Harry Naujoks (* 18. September 1901 in Harburg (Elbe); † 20. Oktober 1983 in Hamburg) war ein deutscher Antifaschist, Mitglied der KPD und Überlebender des KZ Sachsenhausen.
Leben
Naujoks erlernte in Hamburg den Beruf des Kesselschmieds und engagierte sich politisch in der KPD. 1926 heiratete er seine Frau Martha[1], mit der er den Sohn Rainer hat.
Als Kommunist wurde er 1933 verhaftet und nach Zwischenstationen in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern, unter anderem im KZ Fuhlsbüttel und den Moorlagern, aus einem der Emslandlager 1936 ins zu errichtende „Muster-KZ“ im Oranienburger Ortsteil Sachsenhausen verbracht.
Seit November 1936 betätigte sich Harry Naujoks als Häftling in der Selbstverwaltung des Lagers und wurde 1939 „wegen seiner unerschütterlichen Ruhe und seines Organisationstalents“ zum Lagerältesten ernannt. Im November 1942 wurde er mit siebzehn anderen Häftlingen des illegalen Lagerkomitees zur Vernichtung durch Arbeit ins KZ Flossenbürg deportiert. „Nur durch die tatkräftige Solidarität der dortigen Häftlinge konnte er alle Schikanen der Wachmannschaften überleben.“[2]
In der Nachkriegszeit wurde Naujoks Hamburgs KP-Vorsitzender[3] und blieb auch nach dem KPD-Verbot 1956 politisch aktiv. Er war Vorsitzender des Sachsenhausenkomitees der Bundesrepublik Deutschland und im Internationalen Sachsenhausen-Komitee aktiv. Als Kommunist engagierte er sich in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN).
Bis zu seinem Tod lebte er in der Stübeheide in Hamburg-Klein Borstel.
Die Bibliothek von Martha und Harry Naujoks wurde der Gedenkstätte Sachsenhausen vererbt und ist da mit 2.400 Bänden der umfangreichste Einzelbestand.[4]
Auf dem Ohlsdorfer Friedhof befindet sich im Ehrenfeld der Geschwister-Scholl-Stiftung ein gemeinsamer Kissenstein für Harry und Martha Naujoks, Planquadrat Bo 73, Nr. 12.[5]
Erinnerungen
Harry Naujoks wurde zum Chronisten der NS-Verbrechen im KZ Sachsenhausen, darunter die sogenannte Aktion „Arbeitsscheu Reich“ im Juni 1938 und die Mordaktion der SS gegen die Rosa-Winkel-Häftlinge 1942. Seine eigenen Erinnerungen und Gespräche mit ehemaligen Häftlingen bewahrte Harry Naujoks mit einer umfangreichen Tonbandsammlung. Sie vermittelt ein detailliertes Bild des Lebens und der Widerstandsarbeit im KZ Sachsenhausen.
Die Aufnahmen wurde 1987 von seiner Frau Martha und Ursel Hochmuth in Buchform unter dem Titel Mein Leben im KZ Sachsenhausen 1936–1942 herausgegeben. 1989 erschien eine Ausgabe in der DDR.
Schriften
- Nahrung für das Notstandsgebiet Hamburg, Hamburg 1947.
- Das Gestern soll nicht das Heute bestimmen (Sachsenhausenheft Nr. 3), Dortmund 1962.
- Mein Leben im KZ Sachsenhausen 1936–1942. Erinnerungen des ehemaligen Lagerältesten. Bearbeitet von Ursel Hochmuth. Herausgegeben von Martha Naujoks und dem Sachsenhausen-Komitee für die BRD. Röderberg-Verlag/Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 1987.
- Mein Leben im KZ Sachsenhausen. 1936–1942. Erinnerungen des ehemaligen Lagerältesten. Dietz Verlag, Berlin 1989.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Martha Naujoks bei frauenbiografien hamburg.de
- ↑ Harry Naujoks bei der Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e.V.
- ↑ Vom Kasernenhof zum Kleinsthof. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1947 (online).
- ↑ Bibliothek in der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen abgerufen am 8. Oktober 2018.
- ↑ Kissenstein Harry und Martha Naujoks bei genealogy.net
Personendaten | |
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NAME | Naujoks, Harry |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Antifaschist und Chronist des KZ Sachsenhausen |
GEBURTSDATUM | 18. September 1901 |
GEBURTSORT | Harburg (Elbe) |
STERBEDATUM | 20. Oktober 1983 |
STERBEORT | Hamburg |