Ostwestfalen-Lippe

östlichste Region in Nordrhein-Westfalen, identisch mit dem Regierungsbezirk Detmold
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Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Landschaftsverband: Westfalen-Lippe
Regierungsbezirk: Detmold
Website: www.ostwestfalen-lippe.de
Karte
Regierungsbezirk Detmold in Nordrhein-Westfalen

Ostwestfalen-Lippe (abgekürzt OWL) ist eine Region in Nordrhein-Westfalen. Sie ist deckungsgleich mit dem Regierungsbezirk Detmold und umfasst die Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke, Paderborn und die kreisfreie Stadt Bielefeld.

OWL hat rund 2,07 Mio. Einwohner (2005) und umschließt eine Fläche von etwa 6.500 Quadratkilometern. In seinen Grenzen finden sich der Ballungsraum Gütersloh-Bielefeld-Herford, aber auch ländliche Gebiete wie der Kreis Höxter. Größte Stadt und faktisches Regionalzentrum ist Bielefeld, ebenfalls Großstadt und Oberzentrum ist Paderborn.

Inoffizielles Wahrzeichen der Region ist das Hermannsdenkmal bei Detmold.

Regionalbewusstsein

Ein besonderes regionales Bewusstsein und Zusammengehörigkeitsgefühl, wie man es etwa im Münsterland findet, ist bei der Bevölkerung in bezug auf OWL kaum ausgeprägt, die unterschiedliche frühere Zugehörigkeit der verschiedenen Teilgebiete wirkt noch stark. Der Regierungsbezirk Detmold (wie schon der vorherige Regierungsbezirk Minden) war eigentlich eine reine Verwaltungseinheit und fasste Gebiete unterschiedlicher Prägung zusammen. Aus pragmatischen Gründen, u.a. um neben den bevölkerungsstarken Regionen im übrigen Bundesland nicht zurückzustehen und wegen des heute unvermeidlichen Regionalmarketings, wurde Ostwestfalen-Lippe als Region aus der Taufe gehoben und damit begonnen, ein entsprechendes Bewusstsein zu fördern. Dies konnte jedoch bislang die verschiedenen geschichtlich gewachsenen Identitäten nicht beseitigen. Man kann dabei vier Teilgebiete unterscheiden:

Diese historischen und konfessionellen Trennlinien werden durch weitere Faktoren überlagert bzw. verstärkt. Während etwa die drei nördlichen Gebiete auf das Oberzentrum Bielefeld ausgerichtet sind, erfüllt für den Süden Paderborn diese Funktion. Ein Bewohner des Nordens hat also wenig Veranlassung, den Süden aufzusuchen, und umgekehrt, ein Umstand, der einem Zusammengehörigkeitsgefühl nicht förderlich ist.

Eine Nord-Süd-Teilung zeigt sich auch im Wahlverhalten. In den katholischen Bereichen erzielt die CDU regelmäßig Ergebnisse, die zu den besten im ganzen Bundesgebiet zählen, während die protestantischen Gebiete bis in jüngste Zeit Hochburgen der SPD bildeten. Das hängt auch damit zusammen, dass der Norden früher und stärker industrialisiert wurde, was einen weiteren strukturellen Unterschied darstellt.

Der im Süden gefeierte Karneval ist den Protestanten im allgemeinen höchst suspekt.

Bei aller durch Konfession und Wirtschaftsstruktur bedingten Unterschiedlichkeit bestehen auch Gemeinsamkeiten in der Mentalität. Das ganze Gebiet gehört zum historischen Raum Westfalen (wobei Lippe allerdings nicht Teil der gleichnamigen preußischen Provinz war), und nicht selten wird behauptet, die sprichwörtliche „westfälische Sturheit“ sei in ganz OWL am stärksten ausgeprägt.

Verbindend, vor allem in der Abgrenzung nach außen, wirkt außerdem die häufige Wahrnehmung, innerhalb Nordrhein-Westfalens nicht angemessen berücksichtigt zu werden. Mit gewisser Sorge betrachten daher viele die Idee der Landesregierung, die Regierungsbezirke im Land aufzulösen und OWL in einen großen Bezirk „Westfalen“ einzubinden.

Nicht zuletzt geht bei der Frage nach der Herkunft die Abkürzung OWL leicht von den Lippen.

Es ist offen, ob sich in Zukunft ein stärkeres OWL-Bewusstsein entwickeln wird. Im Zuge von Entkonfessionalisierung, ständig wachsender Mobilität und der Globalisierung schwinden in vielen Teilen der Welt die überkommenen Identitäten. Dies könnte zwar die traditionellen Trennlinien innerhalb der Region abmildern, aber auch jene selbst in ihrer Bedeutung schwächen. Andererseits ist angesichts der genannten Entwicklungen vielerorts eine Gegenbewegung hin zur Aufwertung regionaler Strukturen festzustellen, was Ostwestfalen-Lippe mittelfristig stärken könnte.

Verkehr

 
Wiehengebirge
 
Hermannsdenkmal

Straßenverkehr: Durch Ostwestfalen-Lippe verlaufen die Autobahnen A 2, A 30, A 33 und A 44. Wichtige Verkehrsknotenpunkte sind Bielefeld, Paderborn, Minden und Bad Oeynhausen.

Schienenverkehr: Wichtigster Bahnhof für den Fern- und Nahverkehr ist Bielefeld mit ICE- und IC-Systemhalten. Weitere IC sowie einzelne ICE halten auch in Paderborn, Gütersloh, Minden, Herford, Bad Oeynhausen, Bünde, Warburg und Altenbeken. Wichtigster Nahverkehrsknotenpunkt ist Herford, das inzwischen bezüglich der Anzahl der haltenden Nahverkehrszüge die ehemaligen Eisenbahnknotenpunkte Löhne und Altenbeken übertroffen hat.

Luftverkehr: In Büren-Ahden im Kreis Paderborn befindet sich der Flughafen Paderborn/Lippstadt.

Wirtschaft

Ostwestfalens Wirtschaft wird dominiert von Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Lebensmittelindustrie, IT-Industrie und Möbelindustrie, die im Bezug auf das Bundesgebiet einen besonderen Stellenwert hat.

Möbelindustrie: etwa 70 % der deutschen Küchenmöbel werden in Ostwestfalen-Lippe hergestellt. Mit dem Kompetenzzentrum der Holz-, Möbel- und Kunststoffindustrie sind folgende Fachverbände der Holz- und Möbelindustrie in Herford ansässig: Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie, Verband der Deutschen Polstermöbelindustrie, Verband der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung Westfalen-Lippe e. V., Industrieverband Möbel - Holz - Kunststoff Westfalen, Fachverband Serienmöbelbetriebe des Handwerks, Service-Gesellschaft der Holz- und Möbelindustrie Herford mbH.

Entbürokratisierung: Seit 2004 ist Ostwestfalen-Lippe neben Bremen und Westmecklenburg Modellregion für Bürokratieabbau.

Namhafte Betriebe mit Stammsitz in der Region:

Wissenschaft und Bildung

 
Universität Bielefeld

In Ostwestfalen gibt es zahlreiche Hochschulen. Neben den Fachhochschulen sind vor allem die Universitäten in Bielefeld und Paderborn überregional bekannt. An der Universität Paderborn sind ca. 14.700 Studierende (WS 2005/06) in 107 Studiengängen immatrikuliert, an der Universität Bielefeld ca. 17.500 (SS 2005) in 48 Studiengängen. Im Forschungsranking des Gütersloher Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) belegen Informatik, Wirtschaftsinformatik und Anglistik in Paderborn und Soziologie, Geschichte und Pädagogik in Bielefeld vordere Plätze. Ergänzt wird das Forschungsangebot in Ostwestfalen-Lippe durch zwei Außenstellen von Fraunhofer-Instituten in Paderborn. Ebenfalls von überregionaler Bedeutung sind im Lippischen die Fachhochschule Lippe in Lemgo und die Hochschule für Musik in Detmold. In Bielefeld ist die Fachhochschule Bielefeld mit einer Außenstelle in Minden ansässig.

Persönlichkeiten

 
Alter Markt Bielefeld
 
Das Lippische Landestheater in Detmold
 
Gut Böckel bei Rödinghausen
 
Mittellandkanal
 
Weser

Sehenswürdigkeiten

Die beliebtesten Ausflugsziele für Touristen sind:

 
Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Sport

Fußball: Bekanntester Verein der Region ist Fußball-Bundesligist Arminia Bielefeld, der sich selbst auch als Sportclub der Ostwestfalen bezeichnet. Sportlich zweiterfolgreichster Klub ist derzeit der SC Paderborn 07, der in der 2. Bundesliga spielt. In der Oberliga Westfalen kicken fünf OWL-Vereine: der FC Gütersloh 2000, der SC Verl, der Delbrücker SC, Fichte Bielefeld und die zweite Mannschaft von Arminia Bielefeld.

Handball: Die Region ist mit drei Mannschaften in der Handball-Bundesliga vertreten: TBV Lemgo, GWD Minden und TuS-N-Lübbecke.

Basketball: Die Schröno Paderborn Baskets spielen in der Basketball-Bundesliga.

Tennis: Die Gerry Weber Open in Halle (Westf.) bieten jährlich eine internationale Begegnung des Tennissport.

Laufen: Ältester deutscher Straßenlauf ist der Paderborner Osterlauf (Halbmarathon). Bekannt ist auch der Hermannslauf, ein Volkslauf zwischen Hermannsdenkmal und Sparrenburg.

Siehe auch

Portal: Ostwestfalen-Lippe – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Ostwestfalen-Lippe