennen auf dem Österreichring viel Rindt aus und sein grösster Widersacher, Jacky Ickx gewann das Rennen auf Ferrari. Der Druck auf Rindt stieg an und Rindt begab sich zum GP von Italien in Monza, um den langersehnten WM Titel dingfest zu machen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jochen Rindt sich entschlossen, das Fahren an den Nagel zu hängen und ins Sportbekleidungs-Geschäft einzusteigen.
Das Training für den GP fand am Freitag und Samstag den 4. und 5. statt. Nach einer halben Stunde Training am Samstag schlug Rindts Lotus 72 unter heftigem Bremsen in die Leitplanken der Parabolika ein.
Beim Formel 1-Training zum Großen Preis von Italien in Monza verunglückt am 5.9.1970 der in Mainz geborene und in Österreich aufgewachsene 28 Jahre alte Jochen Rindt tödlich. Sein Lotus-Ford verliert das rechte Vorderrad, der Wagen kommt von der Bahn und überschlägt sich. Rindt wird sofort in das Krankenhaus eingeliefert, wo die Ärzte nur noch seinen Tod feststellen können.
Das Auto wurde zerteilt und zurück auf die Strecke geschleudert. Rindt konnte von Helfern aus dem Wrack befreit werden, doch auch wenn er zu diesem Zeitpunkt noch nicht Tod war, so gab es in diesem Augenblick aufgrund der heftigen Halsverletzungen keine Überlebenschance für ihn. Offiziell starb Jochen Rindt auf dem Weg ins Mailänder Krankenhaus.
Die Sportwelt war betäubt. Der Verlust von Rindt und der bevorstehende Weltmeisterschaftsentscheid erschütterte die Welt. Jackie Ickx hatte noch theoretische Chancen, Rindt in der WM zu überholen und es brachen Diskussionen aus, ob man dem Österreicher den Titel ggf. posthum verleihen sollte. Emerson Fittipaldis Lotus 72 schlug die beiden Ferraris der Konkurrenz in den USA und somit war Rindts WM-Führung gesichert.
Karl Jochen Rindt wurde 1970 im Alter von 28 Jahren der erste posthume Weltmeister der Formel-1-Geschichte..