Due-Diligence-Prüfung

Analyse der Stärken und Schwächen bei Übernahme eines Unternehmens
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Due Diligence (DD) bezeichnet die "gebotene Sorgfalt", mit der beim Kauf bzw. Verkauf von Unternehmensbeteiligungen oder Immobilien das Vertragsobjekt im Vorfeld der Akquisition geprüft wird. Due-Diligence-Prüfungen beinhalten insbesondere eine systematische Stärken-/Schwächen-Analyse des Kaufobjekts, eine Analyse der mit dem Kauf verbundenen Risiken sowie eine fundierte Bewertung des Objekts. Gegenstand der Prüfungen sind etwa Bilanzen, personelle und sachliche Ressourcen, strategische Positionierung, rechtliche und finanzielle Risiken, Umweltlasten. Gezielt wird nach so genannten Dealbreakern gesucht, d. h. nach Sachverhalten, die einem Kauf entgegenstehen könnten – z. B. Altlasten beim Grundstückskauf oder ungeklärte Markenrechte beim Unternehmenskauf. Erkannte Risiken können entweder Auslöser für einen Abbruch der Verhandlungen oder Grundlage einer vertraglichen Berücksichtigung in Form von Preisabschlägen oder Garantien sein.

Grundlage ist sinnvollerweise ein Vorvertrag oder ein Letter of Intent, in dem ein angemessener Zeitraum für die Due-Diligence-Prüfung vereinbart wird. Weiterhin werden regelmäßig der Zugriff auf die benötigten Informationen und Daten sowie ggf. die Zahlung einer Gebühr bei Nichtkauf zum Gegenstand einer solchen Vereinbarung gemacht. Recht hilfreich für Projektprüfungen sind so genannte Meilensteinberichte (siehe auch: Meilenstein), welche den Zustand des jeweiligen Projektes in einer Kurzzusammenfassung wiedergeben.

Zur Durchführung einer Due Diligence sind auf diesem Gebiet nicht nur erfahrene Anwälte und Wirtschaftsprüfer notwendig, sondern, je nach Umfang der DD, auch Fachleute mit spezifischen Kenntnissen, z. B. Kenntnisse der Branche oder spezieller Themengebiete wie Informationstechnik, Architekten oder Bausachverständige. Je nach Größe und Branche des zu kaufenden Unternehmens sind Due-Diligence-Teams mit 20 und mehr Teammitglieder durchaus denkbar.

Kriterien einer Due-Diligence-Prüfung

Will ein Unternehmen ein anderes Unternehmen oder einen Betriebsteil kaufen oder übernehmen, wird zuvor meistens eine Bewertung des Unternehmens durchgeführt.

Kriterien einer solchen Bewertung sind im Wesentlichen:

  • Qualität des Managements und der Führungspersonen
  • Qualifikation der Mitarbeiter und ihre Veränderungsbereitschaft
  • Vorhandensein klarer Ziele des Unternehmens oder Betriebsteils
  • Klare Verteilung von Budgets
  • Geschlossene oder offene Informationspolitik und Unternehmenskommunikation im Hause
  • Dokumentierte Ablaufprozesse und Prozessorientierung
  • Grad der Kundenzufriedenheit und Vorhandensein eines Messinstrumentes
  • Höhe der Mitarbeiterzufriedenheit und Vorhandensein einer Mitarbeiterbefragung
  • Bewertung der gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung / Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit
  • Bewertung der Ergebnisse und Bilanzen des Unternehmens
  • Bewertung des Vorhandenseins eines Qualitätsmanagements im Hause
  • Analyse und Beurteilung der rechtlichen, insbesondere steuer- und gesellschaftsrechtlichen, Unternehmensstrukturen für Zwecke der Risikoanalyse und Gestaltungsoptimierung.

Wie die Auflistung der Kriterien erkennen lässt, spielt die Ertragskraft des Unternehmens alleine eine eher untergeordnete Rolle. Wichtiger - insbesondere für Private Equity Investoren -sind die Soft Factors, wie Qualität der Berichterstattung (DD-Bericht) oder die viel beschworene klare Verteilung der Budgets.

Phasen im Due-Diligence-Prozess

  • Strategie und Planungsphase
  • Kontakt und Sondierungsphase
  • Letter of Intent (LoI)
  • Analyse- und Verhandlungsphase
  • Abschlussphase
  • Post-Audit-Phase

Gliederung eines Due-Diligence-Reports

  • 1. Prüfungsauftrag
  • 2. Prüfungsumfang
  • 3. Grundsätzliche Informationen über die beabsichtigte Transaktion
  • 4. Ziel und Zweck der Transaktion
  • 5. Analysen:
  • - a) der rechtlichen Situation (Legal Due Diligence)
  • - b) der steuerlichen Situation (Tax Due Diligence)
  • - c) der finanzwirtschaftlichen Situation (Financial Due Diligence)
  • - d) von Markt, Branche und Strategie (Market / Commercial Due Diligence)
  • - e) der Umweltverträglichkeit (Environmental Due Diligence)
  • - f) des Versicherungsschutzes (Insurance Due Diligence)
  • - g) der Technik (Technical Due Diligence)
  • Zusammenfassendes Ergebnis
  • Schlussbemerkung
  • Anhang

Buyers Due Diligence

Der Käufer eines Unternehmens veranlasst die Due Diligence. Er stellt die aus seiner Sicht notwendigen Fachleute (Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Umweltfachleute etc.), die für ihn die zu erwerbende Firma untersuchen. Das Ergebnis der Untersuchung fließt dann in den Kaufpreisvorschlag des Käufers ein.

Vendors Due Diligence

Der Verkäufer bereitet durch eine selbst veranlasste Due Diligence sein Unternehmen auf einen Verkauf vor. Er ist nach der Due Diligence in der Lage, evtl. Schwachstellen des Unternehmens zu erkennen und zu beseitigen. Auf diese Weise ist er vor negativen Überraschungen nach einer Buyers Due Diligence relativ sicher.

Funktionale Formen der Due Diligence

  • Strategic Due Diligence:

strategische Sicht industrieeller, finanzieller und spekulativer Investoren, strategische Planung, Ermittlung von Synergiepotentialen

  • Financial Due Diligence:

Prüfung und Prognose von Vermögen, Ertag, Cashflow, Liquidität, Eigenkapital- und Frenmkapitalaufbringung, Finanzierungsstruktur, Möglichkeiten zum Cash Pooling - summarische Feststellung von Deal Issues und Deal Breaker

  • Tax Due Diligence:

steuerliche Perspektive des Target, Maßgebende steuerliche Einflussfaktoren, umwandlungs- und konzernsteuerliche Analyse, Risikoanalyse, Strukturierung des Erwerbs (Abschreibung des Kaufpreises, steuerschonende Finanzierung, Organschaft, Verlustvorträge, Verkehrssteuern)

  • Legal Due Diligence:

rechtliche Risiken und anhängige Rechtsstreitigkeiten, urheberrechtliche, arbeitsrechtliche und kartellrechtliche Prüfung, Fusionskontrolle, Prüfung bestehender Miet- und Pachtverhältnisse

  • Market Due Diligence:

Marklage, interne Unternehmensanalyse, externe Unternehmensanalyse, Plausibilisierung der Planung, Datenquellen und Erfolgsfaktoren

  • Human Resources Due Diligence:

Analyse des strukturellen Humankapitals, Analyse des individuellen Humankapitals

  • Cultural Due Diligence
  • Environmental Due Diligence
  • Commercial-technical Due Diligence
  • IT Due Diligence

Outsourcing Due Diligence

Im Rahmen von Request for Proposals (RFP) und Request for Information (RFI) speziell im IT- und Business Process Outsourcing (BPO)- Bereich führen die Anbieter von Dienstleistungen bei dem Ausschreibenden in vielen Fällen eine Due Diligence durch. Die Schwerpunkte sind je nach Risiko und Höhe des potenziellen Vertrages unterschiedlich. Wichtige Aspekte sind z. B. Anzahl, Profil und Gehalt der zu übernehmenden Mitarbeiter, Effizienz der Prozesse, Alter und Wert der IT Anlagevermögen wie Server, PCs oder Wartungsverträge. Erst nach der Durchführung kann dem Ausschreibenden in der Regel ein verbindliches Angebot unterbreitet werden. Allerdings ist der Prozess der Due Diligence in diesem Bereich keine Garantie für eine erfolgreiche und profitable Geschäftsbeziehung zwischen dem Ausschreibenden und dem Gewinner der Ausschreibung.

Kritikpunkte einer Due Diligence

  • Eine der Schwachstellen einer DD ist die subjektive Einstellung der Auswerter, die i.d.R. die Interessen der Auftraggeber verfolgen.
  • Durch die Möglichkeit, im Steuer- und Finanzbereich unterschiedlich zu rechnen, wird die Vernetzung der gewonnen Informationen erschwert.
  • Die Prognosen beruhen auf Auswertungen der Vergangenheit (z.B. Bilanzen der letzten drei Jahre), von den nicht unbedingt eine Zukunftsprognose abgeleitet werden kann. Zum Beispiel müssen die Daten um Sonderfaktoren aus der Vergangenheit (z.B. Außerordentliche Erträge / Aufwendungen) bereinigt werden.
  • Die Intensivität der einzelnen DD-Bereiche ist schwer zu beurteilen, bzw. zu gewichten, da diese von dem Globalziel der Transaktion abhängen.

Literatur

  • Berens, W.; Brauner, H.U.; Strauch, J. (Hrsg.): Due Diligence bei Unternehmensakquisitionen. 4. Auflage. Schäffer-Poeschel-Verlag, Stuttgart 2005. ISBN 3-7910-2338-1
  • Holzapfel/Pöllath, Unternehmenskauf in Recht und Praxis, 12. Auflage, Köln, 2005, RWS Verlag, ISBN 3-8145-7835-X
  • Michael Silvio Kusche: "Die aktienrechtliche Zulässigkeit der Durchführung einer Due Diligence anlässlich eines Unternehmenskaufes. Mit Due Diligence-Checkliste für die Zielgesellschaft". Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-631-53939-8
  • Zeitschrift Kreditpraxis 1/2001