Hellmut Neuerburg
Hellmut August Neuerburg (*25. August 1917 in Straßburg ; † 11. Februar 1945 vor der Küste von New Jersey, USA) war ein deutscher U-Boot-Kommandant (U 869).
Er war das zweite Kind des Kaufmanns Martin Neuerburg († 11. November 1918) und dessen Frau Elizabeth. Er hatte einen leiblichen Bruder (Friedhelm, * 9. November 1915, Soldat einer Panzerdivision) und, nach der Wiederheirat seiner Mutter mit Fritz Gunter im Jahr 1920, Dieter Gunther (* 1924).
Hellmut Neuenburg machte sein Abitur im Dezember 1935 in Duisburg. Am 1. Januar 1936 trat er freiwillig der Kriegsmarine als Offiziersanwärter bei. Nach Ende seiner Ausbildung ging er zur Marineabteilung der Luftwaffe, die sich damals noch im Aufbaustadium befand. Er begann eine Pilotenausbildung und kam als Zeitsoldat zur Luftwaffe. Im Jahre 1940 hatte er den Offiziersrang erreicht und wurde zu Erkundungsflügen über der Nordsee um England eingesetzt.
Am 30. Januar 1941 heiratete er Erna Maas (sie und ihre Familie soll gegen das NS-Regime eingestellt gewesen sein, weshalb Neuerburgs Familie zunächst auch gegen die Heirat gewesen sein sollen) und zog anschließend nach Stralsund. Am 19. Juli 1941 wurde der Sohn Jürgen geboren. Im Sommer und Herbst 1941 beendete er den Dienst als Kampfflieger und wurde Ausbilder neuer Marineflieger. Am 11. Mai 1942 kam seine Tochter Jutta zur Welt.
Anfang 1943 wurde Neuerburg vor die Wahl gestellt, sofort als Kampfflieger eingesetzt oder bei der 2. U-Bootstraining-Division zur Ausbildung als U-Bootoffizier dienstverpflichtet zu werden, worauf er sich für letzteres entschied. Zum Jahresende hatte er die theoretische und praktische Ausbildung beendet, war am 1. Juli des Jahres zum Kapitänleutnant befördert worden, und sollte Kommandeur eines neuen U-Bootes werden.
Am 26. Januar 1944 wurde U 869, gebaut bei der Deschimag Schiffswerft in Bremen, durch Kapitänleutnant Neuerburg offiziell in den Dienst der Kriegsmarine gestellt. Es folgte bis 30. November 1944 eine Ausbildung auf diesem Boot bei der 4. U-Boot-Flottille in der Ostsee und in den Häfen Kiel, Stettin, Swinemünde, Danzig und Gotenhafen.
Anfang Dezember 1944 lief U 869, in der 1. U-Flottille eingesetzt, unter dem erst 28-jährigen Kapitänleutnant Neuerburg mit 55 Mann Besatzung vom Stützpunkt Kristiansand in Norwegen zu seiner ersten und einzigen Feindfahrt aus. Es wurden keine militärischen „Erfolge“ (Versenkungen) erzielt. Das U-Boot kreuzte zunächst mehrere Wochen vor der norwegischen Küste. Am 29. Dezember wurde es von der Befehlszentrale der Marine ins Planquadrat CA 53 rund 110 Seemeilen südöstlich von New York beordert, während der Fahrt einige Tage später jedoch die Zielvorgabe in Richtung Gibraltar geändert. Diese Nachricht erreichte den Kommandanten Neuerburg aus unbekannten Gründen offenbar nicht, so dass er die Fahrtrichtung beibehielt.
Am 11. Februar 1945 wurde das U-Boot vor der Küste von New Jersey, entweder durch ein fehlfunktionierendes eigenes Torpedo, nach anderen Vermutungen durch Hedgehogs und Wasserbomben der US-amerikanischen Zerstörer-Begleitschiffe USS Howard D. Crow (Küstenwache) und USS Koiner (Marine), versenkt. Es gab keine Überlebenden hierbei. Ein Funkmaat namens Herbert Guschewski (* 6. April 1921) ging jedoch kurz vor dem Auslaufen zu der Feindfahrt aufgrund einer Lungenentzündung von Bord und ist daher der einzige Zeitzeuge zu Hellmut Neuerburg.
Das Wrack, dessen Untergangsstelle zunächst vor der Küste von Marokko vermutet worden war, wurde 1991 zufällig etwa 60 Seemeilen westlich von New York (39.33 N, 73.20 W) in einer Tiefe von lediglich 230 Fuß (73 Meter) gefunden. Die Gründe, warum Neuerburg das U-Boot in diese geringe Tiefe lenkte, welche es schutzlos gegen Wasserbomben machte, sind unklar. Guschewski vermutet einen Fehler des Kommandanten.
Die Geschichte von U 869 wurde mehrfach verfilmt und literarisch verarbeitet, es kann als berühmtestes U-Boot-Wrack des Zweiten Weltkriegs gelten.
Über die Person Hellmut Neuenburg, insbesondere seine Einstellung zum nationalsozialistischen Regime, gibt es unterschiedliche Darstellungen. Bekannt ist, daß er ein großer Musikliebhaber war, z.B. im geselligen Kreis (auch vor Untergebenen) Gitarre spielte. Dabei soll es sich nach einer Darstellung um „vaterländische“, nach Angaben von Guschewski um nationalsozialistische Lieder gehandelt haben. Er soll nach einer Darstellung 1941 eine große Sammlung amerikanischer Jazz- und Swingplatten besessen und verbotenerweise auch gespielt haben, wobei seine Vorliebe Teddy Stauffer gegolten haben soll. Auch soll er, ebenfalls verboten, in dieser Zeit BBC Radio gehört haben. Während seines Kommandos durfte angeblich an Bord der U 869 nicht der Hitlergruss, sondern nur der traditionelle Marinegruss verwendet werden. Nach Aussage von Guschewski war er jedoch „eher ein linientreuer Nazi“.
Literatur
- Robert Kurson: Im Sog der Tiefe: wie zwei Taucher das Rätsel um ein verschollenes deutsches U-Boot lösten (englischer Originaltitel: Shadow Divers), Hamburg, Hoffmann und Campe, 2004, ISBN 3-455-09463-5
TV- und Kinofilmdokumentationen
- Hitler's Lost Sub, gesendet auf PBS in der Reihe NOVA am 14. November 2000, sowie (in leicht geänderter Fassung) in Großbritannien unter dem Titel The Mystery of the Missing U-boat und am 25. Mai 2001 in Deutschland u.d.T. Letzte Feindfahrt: Das Rätselhafte Schicksal von U869 (SPIEGEL TV Themenabend; Wdh. bei XXP: 22. März 2005). Hitler's Lost Sub ist in der NOVA-Fassung auch als VHS-Video und DVD (2004; ASIN B0002XVS7Y) erhältlich. Transkription des amerikanischen Originaltextes siehe: [1]
- Für 2007 kündigte Ridley Scott eine Kinoverfilmung des Buches von Robert Kurson an, ebenfalls unter dem Titel Shadow Divers.
Weblinks
- Ausfühliche Biographie von Hellmut Neuenburg
- Bilder vom U-Boot, der Besatzung und Kapitänleutnant Neuerburg
- Webseite zum SPIEGEL-TV Themenabend über U 869
- ZDF-Reportage
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Neuerburg, Hellmut August |
| KURZBESCHREIBUNG | Deutscher U-Boot-Kommandant |
| GEBURTSDATUM | 25. August 1917 |
| GEBURTSORT | Straßburg |
| STERBEDATUM | 11. Februar 1945 |
| STERBEORT | vor New Jersey, USA |