U-Boot-Bunker Valentin

verbunkerte U-Boot-Werft aus dem Zweiten Weltkrieg
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Der U-Bootbunker Valentin ist eine Bunkerruine an der Weser im Bremer Stadtgebiet Bremen-Nord. Am Bunker wurde von 1943 bis März 1945 gebaut; er wurde jedoch nicht fertiggestellt.

Technische Daten
Fertigstellungsgrad: etwa 85 %
Länge: 426 Meter
Breite: Osten 67 Meter
Breite: Westen 97 Meter
Außenhöhe: 20-22 Meter
Außenhöhe bei Deckenerhöhung: 30-33 Meter
Innenhöhe 18 Meter
Grundfläche 35.375 m²
gesicherter umbauter Raum 520.000 m³

Als die Bombenangriffe auf deutsche Werften zunahmen und die Produktion von U-Booten dadurch stark eingeschränkt war, wurden bombensichere Werften in Bunkern geplant. In Bremen wurde solch ein Werftbunker unter dem Tarnnamen Valentin in Bremen-Farge gebaut. Er sollte nach Fertigstellung vom Bremer Vulkan zur Montage der U-Boote des Typs XXI genutzt werden. Ein weiterer Bunkerbau namens Hornisse wurde im Bremer Hafen für die AG Weser begonnen, um dort U-Boot-Sektionen zu fertigen. Andere Sektionen sollten im Bunker Wespe in Hamburg hergestellt und dann per Schiff zum Bunker Valentin zur Endmontage gebracht werden.

Image:valentin01.jpg|(Beschreibung)

Beim U-Boot-Bunker Valentin handelt es sich um den flächenmäßig größten Bunker in Deutschland und um den zweitgrößten von Deutschen gebauten. Der größte U-Boot-Bunker wurde während des 2. Weltkriegs im von Deutschen besetzten Frankreich bei Brest erbaut.

Planung

Mitte 1943 wurde mit dem Bau mehrerer Werftbunker in Bremen und Hamburg begonnen. In ihnen sollten die neuen U-Boote vom Typ XXI in Sektionsbauweise gebaut werden. Anfang 1945 sollte Bunker Valentin fertig sein und kurz danach dort alle 56 Stunden ein U-Boot vom Stapel laufen. Die Boote sollten in dreizehn Sektionen in anderen Fabriken vorgefertigt und dann im Valentin in einer Art Fließbandarbeit zusammengesetzt und ausgerüstet werden.

Bau

Der Bau wurde von der Organisation Todt geplant und beaufsichtigt. Für den Bau des Bunkers wurden in der Umgebung riesige Treibstofftanks und Arbeitslager errichtet. 13.000 Zwangsarbeiter wurden für den Bunkerbau aus den besetzten Gebieten und dem KZ Neuengamme herbeigeschafft. Sie mussten in Zehnstundenschichten den Bunker errichten. Vermutlich sind 6.000 davon bei Bauarbeiten ums Leben gekommen. Es sind jedoch nur 1.700 Tote registriert, weil die Namen der polnischen und russischen Toten nicht berücksichtigt wurden. Viele Zwangsarbeiter sind an Unterernährung gestorben, erschöpft zusammengebrochen und im flüssigen Beton zu Tode gekommen oder hingerichtet worden.

Bauende

Kurioserweise wurde der Bunker erst kurz vor Kriegsende bombardiert. Als die Alliierten bereits kurz vor Bremen standen, wurden zwei Luftangriffe auf den Bunker geflogen, bei denen drei kleinere Treffer erzielt wurden. Von diesen hat zwar keiner die bis zu fünf Meter dicken Betonschichten durchdrungen, jedoch wurde die Infrastruktur um den Bunker herum zerstört und das Baggerschiff versenkt, das den Durchbruch zur Weser freimachen sollte. Daraufhin wurde der Bau abgebrochen. Es wurde nie ein U-Boot im Bunker Valentin gebaut.

Nutzung nach dem Krieg

Nach dem Krieg wurde der Bunker von den Briten zu Bombentests genutzt. Die komplette Sprengung des Bunkers wurde zwar geplant, jedoch nie umgesetzt. Die Schäden in der Umgebung wären zu groß gewesen. Es wird davon ausgegangen, dass der Ortsteil Farge zerstört und ein in der Nähe befindliches Kraftwerk schwer beschädigt worden wäre. In den 1950er Jahren forderten Anwohner, dass der Bunker durch Erdaufschüttungen in einen großen Hügel verwandelt werden sollte. Nach der Wiederbewaffnung war er als Depot für amerikanische Atomwaffen vorgesehen, was aber nie umgesetzt wurde.

Später wurde ein Teil des Bunkers in ein Marinedepot der Bundeswehr umgebaut, das noch bis 2010 bestehen bleiben soll. Über eine weitere Verwendung ist noch nicht entschieden.

Weil der Bunker auf einem Fugenfundament und nicht auf einer Platte steht, werden heute noch Messungen über die Absenkung des Bauwerkes im Boden vorgenommen, da so einzigartige Erfahrungswerte für die Verbesserung statischer Berechnungen, etc. gewonnen werden können.

1983 wurde am Eingang ein Mahnmal für die Opfer des Bunkerbaus errichtet.

Zwischen 1999 und 2005 wurde im ungenutzten Teil der Ruine das Theaterstück Die letzten Tage der Menschheit aufgeführt.

Die Volkshochschule (VHS) in Osterholz-Scharmbeck organisiert jährlich Besichtigungen des Bunkers, die in der Regel durch einen Vortrag vor Ort eingeleitet werden.

Literatur

  • Johr, Barbara / Roder, Hartmut: Der Bunker: Ein Beispiel nationalsozialistischen Wahns; Bemen-Farge 1943-45, Bremen 1989, Edition Temmen
  • Roder, Hartmut / Aschenbeck, N.: Fabrik für die Ewigkeit. Der U-Boot-Bunker in Bremen- Farge, Junius Verlag, 1995, ISBN 3-88506-238-0
  • Schmidt, D. / Becker, F.: Bunker Valentin, Edition Temmen, 2001, ISBN 3-86108-288-8
  • Christochowitz, Rainer.: Die U-Boot-Bunkerwerft Valentin, Donat Verlag, 2000, ISBN 3-93483-605-4

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