Schisma

Spaltung innerhalb einer etablierten religiösen Glaubensgemeinschaft
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Begriff Glaubensspaltung

Der Begriff Glaubensspaltung ist ein schwierig konkretisierbarer, der die vollzogene Spaltung innerhalb einer religiösen Gemeinschaft meint, die man zumeist als eine Kirche bezeichnet. Dies unterscheidet sie von unterschiedlichen, konträren Fraktionen und Parteiungen innerhalb einer solchen Gemeinschaft. Glaubensspaltung wird oft auch Kirchenspaltung genannt. Glaubensspaltung ist jedoch mit Kirchenspaltung nicht identisch, weil die Kirchenspaltung eher den institutionellen Rahmen Kirche betrifft bzw. meint, während Glaubensspaltung auch die mit ihr verbundenen Gemeinden und Bevölkerungsgruppen umfaßt. Glaubensspaltungen finden wir nicht nur im Christentum sondern auch beispielsweise im Islam so zwischen Schiiten und Sunniten. Im Allgemeinen pflegt man jedoch christliche religiöse Glaubensgemeinschaften hierbei zu meinen.

Glaubensspaltungen im Altertum

Glaubensspaltungen begleiten die Kirchengeschichte von Anbeginn und markieren häufig die Geburtsstunde zu den in Konkurrenz zu den bestehenden Kirchen tretenden christlichen Sondergemeinschaften oder Kirchen. Auch im Altertum gibt es Glaubensgemeinschaften auch mit christlichen Wurzeln, die jedoch in ihrem Verständnis zu Gott von den orthodoxen Christen sehr verschieden sind wie die Gnostiker, Donatisten und Arianer. Sämtliche dieser Gemeinschaften waren Verfolgungen seitens des römischen Staates ausgesetzt. Besonders bekannt sind die Verfolgungen der Christen und ähnlicher religiöser Gemeinschaften unter den römischen Kaisern Decius und Diokletian.

Glaubensspaltungen im Mittelalter

Ein markantes Ereignis einer Glaubensspaltung stellt das große morgenländische Schisma 1054 dar. Im Sinne des griechischen Wortes Spaltung ist dieser Begriff in die Geschichtsschreibung eingeflossen. Das bedeutet die Trennung der griechischen Kirche des Ostens, die mit Griechenland und das Byzantinische Reich verstanden wird, von der lateinischen Kirche des Westens. Sehr entscheidend für diese Spaltung war die Frage nach dem Zentrum der Christenheit, welche der lateinische Westen in Rom als den Felsen Petri, und der griechische Osten in Konstantinopel sieht. Entscheidend für diese Trennung waren nicht theologische Differenzen, die sich über Jahrhunderte hinweg entwickelten, sondern kirchenpolitische Interessen, die mit dem Wachtsum der Macht und des Ansehens des Papsttums zusammenhingen.

Glaubensspaltungen in der Frühen Neuzeit

Häufig versteht man unter Glaubensspaltung die Zeit der Glaubensspaltung, die mit der Reformation 1517 ihren Anfang nahm, zu deren Folgen auch der Bauernkrieg unter Thomas Müntzer von 1524-25 zählt, und erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 zu Ende ging. Die Zeit, welche hier als die Zeit der Glaubensspaltung verstanden wird, ist auch ein Jahrhundert der Glaubenskämpfe. Dazu gehören weiterhin u. die Kämpfe des deutschen Protestantismus gegen das spanische Kaisertum unter Kaiser Karl V. und die Verfolgungen der Hugenotten in Frankreich. Diese gewinnen ihr Ausmaß deshalb, weil die Stellung des Papsttums und damit die der katholischen Kirche sowohl in politischer als auch religiöser Hinsicht infragegestellt wird. Die innerkirchlichen Reformbestrebungen seit dem Konzil von Trient bis zur Gegenreformation sollten diese Spaltung im Sinne der katholischen Kirche beenden. Trotz des Versuches den Protestantismus gewaltsam zu überwinden und der katholischen Kirche wieder einzuverleiben, blieb dieses Bestreben letztenendes ohne Erfolg. Der Westfäische Frieden von 1648 bedeutet den Schlußpunkt der Glaubenskämpfe, nicht jedoch der Glaubensspaltung. Diese bleibt bis heute bestehen, auch wenn sich der ökumenische Dialog um eine schrittweise Annäherung zwischen den beiden Kirchen bemüht. Es geht bei der Zielstellung der Ökumene nicht vordergründig um eine Wiedervereinigung der beiden Kirchen, sondern um die Anerkennung des Bestehens der jeweils anderen Kirche, um ein miteinander und nebeneinander. Die Zeit der Glaubenskämpfe von 1550-1648 nennt man seit Wolfgang Reinhard Konfessionalisierung.

Umgang mit der Glaubensspaltung im ökumenischen Dialog

Statt des unklaren und undeutlichen Begriffes Glaubensspaltung bevorzugt der ökumenische Dialog den weniger belasteten Begriff Kirchentrennung. Das geschieht nicht zuletzt aus dem Interesse, da mit dem Begriff Glaubensspaltung zu sehr an die schmerzlichen Erfahrungen erinnert wird als daß sein Gebrauch hierbei konstruktiv sein könnte. Außerdem erscheint er neutraler.


Siehe auch: Zeitalter der Glaubensspaltung, Häresie, Apostasie, Schisma, Gegenreformation, Konfessionalisierung, Dreißigjähriger Krieg, Morgenländisches Schisma