Vincenzo Gioberti (* 5. April 1801 in Turin; † 26. Oktober 1852 in Paris) war ein italienischer Politiker und Philosoph.
Er wurde von den Pfarrern des Oratoriums zur Perspektive der Priesterschaft erzogen und 1825 ordiniert. Zunächst lebte er wirklich in Zurückgezogenheit, aber allmählich brachte er immer mehr Interesse in den politischen Fragen seines Landes und den neuen politischen Ideen sowie in der täglichen Literatur auf. Teilweise wurde er von Giuseppe Mazzini beeinflusst, die italienische Freiheit wurde für ihn das Hauptziel seines Lebens, seine Befreiung, nicht nur von den fremden Herrschern, sondern auch von Begriffen, die sein Genie für fremd und gegen die europäische Autorität abschätzig hielt. Diese Autorität war in seinen Gedanken mit der päpstlichen Vorherrschaft assoziert, wenn auch in einem eher ausgeschmückten als politischen Ansatz. All das muss man erwägen, wenn man fast all seine Schriften berücksichtigt und ebenfalls wenn man seine Anschauung kritisiert, im Verhältnis sowohl zur klerikalen Partei an der Regierung - die Jesuiten-, als auch zur Politik am piemontesischen Hof nach der Krönung von Karl Albert.
Er fiel daher dem König auf, der ihn als seinen Kaplan ernannte. Sein Ruhm und Einfluss in der Privatsphäre waren jedoch keine ausreichenden Gründe für die königliche Partei, um ihn ins Exil zu zwingen. Er war nicht einer von ihnen und konnte auf sie nicht angewiesen sein. Da er das wusste, trat er von seinem Amt im Jahre 1833 zurück, aber wurde plötzlich wegen Komplottanklagen verhaftet und, nach vier Monaten, ohne Prozess verbannt. Gioberti zog zunächst nach Paris und, nach einem Jahr, nach Brussels, wo er sich bis 1845 aufhielt, um Philosophie zu unterrichten und einem Freund bei der Leitung einer Privatschule Beistand zu leisten. Dennoch konnte er verschiedene auf der philosophischen Ebene wichtige Werke erstellen, mit besonderer Berücksichtigung auf sein Land und seine Lage.
Da Karl Albert 1846 eine Amnestie ausgerufen hatte, war Gioberti (der nun wieder in Paris war) frei, nach Italien zurückzukehren, aber verweigerte er bis Ende 1847 das zu tun. Anlässlich seiner Heimkehr in Turin am 29. April 1848 wurde er mit der grössten Begeisterung empfangen. Er lehnte sogar das Amt von Senator ab, das Karl Albert ihm angeboten hatte, und hielt sich lieber in seiner Heimatstadt im Haus der Abgeordneten, von dem er bald Präsident gewählt wurde. Bis Ende desselben Jahres, ging eine von Gioberti angeführte Regierung an die Macht, aber nach der Krönung von Viktor Immanuel II im März 1849 kam sein aktives Leben zu Ende. Kurzzeitig hatte er eine Stelle im Ministerrat auch wenn ohne Portefeuille, aber ein unversöhnliches Wortgefecht ließ sich nicht lange aufwarten und sein Umzug aus Turin wurde von einer Mission nach Paris beendigt, von der er nie wieder zurückkehrte, Hier, indem er die Pension und jegliche Beförderung im Kirchwesen ablehnte, die ihm angeboten wurde, lebte er in Armut und verbrachte seine Tage und seine Nächte in Brussels, indem er sich den Literaturstudien widmete. Er starb plötzlich an einem Schlaganfall am 26. Oktober 1852.
Die Schriften Giobertis sind viel wichtiger als seine Karriere in der Politik. In der allgemeinen Geschichte der europäischen Philosophie stimmt all das nicht überein. Wie die Spekulationen von Antonio Rosmini-Serbati, wogegen er schrieb, als die letzte Erscheinung des mittelalterlichen Denkens bezeichnet wurden, so auch das System von Gioberti, das besser als Ontologismus bekannt wurde, noch spezifischer in seinen wichtigsten Werken am Anfang seiner Karriere, ist mit den Philosophiebewegungen nicht verbunden. Er erweist eine Eintracht mit dem katholischen Glauben, die Victor Cousin zu behaupten zwang, dass die italienische Philosophie noch mit der Theologie eingemischt war und dass folgendermaßen Gioberti kein Philosoph war.
Die Methode ist für ihn ein syntethisches, subjektives und psychologisches Instrument. Er baut, wie er behauptet, die Ontologie wieder auf und fängt mit der idealen Lehre an, laut derer der “Ens” (der "Seiende") den Existierenden “ex nihilo” (vom Nichts) schafft. Gott ist der einzige Seiende “Ens”, alles andere sind reine Existenzen. Gott ist die Quelle aller menschlichen Kenntnisse (die Ideen), die eine ist und wir sagen, dass diese sich in Gott selbst widerspiegelt. Die wird direkt von der Vernunft abgeleitet, aber um dazu nützlich zu sein braucht sie, darin widergespiegelt zu werden, und das lediglich durch die Sprachmitteln. Ein Kenntnis des Seienden und der (konkreten, nicht abstrakten) Existenzen und ihrer jeweiligen Beziehungen, sind für den Anfang der Philosophie notwendig.
Gioberti ist in einem gewissen Sinne ein Platonist. Er identifiziert die Religion mit der Zivilisation und in seiner Abhandlung Del primato morale e civile degli Italiani entschließt er, dass die Kirche der Achse ist, auf den sich das Wohlbefinden des menschlichen Lebens stützt. Darin behauptet er, dass die Idee der Vorherrschaft Italiens, die durch die Restaurierung des Papsttums als morale Herrschaft angeführt wurde, basiert auf die Religion und auf die Ansicht der Öffentlichkeit. In seinen letzten Werken, “Rinnovamento” und “Protologia” wird behauptet, er habe sein Bereich auf den Einfluss der Handhabungen versetzt.
Sein erstes Werk, das er mit 37 Jahren schrieb, hatte eine persönliche Begründung für sein Dasein. Ein junger Exilsgefährter und Freund Paolo Pallia, da er viele Zweifeln und Unglücke für die Wirklichkeit der Beweise und des künftigen Lebens, entschied sich Gioberti dafür, auf einmal an der “La teorica del sovrannaturale” zu arbeiten, die seine erste Ausgabe (1838) war. Nach dieser Ausgabe kamen rasch eine nach der anderen philosophische Abhandlungen. Der “Teorica” folgte die dreibändige “Introduzione allo studio della filosofia” (1839-1840). In seinem Werk bestimmt er die Gründe für die Anfrage auf eine neue Methode und eine neue Therminologie.
Hier führt er wieder die Lehre ein, nach der die Religion der gerade Ausdruck der Idee in diesem Leben und die ist ein Unicum mit der wahren Zivilisation in der Geschichte. Die Zivilisation ist eine Neigung zur vermittelten und bedingten Perfektion, derer die Religion die Vollendung ist, wenn durchgeführt. Es ist das Ende des zweiten Zyklus, der in der zweiten Formel ausgedrückt wird: der Seiende erlöst die Existierenden.
Die Aufsätze (bis 1846 nicht veröffentlicht) über leichtere und bekanntere Fächer, wie etwa “Del bello” und “Del buono” folgten der Einleitung. “Del primato morale e civile degl’Italiani” und “Prolegomeni” über die gleiche und kurzfristig triumphierende Ausstellung der Jesuiten, “Il Gesuita moderno”, hat ohne Zweifel die Rollenversetzung von den religiösen Händen zu den bürgerlichen. Der Ruhm dieser halb-politischen Werke, die von anderen gelegentlichen politischen Artikeln und von seinem “Rinnovamento civile d’Italia”, hat Gioberti dazu geführt, mit Begeisterung bei seiner Heimkehr zugerufen zu werden. All diese Werke waren ausgezeichnet orthodox und haben dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit des liberalen Klerus auf die Bewegung abzulenken, die schon aus seiner Zeit in die Italienische Vereinigung entmündet ist.
Die Jesuiten schlossen sich jedoch nach seiner Rückkehr nach Rom anstrengender an den Papst und schließlich wurden die Schriften Giobertis in den Index eingetragen. Die Reste seiner Werke, besonders “La filosofia della rivelazione” und die “Prolologia” erklären seinen reifen Hinblick in verschiedenen Punkten. Alle Schriften Giobertis, unter denen auch diejenigen, die er in den Handschriften verlassen hatte, wurden von Giuseppe Massari (Turin 1856- 1861) veröffentlicht.
Literatur:
- Massari, Vita de V. Gioberti (Florence, 1848)
- A Rosmini-Serbati, V. Gioberti e il panteismo (Milan, 1848)
- CB Smyth, Christian Metaphysics (1851)
- B Spaventa, La Filosofia di Gioberti (Naples, 1854)
- A Mauri, Della vita e delle opere di V. Gioberti (Genoa, 1853)
- G Prisco, Gioberti e l'ontologismo (Naples, 1867)
- P Luciani, Gioberti e la filosofla nuova italiana (Naples, 1866-1872)
- D Berti, Di V. Gioberti (Florence, 1881)
Siehe auch:
- L Ferri, L'Histoire de la philosophie en Italie au XIX' siècle (Paris, 1869)
- C Werner, Die italienische Philosophie des 18 Jahrhunderts, ii. (1885)
- appendix to Ueberweg's Hist. of Philosophy (Eng. tr)
- art. in Brownson's Quarterly Review (Boston, Mass.), xxi.
- R Mariano, La Philosophie contemporaine en Italie (1866)
- R Seydel's exhaustive article in Ersch and Gruber's Allgemeine Encyclopädie
Der Hundertjahrestag Giobertis löste in Italien etliche vierte Monographien aus.
Personendaten | |
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NAME | Gioberti, Vincenzo |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Politiker und Philosoph |
GEBURTSDATUM | 5. April 1801 |
GEBURTSORT | Turin |
STERBEDATUM | 26. Oktober 1852 |
STERBEORT | Paris |