Erhard Göpel

deutscher Kunsthistoriker, Agent Sonderauftrag Linz
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Erhard Göpel (* 3. Juni 1906 in Leipzig; † 29. Oktober 1966 in München) war ein deutscher Kunsthistoriker. Neben seinem anschaulichen Stil besteht sein Verdienst vor allem in dem lebenslangen Einsatz für Max Beckmann, dem er Freund, Helfer in der Not und, zusammen mit seiner Ehefrau Barbara Göpel, Herausgeber des Gemäldekataloges war.

Leben und Wirken

Göpel studierte Kunstgeschichte, vor allem bei Wilhelm Pinder und Theodor Hetzel, der ihn mit einer Arbeit über »Anthonis van Dyck, Philipp Le Roy und die Kupferstecher» promovierte. Anschließend schrieb er Auktionsberichte für Tageszeitungen und Beiträge für die von Karl Scheffler herausgegebene Zeitschrift »Kunst und Künstler«.

1932 begegnete er bei Käthe von Porada in Paris zum ersten Mal Max Beckmann. Die Begegnung mit dem zweiundzwanzig Jahre älteren Künstler sollte für sein Leben bestimmend werden. Als Beckmann am 12. Februar 1934 fünfzig Jahre alt wurde, erwähnte die deutsche Presse den Geburtstag mit keinem Wort. Göpel wohnte zu dieser Zeit in Leipzig, suchte den vereinsamten Beckmann in Berlin auf und veröffentlichte unter dem Titel "Der Weg eines deutschen Künstlers" einige Tage später eine Würdigung in der Neuen Leipziger Zeitung. Dies blieb der einzige Artikel zum fünfzigsten Geburtstag des großen Malers. Bei Kriegsausbruch diente Göpel bei verschiedenen Wehrmachtsstäben als Dolmetscher. Hans Posse, parteiloser Direktor der Dresdner Gemäldegalerie und »Sonderbeauftragter des Führers« forderte Göpel als Mitarbeiter an. Posse reiste in ganz Europa herum und kaufte Kunstwerke für das in Linz geplante »Führermuseum« ein. Er war mit großzügigem Budget ausgestattet, denn der Sonderauftrag Linz sollte legal aussehen. Erhard Göpel konnte diesen Auftrag nicht zurückweisen; er wäre im Weigerungsfall an die Ostfront versetzt worden. So reiste er vor allem durch Frankreich und die Niederlande, um Gemälde zu inspizieren. Dabei stand er im Kontakt mit Nazigegnern wie Ernst Jünger in Paris und Max Beckmann in Amsterdam. Beide erwähnen ihn immer wieder in ihren Tagebüchern. So schreibt Jünger unter dem 7. Mai 1943: »Im "Majestic" Unterhaltung mit Dr. Göpel über Max Beckmann, den er zuweilen in Holland sieht und von dem er Grüße mitbrachte.« 1944 vollendete Beckmann ein »großes, anspruchsvolles Bildnis« (Christian Lenz) von Erhard Göpel. Der Künstler hatte dem Kunsthistoriker entscheidende Mittlerdienste im Zusammenhang mit seinen Illustrationen zur Apokalypse und zum Faust II zu danken. Nach dem Krieg veröffentliche Göpel die Monographien »Max Beckmann der Zeichner« (1954) und »Max Beckmann in seinen späten Jahren« (1955), gab im selben Jahr Beckmanns Tagebücher der Jahre 1940 bis 1950 heraus und schrieb etliche Aufsätze, die 1984 unter dem Titel »Max Beckmann. Berichte eines Augenzeugen« erschienen. 1953 war er Mitbegründer der Max Beckmann Gesellschaft. Sein lebenslanges Wirken für Beckmann gipfelte in dem großen zweibändigen Katalog der Gemälde, den seine Frau Barbara nach seinem Tod mit Hilfe der Max Beckmann Gesellschaft fertigstellte und der 1976 erschien.

Daneben gilt Göpel vor allem als Kenner der Graphik vom 15. bis zum 20. Jahrhundert. 1961 gab er unter dem Titel »Leben und Meinungen des Malers Hans Purrmann« dessen Aufsätze und Reden heraus. Erhard Göpel genießt vor allem wegen seines brillanten, anschaulichen Stils hohes Ansehen. »Wie nur wenigen war es ihm gegeben, nicht nur das Besondere eines Kunstwerkes, sondern auch das einer Stadt oder eines Menschen zu schildern«, schrieb Christian Lenz, und Günter Busch rühmte die »liebende Ergriffenheit durch seine Materie, die Kunst, die er wie wenige mit ihm und um ihn, als eine hinreißende Lebensmacht erkannt und erfahren hatte«.

Schriften (Auswahl)

  • Ein Bildnisauftrag für van Dyck : Anthonis van Dyck, Philipp Le Roy u. die Kupferstecher. Frankfurt a. M. 1940; zugl. Phil. Diss. Leipzig 1940
  • Der Buchbinder Ignatz Wiemeler. Brünn u. a. 1938
  • Die Normandie. Leipzig 1942
  • Max Beckmann : Der Zeichner. München 1954
  • Max Beckmann in seinen späten Jahren. München 1955
  • Deutsche Holzschnitte des XX. Jahrhunderts. München 1955
  • München. Lebenskreise einer Stadt. Lindau 1955 (Fotos von Peter Keetman)
  • Max Beckmann : Der Maler. München 1957
  • Max Beckmann : Argonauten. Stuttgart 1957
  • Deutsche Porträtplastik des zwanzigsten Jahrhunderts. Leipzig 1958
  • Blick auf Beckmann : Dokumente und Vorträge. Für die Max-Beckmann Gesellschaft hg. von Hans Martin Frhr von Erffa und Erhard Göpel. München 1962
  • Max Beckmann : Berichte eines Augenzeugen. Hg. und mit Einführung versehen von Barbara Göpel. Nachwort von Günter Busch. Frankfurt a. M. 1984
  • Hans Martin Freiherr von Erffa (Hg.): Barbara und Erhard Göpel: Max Beckmann. Katalog der Gemälde, 2 Bde, Bern (Schriften der Max Beckmann Gesellschaft 3) 1976

Literatur über Erhard Göpel

Stephan Reimertz: Max Beckmann : Biographie, München 2003